Die Münchner Räterepublik auch Bayerische Räterepublik genannt wurde am 7 April 1919 ausgerufen Sie stellte den etwa vie
Münchner Räterepublik

Die Münchner Räterepublik, auch Bayerische Räterepublik genannt, wurde am 7. April 1919 ausgerufen. Sie stellte den etwa vier Wochen währenden Versuch dar, im fünf Monate zuvor gegründeten Freistaat Bayern eine sozialistische Räterepublik zu etablieren.
Die Ausrufung des bayerischen Freistaats war im Zuge der Novemberrevolution erfolgt, die ab Anfang November 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs einhergegangen war und das ganze Deutsche Reich erfasst hatte. Nach dem bayerischen König Ludwig III. waren Ende 1918 auch alle weiteren Monarchen und herrschenden Fürsten der deutschen Teilstaaten, einschließlich des deutschen Kaisers Wilhelm II., geflohen oder gestürzt worden. Nahezu überall in Deutschland, so auch in Bayern, hatten sich revolutionäre Arbeiter- und Soldatenräte gebildet. In der Folge dieser Revolution kam es zu Auseinandersetzungen, in denen eine Koalition aus Vertretern eines parlamentarischen politischen Systems, antidemokratisch gesinnten Freikorps und nationalkonservativ geprägten Reichswehrtruppen den Widerstand der sozialistisch orientierten Räterepublik (der sog. „Roten Armee“) blutig niedergeschlagen und die aus der Novemberrevolution hervorgegangenen Rätestrukturen zerschlagen worden waren. Reichsweit wurden nach der militärischen Niederschlagung der Rätebewegung durch die Freikorps in Rheinland-Westfalen, Bremen, Mitteldeutschland und Berlin und zuletzt in Bayern Ende Juli mit Verabschiedung der Weimarer Verfassung parlamentarische Staatsstrukturen als Grundlage der etwa 13 Jahre dauernden Weimarer Republik in Deutschland geschaffen.
Der als Ergebnis der Revolution aus dem vormaligen Königreich Bayern am 8. November 1918 von Kurt Eisner (USPD) ausgerufene „Freistaat“ geriet nach dem am 21. Februar 1919 ausgeführten tödlichen Mordanschlag auf Eisner, dem ersten Ministerpräsidenten der bayerischen Republik, in eine Krise, die zur Spaltung der vorher schon relativ heterogenen und instabilen revolutionären Bewegung in Bayern führte. Im Zuge dieser von einem politischen Machtvakuum geprägten Krise sprachen sich die einander gegenüberstehenden Interessengruppen gegenseitig die Legitimation für eine neue Regierungsbildung ab. Dennoch wählte der Landtag eine SPD-geführte Minderheitsregierung unter der Ministerpräsidentschaft von Johannes Hoffmann (MSPD); die Regierung Hoffmann amtierte ab dem 17. März 1919.
Am 7. April 1919 wurde vom Zentralrat der bayerischen Republik unter Ernst Niekisch und dem Revolutionären Arbeiterrat in München die bayerische Räterepublik ausgerufen. Hoffmann geriet in München in die Defensive, wurde für abgesetzt erklärt und wich mit seinem Kabinett nach Bamberg aus. In ihrer Führung war die Räterepublik zunächst von pazifistischen und anarchistischen Intellektuellen wie Ernst Toller, Erich Mühsam und Gustav Landauer geprägt. Nach dem von Rotgardisten unter dem Kommando Rudolf Egelhofers vereitelten – gegen die Räterepublik gerichteten – sogenannten Palmsonntagsputsch dominierten ab 13./14. April führende KPD-Mitglieder wie Eugen Leviné, Max Levien und Egelhofer selbst (als Münchner Stadtkommandant) die Räteregierung. Die Münchner Räterepublik hatte sich von Anfang an paramilitärischer Angriffe der von Bamberg aus mobilisierten Freikorpsverbände zu erwehren, die wenig später von regulären, durch die Reichsregierung in Marsch gesetzten Armee-Einheiten verstärkt wurden. Bis zum 2. Mai 1919 unterlag die Räterepublik schließlich deren militärischer Übermacht. Rund 2000 vermeintliche oder tatsächliche Anhänger der Räterepublik wurden in den nachfolgenden Wochen mit Haftstrafen sanktioniert, von Standgerichten zum Tode verurteilt oder unmittelbar ermordet.
Bayern entwickelte sich nach der blutigen Niederschlagung der Räterepublik zur konservativ-nationalistischen „Ordnungszelle“ im Deutschland der Weimarer Republik, in der die „Brutstätten“ des Nationalsozialismus entstanden.
Überblick
Am Ende des Ersten Weltkriegs kam es angesichts der sich spätestens ab Ende September 1918 abzeichnenden Kriegsniederlage Deutschlands und Österreich-Ungarns sowie der aus der Unterversorgung resultierenden Not zur Novemberrevolution im Deutschen Reich. Die Revolution breitete sich innerhalb weniger Tage ausgehend vom Matrosenaufstand in Wilhelmshaven und Kiel im gesamten Reich aus und erfasste auch das Königreich Bayern und dessen Hauptstadt München – noch vor der Reichshauptstadt Berlin.
Als erster deutscher Monarch war am 7. November 1918 der bayerische König Ludwig III. geflohen. Damit ging die seit 1180 dauernde Herrschaft der Wittelsbacher zu Ende. Kurt Eisner von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) rief den „Freien Volksstaat Bayern“ aus und wurde vom Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat zum ersten Ministerpräsidenten der bayerischen Republik gewählt.
Sofort begann eine massive Propaganda von Adel, bürgerlicher Presse, Kirchen und Militärs gegen die neue Regierung „von Jehovas Zorn“, die mit Acht-Stunden Tag, allgemeinem und Frauenwahlrecht eine neue vorläufige Verfassung brachte. Aber auch die Anerkennung der deutschen Kriegsschuld empörte die monarchistischen Kreise. Am 12. Januar 1919 fand nach einem neuen allgemeinen Wahlrecht die Wahl zu einem verfassunggebenden Landtag statt, bei der die USPD eine schwere Niederlage hinnehmen musste.
Nachdem Eisner am 21. Februar 1919, kurz vor seiner geplanten Rücktrittserklärung, von dem Attentäter Anton Graf von Arco auf Valley ermordet worden war, wurde die Landtagssitzung nach Tumulten, die zwei weitere Todesopfer zur Folge hatten, vertagt. Als provisorische Regierung konstituierte sich ein „Zentralrat der bayerischen Republik“ unter Ernst Niekisch (SPD, später USPD). In der Folgezeit spitzten sich die Machtkämpfe zwischen Anhängern des Rätesystems und des pluralistischen Parlamentarismus zu.
Am 17. März wurde Johannes Hoffmann (SPD) als Vertreter einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie vom Landtag zum Ministerpräsidenten Bayerns gewählt. Gegen dessen Regierung kam es am 7. April zur Bildung des Zentralrat der Räterepublik, die sich in zwei Phasen aufteilen lässt: Die erste war in ihrer Führung dominiert von pazifistischen und anarchistischen Intellektuellen, die zweite von Anhängern und Mitgliedern der Kommunistischen Partei Deutschlands.
Ab Mitte April griffen vom inzwischen nach Bamberg ausgewichenen Kabinett Hoffmann zu Hilfe gerufene Freikorpseinheiten, vereinzelt auch als Weiße Truppen bezeichnet, die Verteidiger der Räterepublik an und eroberten zusammen mit aus Berlin entsandten Reichswehrverbänden München bis zum 2. Mai 1919 zurück. Im Laufe der Kämpfe kam es zu Grausamkeiten, bei denen hunderte Menschen starben, in der Mehrzahl als Opfer der Freikorps.
Die Errichtung der Räterepublik sowie verschiedene Entwicklungen im Revolutionsverlauf, zum Beispiel das Vorgehen der SPD-Spitze mit ihrem Rückgriff auf reaktionäre und republikfeindliche militärische und paramilitärische Verbände zur Niederschlagung der Räterepublik, begünstigten nationalistische Kräfte in Bayern. In den 1920er Jahren wurde Bayern zur „Ordnungszelle“ des Deutschen Reiches. Hier begann auch die politische Karriere des späteren Diktators Adolf Hitler, der 1923 in München mit einigen Anhängern den erfolglosen „Hitlerputsch“ durchführte.
Chronik
1918
- 29. Oktober–3. November: Die Meuterei von Besatzungen der Hochseeflotte in Wilhelmshaven und der sich daran anschließende Kieler Matrosenaufstand lösen innerhalb weniger Tage reichsweit die Novemberrevolution aus.
- 7./8. November: Die Revolution erreicht München. König Ludwig III. flieht und wird für abgesetzt erklärt. Kurt Eisner (USPD) ruft im Mathäser-Bräu die Republik aus und verkündet den Freien Volksstaat Bayern. Der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat wählt ihn zum Ministerpräsidenten Bayerns.
- 9. November: In Berlin wird zuerst von Philipp Scheidemann eine (parlamentarische) „deutsche Republik“, kurz darauf von Karl Liebknecht eine „sozialistische Republik“ für ganz Deutschland ausgerufen, nachdem die (zu dem Zeitpunkt noch unzutreffende) Abdankung des Kaisers proklamiert worden war.
- 11. November: Vertreter der Alliierten und des Deutschen Reiches unterzeichnen einen Waffenstillstand, der das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutet.
- 12. November: Der König von Bayern entbindet in der Anifer Erklärung die Beamten vom Treueid auf seine Person, nachdem er eine Abdankung verweigert hat.
1919
- Januar: Spartakusaufstand in Berlin. Nach dessen militärischer Niederschlagung werden die führenden Gründer der KPD, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, am 15. Januar von Freikorpssoldaten ermordet.
- 10. Januar bis 4. Februar: Bremer Räterepublik
Die Ereignisse in Bayern, vor allem in München:
- 5. Januar: Das Kabinett Kurt Eisners verabschiedet ein „vorläufiges Staatsgrundgesetz für den Volksstaat Bayern“.
- 7. Januar: Etwa 4000 arbeitslose Rüstungsarbeiter demonstrieren auf der Theresienwiese für eine höhere Arbeitslosenunterstützung. Die Schutzwache geht unter Maschinengewehrfeuer gegen die Menge vor.
- 11. Januar: In der Nacht werden nach einer Schießerei zwischen Militär und Linksradikalen zahlreiche Führer der Linken, darunter Max Levien und Erich Mühsam verhaftet. Demonstranten erzwingen anderntags ihre Freilassung. Bei einer Kundgebung mit den beiden gibt es bei Schießereien sechs Tote.
- 12. Januar: Wahl zum verfassunggebenden Landtag, die von KPD und Anarchisten boykottiert wird. Die USPD, die mehrheitlich für eine Räterepublik steht, erhält landesweit lediglich 2,5 % und unterliegt deutlich der SPD, der BVP, der DDP/DVP, und dem BB.
- 16. Februar: Massendemonstration auf der Theresienwiese, bei der die Ausrufung einer Rätedemokratie gefordert wird
- 21. Februar und Folgetage: Eisner wird, kurz vor seiner geplanten Rücktrittserklärung, auf dem Weg zum Landtag von Anton Graf von Arco auf Valley, einem völkischen Rechtsextremisten, ermordet. Nach darauf sich anschließenden Tumulten im Landtag mit Schusswechseln und zwei weiteren Todesopfern wird die Landtagssitzung vertagt. In der Folge konstituiert sich ein provisorisch regierender Zentralrat der bayerischen Republik unter Ernst Niekisch (SPD). Der Generalstreik wird ausgerufen und über München der Belagerungszustand verhängt.
- 4. März: Der Rätekongress lehnt die Bildung einer Koalitionsregierung zwischen SPD, USPD und dem damals als liberal geltenden Bayerischen Bauernbund sowie die Einberufung des Landtags und Neuwahlen der Räte zunächst noch ab.
- 17. März: Johannes Hoffmann (SPD) wird vom bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt. Die Auseinandersetzungen um die Frage „Räterepublik oder Parlamentarismus“ verschärfen sich.
- 21./22. März: Die Nachricht der Ausrufung einer sozialistischen Räterepublik in Ungarn unter Béla Kun gibt der Rätebewegung in Bayern neuen Auftrieb.
Münchner Räterepublik im engeren Sinn
- 7. April: Der Zentralrat und der Revolutionäre Arbeiterrat rufen die Räterepublik Baiern aus.
- 7. April bis 13. April: Erste Phase der Münchner Räterepublik unter Führung eines von linken Intellektuellen und Anarchisten dominierten „Zentralrats“. Das Kabinett Hoffmann flieht aus München nach Bamberg. Die Kabinettsmitglieder der USPD treten aus der Koalition aus und unterstützen die Räteregierung.
- 13. April: Ein mit Billigung der Bamberger Regierung angezettelter Putschversuch („Palmsonntagsputsch“) von Militärs der republikanischen Schutztruppe gegen die Räterepublik wird bei Straßenkämpfen um den Münchner Hauptbahnhof von Rotgardisten unter Rudolf Egelhofer (KPD) niedergeschlagen. Kommunisten setzen darauf den Zentralrat ab und übertragen die Regierung einem „Vollzugsrat“ unter Eugen Leviné und Max Levien. Gustav Landauer und Ernst Toller erkennen den Vollzugsrat an und beteiligen sich zunächst auch an der zweiten Phase der Räterepublik.
- 14. April: Ankündigung des Einsatzes von Freikorpseinheiten gegen die Räterepublik durch die Regierung Hoffmann.
- 15. April: Zunächst erfolgreiche Verteidigung der Räterepublik gegen den Versuch der Freikorps München einzukesseln.
- 16. April: Nach Ablehnung seines Kulturprogramms erklärt Gustav Landauer, resignierend über die Vorstellungen der KPD, seinen Rückzug aus der Politik für die kommunistische Räterepublik. – Am selben Tag gelingt es Einheiten der „Roten Armee“ unter dem Kommando Ernst Tollers, die in Dachau stehenden Freikorpsverbände zu schlagen (Schlacht um Dachau) und sie zunächst zum Rückzug zu zwingen. Auf Seiten der Freikorps fallen vier Offiziere, fünfzig Mann werden gefangen genommen, vier Geschütze gehen verloren. Die Rote Armee verliert acht Mann.
- 17. April: Reichswehrminister Gustav Noske beschließt den Einsatz von Reichswehrverbänden gegen München.
- 26. April: Ein Kommando der Roten Armee verhaftet etwa 20 Personen aus dem Umfeld der völkischen Thule-Gesellschaft im Hotel Vier Jahreszeiten, dem zentralen Sitz der Thule-Gesellschaft. Ihnen werden mit Beweismitteln unterlegte konspirative und subversive Aktivitäten gegen die Räterepublik vorgeworfen.
- 27. April: Nach Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten um Eugen Leviné und anderen linken Revolutionären um Ernst Toller, unter anderem über die Frage, ob angesichts der aussichtslos erscheinenden Lage Verhandlungen mit der Regierung Hoffmann aufgenommen werden sollten, tritt der Aktionsausschuss unter Leviné zurück und wird als Provisorium unter Toller neu gewählt. Verhandlungsversuche mit der Bamberger Regierung scheitern jedoch. Diese fordert die bedingungslose Kapitulation.
- 28. April: Erneute Wahl eines Aktionsausschusses, dem weder Toller noch Kommunisten angehören.
- 30. April: Rotgardisten ermordeten aus Rache zehn der am 26. April inhaftierten Gefangenen der Thule-Gesellschaft und deren Umfeld; eine Tat, die in der zeitgenössischen rechten und bürgerlichen Presse meist als „Geiselmord“ kolportiert wird. Die Münchner Neuesten Nachrichten berichten wahrheitswidrig, dass die Leichen anschließend derart geschändet worden sein, dass nur noch drei Personen identifiziert werden konnten. Daraufhin kommt es zu heftigen Kämpfen in den Vororten Münchens und zu grausamen Massakern der Freikorps an Angehörigen der „Roten Armee“ der Räterepublik und unbeteiligten Zivilisten, darunter 21 Mitgliedern eines katholischen Gesellenvereins.
- 1. Mai: Die Regierungstruppen und Freikorps erreichen München. Gustav Landauer wird von Freikorps verhaftet und am darauffolgenden Tag im Gefängnis von München-Stadelheim misshandelt und ermordet.
- 2./3. Mai: Reichswehr und Freikorps nehmen München ein und beenden gewaltsam die Räterepublik.
Nachwirkungen:
- Mai/Juni: Die meisten führenden Mitglieder der Münchner Räterepublik werden von Standgerichten nach Hochverratsprozessen zu langen Haftstrafen (Ernst Toller: 5 Jahre; Erich Mühsam: 15 Jahre) oder zum Tode verurteilt (Hinrichtung Eugen Levinés am 5. Juni). Einzig Max Levien gelingt die Flucht – er wurde 1937 im Zuge von Stalins Säuberungen in der Sowjetunion hingerichtet. Über 2.000 vermutete oder tatsächliche Anhänger der Räterepublik verloren ihr Leben oder wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Dagegen begnadigte man Graf Arco, den zunächst zum Tode verurteilten Mörder Kurt Eisners, zu einer Haftstrafe und entließ ihn bereits 1924 aus dem Gefängnis.
- 31. Mai: Neubildung der Koalitionsregierung weiterhin unter dem Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (SPD) (Kabinett Hoffmann II) – nun unter Einbeziehung bürgerlich-konservativer Parteien, auch der BVP.
- 14. August: Unterzeichnung der Bamberger Verfassung für Bayern, die am 15. September in Kraft tritt.
- 1. Dezember: Der Kriegszustand über München wird aufgehoben.
Interessengruppen
Die drei bestimmenden politischen Parteien der Revolution, sowohl im Reich als auch in Bayern, waren die MSPD (oder SPD), die USPD und der Spartakusbund, bzw. ab Anfang 1919 die KPD. Speziell in Bayern spielten außerdem der Bayerische Bauernbund und, relativ unabhängig von der Parteienlandschaft, eine Fraktion linksintellektueller, teilweise anarchistischer Schriftsteller und anderer Kulturschaffender, die eher antiautoritäre und undogmatische Vorstellungen von Sozialismus vertraten, eine wichtige Rolle.
Parteien
- Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD, damals auch unter dem Kürzel MSPD für Mehrheits-SPD firmierend) war eher gemäßigt; reichsweit hatte sie eine parlamentarische Demokratie zum Ziel. Sie wollte keine Revolution, sondern Reformen, ihre Maximalforderungen von 1917 findet man im Auer-Süssheim-Antrag (siehe unten). Im Rahmen der Burgfriedenspolitik hatte sie den Krieg unterstützt. An der Revolutionsregierung beteiligte sich die SPD vor allem mit der Absicht, die Kontrolle zu behalten und die Revolution in parlamentarische Bahnen zu lenken. Erhard Auer und Johannes Hoffmann waren zu dieser Zeit die führenden Köpfe der bayerischen SPD. Spätestens ab Mitte März 1919, als Hoffmann vom Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt geworden war, wandte sich die Parteiführung zunehmend offen von der nach links abdriftenden Revolution in München und einigen anderen Städten Bayerns ab. Die SPD-Basis in München, aus der viele in den Räten organisiert waren, reagierte gespalten auf diese Entwicklung. Die von Hoffmann angeführte Regierung musste darauf nach Bamberg ausweichen und bekämpfte von dort aus die Räterepublik mit bewusst gewähltem Einsatz republikfeindlicher paramilitärischer Freikorps. Zu deren Verstärkung bat Hoffmann seinen Parteigenossen in Berlin, den Reichswehrminister Gustav Noske, um Unterstützung durch Reichswehrtruppen zur Niederschlagung der Räteherrschaft in München.
- Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), in Bayern unter dem Vorsitz Kurt Eisners – nach seiner Ermordung Ernst Toller –, war die wesentliche Urheberpartei des Umsturzes in München und befürwortete größtenteils, zumindest für eine Übergangsphase, das Rätesystem. Reichsweit hatte sich die USPD 1917 von der damaligen SPD aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung sowie der Parteiausschlüsse der Kriegsgegner durch die Mutterpartei abgespalten und die Beendigung des Krieges gefordert. Als Pazifist und Organisator des Münchner Munitionsarbeiterstreiks im Rahmen der deutschlandweiten Streikwelle im Januar 1918 war Kurt Eisner von Februar bis Oktober 1918 inhaftiert gewesen. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis setzte er sich an führender Stelle für die Revolution in Bayern ein und wurde zum ersten Ministerpräsidenten der bayerischen Republik. Allerdings betrachtete ein Großteil der linken Wähler nach dem Krieg die Spaltung der Sozialdemokratie in MSPD und USPD für überholt, und die praktische Politik Eisners als zu unklar, wechselhaft und schwankend. Sie wählten bei der Wahl für den verfassunggebenden Landtag mehrheitlich wieder die SPD (MSPD), sofern sie nicht dem Aufruf zum Wahlboykott der KPD und der Anarchisten gefolgt waren. Die USPD kam dabei nur auf 2,5 Prozent der Stimmen.
- Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) wurde erst im Verlauf der Revolution um den Jahreswechsel 1918/19 reichsweit aus dem linken Flügel der USPD, dem Spartakusbund, und anderen linksrevolutionären Gruppierungen in Berlin gegründet. Sie kämpfte für das Rätesystem, die Sozialisierung von Betrieben und war internationalistisch orientiert. Seit der Oktoberrevolution 1917 in Russland und den Umbrüchen in den anderen Staaten Europas am Ende des Ersten Weltkriegs schien für sie die Weltrevolution begonnen zu haben. Eines der Gründungsmitglieder der KPD war Eugen Leviné. Geboren 1886 in Russland, im Alter von 3 Jahren mit seiner Mutter nach Deutschland immigriert, war er sowohl in seiner ursprünglichen als auch seiner neuen Heimat seit Beginn des 20. Jahrhunderts an linksrevolutionären Entwicklungen beteiligt. Leviné wurde von der Berliner KPD-Zentrale als Redakteur der Parteizeitung Die Rote Fahne nach München entsandt, um den kommunistischen Einfluss unter dem bayerischen Parteivorsitz von Max Levien auf die Räterepublik voranzutreiben. Die Wahl zum verfassunggebenden Landtag wurde von der KPD boykottiert. Nachdem sich die Kommunisten unter Levinés Führung an die Spitze der Räterepublik gesetzt hatten, nahm er Kontakt zu Lenin in Moskau auf, um sich der Unterstützung durch die russischen Bolschewiki, die seit der Oktoberrevolution von 1917 den ersten kommunistisch regierten Staat der Welt anführten, zu versichern.
- Der Bayerische Bauernbund war zu jener Zeit eine mehrheitlich linksliberale und antiklerikale Partei, deren Mitglieder in einigen Räten vertreten waren. Die Partei erreichte bei der Wahl am 12. Januar 1919 neun Prozent der Stimmen und war auch in der Regierung Hoffmann vertreten. Einer ihrer revolutionären Protagonisten und zunächst Befürworter des Rätesystems war Karl Gandorfer, der nach dem Tod seines der USPD angehörenden Bruders Ludwig ab dem 10. November 1918 den Vorsitz im (auch bezeichnet als Parlamentarischer Bauernrat) übernahm. Nach der Niederschlagung der Räterepublik zersplitterte die Partei zusehends in divergierende politische Richtungen.
- Am 12. November 1918 wurde die Bayerische Volkspartei (BVP) gegründet. Sie war ein Ableger der reichsweit organisierten Zentrumspartei und schürte im Wahlkampf die Furcht vor „den Bolschewisten“. Aus der Wahl zum verfassunggebenden Landtag am 12. Januar 1919 ging die vor allem von der ländlichen Bevölkerung gewählte BVP mit 35 % zwar vor der SPD (33 %) als stärkste Fraktion hervor, war jedoch noch nicht durchsetzungsfähig genug, um in die erste – parlamentarische – Koalitionsregierung (zwischen SPD, USPD und Bayerischem Bauernbund) zu gelangen. Die revolutionäre Situation ließ dies in den ersten Monaten des Jahres 1919 auch nicht sinnvoll erscheinen. Erst nach der Niederschlagung der Räterepublik wurde sie an der Regierung beteiligt. Später, 1921/22 und von 1924 bis 1933 stellte sie den bayerischen Ministerpräsidenten.
- Ebenfalls während der Revolution, am 5. Januar 1919, wurde mit der Deutschen Arbeiterpartei eine völkisch-rechtsextreme und antisemitische Partei gegründet, die aber zunächst relativ bedeutungslos blieb. 1920 wurde sie in NSDAP umbenannt. Von 1933 bis 1945 herrschte sie als einzige zugelassene Partei in Deutschland.
Nichtparteipolitische Gruppen
Relativ unabhängig von der politischen Parteienlandschaft spielten bei den Revolutionen auch Vertreter des kulturellen Lebens eine wichtige Rolle. Einige Intellektuelle wie der Nationalökonom Lujo Brentano, der Dirigent Bruno Walter, die Schriftsteller Gustav Landauer, Heinrich Mann und Rainer Maria Rilke bildeten den . Öffentlich für die Räterepublik traten auch der Literat Oskar Maria Graf und der legendenumwobene anarchistische Künstler Ret Marut (später als Schriftsteller weltweit bekannt geworden unter seinem Pseudonym B. Traven) in Erscheinung.
Weitere Vereinigungen waren der Allgemeine Studentenausschuss, der Münchens und der . Unter den Künstlern gab es jedoch auch bekannte Gegner der Revolution, beispielsweise Thomas Mann, aber auch er sah die Revolution als durch den fehlenden Widerstand legitimiert an.
Die erste Phase nach der offiziell ausgerufene Räterepublik vom 7. April bis 13. April 1919 war von Literaten wie dem Pazifisten Ernst Toller (USPD), oder den parteilosen Anarchisten Gustav Landauer und Erich Mühsam geprägt. Auch der Finanztheoretiker und Begründer der Freiwirtschaftslehre Silvio Gesell, dem Ernst Niekisch zuvor einen Sitz in der Sozialisierungskommission angeboten hatte, wurde als Finanzminister Mitglied in der Regierung der ersten Räterepublik, dem sogenannten „Zentralrat“. Als Sekretär im Finanzministerium wirkte der Mathematiker, Mediziner und Ökonom Theophil Christen.
Toller und Landauer beteiligten sich auch nach der Führungsübernahme durch die KPD, die die erste Phase der Räterepublik als Scheinräterepublik bezeichnet hatte, an der kommunistisch dominierten zweiten Phase der Räterepublik. Allerdings trat Landauer, enttäuscht von der Haltung und Politik der KPD-Führung, schon drei Tage nach der kommunistischen Revolution von seinen politischen Funktionen und Ämtern zurück.
Abgesehen von der SPD-Führung traten neben schon bestehenden konservativen und republikfeindlichen Parteien einige erst während der Revolution gegründete konservative und rechtsextreme Gruppierungen als strikte Gegner der linken Revolutionäre auf, die jedoch als politische Parteien bis zur Niederschlagung der Räterepublik nur eine marginale Rolle innehatten.
Vorgeschichte
Bayern im Ersten Weltkrieg
Bayern war zu Beginn des Ersten Weltkriegs eine Monarchie, hatte seit 1819 ein Parlament mit allerdings noch beschränkter Macht. Bayern war relativ wenig industrialisiert und hatte damit auch keine große Masse von Proletariern. Dies änderte sich teilweise durch die im Krieg angesiedelten Werke. Durch die Versorgungsengpässe und das Massensterben im Weltkrieg wuchs aber die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung mit der Regierung. Weder im Reich noch in Bayern kam es zu einer schon seit längerem geforderten Demokratisierung. Im September 1917 hatte die SPD, die in Bayern revolutionäre Bestrebungen verwarf, einen entsprechenden Antrag (Auer-Süssheim-Antrag) im bayerischen Landtag gestellt, in dem die wesentlichen Forderungen der bayerischen SPD enthalten waren, unter anderem: Abschaffung der privilegierten ersten Kammer des Landtags („Kammer der Reichsräte“, in der nur der Adel vertreten war), sowie die Aufhebung des Adelsstandes insgesamt, ein allgemeines, gleiches, direktes und geheimes Wahlrecht, mehr Rechte für den Landtag und Trennung von Kirche und Staat. Dieser Antrag war aber am Widerstand von Zentrum, Bauernbund und den Liberalen gescheitert.
Bei den reichsweiten Januarstreiks von 1918 wurden in Bayern, ebenso wie in vielen anderen Orten des Deutschen Reiches, ein Verständigungsfriede und weiterhin Demokratisierungen gefordert. Nach der Niederschlagung dieser Streikwelle wurde Kurt Eisner aufgrund seiner Beteiligung an ihrer Organisation in München verhaftet. Er wurde erst am 14. Oktober 1918 wieder freigelassen, als er von der USPD für eine Nachwahl um ein Reichstagsmandat aufgestellt wurde. Die USPD hatte sich für ihn entschieden, da der Kandidat der SPD Erhard Auer nicht zu schlagen war und sie so der Regierung vorwerfen konnten, sie behindere durch die Inhaftierung eines bisher keines Verbrechen verurteilten Mannes die Wahl. Die Regierung entließ ihn daraufhin, da sie dachte, die USPD in einem Wahlverfahren besser überwachen zu können.
Zum Ende des Krieges wurde das Deutsche Reich de facto nicht vom Kaiser oder seiner Regierung, sondern von der Obersten Heeresleitung (OHL) unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff in der Art einer Militärdiktatur regiert.
In weiten Kreisen der bayerischen Bevölkerung wurde die Politik des preußischen Obrigkeitsstaats als eine der Hauptursachen für den Krieg betrachtet. Dem bayerischen König Ludwig III. wurde vorgeworfen, nur ein Parteigänger des Kaisers zu sein. Dadurch verlor der schon zuvor unbeliebte König, der sich nach Ansicht der Bevölkerung 1913 zu Unrecht vom Prinzregenten zum König gemacht hatte, nach dem Eingeständnis der Kriegsniederlage durch die Oberste Heeresleitung (OHL) die letzte Autorität und Loyalität in Bayern.
Die OHL hatte erst Ende September 1918 die deutsche Niederlage im Weltkrieg offiziell eingestanden, obwohl sie die Lage schon im August als aussichtslos eingestuft hatte. Ende Oktober sollte die Hochseeflotte trotzdem noch zu einer aussichtslosen Entscheidungsschlacht auslaufen. Die Matrosen weigerten sich, sich so kurz vor dem ersehnten Kriegsende auf eine Selbstmordmission zu begeben.
Am 29. Oktober meuterte im norddeutschen Wilhelmshaven die Besatzung der Kriegsflotte und wenig später kam es in Kiel zum offenen Aufstand der Matrosen, die die Stadt bis zum 3. November in ihre Gewalt brachten. Während des Aufstands wurden Soldaten- und Arbeiterräte gebildet. Der Erfolg der Matrosen breitete sich in kurzer Zeit in ganz Deutschland aus und führte zur Novemberrevolution.
In Bayern kam es noch zu einem letzten Versuch, die Monarchie mit einer Verfassungsreform zu retten. Regierung und Parlament einigten sich am 2. November 1918 auf ein Abkommen zur Einführung des Verhältniswahlrechts, eine Reform der ersten Kammer des Landtags und die Überprüfung von Standesvorrechten. Am 7. November wurde die Regierung umgebildet und erstmals Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten daran beteiligt. Das Abkommen zur Parlamentarisierung wurde am 6. November von der 2. Kammer gebilligt und sollte am 8. November von der 1. Kammer verabschiedet werden. Aber diese Reformen kamen zu spät. Sie wurden durch die sich überstürzenden Ereignisse der Revolution überrollt.
Novemberrevolution
Massenkundgebung auf der Theresienwiese
Am 7. November 1918, als sich die russische Oktoberrevolution zum ersten Mal jährte, veranstalteten die SPD, Gewerkschaften und die USPD eine gemeinsame Friedenskundgebung auf der Münchner Theresienwiese. Um den eingeleiteten Übergang zur parlamentarischen Monarchie in Bayern nicht zu gefährden, forderte König Ludwig III. die Polizei zur Zurückhaltung auf, obwohl Hinweise auf einen Umsturzversuch durch die USPD vorlagen.
Um 15 Uhr begann die Kundgebung auf der Theresienwiese mit etwa 60.000 Teilnehmern (München hatte damals rund 600.000 Einwohner). An verschiedenen Stellen des Platzes sprachen zwölf Redner, unter anderem Erhard Auer, der Vorsitzende der bayerischen SPD, Ludwig Gandorfer (USPD) sowie Kurt Eisner. Einige Redner wollten die Leute beruhigen und wiesen auf die kommenden Reformen hin, andere forderten ein sozialistisches Rätesystem. Eisner, der Vorsitzende der USPD, hatte sich mit seinen Anhängern bereits zu Beginn der Kundgebung im Norden der Theresienwiese aufgestellt, um anschließend schnell und möglichst ohne aufgehalten zu werden, zu den Kasernen zu kommen. Nach den Reden wurde eine Resolution angenommen, in der ein sofortiger Friedensschluss, der Rücktritt des deutschen Kaisers, der Achtstundentag und eine Arbeitslosenversicherung gefordert wurde.
Im Anschluss an diese Kundgebung setzte sich der Hauptzug der Demonstration zum Friedensengel in Marsch. Dort löste sich der Zug nach einer Rede von Franz Schmitt, einem Landtagsabgeordneten der SPD, auf.
Die meisten Betriebe, Geschäfte und Ämter hatten an diesem Tag geschlossen, um ihren Angestellten die Möglichkeit zu geben, an der Kundgebung teilzunehmen.
Marsch zu den Kasernen und Flucht des Königs
Ohne dass es zunächst weiter beachtet wurde, entfernten sich etwa 2.000 Demonstranten unter Führung von Kurt Eisner und Ludwig Gandorfer zuerst zur Kraftwagenkolonne der Kraftfahr-Ersatzabteilung in der Kazmairstraße. Die Behörden vertrauten auf die Münchner Garnisonstruppen und maßen der Aktion keine große Bedeutung bei. Die Kraftfahrer schlossen sich dem Demonstrationszug an, der nacheinander zur Ersatzkompanie des Münchner Landsturmbataillons, zur Marsfeldkaserne, Türkenkaserne und zu den Kasernen auf dem Oberwiesenfeld und an der Dachauer Straße marschierte. Auch dort schlossen sich jeweils viele Soldaten an. Kriegsmüdigkeit, die Überzeugungskraft der Revolutionäre oder die Teilnahme befreundeter Kameraden bildeten für die meist den unteren Mannschaftsgraden angehörenden Soldaten die Motivation, sich von der revolutionären Aufbruchstimmung mitreißen zu lassen.
Gegen 19 Uhr erschienen die ersten Demonstranten vor der königlichen Residenz. Philipp von Hellingrath, der bayerische Kriegsminister, musste eingestehen, dass in München keine Truppen mehr zur Verfügung standen, um die Monarchie zu verteidigen. Mit auswärtiger Hilfe konnte nicht gerechnet werden, da Meldungen von Unruhen auch andernorts vorlagen. Angesichts der für den König prekären Situation wurde Ludwig III. von Otto Ritter von Dandl die Flucht empfohlen. Zusammen mit seiner schwerkranken Frau, drei Töchtern, dem Erbprinzen Albrecht und einem kleinen Hofstaat verließ der König München in Zivilkleidung. Die drei Mietautos mit den Flüchtenden hatten Schloss Wildenwart am Chiemsee zum Ziel.
Regierungsübernahme durch Eisner
Nachdem die Revolutionäre Einrichtungen wie den Hauptbahnhof, Gebäude der Regierung oder militärische Einrichtungen ohne Widerstand besetzt hatten, hielt Kurt Eisner eine Versammlung im Franziskaner-Bierkeller ab und nahm danach im Mathäserbräu an einer Massenveranstaltung teil. Dort wurde ein Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat gebildet. Zum Vorsitzenden wurde Franz Schmitt (SPD) gewählt.
Gemeinsam zogen sie zum nahen Landtag in der Prannerstraße, wo Eisner in der ersten Stunde des 8. November den Freien Volksstaat Bayern als Freistaat verkündete und eine Meldung an die Druckereien und die Presse gab.
Auf Grund der Ereignisse in München kam es auch in anderen bayerischen Städten, zum Beispiel in Kaiserslautern (damals war die Pfalz bayerisch), Ingolstadt, Passau und Kempten, zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten, die vornehmlich mit Mitgliedern der SPD und USPD besetzt wurden.
Der bayerische Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat wählte eine Revolutionsregierung aus USPD und SPD mit Kurt Eisner (USPD) als Ministerpräsident und Außenminister, Erhard Auer (SPD) als Innenminister, Johannes Hoffmann (SPD) als Kultusminister, Edgar Jaffé (USPD) als Finanzminister und Albert Roßhaupter (SPD) als Militärminister.
Ein provisorischer Nationalrat, der sich aus Vertretern des Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrates, der Gewerkschaften, der Berufs- und Frauenverbände und den Fraktionen der SPD und des Bauernbundes im bayerischen Landtag zusammensetzte, trat an die Stelle des ehemaligen Landtags der Monarchie.
Am 12. November, einen Tag nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten der Entente, entband Ludwig III. die bayerischen Beamten vom Treueid auf seine Person, was im Grunde seiner Abdankung gleichkam, auch wenn er sich zu einer formellen Abdankungserklärung nicht bereit erklärte. Die Revolutionsregierung erlaubte dem ehemaligen König, sich in Bayern aufzuhalten. Als „Unterstützung“ erhielt er 600.000 Mark.
Exkurs: Novemberrevolution in Berlin und im Reich
Am 9. November proklamierte in Berlin zuerst Philipp Scheidemann (SPD) eine (parlamentarisch-pluralistisch gedachte) „deutsche Republik“, und nur wenige Stunden nach ihm Karl Liebknecht vom Spartakusbund die „Freie Sozialistische Republik Deutschland“. Diese kurz nacheinander erfolgten Ausrufungen unterschiedlicher Republiksysteme für das deutsche Reich deuteten schon die neue innenpolitische Frontlinie zwischen den Anhängern der Rätedemokratie und denen des Parlamentarismus an.
Den meisten revolutionären Arbeitern und Soldaten war jedoch die Tragweite dieses Richtungskonfliktes zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich bewusst. Ihnen ging es zunächst vor allem um das Ende des Krieges und der Militärdiktatur. Auch die Unterschiede zwischen SPD, USPD und Spartakusbund (der knapp zwei Monate später in der KPD aufging) erschienen vielen angesichts der neuen Situation und dem greifbar nahen Ende des Weltkriegs als überholt. Die meisten Aufständischen, ob in Berlin, München oder anderswo, erwarteten eine baldige neue Einigkeit der verschiedenen Flügel der im Prinzip noch oder wieder als Einheit begriffenen Sozialdemokratie. Dass im Hintergrund jedoch die Fäden zur endgültigen Spaltung der ursprünglichen Sozialdemokratie schon gezogen waren, ahnten bis zum 9. November nur wenige. Die Spitze der Reichs-SPD (namentlich Friedrich Ebert) schuf durch einen geheimen Pakt zwischen dem neuen Chef der Obersten Heeresleitung Wilhelm Groener und der SPD-Reichsregierung am 10. November 1918 die Voraussetzungen für die spätere militärisch-gewaltsame Niederschlagung einer sozialistisch motivierten Fortsetzung der Revolution. Ebert machte Groener für die Unterstützung seiner Regierung durch die Reichswehr weitreichende Zugeständnisse in Bezug auf den Erhalt der alten Strukturen in Militär und Verwaltung.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Novemberrevolution in ganz Deutschland mit politischen Aufständen, beispielsweise in Kiel (Matrosenaufstand), Berlin, Bremen und Hamburg um sich gegriffen. Fast überall bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte.
Der Untergang der Monarchie in Deutschland war spätestens seit dem 9. November nicht mehr aufzuhalten. Bis zum 23. November mussten alle regierenden Fürsten der deutschen Länder einschließlich Kaiser Wilhelm II. dem Bayerischen König folgen und abdanken.
Am 11. November kam es in Compiègne/Frankreich zum Waffenstillstand zwischen den Alliierten und dem Deutschen Reich. Für die Reichsregierung unterzeichnete der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger den Vertrag. Damit endete der Erste Weltkrieg.
Haltung der Öffentlichkeit
Die Stimmung der bayerischen Bevölkerung schwankte zwischen Hoffnung auf Demokratie und Mitbestimmung – vor allem bei den Arbeitern – und Abneigung gegen die Revolution, insbesondere auf dem Land und im Bürgertum. Die Mehrheit verhielt sich abwartend und hatte weder eine euphorische noch eine ablehnende Haltung.
Die katholische und die evangelische Kirche standen auf der Seite der Monarchie und sahen in der Linken eine größere Gefahr für Deutschland als in der Rechten. Die Kirchen spielten allerdings für das Schicksal der Räterepublik kaum eine Rolle.
Die gesellschaftliche Struktur blieb trotz der Änderung der Staatsform erhalten. Beamte wie zum Beispiel der Regierungspräsident von Oberbayern Gustav Ritter von Kahr behielten ihre Posten und Ämter.
Politik der Revolutionsregierung unter Eisner
Da sich die Revolutionsregierung nur als Übergangsregierung betrachtete, kam es zu keinen tiefgreifenden Reformen. Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung waren die inhaltlichen Gegensätze zwischen der revolutionäreren USPD und der SPD, die die Revolution eindämmen wollte.
Mitte November 1918 wurde der Anarchist Gustav Landauer von Kurt Eisner nach München gerufen. Er sollte als Redner an der „Umbildung der Seelen“ mitarbeiten.
Nachdem Eisner gegenüber der Reichsregierung – zu der Zeit dem Rat der Volksbeauftragten – nicht durchsetzen konnte, dass die geplante neue Reichsverfassung der Zustimmung der Länder bedürfe, sprach er sich in seinem Regierungsprogramm vom 15. November für einen gemeinsamen bayerisch-österreichischen Staat aus. Des Weiteren nahm er Kontakt zum tschechischen Staatspräsidenten bezüglich der Gründung einer Donauföderation auf. Die Föderation sollte vor allem von den Ländern gelenkt werden; der Plan scheiterte am Eingreifen der Reichsregierung. Die Verstaatlichung der Industrie wurde zurückgestellt, lediglich einige Forderungen der Gewerkschaften wie den Achtstundentag und eine bessere Unterstützung der Arbeitslosen setzte man um. Die monarchischen Beamten blieben wie im übrigen Deutschland im Amt.
Die Strukturen des kaiserlichen und königlichen Verwaltungsapparats und der Justiz blieben in ihrem Wesen ebenso unangetastet wie die Banken, Versicherungsgesellschaften und Industrieunternehmen.
Eisner ernannte entsprechend den Reservatrechten Gesandte für Bern, Berlin, Wien und Prag. Um bessere Friedensbedingungen für Bayern zu erreichen, veröffentlichte er Berichte, die die Kriegsschuld Deutschlands belegen sollten, und löste damit in weiten Kreisen eine Welle der Empörung aus.
Unter Kultusminister Johannes Hoffmann wurde eine Schulreform zur Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht durchgeführt. Diese Reform ging mit in das vorläufige Staatsgrundgesetz ein und behielt auch später Bestand.
Der Heraldiker Otto Hupp wurde beauftragt, ein neues Staatswappen zu gestalten.
Zweite Phase der Revolution
Im Januar 1919 begann in ganz Deutschland mit Aufständen in Berlin (vgl. Spartakusaufstand) die zweite Phase der Revolution. Nachdem die Novemberrevolution bis dahin fast ohne Blutvergießen verlaufen war, eskalierte diese Phase vor allem durch das verstärkte Auftreten der von der SPD-Führung, namentlich von Reichswehrminister Gustav Noske rekrutierten republikfeindlichen, antirevolutionären Freikorps in einigen Regionen des deutschen Reichs zu bürgerkriegsähnlichen Situationen mit Tausenden von Todesopfern – vor allem unter den Arbeitern und revolutionären Soldaten.
In der bayerischen Regierung kam es zunehmend zu einer Kontroverse zwischen den Befürwortern des Rätesystems (USPD) und den Befürwortern einer starken Stellung des Parlaments (SPD). Die Vertreter des Parlamentarismus setzten sich durch, und der Einfluss der Räte sank zunächst im ganzen Land.
Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4. Januar 1919
Am 4. Januar wurde ein vorläufiges Staatsgrundgesetz beschlossen. Es basierte auf der parlamentarischen Demokratie und enthielt keine Elemente des Rätesystems. Dessen Wortlaut:
- Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4. Januar 1919
- Bayern ist eine Republik.
- Bayern ist Mitglied der Vereinigten Staaten Deutschlands (Deutsches Reich).
- Die höchste Gewalt des Bayerischen Staates liegt beim Volk.
- Das Volk äußert seinen Willen durch Abstimmungen und Wahlen der Staatsbürger und die durch die Verfassung eingesetzten Organe. Staatsbürger ist ohne Unterschied der Geburt, des Geschlechtes, des Glaubens und des Berufes jeder Angehörige des Bayerischen Staates, der das 20. Lebensjahr vollendet hat.
- Durch Wahlen der Staatsbürger wird der Landtag gebildet, der aus einer Kammer besteht. Die Wahl ist allgemein, gleich, unmittelbar, geheim, nach dem Verhältnisse der Stimmen.
- Wahlberechtigt sind alle bayerischen Staatsbürger, wählbar sind alle bayerischen Staatsbürger über 25 Jahre.
- Die oberste vollziehende Gewalt wird vom Gesamtministerium ausgeübt.
- Das Gesamtministerium hat das Recht, Beschlüsse des Landtags spätestens innerhalb 4 Wochen der Volksbestimmung (Referendum) zu unterbreiten. In solchen Fällen werden die Beschlüsse des Landtags erst wirksam, wenn sie in der Volksabstimmung mit einfacher Mehrheit der abstimmenden Staatsbürger bestätigt sind.
Entscheidet die Volksabstimmung gegen den Landtag, so ist er aufzulösen.
Entscheidet sie gegen das Gesamtministerium, so hat es zurückzutreten. - Der Staat sichert die Unverletzlichkeit der Person, Freiheit des Glaubens und der Meinung in Rede und Schrift, Freiheit der Lehre, Wissenschaft und Kunst.
- Das Eigentum ist unverletzlich. Die Enteignung von Vermögen kann nur zum Zwecke des Gemeinwohls auf Grund von Gesetzen erfolgen.
- Vor dem Gesetze sind alle Einwohner gleich. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden. Die Rechtsprechung wird durch unabhängige Gerichte ausgeübt.
- Alle Vorrechte der Geburt und des Adels, sowie Titel, die keine Berufsbezeichnungen sind, werden aufgehoben. Neue Fideikommisse dürfen nicht errichtet werden, die bestehenden sind durch besonderes Gesetz aufzuheben.
- Die öffentlichen Lasten sind ansteigend nach der Leistungsfähigkeit zu verteilen.
- Die Gemeinden und Gemeindeverbände haben das Recht, weitgehender Selbstverwaltung. Die Wahlen zu den gemeindlichen Vertretungskörpern erfolgen nach den Grundsätzen des Landtagswahlrechts.
- Die Glaubensgesellschaften sind unabhängig von Staate und unterstehen dessen Schutz. Alle Glaubensgesellschaften sind gleichberechtigt und frei in ihrer Bestätigung. Niemand kann zum Eintritt in eine Glaubensgesellschaft, zur Teilnahme an ihren Kultus oder zum Verbleiben in einer Glaubensgesellschaft gezwungen werden. Bestehende Rechte der Glaubensgesellschaften können nur auf dem Wege der Gesetzgebung abgelöst werden.
- Das Unterrichtswesen ist eine staatliche Angelegenheit. Die Erteilung des Religionsunterrichts obliegt den Glaubensgesellschaften. Staatliche Lehrpersonen können zur Erteilung des Religionsunterrichts nicht gezwungen werden; die Erziehungsberechtigten können von Staatswegen nicht gezwungen werden, die ihnen anvertraute Jugend zur Teilnahme am Religionsunterricht oder an religiösen Übungen anzuhalten.
- Die Beamten haben das unbeschränkte Recht ihrer staatsbürgerlichen Betätigung. Die Rechte der Beamten bleiben unangetastet.
- Bis zur endgültigen Erledigung des Verfassungsentwurfes, der dem Landtag sofort nach seinem Zusammentritt vorgelegen werden muss, übt die revolutionäre Regierung die gesetzgebende und vollziehende Gewalt aus.
- Dieses Staatsgrundgesetz tritt, insoweit es nicht bloße Programmsätze (Ziff. 11, 12, 13, 14, 15) enthält, mit seiner Verkündigung in Kraft.
- München, den 4. Januar 1919
- Unterzeichner: Kurt Eisner. E. Auer. H. v. Frauendorfer. Hoffmann. Dr. Jaffé. Roßhaupter. J. Timm. Unterleitner.
Wahlen im Januar 1919
Auf Druck der SPD fanden am 12. Januar 1919 Wahlen zu einem verfassunggebenden Landtag statt, die von der KPD und ihren Anhängern sowie von Anarchisten boykottiert wurden. Bei diesen Wahlen galt erstmals das Verhältniswahlrecht und das Wahlrecht für Frauen.
Die Verlierer der Wahl waren mit dem Bayerischen Bauernbund (Stimmenanteil von 9 Prozent = 16 Mandate/Landtagssitze) und der USPD (2,5 Prozent = 3 Mandate) die Parteien der Revolution. Gewinner waren die Bayerische Volkspartei, die Nachfolgepartei des Bayerischen Zentrums (35 Prozent = 66 Mandate) und die SPD (33 Prozent = 61 Mandate). Die Deutsche Volkspartei (DVP) bzw. in der Pfalz Deutsche Demokratische Partei (DDP) erhielten zusammen 14 Prozent (= 25 Mandate), die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) zusammen mit der pfälzischen Mittelpartei 6 Prozent (= 9 Mandate).
Gegen diese neuen parlamentarischen Mehrheitsverhältnisse organisierten Gustav Landauer, Erich Mühsam und andere Befürworter einer Rätedemokratie am 16. Februar eine erneute Großdemonstration auf der Theresienwiese, auf der die Ausrufung eines Rätesystems gefordert wurde.
Ermordung Eisners
Eisner wurde am 21. Februar auf dem Weg zur konstituierenden Sitzung des Landtags, wo er aufgrund des schlechten Wahlergebnisses den Rücktritt seines Kabinetts anbieten wollte, vom Rechtsradikalen Anton Graf von Arco auf Valley ermordet. Eisner hatte sich die politische Rechte zum Feind gemacht, weil er die Kriegsschuld anerkannte und versuchte, die Sozialistische Internationale wiederzubeleben. Außerdem wurde er als „Preuße“ beschimpft oder aufgrund seiner jüdischen Herkunft gehasst. Die einschlägigen Vorurteile der Rechtsradikalen heizten den Chauvinismus zusätzlich weiter an. An seiner Beisetzung nahmen ca. 100.000 Personen teil.
Ein Mitglied des Revolutionären Arbeiterrats (RAR), der Metzger Alois Lindner, stürmte rund zwei Stunden nach dem Attentat auf Eisner in einem spontanen Akt der Rache in die konstituierende Sitzung des Landtags und schoss auf den SPD-Abgeordneten Erhard Auer, den er schwer verletzte. Der Ministerialreferent Major Paul Ritter von Jahreiß versuchte Lindner an der Flucht zu hindern und wurde von ihm niedergeschossen. Während des folgenden Tumults erschoss ein Unbekannter von der Zuschauertribüne aus den konservativen Abgeordneten Heinrich Osel. Als Reaktion vertagte sich der Landtag. Auer und der niedergeschossene Graf von Arco auf Valley wurden vom berühmten Arzt Ferdinand Sauerbruch behandelt; Jahreiß erlag seinen schweren Verletzungen.
Nach der Ermordung Eisners verschlechtert sich die Stimmung in München zunehmend. Nach einem Aufruf der USPD kam es zum Generalstreik. Die Macht übernahm nun der „Zentralrat der Bayerischen Republik“ unter Ernst Niekisch (SPD, später USPD). Über München wurde der Belagerungszustand verhängt. Am 25. Februar lehnte der elfköpfige Bayerische Rätekongress aus Mitgliedern von USPD, SPD und KPD den Antrag von Erich Mühsam, die Räterepublik auszurufen, zunächst noch ab. Die bürgerliche Presse wurde zensiert, es kam zu einer Radikalisierung der Revolution und zur Verschärfung der Auseinandersetzung zwischen Vertretern des Rätesystems einerseits und des Parlamentarismus andererseits.
„Es wurde gestreikt, man unterdrückte die bürgerlichen Zeitungen, man schoß gelegentlich, man plünderte gelegentlich eine Villa; aber eine gewisse Bewegungsmöglichkeit der Gemäßigten und der Rechtsparteien bestand noch immer, eine wirkliche Diktatur des Proletariats war noch nicht erreicht, offener Krieg mit dem Reich oder, wie man sich ausdrückte, mit »Weimar« wurde noch nicht geführt.“
Regierungsbildungen zwischen Rätekongress und Parlament
Der Rätekongress proklamierte am 1. März eine neue Regierung unter Martin Segitz, die aber von der Mehrheit des Landtags nicht anerkannt wurde und faktisch auch nicht politisch aktiv war.
Am 4. März lehnte der Rätekongress seinerseits noch eine Regierungsbildung durch den Landtag ab, wobei er allerdings in seiner Mehrheit die grundsätzliche Legitimität des Landtags anerkannte.
Am 17. März wählten die Landtagsabgeordneten gegen das Votum der radikalen Linken des Rätekongresses Johannes Hoffmann (SPD) zum neuen Ministerpräsidenten und bestätigten das vorläufige Staatsgrundgesetz.
Im neuen Kabinett, einer Koalitionsregierung zwischen SPD, USPD und Bayerischem Bauernbund, war Hoffmann zusätzlich Außenminister und Kultusminister, Martin Segitz (SPD) Innenminister, Ernst Schneppenhorst (SPD) Militärminister und Karl Neumaier (parteilos) Finanzminister. Der Regierung gehörten auch ein Mitglied des Bauernbundes und Mitglieder der USPD an. Es war eine Minderheitsregierung, die jedoch angesichts der unsicheren revolutionären Umstände von den meisten anderen bürgerlichen und konservativen Parteien des Landtags toleriert wurde. Es gelang dieser parlamentarischen Regierung aber nicht, die Spannungen zwischen Anhängern des Rätesystems und des Parlamentarismus abzubauen. Im Gegenteil wurde sie ihrerseits von der Basis der Rätebewegung zumindest in München nicht anerkannt und hatte dort im Grunde keinen Handlungsspielraum. Innerhalb des linken Parteienspektrums verhärteten sich zwei politisch-ideologische Lager. Auf der einen Seite gruppieren sich die Kommunisten um die aus Russland stammenden Max Levien, Eugen Leviné und Tobias Akselrod. Auf der anderen Seite bildet sich eine Gruppe, die überwiegend aus Sozialisten und Anarchisten bestand, wie die Schriftsteller Ernst Toller, Gustav Landauer und Erich Mühsam.
Am 22. März traf in München die Nachricht von der Ausrufung einer sozialistischen Räterepublik in Ungarn unter Béla Kun ein. Dies gab der Rätebewegung in Bayern neuen Auftrieb. Viele träumten von einer sozialistischen Achse Bayern-Österreich-Ungarn-Russland. Damit waren auch Hoffnungen verbunden, sich gegen die Berliner Reichsregierung, in der sich ein pluralistisches System durchgesetzt hatte, zu behaupten.
Nach einer neuerlichen Revolution flohen das Kabinett Hoffmann und der Landtag nach Bamberg, wo sie ihre Arbeit fortsetzten. Diese Arbeit – ab 7./8. April ohne die Mitglieder der USPD, die nach offizieller Ausrufung der Räterepublik aus der in ihren Augen delegitimierten Regierung in Bamberg austraten – war im folgenden Monat wesentlich geprägt von der Organisation des Kampfes gegen die nun folgende Räterepublik. Davon abgesehen erließ sie am 24. April eine neue Gemeindeverfassung für Bayern.
Die Räterepublik Baiern (erste Räterepublik)
Der unmittelbare Anstoß zur Proklamation der Räterepublik ging von Augsburg aus. Dort verlangten die Teilnehmer einer von der lokalen SPD einberufenen Versammlung nach einem Vortrag Ernst Niekischs am 3. April nahezu einstimmig einen solchen Schritt. Am 4. April traten die Augsburger Arbeiter in den Generalstreik. Der Münchner Zentralrat stellte sich hinter die von Augsburg erhobene Forderung und untersagte das Zusammentreten des auf Betreiben Hoffmanns vom Ältestenrat für den 8. April einberufenen Landtages.
Der Kreis um Hoffmann hielt es zu diesem Zeitpunkt nicht für ratsam, offen gegen die augenscheinlich sehr breite Massenbewegung aufzutreten. Stattdessen versuchten die SPD-Minister, die Linksentwicklung von der Spitze aus unter Kontrolle zu bringen. Schneppenhorst, Minister für militärische Angelegenheiten und Stellvertreter des Ministerpräsidenten, lud nach einer vorhergehenden Aussprache im Ministerrat am Abend des 4. April zu einer Sitzung ins Kriegsministerium ein. Die etwa 30 anwesenden Personen – führende Vertreter der SPD (darunter Minister Segitz und Stadtkommandant Dürr), der USPD (darunter die Minister Simon und Unterleitner), des Bauernbundes und der Anarchisten – sprachen sich sämtlich für die Ausrufung der Räterepublik aus. Fünf amtierende Minister erklärten ihre Bereitschaft, in eine Räteregierung einzutreten. Die Vertreter des Münchner Arbeiterrates bestanden allerdings darauf, vor der Schaffung von Tatsachen noch die KPD zu konsultieren. Während einer zweiten, in der gleichen Nacht stattfindenden Versammlung, an der etwa 150 Personen teilnahmen, erschien eine von Eugen Leviné geleitete Delegation der KPD. Leviné, der das Scheitern des aus einer ähnlichen Situation heraus begonnenen Berliner Januaraufstands vor Ort miterlebt hatte, sprach sich – für die Anwesenden völlig überraschend – ausdrücklich gegen die Proklamation der Räterepublik aus und verband seine Absage mit heftigen Angriffen:
„Wir Kommunisten hegen das größte Misstrauen gegen eine Räterepublik, deren Träger die sozialdemokratischen Minister Schneppenhorst und Dürr sind, die die ganze Zeit den Rätegedanken mit allen Mitteln bekämpften. Wir können es uns nur als einen Versuch bankrotter Führer, durch eine scheinbar revolutionäre Aktion den Anschluss an die Massen zu gewinnen oder als eine bewusste Provokation erklären. […] Gegenwärtig ist der Augenblick der Proklamierung einer Räterepublik außerordentlich ungünstig. Die Massen in Nord- und Mitteldeutschland sind geschlagen […]. Nach dem ersten Rausch würde folgendes eintreten: Die Mehrheitssozialisten würden sich unter dem ersten besten Vorwand zurückziehen und das Proletariat bewusst verraten. Die USPD würde mitmachen, dann umfallen, anfangen zu schwanken, zu verhandeln und dadurch zum unbewussten Verräter werden. Und wir Kommunisten würden mit dem Blut unserer Besten Eure Tat bezahlen. Wir lehnen es ab, der Sündenbock für die Dummheit und Verworrenheit der anderen zu sein […].“
Nach diesen Ausführungen wurde Leviné als „Saupreuße“ und „verkrachter Politiker“ geschmäht. Laut Erich Mühsam wäre „Schneppenhorst beinahe handgreiflich geworden“. Schneppenhorst hat später behauptet, dass er sich lediglich aus „Angst“ vor den anwesenden Radikalen für die Räterepublik eingesetzt habe. Im Prozess gegen Leviné bestätigten allerdings mehrere Zeugen – darunter Konrad Kübler, der Vertreter des Bauernbunds – dessen Aussage, dass Schneppenhorst zu diesem Zeitpunkt der „eifrigste Verfechter der Räterepublik“ gewesen sei. Kübler vertrat sogar die Ansicht, dass es ohne Schneppenhorsts Initiative vom 4. April nicht zur Ausrufung der Räterepublik gekommen wäre.
Unmittelbar nach dem Eklat verließ die Abordnung der KPD „unter den wütenden Beschimpfungen der Mehrheits-Sozialdemokraten“ den Saal. Die Zurückgebliebenen entschieden in den Morgenstunden des 5. April schließlich, die Ausrufung der Räterepublik um zwei Tage zu verschieben. Diese Zeitspanne nutzte Schneppenhorst, um München zu verlassen – mit der Begründung, unter den Truppen in Franken für die Räterepublik werben zu wollen. Auf Betreiben des von der Reichsregierung nach München entsandten Kurt Riezler folgten ihm bis zum 7. April mit Ausnahme der beiden USPD-Minister alle anderen Kabinettsmitglieder. Hoffmann hatte München bereits am 5. April verlassen. Am 6. April sprach sich ein außerordentlicher Parteitag der SPD Oberbayerns in München mit 240 gegen 13 Stimmen für die Räterepublik aus – „unter der Voraussetzung, dass die drei sozialistischen Parteien (Mehrheitssozialisten, Unabhängige und Kommunisten) sich an der Durchführung der Räterepublik beteiligen.“ Die letzte Entscheidung über das weitere Vorgehen lag aber faktisch bei den Anführern der in München etwa 15.000 Mitglieder zählenden USPD, ohne deren Einverständnis jeder einschlägige Beschluss sofort wirkungslos verpufft wäre. Als Tollers Zustimmung vorlag, wurde am Abend des 6. April auf einer von Niekisch geleiteten Sitzung im Wittelsbacher Palais die Proklamation der „Räterepublik Baiern“ – mit Wirkung zum 7. April, 12 Uhr mittags – und die Bildung eines neben dem weiter bestehenden Zentralrat agierenden Rates der Volksbeauftragten beschlossen. Die Verwendung des „i“ statt des „y“ war als antimonarchistische Spitze gegen die seinerzeit von Ludwig I. angeordnete Schreibweise gedacht.
„Die Diktatur des Proletariats ist Tatsache! Eine Rote Armee wird sofort gebildet! Eine Verbindung mit Rußland und Ungarn wird sofort aufgenommen. Eine Gemeinschaft zwischen dem royalistischen Bayern und dem Kaiserdeutschland mit dem republikanischen Aushängeschild kann nicht mehr sein! Ein Revolutionsgericht wird jeden Versuch reaktionärer Machenschaften rücksichtslos ahnden. Die Lügenfreiheit der Presse hört auf. Die Sozialisierung des Zeitungswesens sichert die wahre Meinungsfreiheit des revolutionären Volkes.“
Bis zum 8. April schlossen sich mit Ausnahme Nürnbergs (wo sich Schneppenhorst aufhielt) alle großen Städte Bayerns, südlich der Donau neben Augsburg und Rosenheim auch viele kleinere Städte und Gemeinden wie Memmingen und Dießen der Räterepublik an. Schon am 9. April setzte aber eine Gegenbewegung ein. Auf Betreiben der SPD-Vertreter lösten viele Räte ihre Verbindung zu München, in Würzburg und Ingolstadt wurden die örtlichen Räte von rechtsgerichteten Militärs und Studenten gänzlich beseitigt. Mit Beschluss vom 11. und „Säulenanschlag“ vom 12. April stellte sich der Arbeiter- und Soldatenrat Fürth gegen die Räterepublik, deren engere Einflusszone von da an auf die Achse Augsburg-München-Rosenheim beschränkt war. Der rechte Flügel des Bauernbundes um Georg Eisenberger konnte den Zentralen Bauernrat in München nun isolieren und die Kontrolle über die Bauernräte in der Provinz wiedererlangen; er wurde in der Folge zu einer wesentlichen Stütze der Regierung Hoffmann, die sich im Bamberger Rathaus niederließ und von dort aus eine publizistische Kampagne gegen die Münchner „Tyrannis“ bzw. die „Fremdstämmige[n] und Phantasten“ einleitete. Hoffmann hielt es zu diesem Zeitpunkt für möglich, die Räterepublik mit in München vorhandenen Kräften niederzuwerfen.
Die einflussreichsten Persönlichkeiten der neubegründeten Räterepublik waren neben dem 26-jährigen Toller (der die von Niekisch abgegebene Leitung des Zentralrats übernahm und damit formell „Staatsoberhaupt“ war) die Anarchisten Gustav Landauer (als Volksbeauftragter für Volksaufklärung), Erich Mühsam (der sich selbst als Volksbeauftragter für Äußeres ins Gespräch gebracht hatte, aber von Toller und Landauer abgelehnt worden war) und Silvio Gesell (als Volksbeauftragter für Finanzen). In deren Umfeld bewegten sich – so das harsche Urteil Arthur Rosenbergs – „dunkle Abenteurer, zum Teil offen pathologische Charaktere“, die die Räterepublik durch einfache Inaktivität oder Verwirrung stiftende, mitunter direkt kompromittierende Maßnahmen lähmten und auch bei anfangs sympathisierenden Beobachtern in Verruf brachten. Vom Volksbeauftragten für Äußeres Franz Lipp hatte nach Angaben Niekischs bis dahin „niemand (…) gehört, aber da man einen anderen Kandidaten nicht hatte, schluckte man diesen.“ Der von Toller vorgeschlagene Lipp versicherte dem päpstlichen Nuntius Pacelli in einem Schreiben seine „Ergebenheit“ und ließ am 10. April folgenden Funkspruch absetzen:
„Tschitscherin, Lenin, Moskau. Proletariat Oberbayerns glücklich vereint. Sozialisten plus Unabhängige plus Kommunisten fest als Hammer zusammengefügt, mit Bauernbund einig. Klerikale uns wohlgesinnt. Liberales Bürgertum als Preußens Agent völlig entwaffnet. Bamberg Sitz des Flüchtlings Hoffmann, welcher aus meinem Ministerium den Abtrittsschlüssel mitgenommen hat. (…) Wir wollen den Frieden für immer. Immanuel Kant: 'Zum ewigen Frieden', 1795, Thesen 2-5.“
Der wohl psychisch kranke Lipp wurde kurz darauf abgelöst und in eine Heilanstalt eingewiesen. Dagegen konnte der im März von Hoffmann eingesetzte „Sozialisierungsspezialist“ Otto Neurath, der eine „Sozialisierung ohne Enteignung“ propagierte, seine Tätigkeit fortsetzen. Gesell kündigte am 11. April in einem Telegramm die Einführung des „absoluten Geldes“ an und forderte die Reichsbank zu einer Stellungnahme auf. Keine einzige der von der Räteregierung angekündigten Maßnahmen – Bildung einer Roten Armee, Aufbau einer „sozialistisch-kommunistischen Wirtschaft“, Sozialisierung der Presse, „Austilgung“ der Bürokratie, Bildung eines Revolutionsgerichts – wurde ernsthaft in Angriff genommen. Banken und Fabriken verblieben in privater Hand, die alten Zivilbeamten arbeiteten weiter, eine Bewaffnung der Arbeiter unterblieb, die polizeilichen Ordnungshüter versahen in der „Republik der Anarchisten“ unangefochten ihren Dienst – „alles wie sonst“, wie das KPD-Blatt Münchner Rote Fahne am 9. April trocken formulierte.Thomas Mann hielt am 7. April in seinem Tagebuch den Eindruck fest, dass es sich bei der Räterepublik augenscheinlich „um ein vorbeugendes Werk der Mehrheitssozialisten handelt, wie schon bei der ersten Revolution“.
Die Kommunisten beteiligen sich nicht an der ersten Räterepublik, da ihnen keine führende Rolle zukam, aber auch aus prinzipiellen Gründen, da die Räteregierung nicht von den Arbeitern gewählt wurde. Die Anführer der KPD – neben Leviné vor allem Max Levien, Willi Budich und Paul Frölich – bezeichneten die Gründung vom 7. April als „Scheinräterepublik“ (auch „Schriftstellerrepublik“) und schlossen , der ohne Rücksprache mit ihnen als Volksbeauftragter für militärische Angelegenheiten in die Räteregierung eingetreten war, aus der Partei aus. Dieser Standpunkt ergab sich neben grundsätzlichen Erwägungen auch aus dem Umstand, dass Leviné der lokalen KPD – deren Mitglieder er in einem Brief als „die reinsten Kinder“ beschrieb – eine aktive und führende Rolle nicht zutraute. Dennoch bemühte sich die Partei seit dem 9. April, Kräfte zur Abwehr der sich bereits deutlich abzeichnenden gegenrevolutionären Gefahr zu mobilisieren.
Unter den Mitgliedern der Münchner SPD fand am 11. April eine Urabstimmung über die Frage der Entsendung eigener Vertreter in die Gremien der Räterepublik statt. Dabei sprachen sich 3.479 Mitglieder für und 3.507 gegen einen solchen Schritt aus.
Kommunistische Räterepublik (Zweite Räterepublik)
Am Palmsonntag, dem 13. April 1919, kam es unter der Führung von Alfred Seyffertitz (1884–1944), einem Kommandanten der zur Bamberger Regierung loyalen Republikanischen Schutztruppe, zu einem Angriff auf die Räterepublik, bei dem einige Mitglieder des Zentralrats, darunter Erich Mühsam, verhaftet wurden. Dieser so genannte Palmsonntagsputsch wurde von der sich im Aufbau befindenden „“ unter Soldatenrat Rudolf Egelhofer (KPD), der als Matrose Ende Oktober 1918 schon am Kieler Aufstand beteiligt gewesen war, noch am selben Tag niedergeschlagen, da sich die meisten Münchner Truppenverbände dem Umsturzversuch nicht anschlossen. Die Republikanische Schutztruppe unterlag gegen 21 Uhr nach Kämpfen am Münchner Hauptbahnhof, die 21 Todesopfer forderten.
Als Reaktion riefen im Hofbräuhaus die Betriebs- und Soldatenräte noch während der Kämpfe die Kommunistische Räterepublik aus. Die gesetzgebende und die vollziehende Gewalt wurden in dieser zweiten Phase der Räterepublik an einen Aktionsausschuss aus 15 Personen unter Führung von Eugen Leviné übertragen. Leviné war von der KPD-Zentrale in Berlin nach München entsandt worden. Zum Aktionsausschuss kamen am 16. April weitere Mitglieder hinzu (u. a. Toller, Klingelhofer und Axelrod), so dass die Anzahl der Mitglieder auf über 30 anstieg. Von diesem Aktionsausschuss wurde ein aus fünf Personen bestehender Vollzugsrat gewählt, der neben Leviné aus Max Levien, Emil Maenner, Wilhelm Duske und Willi Budich (Ps. Dietrich) bestand. Die Führung der Kommunistischen Partei, und damit die eigentlichen Machthaber waren Leviné, Levien, Willi Budich und Paul Frölich (Ps. Paul Werner).
Ebenso wie Leviné stammten Levien und Axelrod ursprünglich aus Russland, wo sie an revolutionären Entwicklungen beteiligt gewesen waren. Obwohl sowohl Leviné als auch Levien schon lange vor dem Ersten Weltkrieg die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatten, steigerte ihre Herkunft in nationalkonservativen und rechtsextremen Kreisen die Angst vor einer „russischen Bolschewisierung“ Bayerns, wobei die jüdische Herkunft (Leviné) bzw. vermeintlich jüdische Herkunft (Levien) eine von rassistischen und antisemitischen Vorurteilen geprägte Grundstimmung im entsprechenden Umfeld noch verstärkte. Diese kommunistische Räteregierung wurde von Teilen der Bevölkerung als „Russenherrschaft“ verunglimpft.
Tatsächlich bildeten die bayerischen Räte in ihrer Gesamtheit jedoch eine äußerst heterogene Mischung mit sehr unterschiedlichen Sozialismus-Vorstellungen. Im Überblick betrachtet waren die Anhänger eines Rätemodells nach sowjetrussischem Vorbild an der Basis der von der KPD dominierten Räteregierung nur eine Minderheit.
Bei alledem war die kommunistische Räterepublik konsequenter in der praktischen Umsetzung ihrer Ziele als ihre unmittelbaren Vorgänger. Doch auch ihr war unter den denkbar ungünstigen Bedingungen der militärischen Bedrohung nur sehr wenig Zeit und Gelegenheit beschieden, ihre Vorstellungen umzusetzen. Es kam zu Maßnahmen wie die Einführung von sogenannten Hauskomitees, das Verbot der bürgerlichen Presse, die Konfiszierung von Privateigentum (u. a. zur Schaffung von Wohnraum), der Ausrufung eines Generalstreiks und umgehenden Verhaftungen.
Ernst Toller und Gustav Landauer erkannten den Aktionsausschuss an und beteiligten sich zunächst auch an der kommunistischen Räterepublik. Allerdings trat Landauer, nachdem sein Kulturprogramm von Leviné abgelehnt worden war, schon drei Tage später, enttäuscht und resignierend wegen Haltung und Politik der KPD-Führung, von allen seinen Posten und Ämtern in der Räterepublik zurück.
Um die Räterepublik zu schützen, wurde die Rote Armee unter Rudolf Egelhofer zu einer Stärke von 9.000–10.000 Mann ausgebaut. Ihm wurde Ernst Toller als stellvertretender Inhaber des militärischen Oberkommandos zur Seite gestellt. Zu den Soldaten gehören neben ehemaligen Berufssoldaten auch Bauern und das städtische Proletariat. Die „Rote Armee“ war militärisch sowohl quantitativ als auch qualitativ, nicht zuletzt aufgrund des Mangels an Erfahrung in deren Mannschaft und Führung, den anrückenden Freikorps und Reichswehreinheiten deutlich unterlegen.
Dennoch gelang es am 16. April einigen Einheiten der Rotgardisten unter dem Kommando Tollers, in der Schlacht um Dachau bis Dachau vorgedrungene Freikorpsverbände zu besiegen und zunächst zurückzudrängen.
Ernst Toller war, bedingt durch seine Kriegserfahrungen als Artillerieunteroffizier, im Grunde ein überzeugter Pazifist. Er übernahm die Befehlsgewalt über die „Rote Armee“ nur ungern, jedoch mit der Einsicht der aus der Situation geborenen Notwendigkeit. Seine Erfahrungen und den gewissensbelastenden Zwiespalt zwischen gewaltablehnender Überzeugung und der Notwendigkeit der Verteidigung einer sozialen Revolution verarbeitete er später im expressionistischen Theaterstück Masse Mensch, das nach seiner späteren Verurteilung im Gefängnis entstand.
Die Räteregierung beabsichtigte, keinen eigenen Weg zu gehen, sondern die Revolution in Bayern zu einem Teil der geplanten Weltrevolution unter Moskauer Führung zu machen – im Verbund mit der ungarischen Räterepublik und einer sich in Österreich zu dem Zeitpunkt scheinbar ebenfalls ankündigenden revolutionären Umgestaltung.
Leviné nahm Kontakt zu Sowjetrussland auf, um sich der Unterstützung Lenins zu versichern. Der schickte ein knapp gehaltenes Telegramm, in dem er seine grundsätzliche inhaltliche Solidarität bekundete und konkrete Fragen stellte, beziehungsweise Vorschläge bezüglich der Umsetzung der proletarischen Machtergreifung unterbreitete. Da sich Russland selbst zwischen 1918 und 1922 in der schwierigen Situation eines Bürgerkriegs (vgl. Russischer Bürgerkrieg) befand, war die Erwartung einer praktischen Unterstützung der Münchner Räterepublik, etwa im Sinn von militärischer Hilfe, allerdings illusorisch.
Niederschlagung der Räterepublik
Inzwischen verbreiteten die Revolutionsgegner Gerüchte über Gräueltaten der Revolutionäre in München, die zu einer massiven Gegenbewegung führten. Die ehemalige Regierung Hoffmann in Bamberg hetzte die Landbevölkerung gegen die „Diktatur der Russen und Juden“ in der Stadt auf, die angeblich die Frauen zu Gemeineigentum erklärt haben. Eine Hungerblockade gegen die Münchner Räterepublik war die Folge.
Hoffmann und die Mehrheit des „Bamberger Landtags“ unterstützten die Bildung von Freikorps zur gewaltsamen Niederschlagung der Räterepublik. Es gelang den „Bambergern“ aber nicht, ausreichend bayerische Truppen zu rekrutieren, die zum Kampf gegen ihre Landsleute in München bereit waren. Ministerpräsident Hoffmann (SPD) forderte deshalb von Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) zusätzlich zu den Freikorps Reichswehrverbände aus Berlin an, die er nach der Niederlage der Freikorps in Dachau zugesagt bekam.
In der zweiten Aprilhälfte rückten zur „Reichsexekution“ etwa 35.000 Reichswehrsoldaten gegen München vor. Noske war von der Regierung in Berlin beauftragt und zeigte sich entschlossen, dem „Karneval des Wahnsinns“ ein gnadenloses Ende zu bereiten. Die Leitung der Operationen übertrug er dem früheren preußischen Generalleutnant Ernst von Oven. Mit dabei waren frühere bayerische Offiziere wie Franz von Epp, der bereits im Jahr 1900 bei der Niederschlagung des Boxeraufstandes im Kaiserreich China und 1904 an dem berüchtigten Massaker an den Herero in Deutsch Südwest-Afrika beteiligt gewesen war. Dem Freikorps Epp schloss sich auch der spätere Führer der SA Ernst Röhm an. Viele Soldaten trugen schon das Hakenkreuz am Helm, das Symbol des völkisch-nationalistischen Geheimbunds Thule-Gesellschaft, deren etwa 250 Münchner Mitglieder in verdeckten Aktionen gegen die Revolution aufgetreten waren.
Die „Rote Armee“ konnte zwar anfängliche Gefechte gewinnen, doch die gegenrevolutionäre „weiße“ Armee aus preußischen und württembergischen Truppen sowie Freikorps besetzte am 20. April Augsburg, wo es daraufhin zu einem Generalstreik kam. Die Bamberger Regierung verhängte am 25. April über München das Standrecht. Den Revolutionären gelang es nicht, ausländische Hilfe zu gewinnen oder den Münchner Erzbischof als Geisel zu nehmen.
In der Folge entstanden Spannungen im Aktionsausschuss zwischen Mitgliedern der USPD (Toller) und der KPD (Leviné). Beide Fraktionen erkannten, dass die Chancen einer erfolgreichen Verteidigung der Räterepublik nahezu aussichtslos waren. Wo die Leute um Toller aber auf Verhandlungen mit der „Regierung Hoffmann“ drängten, um sinnlose Opfer zu vermeiden, bestand die kommunistische Führung auf der Fortführung des Kampfes als historisches Signal für spätere revolutionäre Möglichkeiten. Eine Einigung war nicht möglich, jedoch konnte sich Toller zunächst durchsetzen. Am 27. April trat der Aktionsausschuss zurück. Ein provisorischer Aktionsausschuss aus Toller, Klingelhöfer und Heinrich Keller übernahm die Geschäfte, bis am nächsten Tag von der Versammlung der Betriebs- und Soldatenräte ein neuer Aktionsausschuss und von diesem ein neuer Vollzugsausschuss (Luitpold Wald, Heinrich Kellner, Josef Mayer und Adolf Schmidt) gewählt wurde. Kommunisten waren nun nicht mehr an der Regierung beteiligt. Die gesuchten Verhandlungen mit Hoffmann scheiterten. Er war zu keinen Kompromissen bereit und bestand auf der bedingungslosen Kapitulation der Räterepublik.
Am 26. April 1919 wurden 22 Gegner der Münchener Räterepublik im als Kaserne benutzten Luitpold-Gymnasium interniert. Kurze Zeit später, am 29. April 1919, verbreitet sich das Gerücht, dass bei der Eroberung Grünwalds elf Rotgardisten als Geiseln genommen und ermordet worden seien. Daraufhin wurden am 30. April zehn der Internierten erschossen. Bei den Opfern handelte es sich um sieben Angehörige der Thule-Gesellschaft (darunter Hella Gräfin von Westarp und ), zwei bayerische Weißgardisten sowie den jüdischen Kunstprofessor Ernst Berger, der eine Bekanntmachung der Räteregierung heruntergerissen haben soll. Die Erschießungen fanden vor den Augen der Rotgardisten und der anderen Gefangenen statt, zuvor waren mindestens zwei der Mordopfer durch Schläge schwer misshandelt worden. Den Opfern wurde es erlaubt Abschiedsbriefe zu verfassen. Es ist unklar, ob der Befehl zur Ermordung von Soldatenrat Egelhofer kam oder der lokale Kommandant Fritz Seidel auf eigene Faust gehandelt hat. Auch die Beteiligung bzw. Billigung der im Luitpold-Gymnasium versammelten entmachteten kommunistischen Führung um Leviné und Levien ist unklar. Acht Tatbeteiligte wurden später zum Tode verurteilt und hingerichtet, den möglichen Befehlsgeber Egelhofer ermordeten Weißgardisten nach seiner Ergreifung. Der gesamte Fall wurde von Medien als „Geiselmord von München“ bezeichnet und überregional rezipiert.
Am 1. Mai 1919 schloss die „weiße“ Armee München ein und eroberte die Stadt bis zum darauffolgenden Tag vollständig. Damit endete die letzte Räteregierung sowohl in Bayern als auch in ganz Deutschland. Der Widerstand der übrig gebliebenen etwa 2.000 Kämpfer der „Roten Armee“ war insgesamt schwach und blieb auf einige wenige Stellen beschränkt. In Kolbermoor im Landkreis Rosenheim konnten sich Anhänger der Räterepublik bis zum 3. Mai halten, der Vorsitzende des dortigen Rates Georg Schuhmann wurde am 4. Mai von Freikorpssoldaten ermordet.
Am 6. Mai 1919 wurde in München eine Versammlung des katholischen Gesellenvereins St. Joseph als „spartakistisch“ denunziert. 21 Gesellen wurden erschossen. Das Verbrechen wurde reichsweit als „Münchner Gesellenmord“ bekannt. Verurteilt wegen Totschlags wurden lediglich drei Soldaten. Die Verfahren gegen die Offiziere, die den Münchner Gesellenmord befohlen hatten, wurden eingestellt.
Der „Geiselmord“ vom 30. April im Luitpold-Gymnasium galt den Freikorps als Rechtfertigung für ihre nun folgende Terrorherrschaft in München, die weitaus mehr Menschenleben fordern sollte als die Kämpfe bis zum 3. Mai. Das Standrecht wurde in München am 1. August aufgehoben. Der Kriegszustand endete am 1. Dezember 1919.
Drei Wochen nach der Niederschlagung der Räterepublik legte die Regierung Hoffmann am 24. Mai dem Landtag einen Verfassungsentwurf (Bamberger Verfassung) vor. Bald darauf kehrte sie nach München zurück. Bevor dieser Entwurf verabschiedet werden konnte, leitete ihn die Mehrheit der Abgeordneten zunächst an einen Ausschuss weiter. Am 14. August wurde die „Bamberger Verfassung“ unterzeichnet, die am 15. September in Kraft trat.
- Einige Protagonisten aus der Führungsebene der Münchner Räterepublik
- Erich Mühsam (1878–1934), anarchistischer Schriftsteller, nach Niederschlagung der Räterepublik verurteilt zu 15 Jahren Festungshaft, 1924 amnestiert, zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur erneut inhaftiert und 1934 im KZ Oranienburg ermordet
- Ernst Toller (1893–1939), USPD, linkssozialistisch-pazifistischer Schriftsteller und Dramaturg, nach Niederschlagung der Räterepublik verurteilt zu fünf Jahren Festungshaft, vom NS-Regime ausgebürgert, als Emigrant 1939 Tod durch Suizid in New York/USA
- Gustav Landauer (1870–1919), anarchistischer und pazifistischer Philosoph, unmittelbar nach Niederschlagung der Räterepublik inhaftiert und in der Haft von Freikorps-Soldaten misshandelt und ermordet
- Eugen Leviné (1893–1919), KPD, nach Niederschlagung der Räterepublik zum Tode verurteilt und hingerichtet
„München war die einzige Stadt Deutschlands, in der die ‚Diktatur des Proletariats‘ zeitweilig verwirklicht worden ist. Beinahe vier Wochen bestand die Münchner Räterepublik. Eine Regierung löste die andere ab. Neue Persönlichkeiten tauchten auf und verschwanden ebenso schnell, wie sie gekommen waren. Die Ereignisse flogen wie Bilder in einem Lichtspiel mit fabelhafter Geschwindigkeit am Zuschauer vorüber. Mit ungeheurem Enthusiasmus proklamiert, schien es, dass sich ihr allmählich auch das ganze Land anschließen würde. Aber schon nach zwei Wochen ihres Bestehens wurde es klar, dass früher oder später die Räterepublik an innerer Fäulnis zusammenbrechen müsse.“
Opferbilanz der Kämpfe um die Räterepublik
Während der Kämpfe bis zur Niederschlagung der Revolution wurden 606 Tote registriert, davon waren 233 Kämpfer der Roten Armee und 335 Zivilisten, die meist als vermeintliche Revolutionäre durch die Freikorps getötet worden waren. Die restlichen 38 Toten waren als Angehörige der konterrevolutionären Regierungstruppen/Freikorps gefallen. Die Dunkelziffer weiterer Todesopfer bis 3. Mai liegt hoch, es wurden teilweise bis zu 400 weitere Tote geschätzt, die wesentlich den Erschießungskommandos der Freikorps zum Opfer gefallen sein dürften. Unter anderem wurden 52 russische Kriegsgefangene von einem Freikorps in einer Kiesgrube bei Gräfelfing erschossen.
Gustav Landauer wurde am 2. Mai von Soldaten und Freikorps-Mitgliedern im Gefängnis Stadelheim durch Pistolenschüsse schwer verletzt und schließlich zu Tode getreten. Am 3. Mai wurde auch Kriegskommissar Rudolf Egelhofer ohne Gerichtsurteil ermordet.
Nach der Niederlage der Räterepublik wurden Hunderte auch aufgrund falscher und willkürlicher Denunziationen verhaftet und hingerichtet. Beispielsweise denunzierte ein Pfarrer aus München-Perlach zwölf Arbeiter, die dann von Freikorps-Soldaten ausgeplündert und am 5. Mai im Garten des Hofbräukellers erschossen wurden. Auch Adolf Hitler, zu jener Zeit in München kasernierter Soldat, denunzierte mehrere mit der Räterepublik sympathisierende Kameraden seines ehemaligen Regiments.
In den folgenden Wochen wurden über 2200 Unterstützer der Räterepublik von Standgerichten zum Tode oder zu Haftstrafen verurteilt. Max Levien war einer der wenigen revolutionären Anführer, denen die Flucht gelang. Eugen Leviné wurde des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt. Nach seiner Hinrichtung am 5. Juni 1919 kam es unter anderem in Berlin zu einem Generalstreik. Erich Mühsam wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, jedoch nach 5 Jahren amnestiert, Toller zu fünf Jahren, die er vollständig absaß. Toller wurde im Prozess von Hugo Haase verteidigt. Der Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie, Max Weber, der seit dem Sommersemester 1919 an der Münchner Universität lehrte, trat am 16. Juli 1919 im Strafprozess gegen Toller als Zeuge auf und bekräftigte die „absolute Lauterkeit“ eines radikalen „Gesinnungsethikers“; diese Zeugenaussage trug dazu bei, Ernst Toller, der stellvertretender Kommandeur der „Roten Armee“ gewesen war, vor dem Todesurteil zu bewahren. Silvio Gesell wurde inhaftiert und nach mehrmonatiger Haft im Juli 1919 in einem Hochverratsprozess vor einem Münchner Standgericht aufgrund seiner Selbstverteidigungsrede freigesprochen.
Polarisierung nach der Räterepublik
Der auf beiden Seiten entstandene Hass vergiftete lange die politischen Verhältnisse. Die Tatsache, dass einige der führenden Personen der Räterepublik jüdischer Herkunft waren (Ernst Toller, Erich Mühsam, Gustav Landauer, Eugen Leviné, Tobias Akselrod, Arnold Wadler und Frida Rubiner), lieferte den konservativen und vor allem den rechtsextremistischen Kreisen den Vorwand, um allgemein gegen das Judentum (eine angebliche „jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung“) zu agitieren. Bei breiten Bevölkerungsschichten, in denen zumindest latent schon lange antisemitische Vorurteile vorherrschend waren, stießen sie dabei oft auf fruchtbaren Boden.
Das Trauma, die Wunden und die Folgen der Revolutionszeit, Hunger, Angst, viele Tote, Hass, die Dolchstoßlegende sowie die Versäumnisse der Revolution, wie etwa eine (ausgebliebene) Demokratisierung der monarchistischen Justiz und Verwaltung, waren ein schweres Erbe für die Demokratie in der Zeit der Weimarer Republik und begünstigten den Aufstieg der Nationalsozialisten, der in Bayern seinen Ausgang nahm.
Die juristische Aufarbeitung der Münchner Räterepublik nach ihrer Niederschlagung zeigte zum ersten Mal in großem Stil die politische Einseitigkeit der Justiz in der Weimarer Republik: Während politisch rechts motivierte Verbrechen gar nicht oder sehr milde bestraft wurden, wurden links motivierte Straftaten mit der vollen Härte des Gesetzes verfolgt.
Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Räterepublik änderte sich das politische Klientel in der Stadt: Kommunisten und linke Sympathisanten verließen sie, während sich rechte Gruppierungen in München in Stellung brachten. Nach der Niederschlagung der Revolution setzte eine Art Konterrevolution ein. Spätestens ab 1920 machten unter der Ministerpräsidentschaft Gustav Ritter von Kahrs die rechten Machthaber Bayern zur rechtsextremen „Ordnungszelle“ in Deutschland. Der Freistaat galt zugleich als wichtiger Zufluchtsort für viele andernorts straffällig gewordene Rechtsextremisten, beispielsweise Mitgliedern der Terrorgruppierung Organisation Consul, die für mehrere politische Morde verantwortlich war, darunter auch an den Reichspolitikern Matthias Erzberger und Walther Rathenau.
Adolf Hitler war im April 1919 Vertrauensmann seiner Kompanie und wurde am 15. April zum Ersatzmann im „Bataillons Rat“ der Münchner Soldatenräte gewählt. Die Münchner Garnison stand seit November 1918 fest hinter der Revolution und dem radikalen Wandel zur Räterepublik. Hitler teilte in jenen Monaten offensichtlich die Ansichten der sozialistischen Regierung in einem gewissen Maße, auf jeden Fall äußerte er keine abweichende Meinung, andernfalls wäre er nicht als Vertrauensmann der Soldaten gewählt worden. Vermutlich trug er sogar die rote Armbinde der Revolution, wie alle Soldaten der Münchner Garnison, weswegen Hitler später wenig über diese Zeit verlauten ließ. Als Erklärungen sind opportunistische Erwägungen (Hinauszögerung der Demobilisierung) und/oder das seinerzeitige allgemeine „ideologische Durcheinander in den Köpfen“ denkbar. Unter den engeren Kameraden war Hitler spätestens seit Mitte April 1919 als Konterrevolutionär bekannt, wofür auch die Denunziation zweier Kollegen aus dem „Bataillons Rat“ bei einem Tribunal wenige Tage nach Niederschlagung der Räterepublik spricht.
Literatur
- Riccardo Altieri: Neubetrachtungen der Novemberrevolution und der Räterepublik 1918/1919 in Bayern aus dem Blickwinkel Paul Frölichs. In: Stadtarchiv Würzburg (Hrsg.): Revolution! Der Übergang von der Monarchie zur Republik im Raum Würzburg 1918/19. Spurbuch, Würzburg 2019, ISBN 978-3-88778-559-8, S. 29–51.
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- Michael Appel: Die letzte Nacht der Monarchie : wie Revolution und Räterepublik in München Adolf Hitler hervorbrachten. dtv Verlagsgesellschaft, München 2018, ISBN 978-3-423-28162-1.
- Karl-Ludwig Ay (Hrsg.): Appelle einer Revolution. Dokumente aus Bayern zum Jahr 1918/1919. Süddeutscher Verlag, München 1968.
- Karl-Ludwig Ay: Die Entstehung einer Revolution. Die Volksstimmung in Bayern während des Ersten Weltkrieges. (= Beiträge zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter 1). Duncker & Humblot, Berlin 1968. (Dissertation, Universität München 1968)
- Karl Bosl (Hrsg.): Bayern im Umbruch. Die Revolution von 1918, ihre Voraussetzungen, ihr Verlauf und ihre Folgen. Oldenbourg, München u. a. 1969.
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- Tankred Dorst (Hrsg.): Die Münchner Räterepublik. Zeugnisse und Kommentar (= edition suhrkamp. 178). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1966. (mit Zeitzeugenberichten und Originalzitaten u. a. von Rainer Maria Rilke, Gustav Landauer, Kurt Eisner, Erich Mühsam, Oskar Maria Graf, Ernst Toller, Lenin, Eugen Leviné).
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- Richard Grunberger: Red Rising in Bavaria. Arthur Barker, London 1973, ISBN 0-213-16420-5.
- Rudolf Herz, Dirk Halfbrodt: Revolution und Fotografie. München 1918/19. Nishen u. a., Berlin 1988, ISBN 3-88940-027-2.
- Ralf Höller: Der Anfang, der ein Ende war. Die Revolution in Bayern 1918/19. (= Aufbau Taschenbuch 8043). Berlin 1999, ISBN 3-7466-8043-3.
- Ralf Höller: Das Wintermärchen. Schriftsteller erzählen die Bayerische Revolution und die Münchner Räterepublik 1918/1919. Edition Tiamat, Berlin 2017, ISBN 978-3-89320-221-8.
- Josef Hofmiller: Revolutionstagebuch 1918/19. Aus den Tagen der Münchner Revolution. Verlag Karl Rauch, Leipzig 1938 (Das Tagebuch des Münchner Gymnasiallehrers zeigt exemplarisch die konservative Kritik dieser Räterepublik.) Digitalisat
- Ludwig Hümmert: Die Revolutionäre von 1918/19. In: Bedeutende Zugereiste. Eine Münchner Chronik aus sieben Jahrhunderten. Verlag W. Ludwig, ISBN 3-7787-3134-3, S. 165–177.
- Frank Jacob: Revolution und Räterepublik in Unterfranken. Eine landesgeschichtliche Untersuchung zu Verlauf und Folgen der Revolution von 1918 an der bayerischen Peripherie. Königshausen & Neumann, Würzburg 2019. ISBN 978-3-8260-6844-7.
- Herbert Kapfer, Carl-Ludwig Reichert: Umsturz in München. Schriftsteller erzählen die Räterepublik. Weismann, München 1988, ISBN 3-88897-032-6.
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- Wilhelm Kohlhaas: München 1919 – was damals war und noch heute wahr ist. Haag + Herchen, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-88129-949-1.
- Annette Meyer, Julia Schreiner (Hrsg.): Wissenschaft Macht Politik : Die Münchener Revolution und Räterepublik als Experimentierfeld gesellschaftspolitischer Theorien. Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3676-6.
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- Werner Onken: Silvio Gesell in der Münchener Räterepublik. Eine Woche Volksbeauftragter für das Finanzwesen im April 1919, Oldenburg 2018, ISBN 978-3-933891-31-0.
- Gerhard Schmolze (Hrsg.): Revolution und Räterepublik in München 1918/19 in Augenzeugenberichten. Rauch, Düsseldorf 1969. (dtv, München 1982, ISBN 3-423-01365-6).
- Michael Seligmann: Aufstand der Räte. Die erste bayerische Räterepublik vom 7. April 1919. (= Reihe libertäre Wissenschaft. 8). 2 Bände. Trotzdem, Grafenau-Döffingen 1989, ISBN 3-922209-77-7.
- Rudolf Stumberger: Das Raubtier und der rote Matrose. Fake News, Orte und Ideologien der Revolution und Räterepublik in München 1918/19. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2018, ISBN 978-3-86569-289-4.
- Volker Weidermann: Träumer. Als die Dichter die Macht übernahmen Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017, ISBN 978-3-462-04714-1.
- Simon Schaupp: Der kurze Frühling der Räterepublik. Ein Tagebuch der bayerischen Revolution. Unrast, Münster 2017, ISBN 978-3-89771-248-5.
- Hansjörg Viesel: Literaten an der Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-7632-2426-2.
- Kögelmeier, Georg: Die zentralen Rätegremien in Bayern 1918/19. Verlag C. H. Beck. München 2001.
Theater und Film
- Toller; szenische Revue von Tankred Dorst, Uraufführung am 9. November 1968 unter der Regie von Peter Palitzsch im Kleinen Haus des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart.
- Die Münchner Räterepublik. 1. Teil: Kurt Eisner – zwischen Demokratie und Diktatur. 2. Teil: Ende mit Schrecken. Fernsehfilme, Bundesrepublik Deutschland 1969/1970, jeweils 90 Minuten, Buch: Hellmut Andics, Regie: Helmuth Ashley, Produktion: ZDF, Erstausstrahlung: 10. Januar 1971.
- Die Dichter und die Räterepublik. Spurensuche einer vergessenen Revolution. Dokumentation und Doku-Drama, Bundesrepublik Deutschland 1990, 58 Minuten, Buch: Michael Schneider, Regie: Wolfgang F. Henschel, Produktion: ZDF.
- Rote Räte - die bayerische Revolution aus der Sicht von Augenzeugen. Dokumentarfilm, Bundesrepublik Deutschland 2019, 60 Minuten, Buch und Regie: Klaus Stanjek, Produktion: Cinetarium.
- Dreieinhalb Wochen im Münchner Frühling, ein dokumentarisches Theaterstück nach einer Textmontage von Reinhard Pabst und Florian Weiß, Uraufführung am 22. März 2019 unter der Regie von Reinhard Pabst im Fraunhofertheater in München.
- Rotmord ist ein Film über Toller und die Münchner Räterepublik unter der Regie von Peter Zadek. Der Film fängt die extremen und mitunter bizarren Episoden der der Münchner Räterepublik ein und dreht sich unter anderem um die Auseinandersetzung zwischen Ernst Toller und dem Kommunisten Eugen Leviné sowie um Fragen über die Auswirkungen politischer Ideale und Aktivismus in Zeiten von ausufernder politischer Unterdrückung und Gewalt. Der Film gewann 1969 den Prix Italia und 1970 den Adolf-Grimme-Preis mit Gold.
Darstellung in der bildenden Kunst (Auswahl)
2019 gestaltete der Künstler WON ABC am Giesinger Berg ein 700 m² großes abstrakt buntes Mural mit den fotorealistischen Köpfen mehrerer Protagonisten der Räterepublik.
Weblinks
- Revolution und Räterepubliken in Bayern 1918/19, Themenseite von bavarikon
- Revolution in Bayern 1918/19. Themenseite des Hauses der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 6. März 2025.
- Zusammensetzung der Rätegremien 1918/19. In: Bayerische Staatsbibliothek.
- Digitale Ausstellung zur Bayerischen Räterepublik im Kulturportal bavarikon.
- Burkhard Asmuss: Die Münchner Räterepublik. In: LeMO, Deutsches Historisches Museum, 15. August 2015.
- Bundesarchiv: Räterepublik in München 1919. Virtuelle Ausstellung.
- Ernst Eisenbichler: Die bayerische Revolution 1918/19. Vom Umsturz zum Absturz. In: Bayerischer Rundfunk, 1. Dezember 2017.
- Bernhard Grau: Die bayerische SPD während der Weimarer Republik. (PDF; 533 kB). In: Mit Leidenschaft für Demokratie. 110 Jahre SPD-Landtagsfraktion in Bayern. SPD-Landtagsfraktion, München 2003, S. 34–61.
- Bernhard Grau: Revolution, 1918/1919. In: Historisches Lexikon Bayerns, 9. Mai 2008.
- Florian Sepp: Palmsonntagsputsch, 13. April 1919. In: Historisches Lexikon Bayerns, 12. Dezember 2018.
- Bundeszentrale für politische Bildung: Vor 100 Jahren: Proklamation der ersten Münchner Räterepublik, 5. April 2019.
Einzelnachweise
- Hans Fenske: Konservativismus und Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918. Bad Homburg 1969, S. 167 ff. u. ö. Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA. C. H. Beck, München 1989, S. 11–15.
- Kardinal Michael von Faulhaber im Hirtenbrief Dezember 1919, der von allen Kanzeln in Bayern unkommentiert verlesen werden musste. https://www.faulhaber-edition.de/index.html
- Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4. Januar 1919, in: Gesetz- und Verordnungsblatt für den Volksstaat Bayern 1919, Nr. 1, 7. Januar 1919, 1-4.(Bild)
- Florian Sepp: Anifer Erklärung, 12./13. November 1918. In: Historisches Lexikon Bayerns. 19. Dezember 2011, abgerufen am 8. März 2012.
- Hermann Gilbhard: Thule-Gesellschaft, 1918–1933. In: Historisches Lexikon Bayerns
- Münchner Räterepublik – Mord im Luitpold-Gymnasium, Spiegel online. Ebenfalls erschienen in den „Neuhauser Werkstatt-Nachrichten“, Heft 18
- Hermann Gilbhard: Der so genannte Geiselmord im Münchner Luitpoldgymnasium. In: Historisches Lexikon Bayerns
- Holger Zimmer: Auf Spurensuche. In Mitteldeutsche Zeitung – Burgenland-Journal vom 29./30. Juni 2019, S. 6.
- Allan Mitchell: Revolution in Bayern, S. 23.
- Georg Köglmeier, Johann Kirchinger: Parlamentarischer Bauernrat, 1918–1920. In: Historisches Lexikon Bayerns
- Werner Onken: Silvio Gesell in der Münchener Räterepublik. Eine Woche Volksbeauftragter für das Finanzwesen im April 1919. Oldenburg 2018, ISBN 978-3-933891-31-0.
- Allan Mitchell: Revolution in Bayern, S. 65.
- M. Bischler: Räterepublik Baiern (1919)
- Bernhard Grau: Beisetzung Kurt Eisners, München, 26. Februar 1919. In: Historisches Lexikon Bayerns. 13. Oktober 2009, abgerufen am 8. März 2012.
- Norman Dankerl: Alois Lindner. Das Leben des bayerischen Abenteurers und Revolutionärs. Lichtung, Viechtach 2007, ISBN 978-3-929517-79-8, Vorwort (zitiert nach der Leseprobe auf der Website des Verlags [abgerufen am 1. Januar 2014]).
- Victor Klemperer: Man möchte immer weinen und lachen in einem, Revolutionstagebuch 1919, Bonn 2016, S. 94.
- Kabinett Segitz, 1919; Artikel zum proklamierten, jedoch nicht aktiv gewordenen bayerischen Revolutionskabinett unter Martin Segnitz im März 1919 auf den Webseiten des historischen Lexikons Bayerns, abgerufen am 16. März 2017.
- Redaktion: Oktoberrevolution und Münchner Räterepublik. In: Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Münchner Räterepublik. Fachinformationsdienst Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa, abgerufen am 26. Februar 2020.
- Hans Beyer: Die Revolution in Bayern 1918/19. Berlin 1982, S. 68 und Ralf Höller: Der Anfang, der ein Ende war. Die Revolution in Bayern 1918/19. Berlin 1999, S. 183.
- Beyer: Revolution, S. 68.
- Zitiert nach Beyer: Revolution, S. 71.
- Erich Mühsam: Von Eisner bis Leviné. Berlin 1929, S. 47.
- Siehe Beyer: Revolution, S. 72.
- Karl Retzlaw: Spartakus. Aufstieg und Niedergang. Erinnerungen eines Parteiarbeiters. 3., durchgesehene Auflage. Frankfurt am Main 1974, S. 152.
- Siehe Kurt Riezler, Kurt: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente. hrsg. von Karl Dietrich Erdmann. Göttingen 2008, S. 120.
- Siehe Höller: Anfang, S. 185.
- Zitiert nach Beyer: Revolution, S. 74.
- Bayerisch, Bayrisch oder Bairisch??? In: bairische-sprache.at. Marc Giegerich, 23. Juli 2012, abgerufen am 21. Januar 2019.
- Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Münchner Räterepublik. Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Münchner Räterepublik. Abgerufen am 26. Februar 2020.
- Daniel Rittenauer: Revolution von 1918/19 in Augsburg. ( vom 13. September 2014 im Internet Archive) Haus der Bayerischen Geschichte; abgerufen am 12. September 2014.
- Daniel Rittenauer: Revolution 1918/19 in Rosenheim. ( vom 12. Mai 2016 im Internet Archive) Haus der Bayerischen Geschichte; abgerufen am 12. September 2014.
- Siehe Beyer: Revolution, S. 77.
- DGB-Geschichtswerkstatt Fürth (Hrsg.): Die Revolution 1918/1919 in Fürth. Erster Weltkrieg-Revolution-Räterepublik. Verlag L. Berthold, Fürth 1989, ISBN 3-927347-15-9, S. 38.
- Siehe Beyer: Revolution, S. 79.
- Arthur Rosenberg: Geschichte der Weimarer Republik. Hamburg 1991, S. 69.
- Zitiert nach Beyer: Revolution, S. 89.
- Siehe Beyer: Revolution, S. 87, 90.
- Höller: Anfang, S. 180.
- Siehe Beyer: Revolution, S. 81.
- Thomas Mann: Tagebücher 1918–1921. hrsg. von Peter de Mendelssohn. Frankfurt am Main 1979, S. 188.
- Zitiert nach Beyer: Revolution, S. 64.
- Florian Sepp: Palmsonntagsputsch, 13. April 1919. In: Historisches Lexikon Bayerns. 30. Januar 2012, abgerufen am 25. Juli 2012.
- Kögelmeier, Georg: Die zentralen Rätegremien in Bayern 1918/19. Verlag C. H. Beck. München 2001. S. 478.
- Karl Retzlaw: Spartakus. Verlag Neue Kritik Frankfurt. 2. Aufl. 1972. S. 160.
- Bernhard Grau: Rote Armee, 1919. In: Historisches Lexikon Bayerns. 23. Dezember 2009, abgerufen am 25. Juli 2012.
- Kögelmeier, Georg: Die zentralen Rätegremien in Bayern 1918/19. Verlag C. H. Beck. München 2001. S. 481.
- Mord im Luitpold-Gymnasium. Der Spiegel, 25. September 2007, abgerufen am 9. November 2018.
- Andreas Salomon (Hrsg.): Auf den Spuren von Georg Schuhmann und Alois Lahn – Ein Beitrag zur Kolbermoorer Räterepublik. 1998.
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Autor: www.NiNa.Az
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Die Munchner Raterepublik auch Bayerische Raterepublik genannt wurde am 7 April 1919 ausgerufen Sie stellte den etwa vier Wochen wahrenden Versuch dar im funf Monate zuvor gegrundeten Freistaat Bayern eine sozialistische Raterepublik zu etablieren Karte Bayerns inklusive Pfalzbayern innerhalb der Weimarer Republik Die Ausrufung des bayerischen Freistaats war im Zuge der Novemberrevolution erfolgt die ab Anfang November 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs einhergegangen war und das ganze Deutsche Reich erfasst hatte Nach dem bayerischen Konig Ludwig III waren Ende 1918 auch alle weiteren Monarchen und herrschenden Fursten der deutschen Teilstaaten einschliesslich des deutschen Kaisers Wilhelm II geflohen oder gesturzt worden Nahezu uberall in Deutschland so auch in Bayern hatten sich revolutionare Arbeiter und Soldatenrate gebildet In der Folge dieser Revolution kam es zu Auseinandersetzungen in denen eine Koalition aus Vertretern eines parlamentarischen politischen Systems antidemokratisch gesinnten Freikorps und nationalkonservativ gepragten Reichswehrtruppen den Widerstand der sozialistisch orientierten Raterepublik der sog Roten Armee blutig niedergeschlagen und die aus der Novemberrevolution hervorgegangenen Ratestrukturen zerschlagen worden waren Reichsweit wurden nach der militarischen Niederschlagung der Ratebewegung durch die Freikorps in Rheinland Westfalen Bremen Mitteldeutschland und Berlin und zuletzt in Bayern Ende Juli mit Verabschiedung der Weimarer Verfassung parlamentarische Staatsstrukturen als Grundlage der etwa 13 Jahre dauernden Weimarer Republik in Deutschland geschaffen Der als Ergebnis der Revolution aus dem vormaligen Konigreich Bayern am 8 November 1918 von Kurt Eisner USPD ausgerufene Freistaat geriet nach dem am 21 Februar 1919 ausgefuhrten todlichen Mordanschlag auf Eisner dem ersten Ministerprasidenten der bayerischen Republik in eine Krise die zur Spaltung der vorher schon relativ heterogenen und instabilen revolutionaren Bewegung in Bayern fuhrte Im Zuge dieser von einem politischen Machtvakuum gepragten Krise sprachen sich die einander gegenuberstehenden Interessengruppen gegenseitig die Legitimation fur eine neue Regierungsbildung ab Dennoch wahlte der Landtag eine SPD gefuhrte Minderheitsregierung unter der Ministerprasidentschaft von Johannes Hoffmann MSPD die Regierung Hoffmann amtierte ab dem 17 Marz 1919 Am 7 April 1919 wurde vom Zentralrat der bayerischen Republik unter Ernst Niekisch und dem Revolutionaren Arbeiterrat in Munchen die bayerische Raterepublik ausgerufen Hoffmann geriet in Munchen in die Defensive wurde fur abgesetzt erklart und wich mit seinem Kabinett nach Bamberg aus In ihrer Fuhrung war die Raterepublik zunachst von pazifistischen und anarchistischen Intellektuellen wie Ernst Toller Erich Muhsam und Gustav Landauer gepragt Nach dem von Rotgardisten unter dem Kommando Rudolf Egelhofers vereitelten gegen die Raterepublik gerichteten sogenannten Palmsonntagsputsch dominierten ab 13 14 April fuhrende KPD Mitglieder wie Eugen Levine Max Levien und Egelhofer selbst als Munchner Stadtkommandant die Rateregierung Die Munchner Raterepublik hatte sich von Anfang an paramilitarischer Angriffe der von Bamberg aus mobilisierten Freikorpsverbande zu erwehren die wenig spater von regularen durch die Reichsregierung in Marsch gesetzten Armee Einheiten verstarkt wurden Bis zum 2 Mai 1919 unterlag die Raterepublik schliesslich deren militarischer Ubermacht Rund 2000 vermeintliche oder tatsachliche Anhanger der Raterepublik wurden in den nachfolgenden Wochen mit Haftstrafen sanktioniert von Standgerichten zum Tode verurteilt oder unmittelbar ermordet Bayern entwickelte sich nach der blutigen Niederschlagung der Raterepublik zur konservativ nationalistischen Ordnungszelle im Deutschland der Weimarer Republik in der die Brutstatten des Nationalsozialismus entstanden UberblickAm Ende des Ersten Weltkriegs kam es angesichts der sich spatestens ab Ende September 1918 abzeichnenden Kriegsniederlage Deutschlands und Osterreich Ungarns sowie der aus der Unterversorgung resultierenden Not zur Novemberrevolution im Deutschen Reich Die Revolution breitete sich innerhalb weniger Tage ausgehend vom Matrosenaufstand in Wilhelmshaven und Kiel im gesamten Reich aus und erfasste auch das Konigreich Bayern und dessen Hauptstadt Munchen noch vor der Reichshauptstadt Berlin Briefmarke der Bayerischen Republik mit dem nachtraglichen Aufdruck Volksstaat Bayern nach der Absetzung des abgebildeten Konigs Ludwig III Als erster deutscher Monarch war am 7 November 1918 der bayerische Konig Ludwig III geflohen Damit ging die seit 1180 dauernde Herrschaft der Wittelsbacher zu Ende Kurt Eisner von der Unabhangigen Sozialdemokratischen Partei USPD rief den Freien Volksstaat Bayern aus und wurde vom Arbeiter Bauern und Soldatenrat zum ersten Ministerprasidenten der bayerischen Republik gewahlt Sofort begann eine massive Propaganda von Adel burgerlicher Presse Kirchen und Militars gegen die neue Regierung von Jehovas Zorn die mit Acht Stunden Tag allgemeinem und Frauenwahlrecht eine neue vorlaufige Verfassung brachte Aber auch die Anerkennung der deutschen Kriegsschuld emporte die monarchistischen Kreise Am 12 Januar 1919 fand nach einem neuen allgemeinen Wahlrecht die Wahl zu einem verfassunggebenden Landtag statt bei der die USPD eine schwere Niederlage hinnehmen musste Nachdem Eisner am 21 Februar 1919 kurz vor seiner geplanten Rucktrittserklarung von dem Attentater Anton Graf von Arco auf Valley ermordet worden war wurde die Landtagssitzung nach Tumulten die zwei weitere Todesopfer zur Folge hatten vertagt Als provisorische Regierung konstituierte sich ein Zentralrat der bayerischen Republik unter Ernst Niekisch SPD spater USPD In der Folgezeit spitzten sich die Machtkampfe zwischen Anhangern des Ratesystems und des pluralistischen Parlamentarismus zu Am 17 Marz wurde Johannes Hoffmann SPD als Vertreter einer pluralistisch parlamentarischen Demokratie vom Landtag zum Ministerprasidenten Bayerns gewahlt Gegen dessen Regierung kam es am 7 April zur Bildung des Zentralrat der Raterepublik die sich in zwei Phasen aufteilen lasst Die erste war in ihrer Fuhrung dominiert von pazifistischen und anarchistischen Intellektuellen die zweite von Anhangern und Mitgliedern der Kommunistischen Partei Deutschlands Ab Mitte April griffen vom inzwischen nach Bamberg ausgewichenen Kabinett Hoffmann zu Hilfe gerufene Freikorpseinheiten vereinzelt auch als Weisse Truppen bezeichnet die Verteidiger der Raterepublik an und eroberten zusammen mit aus Berlin entsandten Reichswehrverbanden Munchen bis zum 2 Mai 1919 zuruck Im Laufe der Kampfe kam es zu Grausamkeiten bei denen hunderte Menschen starben in der Mehrzahl als Opfer der Freikorps Die Errichtung der Raterepublik sowie verschiedene Entwicklungen im Revolutionsverlauf zum Beispiel das Vorgehen der SPD Spitze mit ihrem Ruckgriff auf reaktionare und republikfeindliche militarische und paramilitarische Verbande zur Niederschlagung der Raterepublik begunstigten nationalistische Krafte in Bayern In den 1920er Jahren wurde Bayern zur Ordnungszelle des Deutschen Reiches Hier begann auch die politische Karriere des spateren Diktators Adolf Hitler der 1923 in Munchen mit einigen Anhangern den erfolglosen Hitlerputsch durchfuhrte Chronik1918 29 Oktober 3 November Die Meuterei von Besatzungen der Hochseeflotte in Wilhelmshaven und der sich daran anschliessende Kieler Matrosenaufstand losen innerhalb weniger Tage reichsweit die Novemberrevolution aus 7 8 November Die Revolution erreicht Munchen Konig Ludwig III flieht und wird fur abgesetzt erklart Kurt Eisner USPD ruft im Mathaser Brau die Republik aus und verkundet den Freien Volksstaat Bayern Der Arbeiter Bauern und Soldatenrat wahlt ihn zum Ministerprasidenten Bayerns 9 November In Berlin wird zuerst von Philipp Scheidemann eine parlamentarische deutsche Republik kurz darauf von Karl Liebknecht eine sozialistische Republik fur ganz Deutschland ausgerufen nachdem die zu dem Zeitpunkt noch unzutreffende Abdankung des Kaisers proklamiert worden war 11 November Vertreter der Alliierten und des Deutschen Reiches unterzeichnen einen Waffenstillstand der das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutet 12 November Der Konig von Bayern entbindet in der Anifer Erklarung die Beamten vom Treueid auf seine Person nachdem er eine Abdankung verweigert hat 1919 Januar Spartakusaufstand in Berlin Nach dessen militarischer Niederschlagung werden die fuhrenden Grunder der KPD Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15 Januar von Freikorpssoldaten ermordet 10 Januar bis 4 Februar Bremer Raterepublik Die Ereignisse in Bayern vor allem in Munchen 5 Januar Das Kabinett Kurt Eisners verabschiedet ein vorlaufiges Staatsgrundgesetz fur den Volksstaat Bayern 7 Januar Etwa 4000 arbeitslose Rustungsarbeiter demonstrieren auf der Theresienwiese fur eine hohere Arbeitslosenunterstutzung Die Schutzwache geht unter Maschinengewehrfeuer gegen die Menge vor 11 Januar In der Nacht werden nach einer Schiesserei zwischen Militar und Linksradikalen zahlreiche Fuhrer der Linken darunter Max Levien und Erich Muhsam verhaftet Demonstranten erzwingen anderntags ihre Freilassung Bei einer Kundgebung mit den beiden gibt es bei Schiessereien sechs Tote 12 Januar Wahl zum verfassunggebenden Landtag die von KPD und Anarchisten boykottiert wird Die USPD die mehrheitlich fur eine Raterepublik steht erhalt landesweit lediglich 2 5 und unterliegt deutlich der SPD der BVP der DDP DVP und dem BB 16 Februar Massendemonstration auf der Theresienwiese bei der die Ausrufung einer Ratedemokratie gefordert wird 21 Februar und Folgetage Eisner wird kurz vor seiner geplanten Rucktrittserklarung auf dem Weg zum Landtag von Anton Graf von Arco auf Valley einem volkischen Rechtsextremisten ermordet Nach darauf sich anschliessenden Tumulten im Landtag mit Schusswechseln und zwei weiteren Todesopfern wird die Landtagssitzung vertagt In der Folge konstituiert sich ein provisorisch regierender Zentralrat der bayerischen Republik unter Ernst Niekisch SPD Der Generalstreik wird ausgerufen und uber Munchen der Belagerungszustand verhangt 4 Marz Der Ratekongress lehnt die Bildung einer Koalitionsregierung zwischen SPD USPD und dem damals als liberal geltenden Bayerischen Bauernbund sowie die Einberufung des Landtags und Neuwahlen der Rate zunachst noch ab 17 Marz Johannes Hoffmann SPD wird vom bayerischen Landtag zum Ministerprasidenten gewahlt Die Auseinandersetzungen um die Frage Raterepublik oder Parlamentarismus verscharfen sich 21 22 Marz Die Nachricht der Ausrufung einer sozialistischen Raterepublik in Ungarn unter Bela Kun gibt der Ratebewegung in Bayern neuen Auftrieb Titelseite der Munchner Neuesten Nachrichten vom 7 April 1919 mit der Deklaration der bayerischen Raterepublik die folgende Seite enthielt die Aufgaben und Termine der einzelnen Rate Munchner Raterepublik im engeren Sinn 7 April Der Zentralrat und der Revolutionare Arbeiterrat rufen die Raterepublik Baiern aus 7 April bis 13 April Erste Phase der Munchner Raterepublik unter Fuhrung eines von linken Intellektuellen und Anarchisten dominierten Zentralrats Das Kabinett Hoffmann flieht aus Munchen nach Bamberg Die Kabinettsmitglieder der USPD treten aus der Koalition aus und unterstutzen die Rateregierung 13 April Ein mit Billigung der Bamberger Regierung angezettelter Putschversuch Palmsonntagsputsch von Militars der republikanischen Schutztruppe gegen die Raterepublik wird bei Strassenkampfen um den Munchner Hauptbahnhof von Rotgardisten unter Rudolf Egelhofer KPD niedergeschlagen Kommunisten setzen darauf den Zentralrat ab und ubertragen die Regierung einem Vollzugsrat unter Eugen Levine und Max Levien Gustav Landauer und Ernst Toller erkennen den Vollzugsrat an und beteiligen sich zunachst auch an der zweiten Phase der Raterepublik 14 April Ankundigung des Einsatzes von Freikorpseinheiten gegen die Raterepublik durch die Regierung Hoffmann 15 April Zunachst erfolgreiche Verteidigung der Raterepublik gegen den Versuch der Freikorps Munchen einzukesseln 16 April Nach Ablehnung seines Kulturprogramms erklart Gustav Landauer resignierend uber die Vorstellungen der KPD seinen Ruckzug aus der Politik fur die kommunistische Raterepublik Am selben Tag gelingt es Einheiten der Roten Armee unter dem Kommando Ernst Tollers die in Dachau stehenden Freikorpsverbande zu schlagen Schlacht um Dachau und sie zunachst zum Ruckzug zu zwingen Auf Seiten der Freikorps fallen vier Offiziere funfzig Mann werden gefangen genommen vier Geschutze gehen verloren Die Rote Armee verliert acht Mann 17 April Reichswehrminister Gustav Noske beschliesst den Einsatz von Reichswehrverbanden gegen Munchen 26 April Ein Kommando der Roten Armee verhaftet etwa 20 Personen aus dem Umfeld der volkischen Thule Gesellschaft im Hotel Vier Jahreszeiten dem zentralen Sitz der Thule Gesellschaft Ihnen werden mit Beweismitteln unterlegte konspirative und subversive Aktivitaten gegen die Raterepublik vorgeworfen 27 April Nach Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten um Eugen Levine und anderen linken Revolutionaren um Ernst Toller unter anderem uber die Frage ob angesichts der aussichtslos erscheinenden Lage Verhandlungen mit der Regierung Hoffmann aufgenommen werden sollten tritt der Aktionsausschuss unter Levine zuruck und wird als Provisorium unter Toller neu gewahlt Verhandlungsversuche mit der Bamberger Regierung scheitern jedoch Diese fordert die bedingungslose Kapitulation 28 April Erneute Wahl eines Aktionsausschusses dem weder Toller noch Kommunisten angehoren 30 April Rotgardisten ermordeten aus Rache zehn der am 26 April inhaftierten Gefangenen der Thule Gesellschaft und deren Umfeld eine Tat die in der zeitgenossischen rechten und burgerlichen Presse meist als Geiselmord kolportiert wird Die Munchner Neuesten Nachrichten berichten wahrheitswidrig dass die Leichen anschliessend derart geschandet worden sein dass nur noch drei Personen identifiziert werden konnten Daraufhin kommt es zu heftigen Kampfen in den Vororten Munchens und zu grausamen Massakern der Freikorps an Angehorigen der Roten Armee der Raterepublik und unbeteiligten Zivilisten darunter 21 Mitgliedern eines katholischen Gesellenvereins 1 Mai Die Regierungstruppen und Freikorps erreichen Munchen Gustav Landauer wird von Freikorps verhaftet und am darauffolgenden Tag im Gefangnis von Munchen Stadelheim misshandelt und ermordet 2 3 Mai Reichswehr und Freikorps nehmen Munchen ein und beenden gewaltsam die Raterepublik Nachwirkungen Mai Juni Die meisten fuhrenden Mitglieder der Munchner Raterepublik werden von Standgerichten nach Hochverratsprozessen zu langen Haftstrafen Ernst Toller 5 Jahre Erich Muhsam 15 Jahre oder zum Tode verurteilt Hinrichtung Eugen Levines am 5 Juni Einzig Max Levien gelingt die Flucht er wurde 1937 im Zuge von Stalins Sauberungen in der Sowjetunion hingerichtet Uber 2 000 vermutete oder tatsachliche Anhanger der Raterepublik verloren ihr Leben oder wurden zu langjahrigen Haftstrafen verurteilt Dagegen begnadigte man Graf Arco den zunachst zum Tode verurteilten Morder Kurt Eisners zu einer Haftstrafe und entliess ihn bereits 1924 aus dem Gefangnis 31 Mai Neubildung der Koalitionsregierung weiterhin unter dem Ministerprasidenten Johannes Hoffmann SPD Kabinett Hoffmann II nun unter Einbeziehung burgerlich konservativer Parteien auch der BVP 14 August Unterzeichnung der Bamberger Verfassung fur Bayern die am 15 September in Kraft tritt 1 Dezember Der Kriegszustand uber Munchen wird aufgehoben InteressengruppenDie drei bestimmenden politischen Parteien der Revolution sowohl im Reich als auch in Bayern waren die MSPD oder SPD die USPD und der Spartakusbund bzw ab Anfang 1919 die KPD Speziell in Bayern spielten ausserdem der Bayerische Bauernbund und relativ unabhangig von der Parteienlandschaft eine Fraktion linksintellektueller teilweise anarchistischer Schriftsteller und anderer Kulturschaffender die eher antiautoritare und undogmatische Vorstellungen von Sozialismus vertraten eine wichtige Rolle Parteien Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD damals auch unter dem Kurzel MSPD fur Mehrheits SPD firmierend war eher gemassigt reichsweit hatte sie eine parlamentarische Demokratie zum Ziel Sie wollte keine Revolution sondern Reformen ihre Maximalforderungen von 1917 findet man im Auer Sussheim Antrag siehe unten Im Rahmen der Burgfriedenspolitik hatte sie den Krieg unterstutzt An der Revolutionsregierung beteiligte sich die SPD vor allem mit der Absicht die Kontrolle zu behalten und die Revolution in parlamentarische Bahnen zu lenken Erhard Auer und Johannes Hoffmann waren zu dieser Zeit die fuhrenden Kopfe der bayerischen SPD Spatestens ab Mitte Marz 1919 als Hoffmann vom Landtag zum Ministerprasidenten gewahlt geworden war wandte sich die Parteifuhrung zunehmend offen von der nach links abdriftenden Revolution in Munchen und einigen anderen Stadten Bayerns ab Die SPD Basis in Munchen aus der viele in den Raten organisiert waren reagierte gespalten auf diese Entwicklung Die von Hoffmann angefuhrte Regierung musste darauf nach Bamberg ausweichen und bekampfte von dort aus die Raterepublik mit bewusst gewahltem Einsatz republikfeindlicher paramilitarischer Freikorps Zu deren Verstarkung bat Hoffmann seinen Parteigenossen in Berlin den Reichswehrminister Gustav Noske um Unterstutzung durch Reichswehrtruppen zur Niederschlagung der Rateherrschaft in Munchen Die Unabhangige Sozialdemokratische Partei Deutschlands USPD in Bayern unter dem Vorsitz Kurt Eisners nach seiner Ermordung Ernst Toller war die wesentliche Urheberpartei des Umsturzes in Munchen und befurwortete grosstenteils zumindest fur eine Ubergangsphase das Ratesystem Reichsweit hatte sich die USPD 1917 von der damaligen SPD aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung sowie der Parteiausschlusse der Kriegsgegner durch die Mutterpartei abgespalten und die Beendigung des Krieges gefordert Als Pazifist und Organisator des Munchner Munitionsarbeiterstreiks im Rahmen der deutschlandweiten Streikwelle im Januar 1918 war Kurt Eisner von Februar bis Oktober 1918 inhaftiert gewesen Nach seiner Entlassung aus dem Gefangnis setzte er sich an fuhrender Stelle fur die Revolution in Bayern ein und wurde zum ersten Ministerprasidenten der bayerischen Republik Allerdings betrachtete ein Grossteil der linken Wahler nach dem Krieg die Spaltung der Sozialdemokratie in MSPD und USPD fur uberholt und die praktische Politik Eisners als zu unklar wechselhaft und schwankend Sie wahlten bei der Wahl fur den verfassunggebenden Landtag mehrheitlich wieder die SPD MSPD sofern sie nicht dem Aufruf zum Wahlboykott der KPD und der Anarchisten gefolgt waren Die USPD kam dabei nur auf 2 5 Prozent der Stimmen Die Kommunistische Partei Deutschlands KPD wurde erst im Verlauf der Revolution um den Jahreswechsel 1918 19 reichsweit aus dem linken Flugel der USPD dem Spartakusbund und anderen linksrevolutionaren Gruppierungen in Berlin gegrundet Sie kampfte fur das Ratesystem die Sozialisierung von Betrieben und war internationalistisch orientiert Seit der Oktoberrevolution 1917 in Russland und den Umbruchen in den anderen Staaten Europas am Ende des Ersten Weltkriegs schien fur sie die Weltrevolution begonnen zu haben Eines der Grundungsmitglieder der KPD war Eugen Levine Geboren 1886 in Russland im Alter von 3 Jahren mit seiner Mutter nach Deutschland immigriert war er sowohl in seiner ursprunglichen als auch seiner neuen Heimat seit Beginn des 20 Jahrhunderts an linksrevolutionaren Entwicklungen beteiligt Levine wurde von der Berliner KPD Zentrale als Redakteur der Parteizeitung Die Rote Fahne nach Munchen entsandt um den kommunistischen Einfluss unter dem bayerischen Parteivorsitz von Max Levien auf die Raterepublik voranzutreiben Die Wahl zum verfassunggebenden Landtag wurde von der KPD boykottiert Nachdem sich die Kommunisten unter Levines Fuhrung an die Spitze der Raterepublik gesetzt hatten nahm er Kontakt zu Lenin in Moskau auf um sich der Unterstutzung durch die russischen Bolschewiki die seit der Oktoberrevolution von 1917 den ersten kommunistisch regierten Staat der Welt anfuhrten zu versichern Der Bayerische Bauernbund war zu jener Zeit eine mehrheitlich linksliberale und antiklerikale Partei deren Mitglieder in einigen Raten vertreten waren Die Partei erreichte bei der Wahl am 12 Januar 1919 neun Prozent der Stimmen und war auch in der Regierung Hoffmann vertreten Einer ihrer revolutionaren Protagonisten und zunachst Befurworter des Ratesystems war Karl Gandorfer der nach dem Tod seines der USPD angehorenden Bruders Ludwig ab dem 10 November 1918 den Vorsitz im auch bezeichnet als Parlamentarischer Bauernrat ubernahm Nach der Niederschlagung der Raterepublik zersplitterte die Partei zusehends in divergierende politische Richtungen Am 12 November 1918 wurde die Bayerische Volkspartei BVP gegrundet Sie war ein Ableger der reichsweit organisierten Zentrumspartei und schurte im Wahlkampf die Furcht vor den Bolschewisten Aus der Wahl zum verfassunggebenden Landtag am 12 Januar 1919 ging die vor allem von der landlichen Bevolkerung gewahlte BVP mit 35 zwar vor der SPD 33 als starkste Fraktion hervor war jedoch noch nicht durchsetzungsfahig genug um in die erste parlamentarische Koalitionsregierung zwischen SPD USPD und Bayerischem Bauernbund zu gelangen Die revolutionare Situation liess dies in den ersten Monaten des Jahres 1919 auch nicht sinnvoll erscheinen Erst nach der Niederschlagung der Raterepublik wurde sie an der Regierung beteiligt Spater 1921 22 und von 1924 bis 1933 stellte sie den bayerischen Ministerprasidenten Ebenfalls wahrend der Revolution am 5 Januar 1919 wurde mit der Deutschen Arbeiterpartei eine volkisch rechtsextreme und antisemitische Partei gegrundet die aber zunachst relativ bedeutungslos blieb 1920 wurde sie in NSDAP umbenannt Von 1933 bis 1945 herrschte sie als einzige zugelassene Partei in Deutschland Nichtparteipolitische Gruppen Relativ unabhangig von der politischen Parteienlandschaft spielten bei den Revolutionen auch Vertreter des kulturellen Lebens eine wichtige Rolle Einige Intellektuelle wie der Nationalokonom Lujo Brentano der Dirigent Bruno Walter die Schriftsteller Gustav Landauer Heinrich Mann und Rainer Maria Rilke bildeten den Offentlich fur die Raterepublik traten auch der Literat Oskar Maria Graf und der legendenumwobene anarchistische Kunstler Ret Marut spater als Schriftsteller weltweit bekannt geworden unter seinem Pseudonym B Traven in Erscheinung Weitere Vereinigungen waren der Allgemeine Studentenausschuss der Munchens und der Unter den Kunstlern gab es jedoch auch bekannte Gegner der Revolution beispielsweise Thomas Mann aber auch er sah die Revolution als durch den fehlenden Widerstand legitimiert an Die erste Phase nach der offiziell ausgerufene Raterepublik vom 7 April bis 13 April 1919 war von Literaten wie dem Pazifisten Ernst Toller USPD oder den parteilosen Anarchisten Gustav Landauer und Erich Muhsam gepragt Auch der Finanztheoretiker und Begrunder der Freiwirtschaftslehre Silvio Gesell dem Ernst Niekisch zuvor einen Sitz in der Sozialisierungskommission angeboten hatte wurde als Finanzminister Mitglied in der Regierung der ersten Raterepublik dem sogenannten Zentralrat Als Sekretar im Finanzministerium wirkte der Mathematiker Mediziner und Okonom Theophil Christen Toller und Landauer beteiligten sich auch nach der Fuhrungsubernahme durch die KPD die die erste Phase der Raterepublik als Scheinraterepublik bezeichnet hatte an der kommunistisch dominierten zweiten Phase der Raterepublik Allerdings trat Landauer enttauscht von der Haltung und Politik der KPD Fuhrung schon drei Tage nach der kommunistischen Revolution von seinen politischen Funktionen und Amtern zuruck Abgesehen von der SPD Fuhrung traten neben schon bestehenden konservativen und republikfeindlichen Parteien einige erst wahrend der Revolution gegrundete konservative und rechtsextreme Gruppierungen als strikte Gegner der linken Revolutionare auf die jedoch als politische Parteien bis zur Niederschlagung der Raterepublik nur eine marginale Rolle innehatten VorgeschichteBayern im Ersten Weltkrieg Bayern war zu Beginn des Ersten Weltkriegs eine Monarchie hatte seit 1819 ein Parlament mit allerdings noch beschrankter Macht Bayern war relativ wenig industrialisiert und hatte damit auch keine grosse Masse von Proletariern Dies anderte sich teilweise durch die im Krieg angesiedelten Werke Durch die Versorgungsengpasse und das Massensterben im Weltkrieg wuchs aber die Unzufriedenheit der deutschen Bevolkerung mit der Regierung Weder im Reich noch in Bayern kam es zu einer schon seit langerem geforderten Demokratisierung Im September 1917 hatte die SPD die in Bayern revolutionare Bestrebungen verwarf einen entsprechenden Antrag Auer Sussheim Antrag im bayerischen Landtag gestellt in dem die wesentlichen Forderungen der bayerischen SPD enthalten waren unter anderem Abschaffung der privilegierten ersten Kammer des Landtags Kammer der Reichsrate in der nur der Adel vertreten war sowie die Aufhebung des Adelsstandes insgesamt ein allgemeines gleiches direktes und geheimes Wahlrecht mehr Rechte fur den Landtag und Trennung von Kirche und Staat Dieser Antrag war aber am Widerstand von Zentrum Bauernbund und den Liberalen gescheitert Bei den reichsweiten Januarstreiks von 1918 wurden in Bayern ebenso wie in vielen anderen Orten des Deutschen Reiches ein Verstandigungsfriede und weiterhin Demokratisierungen gefordert Nach der Niederschlagung dieser Streikwelle wurde Kurt Eisner aufgrund seiner Beteiligung an ihrer Organisation in Munchen verhaftet Er wurde erst am 14 Oktober 1918 wieder freigelassen als er von der USPD fur eine Nachwahl um ein Reichstagsmandat aufgestellt wurde Die USPD hatte sich fur ihn entschieden da der Kandidat der SPD Erhard Auer nicht zu schlagen war und sie so der Regierung vorwerfen konnten sie behindere durch die Inhaftierung eines bisher keines Verbrechen verurteilten Mannes die Wahl Die Regierung entliess ihn daraufhin da sie dachte die USPD in einem Wahlverfahren besser uberwachen zu konnen Zum Ende des Krieges wurde das Deutsche Reich de facto nicht vom Kaiser oder seiner Regierung sondern von der Obersten Heeresleitung OHL unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff in der Art einer Militardiktatur regiert In weiten Kreisen der bayerischen Bevolkerung wurde die Politik des preussischen Obrigkeitsstaats als eine der Hauptursachen fur den Krieg betrachtet Dem bayerischen Konig Ludwig III wurde vorgeworfen nur ein Parteiganger des Kaisers zu sein Dadurch verlor der schon zuvor unbeliebte Konig der sich nach Ansicht der Bevolkerung 1913 zu Unrecht vom Prinzregenten zum Konig gemacht hatte nach dem Eingestandnis der Kriegsniederlage durch die Oberste Heeresleitung OHL die letzte Autoritat und Loyalitat in Bayern Die OHL hatte erst Ende September 1918 die deutsche Niederlage im Weltkrieg offiziell eingestanden obwohl sie die Lage schon im August als aussichtslos eingestuft hatte Ende Oktober sollte die Hochseeflotte trotzdem noch zu einer aussichtslosen Entscheidungsschlacht auslaufen Die Matrosen weigerten sich sich so kurz vor dem ersehnten Kriegsende auf eine Selbstmordmission zu begeben Am 29 Oktober meuterte im norddeutschen Wilhelmshaven die Besatzung der Kriegsflotte und wenig spater kam es in Kiel zum offenen Aufstand der Matrosen die die Stadt bis zum 3 November in ihre Gewalt brachten Wahrend des Aufstands wurden Soldaten und Arbeiterrate gebildet Der Erfolg der Matrosen breitete sich in kurzer Zeit in ganz Deutschland aus und fuhrte zur Novemberrevolution In Bayern kam es noch zu einem letzten Versuch die Monarchie mit einer Verfassungsreform zu retten Regierung und Parlament einigten sich am 2 November 1918 auf ein Abkommen zur Einfuhrung des Verhaltniswahlrechts eine Reform der ersten Kammer des Landtags und die Uberprufung von Standesvorrechten Am 7 November wurde die Regierung umgebildet und erstmals Zentrum Demokraten und Sozialdemokraten daran beteiligt Das Abkommen zur Parlamentarisierung wurde am 6 November von der 2 Kammer gebilligt und sollte am 8 November von der 1 Kammer verabschiedet werden Aber diese Reformen kamen zu spat Sie wurden durch die sich ubersturzenden Ereignisse der Revolution uberrollt Novemberrevolution Massenkundgebung auf der Theresienwiese Kundgebung auf der Theresienwiese am 7 November 1918 Am 7 November 1918 als sich die russische Oktoberrevolution zum ersten Mal jahrte veranstalteten die SPD Gewerkschaften und die USPD eine gemeinsame Friedenskundgebung auf der Munchner Theresienwiese Um den eingeleiteten Ubergang zur parlamentarischen Monarchie in Bayern nicht zu gefahrden forderte Konig Ludwig III die Polizei zur Zuruckhaltung auf obwohl Hinweise auf einen Umsturzversuch durch die USPD vorlagen Um 15 Uhr begann die Kundgebung auf der Theresienwiese mit etwa 60 000 Teilnehmern Munchen hatte damals rund 600 000 Einwohner An verschiedenen Stellen des Platzes sprachen zwolf Redner unter anderem Erhard Auer der Vorsitzende der bayerischen SPD Ludwig Gandorfer USPD sowie Kurt Eisner Einige Redner wollten die Leute beruhigen und wiesen auf die kommenden Reformen hin andere forderten ein sozialistisches Ratesystem Eisner der Vorsitzende der USPD hatte sich mit seinen Anhangern bereits zu Beginn der Kundgebung im Norden der Theresienwiese aufgestellt um anschliessend schnell und moglichst ohne aufgehalten zu werden zu den Kasernen zu kommen Nach den Reden wurde eine Resolution angenommen in der ein sofortiger Friedensschluss der Rucktritt des deutschen Kaisers der Achtstundentag und eine Arbeitslosenversicherung gefordert wurde Im Anschluss an diese Kundgebung setzte sich der Hauptzug der Demonstration zum Friedensengel in Marsch Dort loste sich der Zug nach einer Rede von Franz Schmitt einem Landtagsabgeordneten der SPD auf Die meisten Betriebe Geschafte und Amter hatten an diesem Tag geschlossen um ihren Angestellten die Moglichkeit zu geben an der Kundgebung teilzunehmen Marsch zu den Kasernen und Flucht des Konigs Ohne dass es zunachst weiter beachtet wurde entfernten sich etwa 2 000 Demonstranten unter Fuhrung von Kurt Eisner und Ludwig Gandorfer zuerst zur Kraftwagenkolonne der Kraftfahr Ersatzabteilung in der Kazmairstrasse Die Behorden vertrauten auf die Munchner Garnisonstruppen und massen der Aktion keine grosse Bedeutung bei Die Kraftfahrer schlossen sich dem Demonstrationszug an der nacheinander zur Ersatzkompanie des Munchner Landsturmbataillons zur Marsfeldkaserne Turkenkaserne und zu den Kasernen auf dem Oberwiesenfeld und an der Dachauer Strasse marschierte Auch dort schlossen sich jeweils viele Soldaten an Kriegsmudigkeit die Uberzeugungskraft der Revolutionare oder die Teilnahme befreundeter Kameraden bildeten fur die meist den unteren Mannschaftsgraden angehorenden Soldaten die Motivation sich von der revolutionaren Aufbruchstimmung mitreissen zu lassen Gegen 19 Uhr erschienen die ersten Demonstranten vor der koniglichen Residenz Philipp von Hellingrath der bayerische Kriegsminister musste eingestehen dass in Munchen keine Truppen mehr zur Verfugung standen um die Monarchie zu verteidigen Mit auswartiger Hilfe konnte nicht gerechnet werden da Meldungen von Unruhen auch andernorts vorlagen Angesichts der fur den Konig prekaren Situation wurde Ludwig III von Otto Ritter von Dandl die Flucht empfohlen Zusammen mit seiner schwerkranken Frau drei Tochtern dem Erbprinzen Albrecht und einem kleinen Hofstaat verliess der Konig Munchen in Zivilkleidung Die drei Mietautos mit den Fluchtenden hatten Schloss Wildenwart am Chiemsee zum Ziel Regierungsubernahme durch Eisner Jubelnde Soldaten am 8 November 1918 in Munchen nach der Ausrufung der bayerischen Republik Nachdem die Revolutionare Einrichtungen wie den Hauptbahnhof Gebaude der Regierung oder militarische Einrichtungen ohne Widerstand besetzt hatten hielt Kurt Eisner eine Versammlung im Franziskaner Bierkeller ab und nahm danach im Mathaserbrau an einer Massenveranstaltung teil Dort wurde ein Arbeiter Soldaten und Bauernrat gebildet Zum Vorsitzenden wurde Franz Schmitt SPD gewahlt Gemeinsam zogen sie zum nahen Landtag in der Prannerstrasse wo Eisner in der ersten Stunde des 8 November den Freien Volksstaat Bayern als Freistaat verkundete und eine Meldung an die Druckereien und die Presse gab Auf Grund der Ereignisse in Munchen kam es auch in anderen bayerischen Stadten zum Beispiel in Kaiserslautern damals war die Pfalz bayerisch Ingolstadt Passau und Kempten zur Bildung von Arbeiter und Soldatenraten die vornehmlich mit Mitgliedern der SPD und USPD besetzt wurden Der bayerische Arbeiter Soldaten und Bauernrat wahlte eine Revolutionsregierung aus USPD und SPD mit Kurt Eisner USPD als Ministerprasident und Aussenminister Erhard Auer SPD als Innenminister Johannes Hoffmann SPD als Kultusminister Edgar Jaffe USPD als Finanzminister und Albert Rosshaupter SPD als Militarminister Ein provisorischer Nationalrat der sich aus Vertretern des Arbeiter Soldaten und Bauernrates der Gewerkschaften der Berufs und Frauenverbande und den Fraktionen der SPD und des Bauernbundes im bayerischen Landtag zusammensetzte trat an die Stelle des ehemaligen Landtags der Monarchie Am 12 November einen Tag nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten der Entente entband Ludwig III die bayerischen Beamten vom Treueid auf seine Person was im Grunde seiner Abdankung gleichkam auch wenn er sich zu einer formellen Abdankungserklarung nicht bereit erklarte Die Revolutionsregierung erlaubte dem ehemaligen Konig sich in Bayern aufzuhalten Als Unterstutzung erhielt er 600 000 Mark Exkurs Novemberrevolution in Berlin und im Reich Am 9 November proklamierte in Berlin zuerst Philipp Scheidemann SPD eine parlamentarisch pluralistisch gedachte deutsche Republik und nur wenige Stunden nach ihm Karl Liebknecht vom Spartakusbund die Freie Sozialistische Republik Deutschland Diese kurz nacheinander erfolgten Ausrufungen unterschiedlicher Republiksysteme fur das deutsche Reich deuteten schon die neue innenpolitische Frontlinie zwischen den Anhangern der Ratedemokratie und denen des Parlamentarismus an Den meisten revolutionaren Arbeitern und Soldaten war jedoch die Tragweite dieses Richtungskonfliktes zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich bewusst Ihnen ging es zunachst vor allem um das Ende des Krieges und der Militardiktatur Auch die Unterschiede zwischen SPD USPD und Spartakusbund der knapp zwei Monate spater in der KPD aufging erschienen vielen angesichts der neuen Situation und dem greifbar nahen Ende des Weltkriegs als uberholt Die meisten Aufstandischen ob in Berlin Munchen oder anderswo erwarteten eine baldige neue Einigkeit der verschiedenen Flugel der im Prinzip noch oder wieder als Einheit begriffenen Sozialdemokratie Dass im Hintergrund jedoch die Faden zur endgultigen Spaltung der ursprunglichen Sozialdemokratie schon gezogen waren ahnten bis zum 9 November nur wenige Die Spitze der Reichs SPD namentlich Friedrich Ebert schuf durch einen geheimen Pakt zwischen dem neuen Chef der Obersten Heeresleitung Wilhelm Groener und der SPD Reichsregierung am 10 November 1918 die Voraussetzungen fur die spatere militarisch gewaltsame Niederschlagung einer sozialistisch motivierten Fortsetzung der Revolution Ebert machte Groener fur die Unterstutzung seiner Regierung durch die Reichswehr weitreichende Zugestandnisse in Bezug auf den Erhalt der alten Strukturen in Militar und Verwaltung Zu diesem Zeitpunkt hatte die Novemberrevolution in ganz Deutschland mit politischen Aufstanden beispielsweise in Kiel Matrosenaufstand Berlin Bremen und Hamburg um sich gegriffen Fast uberall bildeten sich Arbeiter und Soldatenrate Der Untergang der Monarchie in Deutschland war spatestens seit dem 9 November nicht mehr aufzuhalten Bis zum 23 November mussten alle regierenden Fursten der deutschen Lander einschliesslich Kaiser Wilhelm II dem Bayerischen Konig folgen und abdanken Am 11 November kam es in Compiegne Frankreich zum Waffenstillstand zwischen den Alliierten und dem Deutschen Reich Fur die Reichsregierung unterzeichnete der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger den Vertrag Damit endete der Erste Weltkrieg Haltung der Offentlichkeit Die Stimmung der bayerischen Bevolkerung schwankte zwischen Hoffnung auf Demokratie und Mitbestimmung vor allem bei den Arbeitern und Abneigung gegen die Revolution insbesondere auf dem Land und im Burgertum Die Mehrheit verhielt sich abwartend und hatte weder eine euphorische noch eine ablehnende Haltung Die katholische und die evangelische Kirche standen auf der Seite der Monarchie und sahen in der Linken eine grossere Gefahr fur Deutschland als in der Rechten Die Kirchen spielten allerdings fur das Schicksal der Raterepublik kaum eine Rolle Die gesellschaftliche Struktur blieb trotz der Anderung der Staatsform erhalten Beamte wie zum Beispiel der Regierungsprasident von Oberbayern Gustav Ritter von Kahr behielten ihre Posten und Amter Politik der Revolutionsregierung unter Eisner Kurt Eisner auf der Fahrt zur Reichskanzlei in Berlin anlasslich einer Konferenz der Reichsregierung 22 November 1918 Fotografie von Robert Sennecke Da sich die Revolutionsregierung nur als Ubergangsregierung betrachtete kam es zu keinen tiefgreifenden Reformen Ein weiterer Grund fur die Zuruckhaltung waren die inhaltlichen Gegensatze zwischen der revolutionareren USPD und der SPD die die Revolution eindammen wollte Mitte November 1918 wurde der Anarchist Gustav Landauer von Kurt Eisner nach Munchen gerufen Er sollte als Redner an der Umbildung der Seelen mitarbeiten Nachdem Eisner gegenuber der Reichsregierung zu der Zeit dem Rat der Volksbeauftragten nicht durchsetzen konnte dass die geplante neue Reichsverfassung der Zustimmung der Lander bedurfe sprach er sich in seinem Regierungsprogramm vom 15 November fur einen gemeinsamen bayerisch osterreichischen Staat aus Des Weiteren nahm er Kontakt zum tschechischen Staatsprasidenten bezuglich der Grundung einer Donaufoderation auf Die Foderation sollte vor allem von den Landern gelenkt werden der Plan scheiterte am Eingreifen der Reichsregierung Die Verstaatlichung der Industrie wurde zuruckgestellt lediglich einige Forderungen der Gewerkschaften wie den Achtstundentag und eine bessere Unterstutzung der Arbeitslosen setzte man um Die monarchischen Beamten blieben wie im ubrigen Deutschland im Amt Die Strukturen des kaiserlichen und koniglichen Verwaltungsapparats und der Justiz blieben in ihrem Wesen ebenso unangetastet wie die Banken Versicherungsgesellschaften und Industrieunternehmen Eisner ernannte entsprechend den Reservatrechten Gesandte fur Bern Berlin Wien und Prag Um bessere Friedensbedingungen fur Bayern zu erreichen veroffentlichte er Berichte die die Kriegsschuld Deutschlands belegen sollten und loste damit in weiten Kreisen eine Welle der Emporung aus Unter Kultusminister Johannes Hoffmann wurde eine Schulreform zur Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht durchgefuhrt Diese Reform ging mit in das vorlaufige Staatsgrundgesetz ein und behielt auch spater Bestand Der Heraldiker Otto Hupp wurde beauftragt ein neues Staatswappen zu gestalten Zweite Phase der Revolution Im Januar 1919 begann in ganz Deutschland mit Aufstanden in Berlin vgl Spartakusaufstand die zweite Phase der Revolution Nachdem die Novemberrevolution bis dahin fast ohne Blutvergiessen verlaufen war eskalierte diese Phase vor allem durch das verstarkte Auftreten der von der SPD Fuhrung namentlich von Reichswehrminister Gustav Noske rekrutierten republikfeindlichen antirevolutionaren Freikorps in einigen Regionen des deutschen Reichs zu burgerkriegsahnlichen Situationen mit Tausenden von Todesopfern vor allem unter den Arbeitern und revolutionaren Soldaten In der bayerischen Regierung kam es zunehmend zu einer Kontroverse zwischen den Befurwortern des Ratesystems USPD und den Befurwortern einer starken Stellung des Parlaments SPD Die Vertreter des Parlamentarismus setzten sich durch und der Einfluss der Rate sank zunachst im ganzen Land Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4 Januar 1919 Am 4 Januar wurde ein vorlaufiges Staatsgrundgesetz beschlossen Es basierte auf der parlamentarischen Demokratie und enthielt keine Elemente des Ratesystems Dessen Wortlaut Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4 Januar 1919Bayern ist eine Republik Bayern ist Mitglied der Vereinigten Staaten Deutschlands Deutsches Reich Die hochste Gewalt des Bayerischen Staates liegt beim Volk Das Volk aussert seinen Willen durch Abstimmungen und Wahlen der Staatsburger und die durch die Verfassung eingesetzten Organe Staatsburger ist ohne Unterschied der Geburt des Geschlechtes des Glaubens und des Berufes jeder Angehorige des Bayerischen Staates der das 20 Lebensjahr vollendet hat Durch Wahlen der Staatsburger wird der Landtag gebildet der aus einer Kammer besteht Die Wahl ist allgemein gleich unmittelbar geheim nach dem Verhaltnisse der Stimmen Wahlberechtigt sind alle bayerischen Staatsburger wahlbar sind alle bayerischen Staatsburger uber 25 Jahre Die oberste vollziehende Gewalt wird vom Gesamtministerium ausgeubt Das Gesamtministerium hat das Recht Beschlusse des Landtags spatestens innerhalb 4 Wochen der Volksbestimmung Referendum zu unterbreiten In solchen Fallen werden die Beschlusse des Landtags erst wirksam wenn sie in der Volksabstimmung mit einfacher Mehrheit der abstimmenden Staatsburger bestatigt sind Entscheidet die Volksabstimmung gegen den Landtag so ist er aufzulosen Entscheidet sie gegen das Gesamtministerium so hat es zuruckzutreten Der Staat sichert die Unverletzlichkeit der Person Freiheit des Glaubens und der Meinung in Rede und Schrift Freiheit der Lehre Wissenschaft und Kunst Das Eigentum ist unverletzlich Die Enteignung von Vermogen kann nur zum Zwecke des Gemeinwohls auf Grund von Gesetzen erfolgen Vor dem Gesetze sind alle Einwohner gleich Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden Die Rechtsprechung wird durch unabhangige Gerichte ausgeubt Alle Vorrechte der Geburt und des Adels sowie Titel die keine Berufsbezeichnungen sind werden aufgehoben Neue Fideikommisse durfen nicht errichtet werden die bestehenden sind durch besonderes Gesetz aufzuheben Die offentlichen Lasten sind ansteigend nach der Leistungsfahigkeit zu verteilen Die Gemeinden und Gemeindeverbande haben das Recht weitgehender Selbstverwaltung Die Wahlen zu den gemeindlichen Vertretungskorpern erfolgen nach den Grundsatzen des Landtagswahlrechts Die Glaubensgesellschaften sind unabhangig von Staate und unterstehen dessen Schutz Alle Glaubensgesellschaften sind gleichberechtigt und frei in ihrer Bestatigung Niemand kann zum Eintritt in eine Glaubensgesellschaft zur Teilnahme an ihren Kultus oder zum Verbleiben in einer Glaubensgesellschaft gezwungen werden Bestehende Rechte der Glaubensgesellschaften konnen nur auf dem Wege der Gesetzgebung abgelost werden Das Unterrichtswesen ist eine staatliche Angelegenheit Die Erteilung des Religionsunterrichts obliegt den Glaubensgesellschaften Staatliche Lehrpersonen konnen zur Erteilung des Religionsunterrichts nicht gezwungen werden die Erziehungsberechtigten konnen von Staatswegen nicht gezwungen werden die ihnen anvertraute Jugend zur Teilnahme am Religionsunterricht oder an religiosen Ubungen anzuhalten Die Beamten haben das unbeschrankte Recht ihrer staatsburgerlichen Betatigung Die Rechte der Beamten bleiben unangetastet Bis zur endgultigen Erledigung des Verfassungsentwurfes der dem Landtag sofort nach seinem Zusammentritt vorgelegen werden muss ubt die revolutionare Regierung die gesetzgebende und vollziehende Gewalt aus Dieses Staatsgrundgesetz tritt insoweit es nicht blosse Programmsatze Ziff 11 12 13 14 15 enthalt mit seiner Verkundigung in Kraft Munchen den 4 Januar 1919Unterzeichner Kurt Eisner E Auer H v Frauendorfer Hoffmann Dr Jaffe Rosshaupter J Timm Unterleitner Wahlen im Januar 1919 Auf Druck der SPD fanden am 12 Januar 1919 Wahlen zu einem verfassunggebenden Landtag statt die von der KPD und ihren Anhangern sowie von Anarchisten boykottiert wurden Bei diesen Wahlen galt erstmals das Verhaltniswahlrecht und das Wahlrecht fur Frauen Die Verlierer der Wahl waren mit dem Bayerischen Bauernbund Stimmenanteil von 9 Prozent 16 Mandate Landtagssitze und der USPD 2 5 Prozent 3 Mandate die Parteien der Revolution Gewinner waren die Bayerische Volkspartei die Nachfolgepartei des Bayerischen Zentrums 35 Prozent 66 Mandate und die SPD 33 Prozent 61 Mandate Die Deutsche Volkspartei DVP bzw in der Pfalz Deutsche Demokratische Partei DDP erhielten zusammen 14 Prozent 25 Mandate die Deutschnationale Volkspartei DNVP zusammen mit der pfalzischen Mittelpartei 6 Prozent 9 Mandate Gegen diese neuen parlamentarischen Mehrheitsverhaltnisse organisierten Gustav Landauer Erich Muhsam und andere Befurworter einer Ratedemokratie am 16 Februar eine erneute Grossdemonstration auf der Theresienwiese auf der die Ausrufung eines Ratesystems gefordert wurde Ermordung Eisners Heutiges Denkmal in der Kardinal Faulhaber Strasse in Munchen eingeweiht 1989 Es zeigt den Umriss des ermordeten Eisner am Tatort Eisner wurde am 21 Februar auf dem Weg zur konstituierenden Sitzung des Landtags wo er aufgrund des schlechten Wahlergebnisses den Rucktritt seines Kabinetts anbieten wollte vom Rechtsradikalen Anton Graf von Arco auf Valley ermordet Eisner hatte sich die politische Rechte zum Feind gemacht weil er die Kriegsschuld anerkannte und versuchte die Sozialistische Internationale wiederzubeleben Ausserdem wurde er als Preusse beschimpft oder aufgrund seiner judischen Herkunft gehasst Die einschlagigen Vorurteile der Rechtsradikalen heizten den Chauvinismus zusatzlich weiter an An seiner Beisetzung nahmen ca 100 000 Personen teil Ein Mitglied des Revolutionaren Arbeiterrats RAR der Metzger Alois Lindner sturmte rund zwei Stunden nach dem Attentat auf Eisner in einem spontanen Akt der Rache in die konstituierende Sitzung des Landtags und schoss auf den SPD Abgeordneten Erhard Auer den er schwer verletzte Der Ministerialreferent Major Paul Ritter von Jahreiss versuchte Lindner an der Flucht zu hindern und wurde von ihm niedergeschossen Wahrend des folgenden Tumults erschoss ein Unbekannter von der Zuschauertribune aus den konservativen Abgeordneten Heinrich Osel Als Reaktion vertagte sich der Landtag Auer und der niedergeschossene Graf von Arco auf Valley wurden vom beruhmten Arzt Ferdinand Sauerbruch behandelt Jahreiss erlag seinen schweren Verletzungen Nach der Ermordung Eisners verschlechtert sich die Stimmung in Munchen zunehmend Nach einem Aufruf der USPD kam es zum Generalstreik Die Macht ubernahm nun der Zentralrat der Bayerischen Republik unter Ernst Niekisch SPD spater USPD Uber Munchen wurde der Belagerungszustand verhangt Am 25 Februar lehnte der elfkopfige Bayerische Ratekongress aus Mitgliedern von USPD SPD und KPD den Antrag von Erich Muhsam die Raterepublik auszurufen zunachst noch ab Die burgerliche Presse wurde zensiert es kam zu einer Radikalisierung der Revolution und zur Verscharfung der Auseinandersetzung zwischen Vertretern des Ratesystems einerseits und des Parlamentarismus andererseits Es wurde gestreikt man unterdruckte die burgerlichen Zeitungen man schoss gelegentlich man plunderte gelegentlich eine Villa aber eine gewisse Bewegungsmoglichkeit der Gemassigten und der Rechtsparteien bestand noch immer eine wirkliche Diktatur des Proletariats war noch nicht erreicht offener Krieg mit dem Reich oder wie man sich ausdruckte mit Weimar wurde noch nicht gefuhrt Victor Klemperer Journalist 1919 Regierungsbildungen zwischen Ratekongress und Parlament Der Ratekongress proklamierte am 1 Marz eine neue Regierung unter Martin Segitz die aber von der Mehrheit des Landtags nicht anerkannt wurde und faktisch auch nicht politisch aktiv war Am 4 Marz lehnte der Ratekongress seinerseits noch eine Regierungsbildung durch den Landtag ab wobei er allerdings in seiner Mehrheit die grundsatzliche Legitimitat des Landtags anerkannte Am 17 Marz wahlten die Landtagsabgeordneten gegen das Votum der radikalen Linken des Ratekongresses Johannes Hoffmann SPD zum neuen Ministerprasidenten und bestatigten das vorlaufige Staatsgrundgesetz Im neuen Kabinett einer Koalitionsregierung zwischen SPD USPD und Bayerischem Bauernbund war Hoffmann zusatzlich Aussenminister und Kultusminister Martin Segitz SPD Innenminister Ernst Schneppenhorst SPD Militarminister und Karl Neumaier parteilos Finanzminister Der Regierung gehorten auch ein Mitglied des Bauernbundes und Mitglieder der USPD an Es war eine Minderheitsregierung die jedoch angesichts der unsicheren revolutionaren Umstande von den meisten anderen burgerlichen und konservativen Parteien des Landtags toleriert wurde Es gelang dieser parlamentarischen Regierung aber nicht die Spannungen zwischen Anhangern des Ratesystems und des Parlamentarismus abzubauen Im Gegenteil wurde sie ihrerseits von der Basis der Ratebewegung zumindest in Munchen nicht anerkannt und hatte dort im Grunde keinen Handlungsspielraum Innerhalb des linken Parteienspektrums verharteten sich zwei politisch ideologische Lager Auf der einen Seite gruppieren sich die Kommunisten um die aus Russland stammenden Max Levien Eugen Levine und Tobias Akselrod Auf der anderen Seite bildet sich eine Gruppe die uberwiegend aus Sozialisten und Anarchisten bestand wie die Schriftsteller Ernst Toller Gustav Landauer und Erich Muhsam Am 22 Marz traf in Munchen die Nachricht von der Ausrufung einer sozialistischen Raterepublik in Ungarn unter Bela Kun ein Dies gab der Ratebewegung in Bayern neuen Auftrieb Viele traumten von einer sozialistischen Achse Bayern Osterreich Ungarn Russland Damit waren auch Hoffnungen verbunden sich gegen die Berliner Reichsregierung in der sich ein pluralistisches System durchgesetzt hatte zu behaupten Nach einer neuerlichen Revolution flohen das Kabinett Hoffmann und der Landtag nach Bamberg wo sie ihre Arbeit fortsetzten Diese Arbeit ab 7 8 April ohne die Mitglieder der USPD die nach offizieller Ausrufung der Raterepublik aus der in ihren Augen delegitimierten Regierung in Bamberg austraten war im folgenden Monat wesentlich gepragt von der Organisation des Kampfes gegen die nun folgende Raterepublik Davon abgesehen erliess sie am 24 April eine neue Gemeindeverfassung fur Bayern Die Raterepublik Baiern erste Raterepublik Telegramm des revolutionaren Zentralrates Bayern an das Bezirksamt Furth gezeichnet von Ernst Niekisch Die Ausrufung der Raterepublik erfolgt am 7 April mittags 12 Uhr Der Arbeiter und Soldatenrat Furth sowie der seit 1914 amtierende Burgermeister bestatigten die Anordnungen Der unmittelbare Anstoss zur Proklamation der Raterepublik ging von Augsburg aus Dort verlangten die Teilnehmer einer von der lokalen SPD einberufenen Versammlung nach einem Vortrag Ernst Niekischs am 3 April nahezu einstimmig einen solchen Schritt Am 4 April traten die Augsburger Arbeiter in den Generalstreik Der Munchner Zentralrat stellte sich hinter die von Augsburg erhobene Forderung und untersagte das Zusammentreten des auf Betreiben Hoffmanns vom Altestenrat fur den 8 April einberufenen Landtages Der Kreis um Hoffmann hielt es zu diesem Zeitpunkt nicht fur ratsam offen gegen die augenscheinlich sehr breite Massenbewegung aufzutreten Stattdessen versuchten die SPD Minister die Linksentwicklung von der Spitze aus unter Kontrolle zu bringen Schneppenhorst Minister fur militarische Angelegenheiten und Stellvertreter des Ministerprasidenten lud nach einer vorhergehenden Aussprache im Ministerrat am Abend des 4 April zu einer Sitzung ins Kriegsministerium ein Die etwa 30 anwesenden Personen fuhrende Vertreter der SPD darunter Minister Segitz und Stadtkommandant Durr der USPD darunter die Minister Simon und Unterleitner des Bauernbundes und der Anarchisten sprachen sich samtlich fur die Ausrufung der Raterepublik aus Funf amtierende Minister erklarten ihre Bereitschaft in eine Rateregierung einzutreten Die Vertreter des Munchner Arbeiterrates bestanden allerdings darauf vor der Schaffung von Tatsachen noch die KPD zu konsultieren Wahrend einer zweiten in der gleichen Nacht stattfindenden Versammlung an der etwa 150 Personen teilnahmen erschien eine von Eugen Levine geleitete Delegation der KPD Levine der das Scheitern des aus einer ahnlichen Situation heraus begonnenen Berliner Januaraufstands vor Ort miterlebt hatte sprach sich fur die Anwesenden vollig uberraschend ausdrucklich gegen die Proklamation der Raterepublik aus und verband seine Absage mit heftigen Angriffen Wir Kommunisten hegen das grosste Misstrauen gegen eine Raterepublik deren Trager die sozialdemokratischen Minister Schneppenhorst und Durr sind die die ganze Zeit den Rategedanken mit allen Mitteln bekampften Wir konnen es uns nur als einen Versuch bankrotter Fuhrer durch eine scheinbar revolutionare Aktion den Anschluss an die Massen zu gewinnen oder als eine bewusste Provokation erklaren Gegenwartig ist der Augenblick der Proklamierung einer Raterepublik ausserordentlich ungunstig Die Massen in Nord und Mitteldeutschland sind geschlagen Nach dem ersten Rausch wurde folgendes eintreten Die Mehrheitssozialisten wurden sich unter dem ersten besten Vorwand zuruckziehen und das Proletariat bewusst verraten Die USPD wurde mitmachen dann umfallen anfangen zu schwanken zu verhandeln und dadurch zum unbewussten Verrater werden Und wir Kommunisten wurden mit dem Blut unserer Besten Eure Tat bezahlen Wir lehnen es ab der Sundenbock fur die Dummheit und Verworrenheit der anderen zu sein Eugen Levine 1919 Nach diesen Ausfuhrungen wurde Levine als Saupreusse und verkrachter Politiker geschmaht Laut Erich Muhsam ware Schneppenhorst beinahe handgreiflich geworden Schneppenhorst hat spater behauptet dass er sich lediglich aus Angst vor den anwesenden Radikalen fur die Raterepublik eingesetzt habe Im Prozess gegen Levine bestatigten allerdings mehrere Zeugen darunter Konrad Kubler der Vertreter des Bauernbunds dessen Aussage dass Schneppenhorst zu diesem Zeitpunkt der eifrigste Verfechter der Raterepublik gewesen sei Kubler vertrat sogar die Ansicht dass es ohne Schneppenhorsts Initiative vom 4 April nicht zur Ausrufung der Raterepublik gekommen ware Unmittelbar nach dem Eklat verliess die Abordnung der KPD unter den wutenden Beschimpfungen der Mehrheits Sozialdemokraten den Saal Die Zuruckgebliebenen entschieden in den Morgenstunden des 5 April schliesslich die Ausrufung der Raterepublik um zwei Tage zu verschieben Diese Zeitspanne nutzte Schneppenhorst um Munchen zu verlassen mit der Begrundung unter den Truppen in Franken fur die Raterepublik werben zu wollen Auf Betreiben des von der Reichsregierung nach Munchen entsandten Kurt Riezler folgten ihm bis zum 7 April mit Ausnahme der beiden USPD Minister alle anderen Kabinettsmitglieder Hoffmann hatte Munchen bereits am 5 April verlassen Am 6 April sprach sich ein ausserordentlicher Parteitag der SPD Oberbayerns in Munchen mit 240 gegen 13 Stimmen fur die Raterepublik aus unter der Voraussetzung dass die drei sozialistischen Parteien Mehrheitssozialisten Unabhangige und Kommunisten sich an der Durchfuhrung der Raterepublik beteiligen Die letzte Entscheidung uber das weitere Vorgehen lag aber faktisch bei den Anfuhrern der in Munchen etwa 15 000 Mitglieder zahlenden USPD ohne deren Einverstandnis jeder einschlagige Beschluss sofort wirkungslos verpufft ware Als Tollers Zustimmung vorlag wurde am Abend des 6 April auf einer von Niekisch geleiteten Sitzung im Wittelsbacher Palais die Proklamation der Raterepublik Baiern mit Wirkung zum 7 April 12 Uhr mittags und die Bildung eines neben dem weiter bestehenden Zentralrat agierenden Rates der Volksbeauftragten beschlossen Die Verwendung des i statt des y war als antimonarchistische Spitze gegen die seinerzeit von Ludwig I angeordnete Schreibweise gedacht Die Diktatur des Proletariats ist Tatsache Eine Rote Armee wird sofort gebildet Eine Verbindung mit Russland und Ungarn wird sofort aufgenommen Eine Gemeinschaft zwischen dem royalistischen Bayern und dem Kaiserdeutschland mit dem republikanischen Aushangeschild kann nicht mehr sein Ein Revolutionsgericht wird jeden Versuch reaktionarer Machenschaften rucksichtslos ahnden Die Lugenfreiheit der Presse hort auf Die Sozialisierung des Zeitungswesens sichert die wahre Meinungsfreiheit des revolutionaren Volkes Erich Muhsam und Gustav Landauer 1919 Bis zum 8 April schlossen sich mit Ausnahme Nurnbergs wo sich Schneppenhorst aufhielt alle grossen Stadte Bayerns sudlich der Donau neben Augsburg und Rosenheim auch viele kleinere Stadte und Gemeinden wie Memmingen und Diessen der Raterepublik an Schon am 9 April setzte aber eine Gegenbewegung ein Auf Betreiben der SPD Vertreter losten viele Rate ihre Verbindung zu Munchen in Wurzburg und Ingolstadt wurden die ortlichen Rate von rechtsgerichteten Militars und Studenten ganzlich beseitigt Mit Beschluss vom 11 und Saulenanschlag vom 12 April stellte sich der Arbeiter und Soldatenrat Furth gegen die Raterepublik deren engere Einflusszone von da an auf die Achse Augsburg Munchen Rosenheim beschrankt war Der rechte Flugel des Bauernbundes um Georg Eisenberger konnte den Zentralen Bauernrat in Munchen nun isolieren und die Kontrolle uber die Bauernrate in der Provinz wiedererlangen er wurde in der Folge zu einer wesentlichen Stutze der Regierung Hoffmann die sich im Bamberger Rathaus niederliess und von dort aus eine publizistische Kampagne gegen die Munchner Tyrannis bzw die Fremdstammige n und Phantasten einleitete Hoffmann hielt es zu diesem Zeitpunkt fur moglich die Raterepublik mit in Munchen vorhandenen Kraften niederzuwerfen Die einflussreichsten Personlichkeiten der neubegrundeten Raterepublik waren neben dem 26 jahrigen Toller der die von Niekisch abgegebene Leitung des Zentralrats ubernahm und damit formell Staatsoberhaupt war die Anarchisten Gustav Landauer als Volksbeauftragter fur Volksaufklarung Erich Muhsam der sich selbst als Volksbeauftragter fur Ausseres ins Gesprach gebracht hatte aber von Toller und Landauer abgelehnt worden war und Silvio Gesell als Volksbeauftragter fur Finanzen In deren Umfeld bewegten sich so das harsche Urteil Arthur Rosenbergs dunkle Abenteurer zum Teil offen pathologische Charaktere die die Raterepublik durch einfache Inaktivitat oder Verwirrung stiftende mitunter direkt kompromittierende Massnahmen lahmten und auch bei anfangs sympathisierenden Beobachtern in Verruf brachten Vom Volksbeauftragten fur Ausseres Franz Lipp hatte nach Angaben Niekischs bis dahin niemand gehort aber da man einen anderen Kandidaten nicht hatte schluckte man diesen Der von Toller vorgeschlagene Lipp versicherte dem papstlichen Nuntius Pacelli in einem Schreiben seine Ergebenheit und liess am 10 April folgenden Funkspruch absetzen Tschitscherin Lenin Moskau Proletariat Oberbayerns glucklich vereint Sozialisten plus Unabhangige plus Kommunisten fest als Hammer zusammengefugt mit Bauernbund einig Klerikale uns wohlgesinnt Liberales Burgertum als Preussens Agent vollig entwaffnet Bamberg Sitz des Fluchtlings Hoffmann welcher aus meinem Ministerium den Abtrittsschlussel mitgenommen hat Wir wollen den Frieden fur immer Immanuel Kant Zum ewigen Frieden 1795 Thesen 2 5 Der wohl psychisch kranke Lipp wurde kurz darauf abgelost und in eine Heilanstalt eingewiesen Dagegen konnte der im Marz von Hoffmann eingesetzte Sozialisierungsspezialist Otto Neurath der eine Sozialisierung ohne Enteignung propagierte seine Tatigkeit fortsetzen Gesell kundigte am 11 April in einem Telegramm die Einfuhrung des absoluten Geldes an und forderte die Reichsbank zu einer Stellungnahme auf Keine einzige der von der Rateregierung angekundigten Massnahmen Bildung einer Roten Armee Aufbau einer sozialistisch kommunistischen Wirtschaft Sozialisierung der Presse Austilgung der Burokratie Bildung eines Revolutionsgerichts wurde ernsthaft in Angriff genommen Banken und Fabriken verblieben in privater Hand die alten Zivilbeamten arbeiteten weiter eine Bewaffnung der Arbeiter unterblieb die polizeilichen Ordnungshuter versahen in der Republik der Anarchisten unangefochten ihren Dienst alles wie sonst wie das KPD Blatt Munchner Rote Fahne am 9 April trocken formulierte Thomas Mann hielt am 7 April in seinem Tagebuch den Eindruck fest dass es sich bei der Raterepublik augenscheinlich um ein vorbeugendes Werk der Mehrheitssozialisten handelt wie schon bei der ersten Revolution Die Kommunisten beteiligen sich nicht an der ersten Raterepublik da ihnen keine fuhrende Rolle zukam aber auch aus prinzipiellen Grunden da die Rateregierung nicht von den Arbeitern gewahlt wurde Die Anfuhrer der KPD neben Levine vor allem Max Levien Willi Budich und Paul Frolich bezeichneten die Grundung vom 7 April als Scheinraterepublik auch Schriftstellerrepublik und schlossen der ohne Rucksprache mit ihnen als Volksbeauftragter fur militarische Angelegenheiten in die Rateregierung eingetreten war aus der Partei aus Dieser Standpunkt ergab sich neben grundsatzlichen Erwagungen auch aus dem Umstand dass Levine der lokalen KPD deren Mitglieder er in einem Brief als die reinsten Kinder beschrieb eine aktive und fuhrende Rolle nicht zutraute Dennoch bemuhte sich die Partei seit dem 9 April Krafte zur Abwehr der sich bereits deutlich abzeichnenden gegenrevolutionaren Gefahr zu mobilisieren Unter den Mitgliedern der Munchner SPD fand am 11 April eine Urabstimmung uber die Frage der Entsendung eigener Vertreter in die Gremien der Raterepublik statt Dabei sprachen sich 3 479 Mitglieder fur und 3 507 gegen einen solchen Schritt aus Kommunistische Raterepublik Zweite Raterepublik Am Palmsonntag dem 13 April 1919 kam es unter der Fuhrung von Alfred Seyffertitz 1884 1944 einem Kommandanten der zur Bamberger Regierung loyalen Republikanischen Schutztruppe zu einem Angriff auf die Raterepublik bei dem einige Mitglieder des Zentralrats darunter Erich Muhsam verhaftet wurden Dieser so genannte Palmsonntagsputsch wurde von der sich im Aufbau befindenden unter Soldatenrat Rudolf Egelhofer KPD der als Matrose Ende Oktober 1918 schon am Kieler Aufstand beteiligt gewesen war noch am selben Tag niedergeschlagen da sich die meisten Munchner Truppenverbande dem Umsturzversuch nicht anschlossen Die Republikanische Schutztruppe unterlag gegen 21 Uhr nach Kampfen am Munchner Hauptbahnhof die 21 Todesopfer forderten Revolutionare Soldaten der Roten Armee auf einer Patrouillenfahrt in Munchen Als Reaktion riefen im Hofbrauhaus die Betriebs und Soldatenrate noch wahrend der Kampfe die Kommunistische Raterepublik aus Die gesetzgebende und die vollziehende Gewalt wurden in dieser zweiten Phase der Raterepublik an einen Aktionsausschuss aus 15 Personen unter Fuhrung von Eugen Levine ubertragen Levine war von der KPD Zentrale in Berlin nach Munchen entsandt worden Zum Aktionsausschuss kamen am 16 April weitere Mitglieder hinzu u a Toller Klingelhofer und Axelrod so dass die Anzahl der Mitglieder auf uber 30 anstieg Von diesem Aktionsausschuss wurde ein aus funf Personen bestehender Vollzugsrat gewahlt der neben Levine aus Max Levien Emil Maenner Wilhelm Duske und Willi Budich Ps Dietrich bestand Die Fuhrung der Kommunistischen Partei und damit die eigentlichen Machthaber waren Levine Levien Willi Budich und Paul Frolich Ps Paul Werner Ebenso wie Levine stammten Levien und Axelrod ursprunglich aus Russland wo sie an revolutionaren Entwicklungen beteiligt gewesen waren Obwohl sowohl Levine als auch Levien schon lange vor dem Ersten Weltkrieg die deutsche Staatsburgerschaft erhalten hatten steigerte ihre Herkunft in nationalkonservativen und rechtsextremen Kreisen die Angst vor einer russischen Bolschewisierung Bayerns wobei die judische Herkunft Levine bzw vermeintlich judische Herkunft Levien eine von rassistischen und antisemitischen Vorurteilen gepragte Grundstimmung im entsprechenden Umfeld noch verstarkte Diese kommunistische Rateregierung wurde von Teilen der Bevolkerung als Russenherrschaft verunglimpft Tatsachlich bildeten die bayerischen Rate in ihrer Gesamtheit jedoch eine ausserst heterogene Mischung mit sehr unterschiedlichen Sozialismus Vorstellungen Im Uberblick betrachtet waren die Anhanger eines Ratemodells nach sowjetrussischem Vorbild an der Basis der von der KPD dominierten Rateregierung nur eine Minderheit Bei alledem war die kommunistische Raterepublik konsequenter in der praktischen Umsetzung ihrer Ziele als ihre unmittelbaren Vorganger Doch auch ihr war unter den denkbar ungunstigen Bedingungen der militarischen Bedrohung nur sehr wenig Zeit und Gelegenheit beschieden ihre Vorstellungen umzusetzen Es kam zu Massnahmen wie die Einfuhrung von sogenannten Hauskomitees das Verbot der burgerlichen Presse die Konfiszierung von Privateigentum u a zur Schaffung von Wohnraum der Ausrufung eines Generalstreiks und umgehenden Verhaftungen Ernst Toller und Gustav Landauer erkannten den Aktionsausschuss an und beteiligten sich zunachst auch an der kommunistischen Raterepublik Allerdings trat Landauer nachdem sein Kulturprogramm von Levine abgelehnt worden war schon drei Tage spater enttauscht und resignierend wegen Haltung und Politik der KPD Fuhrung von allen seinen Posten und Amtern in der Raterepublik zuruck Anschlag der Stadtkommandantur Munchen am 14 April 1919 Um die Raterepublik zu schutzen wurde die Rote Armee unter Rudolf Egelhofer zu einer Starke von 9 000 10 000 Mann ausgebaut Ihm wurde Ernst Toller als stellvertretender Inhaber des militarischen Oberkommandos zur Seite gestellt Zu den Soldaten gehoren neben ehemaligen Berufssoldaten auch Bauern und das stadtische Proletariat Die Rote Armee war militarisch sowohl quantitativ als auch qualitativ nicht zuletzt aufgrund des Mangels an Erfahrung in deren Mannschaft und Fuhrung den anruckenden Freikorps und Reichswehreinheiten deutlich unterlegen Dennoch gelang es am 16 April einigen Einheiten der Rotgardisten unter dem Kommando Tollers in der Schlacht um Dachau bis Dachau vorgedrungene Freikorpsverbande zu besiegen und zunachst zuruckzudrangen Ernst Toller war bedingt durch seine Kriegserfahrungen als Artillerieunteroffizier im Grunde ein uberzeugter Pazifist Er ubernahm die Befehlsgewalt uber die Rote Armee nur ungern jedoch mit der Einsicht der aus der Situation geborenen Notwendigkeit Seine Erfahrungen und den gewissensbelastenden Zwiespalt zwischen gewaltablehnender Uberzeugung und der Notwendigkeit der Verteidigung einer sozialen Revolution verarbeitete er spater im expressionistischen Theaterstuck Masse Mensch das nach seiner spateren Verurteilung im Gefangnis entstand Die Rateregierung beabsichtigte keinen eigenen Weg zu gehen sondern die Revolution in Bayern zu einem Teil der geplanten Weltrevolution unter Moskauer Fuhrung zu machen im Verbund mit der ungarischen Raterepublik und einer sich in Osterreich zu dem Zeitpunkt scheinbar ebenfalls ankundigenden revolutionaren Umgestaltung Levine nahm Kontakt zu Sowjetrussland auf um sich der Unterstutzung Lenins zu versichern Der schickte ein knapp gehaltenes Telegramm in dem er seine grundsatzliche inhaltliche Solidaritat bekundete und konkrete Fragen stellte beziehungsweise Vorschlage bezuglich der Umsetzung der proletarischen Machtergreifung unterbreitete Da sich Russland selbst zwischen 1918 und 1922 in der schwierigen Situation eines Burgerkriegs vgl Russischer Burgerkrieg befand war die Erwartung einer praktischen Unterstutzung der Munchner Raterepublik etwa im Sinn von militarischer Hilfe allerdings illusorisch Niederschlagung der RaterepublikInzwischen verbreiteten die Revolutionsgegner Geruchte uber Graueltaten der Revolutionare in Munchen die zu einer massiven Gegenbewegung fuhrten Die ehemalige Regierung Hoffmann in Bamberg hetzte die Landbevolkerung gegen die Diktatur der Russen und Juden in der Stadt auf die angeblich die Frauen zu Gemeineigentum erklart haben Eine Hungerblockade gegen die Munchner Raterepublik war die Folge Hoffmann und die Mehrheit des Bamberger Landtags unterstutzten die Bildung von Freikorps zur gewaltsamen Niederschlagung der Raterepublik Es gelang den Bambergern aber nicht ausreichend bayerische Truppen zu rekrutieren die zum Kampf gegen ihre Landsleute in Munchen bereit waren Ministerprasident Hoffmann SPD forderte deshalb von Reichswehrminister Gustav Noske SPD zusatzlich zu den Freikorps Reichswehrverbande aus Berlin an die er nach der Niederlage der Freikorps in Dachau zugesagt bekam Munchen Marienplatz Einmarsch von Truppen der Reichswehr In der zweiten Aprilhalfte ruckten zur Reichsexekution etwa 35 000 Reichswehrsoldaten gegen Munchen vor Noske war von der Regierung in Berlin beauftragt und zeigte sich entschlossen dem Karneval des Wahnsinns ein gnadenloses Ende zu bereiten Die Leitung der Operationen ubertrug er dem fruheren preussischen Generalleutnant Ernst von Oven Mit dabei waren fruhere bayerische Offiziere wie Franz von Epp der bereits im Jahr 1900 bei der Niederschlagung des Boxeraufstandes im Kaiserreich China und 1904 an dem beruchtigten Massaker an den Herero in Deutsch Sudwest Afrika beteiligt gewesen war Dem Freikorps Epp schloss sich auch der spatere Fuhrer der SA Ernst Rohm an Viele Soldaten trugen schon das Hakenkreuz am Helm das Symbol des volkisch nationalistischen Geheimbunds Thule Gesellschaft deren etwa 250 Munchner Mitglieder in verdeckten Aktionen gegen die Revolution aufgetreten waren Die Rote Armee konnte zwar anfangliche Gefechte gewinnen doch die gegenrevolutionare weisse Armee aus preussischen und wurttembergischen Truppen sowie Freikorps besetzte am 20 April Augsburg wo es daraufhin zu einem Generalstreik kam Die Bamberger Regierung verhangte am 25 April uber Munchen das Standrecht Den Revolutionaren gelang es nicht auslandische Hilfe zu gewinnen oder den Munchner Erzbischof als Geisel zu nehmen In der Folge entstanden Spannungen im Aktionsausschuss zwischen Mitgliedern der USPD Toller und der KPD Levine Beide Fraktionen erkannten dass die Chancen einer erfolgreichen Verteidigung der Raterepublik nahezu aussichtslos waren Wo die Leute um Toller aber auf Verhandlungen mit der Regierung Hoffmann drangten um sinnlose Opfer zu vermeiden bestand die kommunistische Fuhrung auf der Fortfuhrung des Kampfes als historisches Signal fur spatere revolutionare Moglichkeiten Eine Einigung war nicht moglich jedoch konnte sich Toller zunachst durchsetzen Am 27 April trat der Aktionsausschuss zuruck Ein provisorischer Aktionsausschuss aus Toller Klingelhofer und Heinrich Keller ubernahm die Geschafte bis am nachsten Tag von der Versammlung der Betriebs und Soldatenrate ein neuer Aktionsausschuss und von diesem ein neuer Vollzugsausschuss Luitpold Wald Heinrich Kellner Josef Mayer und Adolf Schmidt gewahlt wurde Kommunisten waren nun nicht mehr an der Regierung beteiligt Die gesuchten Verhandlungen mit Hoffmann scheiterten Er war zu keinen Kompromissen bereit und bestand auf der bedingungslosen Kapitulation der Raterepublik Am 26 April 1919 wurden 22 Gegner der Munchener Raterepublik im als Kaserne benutzten Luitpold Gymnasium interniert Kurze Zeit spater am 29 April 1919 verbreitet sich das Gerucht dass bei der Eroberung Grunwalds elf Rotgardisten als Geiseln genommen und ermordet worden seien Daraufhin wurden am 30 April zehn der Internierten erschossen Bei den Opfern handelte es sich um sieben Angehorige der Thule Gesellschaft darunter Hella Grafin von Westarp und zwei bayerische Weissgardisten sowie den judischen Kunstprofessor Ernst Berger der eine Bekanntmachung der Rateregierung heruntergerissen haben soll Die Erschiessungen fanden vor den Augen der Rotgardisten und der anderen Gefangenen statt zuvor waren mindestens zwei der Mordopfer durch Schlage schwer misshandelt worden Den Opfern wurde es erlaubt Abschiedsbriefe zu verfassen Es ist unklar ob der Befehl zur Ermordung von Soldatenrat Egelhofer kam oder der lokale Kommandant Fritz Seidel auf eigene Faust gehandelt hat Auch die Beteiligung bzw Billigung der im Luitpold Gymnasium versammelten entmachteten kommunistischen Fuhrung um Levine und Levien ist unklar Acht Tatbeteiligte wurden spater zum Tode verurteilt und hingerichtet den moglichen Befehlsgeber Egelhofer ermordeten Weissgardisten nach seiner Ergreifung Der gesamte Fall wurde von Medien als Geiselmord von Munchen bezeichnet und uberregional rezipiert Weissgardisten rucken in Munchen ein Am 1 Mai 1919 schloss die weisse Armee Munchen ein und eroberte die Stadt bis zum darauffolgenden Tag vollstandig Damit endete die letzte Rateregierung sowohl in Bayern als auch in ganz Deutschland Der Widerstand der ubrig gebliebenen etwa 2 000 Kampfer der Roten Armee war insgesamt schwach und blieb auf einige wenige Stellen beschrankt In Kolbermoor im Landkreis Rosenheim konnten sich Anhanger der Raterepublik bis zum 3 Mai halten der Vorsitzende des dortigen Rates Georg Schuhmann wurde am 4 Mai von Freikorpssoldaten ermordet Am 6 Mai 1919 wurde in Munchen eine Versammlung des katholischen Gesellenvereins St Joseph als spartakistisch denunziert 21 Gesellen wurden erschossen Das Verbrechen wurde reichsweit als Munchner Gesellenmord bekannt Verurteilt wegen Totschlags wurden lediglich drei Soldaten Die Verfahren gegen die Offiziere die den Munchner Gesellenmord befohlen hatten wurden eingestellt Der Geiselmord vom 30 April im Luitpold Gymnasium galt den Freikorps als Rechtfertigung fur ihre nun folgende Terrorherrschaft in Munchen die weitaus mehr Menschenleben fordern sollte als die Kampfe bis zum 3 Mai Das Standrecht wurde in Munchen am 1 August aufgehoben Der Kriegszustand endete am 1 Dezember 1919 Drei Wochen nach der Niederschlagung der Raterepublik legte die Regierung Hoffmann am 24 Mai dem Landtag einen Verfassungsentwurf Bamberger Verfassung vor Bald darauf kehrte sie nach Munchen zuruck Bevor dieser Entwurf verabschiedet werden konnte leitete ihn die Mehrheit der Abgeordneten zunachst an einen Ausschuss weiter Am 14 August wurde die Bamberger Verfassung unterzeichnet die am 15 September in Kraft trat Einige Protagonisten aus der Fuhrungsebene der Munchner Raterepublik Erich Muhsam 1878 1934 anarchistischer Schriftsteller nach Niederschlagung der Raterepublik verurteilt zu 15 Jahren Festungshaft 1924 amnestiert zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur erneut inhaftiert und 1934 im KZ Oranienburg ermordet Ernst Toller 1893 1939 USPD linkssozialistisch pazifistischer Schriftsteller und Dramaturg nach Niederschlagung der Raterepublik verurteilt zu funf Jahren Festungshaft vom NS Regime ausgeburgert als Emigrant 1939 Tod durch Suizid in New York USA Gustav Landauer 1870 1919 anarchistischer und pazifistischer Philosoph unmittelbar nach Niederschlagung der Raterepublik inhaftiert und in der Haft von Freikorps Soldaten misshandelt und ermordet Eugen Levine 1893 1919 KPD nach Niederschlagung der Raterepublik zum Tode verurteilt und hingerichtet Munchen war die einzige Stadt Deutschlands in der die Diktatur des Proletariats zeitweilig verwirklicht worden ist Beinahe vier Wochen bestand die Munchner Raterepublik Eine Regierung loste die andere ab Neue Personlichkeiten tauchten auf und verschwanden ebenso schnell wie sie gekommen waren Die Ereignisse flogen wie Bilder in einem Lichtspiel mit fabelhafter Geschwindigkeit am Zuschauer voruber Mit ungeheurem Enthusiasmus proklamiert schien es dass sich ihr allmahlich auch das ganze Land anschliessen wurde Aber schon nach zwei Wochen ihres Bestehens wurde es klar dass fruher oder spater die Raterepublik an innerer Faulnis zusammenbrechen musse Michael Smilg Benario Journalist 1919 Opferbilanz der Kampfe um die RaterepublikDer vom Sicherheits Bataillon Ulm gefangen genommene 18 jahrige Eisendreher Johann Lehner kurz vor seiner Ermordung 3 Mai 1919 Wahrend der Kampfe bis zur Niederschlagung der Revolution wurden 606 Tote registriert davon waren 233 Kampfer der Roten Armee und 335 Zivilisten die meist als vermeintliche Revolutionare durch die Freikorps getotet worden waren Die restlichen 38 Toten waren als Angehorige der konterrevolutionaren Regierungstruppen Freikorps gefallen Die Dunkelziffer weiterer Todesopfer bis 3 Mai liegt hoch es wurden teilweise bis zu 400 weitere Tote geschatzt die wesentlich den Erschiessungskommandos der Freikorps zum Opfer gefallen sein durften Unter anderem wurden 52 russische Kriegsgefangene von einem Freikorps in einer Kiesgrube bei Grafelfing erschossen Gustav Landauer wurde am 2 Mai von Soldaten und Freikorps Mitgliedern im Gefangnis Stadelheim durch Pistolenschusse schwer verletzt und schliesslich zu Tode getreten Am 3 Mai wurde auch Kriegskommissar Rudolf Egelhofer ohne Gerichtsurteil ermordet Nach der Niederlage der Raterepublik wurden Hunderte auch aufgrund falscher und willkurlicher Denunziationen verhaftet und hingerichtet Beispielsweise denunzierte ein Pfarrer aus Munchen Perlach zwolf Arbeiter die dann von Freikorps Soldaten ausgeplundert und am 5 Mai im Garten des Hofbraukellers erschossen wurden Auch Adolf Hitler zu jener Zeit in Munchen kasernierter Soldat denunzierte mehrere mit der Raterepublik sympathisierende Kameraden seines ehemaligen Regiments In den folgenden Wochen wurden uber 2200 Unterstutzer der Raterepublik von Standgerichten zum Tode oder zu Haftstrafen verurteilt Max Levien war einer der wenigen revolutionaren Anfuhrer denen die Flucht gelang Eugen Levine wurde des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt Nach seiner Hinrichtung am 5 Juni 1919 kam es unter anderem in Berlin zu einem Generalstreik Erich Muhsam wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt jedoch nach 5 Jahren amnestiert Toller zu funf Jahren die er vollstandig absass Toller wurde im Prozess von Hugo Haase verteidigt Der Professor fur Gesellschaftswissenschaft Wirtschaftsgeschichte und Nationalokonomie Max Weber der seit dem Sommersemester 1919 an der Munchner Universitat lehrte trat am 16 Juli 1919 im Strafprozess gegen Toller als Zeuge auf und bekraftigte die absolute Lauterkeit eines radikalen Gesinnungsethikers diese Zeugenaussage trug dazu bei Ernst Toller der stellvertretender Kommandeur der Roten Armee gewesen war vor dem Todesurteil zu bewahren Silvio Gesell wurde inhaftiert und nach mehrmonatiger Haft im Juli 1919 in einem Hochverratsprozess vor einem Munchner Standgericht aufgrund seiner Selbstverteidigungsrede freigesprochen Polarisierung nach der RaterepublikDer auf beiden Seiten entstandene Hass vergiftete lange die politischen Verhaltnisse Die Tatsache dass einige der fuhrenden Personen der Raterepublik judischer Herkunft waren Ernst Toller Erich Muhsam Gustav Landauer Eugen Levine Tobias Akselrod Arnold Wadler und Frida Rubiner lieferte den konservativen und vor allem den rechtsextremistischen Kreisen den Vorwand um allgemein gegen das Judentum eine angebliche judisch bolschewistische Weltverschworung zu agitieren Bei breiten Bevolkerungsschichten in denen zumindest latent schon lange antisemitische Vorurteile vorherrschend waren stiessen sie dabei oft auf fruchtbaren Boden Das Trauma die Wunden und die Folgen der Revolutionszeit Hunger Angst viele Tote Hass die Dolchstosslegende sowie die Versaumnisse der Revolution wie etwa eine ausgebliebene Demokratisierung der monarchistischen Justiz und Verwaltung waren ein schweres Erbe fur die Demokratie in der Zeit der Weimarer Republik und begunstigten den Aufstieg der Nationalsozialisten der in Bayern seinen Ausgang nahm Die juristische Aufarbeitung der Munchner Raterepublik nach ihrer Niederschlagung zeigte zum ersten Mal in grossem Stil die politische Einseitigkeit der Justiz in der Weimarer Republik Wahrend politisch rechts motivierte Verbrechen gar nicht oder sehr milde bestraft wurden wurden links motivierte Straftaten mit der vollen Harte des Gesetzes verfolgt Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Raterepublik anderte sich das politische Klientel in der Stadt Kommunisten und linke Sympathisanten verliessen sie wahrend sich rechte Gruppierungen in Munchen in Stellung brachten Nach der Niederschlagung der Revolution setzte eine Art Konterrevolution ein Spatestens ab 1920 machten unter der Ministerprasidentschaft Gustav Ritter von Kahrs die rechten Machthaber Bayern zur rechtsextremen Ordnungszelle in Deutschland Der Freistaat galt zugleich als wichtiger Zufluchtsort fur viele andernorts straffallig gewordene Rechtsextremisten beispielsweise Mitgliedern der Terrorgruppierung Organisation Consul die fur mehrere politische Morde verantwortlich war darunter auch an den Reichspolitikern Matthias Erzberger und Walther Rathenau Adolf Hitler war im April 1919 Vertrauensmann seiner Kompanie und wurde am 15 April zum Ersatzmann im Bataillons Rat der Munchner Soldatenrate gewahlt Die Munchner Garnison stand seit November 1918 fest hinter der Revolution und dem radikalen Wandel zur Raterepublik Hitler teilte in jenen Monaten offensichtlich die Ansichten der sozialistischen Regierung in einem gewissen Masse auf jeden Fall ausserte er keine abweichende Meinung andernfalls ware er nicht als Vertrauensmann der Soldaten gewahlt worden Vermutlich trug er sogar die rote Armbinde der Revolution wie alle Soldaten der Munchner Garnison weswegen Hitler spater wenig uber diese Zeit verlauten liess Als Erklarungen sind opportunistische Erwagungen Hinauszogerung der Demobilisierung und oder das seinerzeitige allgemeine ideologische Durcheinander in den Kopfen denkbar Unter den engeren Kameraden war Hitler spatestens seit Mitte April 1919 als Konterrevolutionar bekannt wofur auch die Denunziation zweier Kollegen aus dem Bataillons Rat bei einem Tribunal wenige Tage nach Niederschlagung der Raterepublik spricht Siehe auch Geschichte BayernsLiteraturRiccardo Altieri Neubetrachtungen der Novemberrevolution und der Raterepublik 1918 1919 in Bayern aus dem Blickwinkel Paul Frolichs In Stadtarchiv Wurzburg Hrsg Revolution Der Ubergang von der Monarchie zur Republik im Raum Wurzburg 1918 19 Spurbuch Wurzburg 2019 ISBN 978 3 88778 559 8 S 29 51 Elisabeth Angermair Andreas Heusler Hrsg Machtwechsel Munchen zwischen Oktober 1918 und Juli 1919 Volk Verlag Munchen 2020 ISBN 978 3 86222 337 4 Michael Appel Die letzte Nacht der Monarchie wie Revolution und Raterepublik in Munchen Adolf Hitler hervorbrachten dtv Verlagsgesellschaft Munchen 2018 ISBN 978 3 423 28162 1 Karl Ludwig Ay Hrsg Appelle einer Revolution Dokumente aus Bayern zum Jahr 1918 1919 Suddeutscher Verlag Munchen 1968 Karl Ludwig Ay Die Entstehung einer Revolution Die Volksstimmung in Bayern wahrend des Ersten Weltkrieges Beitrage zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter 1 Duncker amp Humblot Berlin 1968 Dissertation Universitat Munchen 1968 Karl Bosl Hrsg Bayern im Umbruch Die Revolution von 1918 ihre Voraussetzungen ihr Verlauf und ihre Folgen Oldenbourg Munchen u a 1969 Michael Brenner Der lange Schatten der Revolution Judischer Verlag im Suhrkamp Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 633 54295 6 Helge Dohring Damit in Bayern Fruhling werde Die syndikalistische Arbeiterbewegung in Sudbayern von 1914 bis 1933 Verlag Edition AV Lich Hessen 2007 ISBN 978 3 936049 84 8 Tankred Dorst Hrsg Die Munchner Raterepublik Zeugnisse und Kommentar edition suhrkamp 178 Suhrkamp Frankfurt am Main 1966 mit Zeitzeugenberichten und Originalzitaten u a von Rainer Maria Rilke Gustav Landauer Kurt Eisner Erich Muhsam Oskar Maria Graf Ernst Toller Lenin Eugen Levine Gunther Gerstenberg Rate in Munchen Anmerkungen zum Umsturz und zu den Raterepubliken 1918 19 Verlag Edition AV Bad Salzdetfurth 2019 ISBN 978 3 86841 225 3 Richard Grunberger Red Rising in Bavaria Arthur Barker London 1973 ISBN 0 213 16420 5 Rudolf Herz Dirk Halfbrodt Revolution und Fotografie Munchen 1918 19 Nishen u a Berlin 1988 ISBN 3 88940 027 2 Ralf Holler Der Anfang der ein Ende war Die Revolution in Bayern 1918 19 Aufbau Taschenbuch 8043 Berlin 1999 ISBN 3 7466 8043 3 Ralf Holler Das Wintermarchen Schriftsteller erzahlen die Bayerische Revolution und die Munchner Raterepublik 1918 1919 Edition Tiamat Berlin 2017 ISBN 978 3 89320 221 8 Josef Hofmiller Revolutionstagebuch 1918 19 Aus den Tagen der Munchner Revolution Verlag Karl Rauch Leipzig 1938 Das Tagebuch des Munchner Gymnasiallehrers zeigt exemplarisch die konservative Kritik dieser Raterepublik Digitalisat Ludwig Hummert Die Revolutionare von 1918 19 In Bedeutende Zugereiste Eine Munchner Chronik aus sieben Jahrhunderten Verlag W Ludwig ISBN 3 7787 3134 3 S 165 177 Frank Jacob Revolution und Raterepublik in Unterfranken Eine landesgeschichtliche Untersuchung zu Verlauf und Folgen der Revolution von 1918 an der bayerischen Peripherie Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2019 ISBN 978 3 8260 6844 7 Herbert Kapfer Carl Ludwig Reichert Umsturz in Munchen Schriftsteller erzahlen die Raterepublik Weismann Munchen 1988 ISBN 3 88897 032 6 Michaela Karl Die Munchener Raterepublik Portrats einer Revolution Patmos Dusseldorf 2008 ISBN 978 3 491 35017 5 Victor Klemperer Man mochte immer weinen und lachen in einem Revolutionstagebuch 1919 Aufbau Verlag Berlin 2015 ISBN 978 3 351 03598 3 Wilhelm Kohlhaas Munchen 1919 was damals war und noch heute wahr ist Haag Herchen Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 88129 949 1 Annette Meyer Julia Schreiner Hrsg Wissenschaft Macht Politik Die Munchener Revolution und Raterepublik als Experimentierfeld gesellschaftspolitischer Theorien Wallstein Gottingen 2020 ISBN 978 3 8353 3676 6 Allan Mitchell Revolution in Bayern 1918 1919 Die Eisner Regierung und die Raterepublik Beck Munchen 1967 2 Auflage 1982 ISBN 3 406 02003 8 zugleich Dissertation an der Harvard University in Cambridge MA Werner Onken Silvio Gesell in der Munchener Raterepublik Eine Woche Volksbeauftragter fur das Finanzwesen im April 1919 Oldenburg 2018 ISBN 978 3 933891 31 0 Gerhard Schmolze Hrsg Revolution und Raterepublik in Munchen 1918 19 in Augenzeugenberichten Rauch Dusseldorf 1969 dtv Munchen 1982 ISBN 3 423 01365 6 Michael Seligmann Aufstand der Rate Die erste bayerische Raterepublik vom 7 April 1919 Reihe libertare Wissenschaft 8 2 Bande Trotzdem Grafenau Doffingen 1989 ISBN 3 922209 77 7 Rudolf Stumberger Das Raubtier und der rote Matrose Fake News Orte und Ideologien der Revolution und Raterepublik in Munchen 1918 19 Alibri Verlag Aschaffenburg 2018 ISBN 978 3 86569 289 4 Volker Weidermann Traumer Als die Dichter die Macht ubernahmen Kiepenheuer amp Witsch Koln 2017 ISBN 978 3 462 04714 1 Simon Schaupp Der kurze Fruhling der Raterepublik Ein Tagebuch der bayerischen Revolution Unrast Munster 2017 ISBN 978 3 89771 248 5 Hansjorg Viesel Literaten an der Wand Die Munchner Raterepublik und die Schriftsteller Buchergilde Gutenberg Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 7632 2426 2 Kogelmeier Georg Die zentralen Rategremien in Bayern 1918 19 Verlag C H Beck Munchen 2001 Theater und FilmToller szenische Revue von Tankred Dorst Urauffuhrung am 9 November 1968 unter der Regie von Peter Palitzsch im Kleinen Haus des Wurttembergischen Staatstheaters Stuttgart Die Munchner Raterepublik 1 Teil Kurt Eisner zwischen Demokratie und Diktatur 2 Teil Ende mit Schrecken Fernsehfilme Bundesrepublik Deutschland 1969 1970 jeweils 90 Minuten Buch Hellmut Andics Regie Helmuth Ashley Produktion ZDF Erstausstrahlung 10 Januar 1971 Die Dichter und die Raterepublik Spurensuche einer vergessenen Revolution Dokumentation und Doku Drama Bundesrepublik Deutschland 1990 58 Minuten Buch Michael Schneider Regie Wolfgang F Henschel Produktion ZDF Rote Rate die bayerische Revolution aus der Sicht von Augenzeugen Dokumentarfilm Bundesrepublik Deutschland 2019 60 Minuten Buch und Regie Klaus Stanjek Produktion Cinetarium Dreieinhalb Wochen im Munchner Fruhling ein dokumentarisches Theaterstuck nach einer Textmontage von Reinhard Pabst und Florian Weiss Urauffuhrung am 22 Marz 2019 unter der Regie von Reinhard Pabst im Fraunhofertheater in Munchen Rotmord ist ein Film uber Toller und die Munchner Raterepublik unter der Regie von Peter Zadek Der Film fangt die extremen und mitunter bizarren Episoden der der Munchner Raterepublik ein und dreht sich unter anderem um die Auseinandersetzung zwischen Ernst Toller und dem Kommunisten Eugen Levine sowie um Fragen uber die Auswirkungen politischer Ideale und Aktivismus in Zeiten von ausufernder politischer Unterdruckung und Gewalt Der Film gewann 1969 den Prix Italia und 1970 den Adolf Grimme Preis mit Gold Darstellung in der bildenden Kunst Auswahl Mural von WON ABC in Munchen 2019 gestaltete der Kunstler WON ABC am Giesinger Berg ein 700 m grosses abstrakt buntes Mural mit den fotorealistischen Kopfen mehrerer Protagonisten der Raterepublik WeblinksCommons Munchner Raterepublik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Revolution und Raterepubliken in Bayern 1918 19 Themenseite von bavarikon Revolution in Bayern 1918 19 Themenseite des Hauses der Bayerischen Geschichte abgerufen am 6 Marz 2025 Zusammensetzung der Rategremien 1918 19 In Bayerische Staatsbibliothek Digitale Ausstellung zur Bayerischen Raterepublik im Kulturportal bavarikon Burkhard Asmuss Die Munchner Raterepublik In LeMO Deutsches Historisches Museum 15 August 2015 Bundesarchiv Raterepublik in Munchen 1919 Virtuelle Ausstellung Ernst Eisenbichler Die bayerische Revolution 1918 19 Vom Umsturz zum Absturz In Bayerischer Rundfunk 1 Dezember 2017 Bernhard Grau Die bayerische SPD wahrend der Weimarer Republik PDF 533 kB In Mit Leidenschaft fur Demokratie 110 Jahre SPD Landtagsfraktion in Bayern SPD Landtagsfraktion Munchen 2003 S 34 61 Bernhard Grau Revolution 1918 1919 In Historisches Lexikon Bayerns 9 Mai 2008 Florian Sepp Palmsonntagsputsch 13 April 1919 In Historisches Lexikon Bayerns 12 Dezember 2018 Bundeszentrale fur politische Bildung Vor 100 Jahren Proklamation der ersten Munchner Raterepublik 5 April 2019 EinzelnachweiseHans Fenske Konservativismus und Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918 Bad Homburg 1969 S 167 ff u o Peter Longerich Die braunen Bataillone Geschichte der SA C H Beck Munchen 1989 S 11 15 Kardinal Michael von Faulhaber im Hirtenbrief Dezember 1919 der von allen Kanzeln in Bayern unkommentiert verlesen werden musste https www faulhaber edition de index html Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4 Januar 1919 in Gesetz und Verordnungsblatt fur den Volksstaat Bayern 1919 Nr 1 7 Januar 1919 1 4 Bild Florian Sepp Anifer Erklarung 12 13 November 1918 In Historisches Lexikon Bayerns 19 Dezember 2011 abgerufen am 8 Marz 2012 Hermann Gilbhard Thule Gesellschaft 1918 1933 In Historisches Lexikon Bayerns Munchner Raterepublik Mord im Luitpold Gymnasium Spiegel online Ebenfalls erschienen in den Neuhauser Werkstatt Nachrichten Heft 18 Hermann Gilbhard Der so genannte Geiselmord im Munchner Luitpoldgymnasium In Historisches Lexikon Bayerns Holger Zimmer Auf Spurensuche In Mitteldeutsche Zeitung Burgenland Journal vom 29 30 Juni 2019 S 6 Allan Mitchell Revolution in Bayern S 23 Georg Koglmeier Johann Kirchinger Parlamentarischer Bauernrat 1918 1920 In Historisches Lexikon Bayerns Werner Onken Silvio Gesell in der Munchener Raterepublik Eine Woche Volksbeauftragter fur das Finanzwesen im April 1919 Oldenburg 2018 ISBN 978 3 933891 31 0 Allan Mitchell Revolution in Bayern S 65 M Bischler Raterepublik Baiern 1919 Bernhard Grau Beisetzung Kurt Eisners Munchen 26 Februar 1919 In Historisches Lexikon Bayerns 13 Oktober 2009 abgerufen am 8 Marz 2012 Norman Dankerl Alois Lindner Das Leben des bayerischen Abenteurers und Revolutionars Lichtung Viechtach 2007 ISBN 978 3 929517 79 8 Vorwort zitiert nach der Leseprobe auf der Website des Verlags abgerufen am 1 Januar 2014 Victor Klemperer Man mochte immer weinen und lachen in einem Revolutionstagebuch 1919 Bonn 2016 S 94 Kabinett Segitz 1919 Artikel zum proklamierten jedoch nicht aktiv gewordenen bayerischen Revolutionskabinett unter Martin Segnitz im Marz 1919 auf den Webseiten des historischen Lexikons Bayerns abgerufen am 16 Marz 2017 Redaktion Oktoberrevolution und Munchner Raterepublik In Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Munchner Raterepublik Fachinformationsdienst Ost Ostmittel und Sudosteuropa abgerufen am 26 Februar 2020 Hans Beyer Die Revolution in Bayern 1918 19 Berlin 1982 S 68 und Ralf Holler Der Anfang der ein Ende war Die Revolution in Bayern 1918 19 Berlin 1999 S 183 Beyer Revolution S 68 Zitiert nach Beyer Revolution S 71 Erich Muhsam Von Eisner bis Levine Berlin 1929 S 47 Siehe Beyer Revolution S 72 Karl Retzlaw Spartakus Aufstieg und Niedergang Erinnerungen eines Parteiarbeiters 3 durchgesehene Auflage Frankfurt am Main 1974 S 152 Siehe Kurt Riezler Kurt Tagebucher Aufsatze Dokumente hrsg von Karl Dietrich Erdmann Gottingen 2008 S 120 Siehe Holler Anfang S 185 Zitiert nach Beyer Revolution S 74 Bayerisch Bayrisch oder Bairisch In bairische sprache at Marc Giegerich 23 Juli 2012 abgerufen am 21 Januar 2019 Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Munchner Raterepublik Die Verflechtungen zwischen der Oktoberrevolution 1917 und der Munchner Raterepublik Abgerufen am 26 Februar 2020 Daniel Rittenauer Revolution von 1918 19 in Augsburg Memento vom 13 September 2014 im Internet Archive Haus der Bayerischen Geschichte abgerufen am 12 September 2014 Daniel Rittenauer Revolution 1918 19 in Rosenheim Memento vom 12 Mai 2016 im Internet Archive Haus der Bayerischen Geschichte abgerufen am 12 September 2014 Siehe Beyer Revolution S 77 DGB Geschichtswerkstatt Furth Hrsg Die Revolution 1918 1919 in Furth Erster Weltkrieg Revolution Raterepublik Verlag L Berthold Furth 1989 ISBN 3 927347 15 9 S 38 Siehe Beyer Revolution S 79 Arthur Rosenberg Geschichte der Weimarer Republik Hamburg 1991 S 69 Zitiert nach Beyer Revolution S 89 Siehe Beyer Revolution S 87 90 Holler Anfang S 180 Siehe Beyer Revolution S 81 Thomas Mann Tagebucher 1918 1921 hrsg von Peter de Mendelssohn Frankfurt am Main 1979 S 188 Zitiert nach Beyer Revolution S 64 Florian Sepp Palmsonntagsputsch 13 April 1919 In Historisches Lexikon Bayerns 30 Januar 2012 abgerufen am 25 Juli 2012 Kogelmeier Georg Die zentralen Rategremien in Bayern 1918 19 Verlag C H Beck Munchen 2001 S 478 Karl Retzlaw Spartakus Verlag Neue Kritik Frankfurt 2 Aufl 1972 S 160 Bernhard Grau Rote Armee 1919 In Historisches Lexikon Bayerns 23 Dezember 2009 abgerufen am 25 Juli 2012 Kogelmeier Georg Die zentralen Rategremien in Bayern 1918 19 Verlag C H Beck Munchen 2001 S 481 Mord im Luitpold Gymnasium Der Spiegel 25 September 2007 abgerufen am 9 November 2018 Andreas Salomon Hrsg Auf den Spuren von Georg Schuhmann und Alois Lahn Ein Beitrag zur Kolbermoorer Raterepublik 1998 Volkmar Schoneburg Strafjustiz und Revolution In Jahrbuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung ISSN 1610 093X Jg 1 2002 Heft 3 September S 160 172 hier S 164 und 171 Michael Smilg Benario Drei Wochen Munchner Raterepublik Berlin 1919 S 14 ff Saul Friedlander Das Dritte Reich und die Juden Die Jahre der Verfolgung 1933 1939 Die Jahre der Vernichtung 1939 1945 Einbandige Sonderausgabe Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 56681 3 S 1072 Fn 80 Ian Kershaw Hitler 1889 1936 Stuttgart 1998 S 159 ff David Clay Large Hitlers Munchen Aufstieg und Fall der Hauptstadt der Bewegung Munchen 2001 S 159 Gunther Erken bei Arnold S 86 linke Spalte 2 Eintrag Website zum Film Dreieinhalb Wochen im Munchner Fruhling Abgerufen am 27 Juli 2022 Udo Watter Oberschleissheim Theatercollage uber die Raterepublik Abgerufen am 26 Juli 2022 deutsches filmhaus de Rotmord 1969 Martin Anetzberger Spates Gedenken In Sueddeutsche Zeitung 3 Mai 2019 Dieser Artikel ist als Audioversion verfugbar Teil 1 Munchner Raterepublik Teil 1 source source Speichern 45 00 Minuten 30 MBTeil 2 Munchner Raterepublik Teil 2 source source Speichern 54 32 Minuten 37 MB Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Dieser Artikel wurde am 21 Mai 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Korperschaft GND 16138096 7 GND Explorer lobid OGND AKS VIAF 4589158792785739040001