Heinrich Wilhelm August Bütefisch 24 Februar 1894 in Hannover 13 August 1969 in Essen war ein deutscher Chemiker und Vor
Heinrich Bütefisch

Heinrich Wilhelm August Bütefisch (* 24. Februar 1894 in Hannover; † 13. August 1969 in Essen) war ein deutscher Chemiker und Vorstandsmitglied der I.G. Farbenindustrie AG. Im nationalsozialistischen Deutschen Reich war er Wehrwirtschaftsführer und wurde als Kriegsverbrecher während der Nürnberger Prozesse verurteilt.
Leben
Bütefisch, Sohn eines Lehrers, begann nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn 1911 ein Chemiestudium an der Technischen Hochschule Hannover. Als Kriegsfreiwilliger nahm er ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil und konnte daher sein Studium erst nach Kriegsende abschließen. Seine Promotion erfolgte 1920. Anschließend war er bei der BASF tätig und im Ammoniakwerk in Merseburg beschäftigt. Er wurde 1925 Abteilungsleiter und erhielt 1927 die Prokura.
Ab 1930 war Bütefisch Leiter der Leunawerke der I. G. Farben. 1936 wurde er als Mitarbeiter Carl Krauchs in Hermann Görings Vierjahresplan Beauftragter für die Ölproduktion. Bütefisch beantragte am 5. Juli 1937 die Aufnahme in die NSDAP, wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.771.136) und 1938 Vorstandsmitglied des Technischen Ausschusses der I.G. Farben. Zum Wehrwirtschaftsführer wurde er 1938 ernannt. Ab 1939 war er Ehrenmitglied der SS, wurde zum Obersturmbannführer befördert und gehörte dem Freundeskreis Reichsführer SS an. Später wurde er Träger des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes.
Außerdem war Bütefisch Aufsichtsratsmitglied der Hydrierwerke Pölitz AG (Pölitz/Pommern), der Donau Chemie AG (Wien) und der (Berlin). Darüber hinaus wurde er im Jahr 1939 zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Parallel war er ab 1941 Leiter der Treibstoffproduktion der I.G.-Farben-Fabrik im KZ Auschwitz-Monowitz und damit verantwortlich für die brutale Behandlung vieler Zwangsarbeiter. Bütefisch wurde 1945 von der US Army festgenommen.
Bütefisch wurde 1948 im I.G.-Farben-Prozess – sein Verteidiger war der ehemalige Verteidiger von Albert Speer, Hans Flächsner – wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu sechs Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als unzweifelhaft erwiesen an, dass Bütefisch als Manager von IG Farben-Unternehmen direkt verantwortlich für den Einsatz von Zwangsarbeitenden (Polen, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen) in den Bergwerken der Fürstengrube GmbH und bei der Errichtung des IG Farben-Werkskomplexes in Auschwitz unter durchgängig unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen war. In Abstimmung mit der Haupttreuhandstelle Ost und der Deutschen Bank (Hauptfiliale Kattowitz) war ab 1940 ein Unternehmensgeflecht unter beherrschendem Einfluss der IG Farben geschaffen worden. Ziel dieses Geflechts war, die in der Fürstlichen Brauerei AG und der Fürstlich Plessischen Bergwerke AG neu zusammengefassten Unternehmen des Fürsten Pless zu sanieren, aber auch Strom und Kohle für das IG Farben-Werk in Auschwitz-Monowitz zu liefern. An den Standorten der Elektro AG für angewandte Elektrizität, der Bergwerke Fürstengrube, Günther-Grube und Janina-Grube sowie in Auschwitz-Monowitz wurden Zwangsarbeiterlager errichtet, um in Summe bis zu 13.000 Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben. Die Zahl der Toten, die dem Zwangsarbeiterlager in Monowitz (seit November 1943 auch Konzentrationslager Auschwitz III genannt) aufgrund von Unfällen, Mangelernährung und fehlender Gesundheitsfürsorge vor Ort und mittelbar nach Selektionen zugerechnet werden, wird auf 20-25.000 geschätzt. Für die Zwangsarbeitslager der Kohlegruben kommen noch geschätzte 16.000 Tote hinzu. Die Kenntnis von der vorschriftswidrigen Anwendung des Schädlingsbekämpfungsmittels Zyklon B konnte keinem Angeklagten im I.G.-Farben-Prozess nachgewiesen worden.
1951 wurde Bütefisch – wie viele andere Verurteilte auch – vorzeitig aus der Haft im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen. Anschließend war er erneut Aufsichtsratsmitglied verschiedener Firmen, wie der Ruhrchemie AG, des Mineralölunternehmens Gasolin AG und der Feldmühle.
Im März 1964 wurde Bütefisch auf Vorschlag von Hans Käding, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Ruhrchemie AG, von Bundespräsident Heinrich Lübke das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Befürwortet wurde der Vorschlag von der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, der Industrie- und Handelskammer zu Essen, dem Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr (Referent Chemie) des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Oberstadtdirektor der Stadt Essen, dem Regierungspräsidenten Düsseldorf, dem Fachverband Kohlechemie und verwandte Gebiete e. V., den Chemischen Werken Hüls AG, der Mannesmann AG und den Einzelpersonen Karl Winnacker, Vorstandsvorsitzender der Farbwerke Hoechst AG, Heinz Reintjes, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbands Ruhrbergbau, und Walter Dürrfeld, Vorstand der Scholven Chemie AG. Wenige Tage nach der Verleihung wurde Bütefischs Verurteilung einer größeren Öffentlichkeit durch Presseveröffentlichungen bekannt. Nach diesem „Donnerschlag in der Ordenssache Bütefisch“ wurden der Verdienstorden und die Verleihungsurkunde von Bütefisch am 27. März 1964 abends in der Staatskanzlei in Düsseldorf von Käding persönlich zurückgegeben. Es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass alle Beteiligten zutiefst betroffen waren. Nur eine Person, Walter Dürrfeld, hatte von Anbeginn an alle Details von Bütefischs Verurteilung gekannt, aber trotzdem die Ordensverleihung an Bütefisch schriftlich befürwortet. Dürrfeld war wie Bütefisch als Kriegsverbrecher im Nürnberger I.G.-Farben-Prozess angeklagt und 1948 verurteilt worden. Er erhielt eine Strafe von acht Jahren Haft und damit eine der höchsten Strafen, die in diesem Kriegsverbrecherprozess verhängt wurden.
Das Bundespräsidialamt hat Ende 2022 zu den damaligen Ordensverleihungen an Kriegsverbrecher Stellung bezogen: „Viel zu spät – nämlich erst seit 1965 – wurde den Ländem, in denen die Ordensprüfverfahren durchgeführt werden, verbindlich vorgegeben, dass bei vor 1927 geborenen auszuzeichnenden Personen Auskunft über das politische Verhalten in der Zeit von 1933 bis 1945 zu jedem Verleihungsvorschlag eingeholt werden muss. Dies geschah und geschieht durch Abfragen beim Berlin Document Center bzw. beim Bundesarchiv.“
Im 1. Frankfurter Auschwitzprozess trat Bütefisch als Zeuge auf.
Ab 1955 arbeitete Bütefisch auch als Berater für die Schweizer Hovag, die Holzverzuckerungs AG, die nach dem Krieg neben Ethanol als Treibstoffzusatz auch Polyamid, Napalm sowie Zünder für Waffen herstellte.
1955 gründeten die Konzerne Mannesmann AG, Farbwerke Hoechst AG und Deutsche Erdöl AG das Gemeinschaftsunternehmen Kohle-Öl-Chemie GmbH mit Sitz in Gelsenkirchen. Ab Ende 1957 wurden in einer großtechnischen Produktionsanlage monatlich 1.000 Tonnen Niederdruck-Polyethylen hergestellt. Bütefisch wurde zum Aufsichtsratsvorsitzenden dieser Gesellschaft berufen.
Literatur
- Stefan Hörner: „Die in Auschwitz sterben mussten, haben andere auf dem Gewissen...“ Projektion. Rezeption und Realität der I.G. Farbenindustrie AG im Nürnberger Prozess, Dissertation, Berlin 2010. https://d-nb.info/1024866416/34
- Ernst Klee: Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-039309-0.
- Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. S. Fischer, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4.
- Regula Bochsler: Nylon und Napalm. Verlag Hier und Jetzt, Zürich 2022, ISBN 978-3-03919-569-5.
Weblinks
- H. Bütefisch auf zyklon-b.info
- Wollheim Memorial – Heinrich Bütefisch
Einzelnachweise
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 83–84.
- Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. 1998, S. 68.
- Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/5070576
- Karl von Westphalen u. a. (Hrsg.): Blätter für deutsche und internationale Politik Band 20. Pahl-Rugenstein Verlag, 1975, S. 571.
- Wollheim Memorial – Heinrich Bütefisch. Abgerufen am 5. Februar 2023.
- Military Tribunal VI, „Judgment of the Tribunal“ (7-29-1948), S. 179. Trial 6 – I.G. Farben Case. 8.
- Military Tribunal VI, „Judgment of the Tribunal“ (7-29-1948), S. 151 ff. Trial 6 – I.G. Farben Case. 8.
- Die Grafik zeigt die Verflechtung von Haupttreuhandstelle Ost, IG Farben und Deutscher Bank in der Region Auschwitz mit den jeweils maßgeblich verantwortlichen Personen wie Bütefisch als Geschäftsführer, Vorstand und (stellvertretendem) Aufsichtsratsvorsitzendem. Unterstrichen sind die als Kriegsverbrecher nach 1945 verurteilten bzw. einzustufenden Personen. Gelb markiert sind die nach 1951 mit einem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrten Personen.
- Bernd C. Wagner: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München 2000, S. 187.
- BArch B122/38619 Vorschlagsliste Nr. 904: Verleihungsurkunde, ausgestellt am 24. Februar 1964.
- BArch B122/38619 Vorschlagsliste Nr. 904, Bl. 160–183: Vorschlags- und Befürwortungsschreiben.
- BArch B122/38619 Vorschlagsliste Nr. 904, Bl. 113 f.: Schreiben von Hans Wolfgang Rombach, persönlicher Referent des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen vom 31. März 1964 an Köble, Leiter der Ordenskanzlei im Bundespräsidialamt.
- BArch B122/38619 Vorschlagsliste Nr. 904, Bl. 111: Schreiben von Dr. Seeger, Chef der Staatskanzlei NRW, vom 31. März 1964 an den Chef des Bundespräsidialamts.
- BArch B122/38619 Vorschlagsliste Nr. 904, Bl. 182f.: Schreiben von Walter Dürrfeld vom 6. Februar 1964 an Gerhard Kienbaum, Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.
- Military Tribunal VI, „Judgment of the Tribunal“ (7-29-1948), S. 181. Trial 6 – I.G. Farben Case. 8.
- Schreiben der Ordenskanzlei im Bundespräsidialamt vom 15. Dezember 2022 (Geschäftszeichen: 14 – 032 05-794-256/22), die Ordensverleihung an Jacob Herle im Juli 1955 betreffend. Herle wurde erst 2022 bei Nachforschungen zur Haupttreuhandstelle Ost als Kriegsverbrecher enttarnt.
- Regula Bochsler: Nylon und Napalm, Verlag Hier und Jetzt, Zürich 2022, ISBN 978-3-03919-569-5. S. 548.
- Amtsgericht Gelsenkirchen HRB 39.
- US Department of Commerce: World Survey of Plastics 1954-1957, 1959, S. 86.
- Hoppenstedt: Leitende Männer der Wirtschaft, Ausgaben 1957/58, S. 122 und 1960, S. 120, nicht mehr in Ausgabe 1964.
- Vollständiges Zitat: »Die in Auschwitz sterben mussten, haben andere auf dem Gewissen, nicht aber Otto Ambros«. Quelle: Nuremberg Military Tribunal Case VI, roll 59, page 15925: Plädoyer Rechtsanwalt Hofmann am 4. Juni 1948.
Personendaten | |
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NAME | Bütefisch, Heinrich |
ALTERNATIVNAMEN | Bütefisch, Heinrich Wilhelm August (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker |
GEBURTSDATUM | 24. Februar 1894 |
GEBURTSORT | Hannover |
STERBEDATUM | 13. August 1969 |
STERBEORT | Essen |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Heinrich Wilhelm August Butefisch 24 Februar 1894 in Hannover 13 August 1969 in Essen war ein deutscher Chemiker und Vorstandsmitglied der I G Farbenindustrie AG Im nationalsozialistischen Deutschen Reich war er Wehrwirtschaftsfuhrer und wurde als Kriegsverbrecher wahrend der Nurnberger Prozesse verurteilt Heinrich Butefisch wahrend der Nurnberger ProzesseLebenButefisch Sohn eines Lehrers begann nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn 1911 ein Chemiestudium an der Technischen Hochschule Hannover Als Kriegsfreiwilliger nahm er ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil und konnte daher sein Studium erst nach Kriegsende abschliessen Seine Promotion erfolgte 1920 Anschliessend war er bei der BASF tatig und im Ammoniakwerk in Merseburg beschaftigt Er wurde 1925 Abteilungsleiter und erhielt 1927 die Prokura Ab 1930 war Butefisch Leiter der Leunawerke der I G Farben 1936 wurde er als Mitarbeiter Carl Krauchs in Hermann Gorings Vierjahresplan Beauftragter fur die Olproduktion Butefisch beantragte am 5 Juli 1937 die Aufnahme in die NSDAP wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 771 136 und 1938 Vorstandsmitglied des Technischen Ausschusses der I G Farben Zum Wehrwirtschaftsfuhrer wurde er 1938 ernannt Ab 1939 war er Ehrenmitglied der SS wurde zum Obersturmbannfuhrer befordert und gehorte dem Freundeskreis Reichsfuhrer SS an Spater wurde er Trager des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes Ausserdem war Butefisch Aufsichtsratsmitglied der Hydrierwerke Politz AG Politz Pommern der Donau Chemie AG Wien und der Berlin Daruber hinaus wurde er im Jahr 1939 zum Mitglied der Leopoldina gewahlt Parallel war er ab 1941 Leiter der Treibstoffproduktion der I G Farben Fabrik im KZ Auschwitz Monowitz und damit verantwortlich fur die brutale Behandlung vieler Zwangsarbeiter Butefisch wurde 1945 von der US Army festgenommen Butefisch wurde 1948 im I G Farben Prozess sein Verteidiger war der ehemalige Verteidiger von Albert Speer Hans Flachsner wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu sechs Jahren Haft verurteilt Das Gericht sah es als unzweifelhaft erwiesen an dass Butefisch als Manager von IG Farben Unternehmen direkt verantwortlich fur den Einsatz von Zwangsarbeitenden Polen Kriegsgefangenen und KZ Haftlingen in den Bergwerken der Furstengrube GmbH und bei der Errichtung des IG Farben Werkskomplexes in Auschwitz unter durchgangig unmenschlichen Lebens und Arbeitsbedingungen war In Abstimmung mit der Haupttreuhandstelle Ost und der Deutschen Bank Hauptfiliale Kattowitz war ab 1940 ein Unternehmensgeflecht unter beherrschendem Einfluss der IG Farben geschaffen worden Ziel dieses Geflechts war die in der Furstlichen Brauerei AG und der Furstlich Plessischen Bergwerke AG neu zusammengefassten Unternehmen des Fursten Pless zu sanieren aber auch Strom und Kohle fur das IG Farben Werk in Auschwitz Monowitz zu liefern An den Standorten der Elektro AG fur angewandte Elektrizitat der Bergwerke Furstengrube Gunther Grube und Janina Grube sowie in Auschwitz Monowitz wurden Zwangsarbeiterlager errichtet um in Summe bis zu 13 000 Arbeitskrafte zur Verfugung zu haben Die Zahl der Toten die dem Zwangsarbeiterlager in Monowitz seit November 1943 auch Konzentrationslager Auschwitz III genannt aufgrund von Unfallen Mangelernahrung und fehlender Gesundheitsfursorge vor Ort und mittelbar nach Selektionen zugerechnet werden wird auf 20 25 000 geschatzt Fur die Zwangsarbeitslager der Kohlegruben kommen noch geschatzte 16 000 Tote hinzu Die Kenntnis von der vorschriftswidrigen Anwendung des Schadlingsbekampfungsmittels Zyklon B konnte keinem Angeklagten im I G Farben Prozess nachgewiesen worden 1951 wurde Butefisch wie viele andere Verurteilte auch vorzeitig aus der Haft im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg entlassen Anschliessend war er erneut Aufsichtsratsmitglied verschiedener Firmen wie der Ruhrchemie AG des Mineralolunternehmens Gasolin AG und der Feldmuhle Im Marz 1964 wurde Butefisch auf Vorschlag von Hans Kading Vorsitzender des Aufsichtsrats der Ruhrchemie AG von Bundesprasident Heinrich Lubke das Grosse Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen Befurwortet wurde der Vorschlag von der Landesvertretung Nordrhein Westfalen des Bundesverbandes der Deutschen Industrie der Industrie und Handelskammer zu Essen dem Minister fur Wirtschaft Mittelstand und Verkehr Referent Chemie des Landes Nordrhein Westfalen dem Oberstadtdirektor der Stadt Essen dem Regierungsprasidenten Dusseldorf dem Fachverband Kohlechemie und verwandte Gebiete e V den Chemischen Werken Huls AG der Mannesmann AG und den Einzelpersonen Karl Winnacker Vorstandsvorsitzender der Farbwerke Hoechst AG Heinz Reintjes stellvertretender Hauptgeschaftsfuhrer des Unternehmensverbands Ruhrbergbau und Walter Durrfeld Vorstand der Scholven Chemie AG Wenige Tage nach der Verleihung wurde Butefischs Verurteilung einer grosseren Offentlichkeit durch Presseveroffentlichungen bekannt Nach diesem Donnerschlag in der Ordenssache Butefisch wurden der Verdienstorden und die Verleihungsurkunde von Butefisch am 27 Marz 1964 abends in der Staatskanzlei in Dusseldorf von Kading personlich zuruckgegeben Es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden dass alle Beteiligten zutiefst betroffen waren Nur eine Person Walter Durrfeld hatte von Anbeginn an alle Details von Butefischs Verurteilung gekannt aber trotzdem die Ordensverleihung an Butefisch schriftlich befurwortet Durrfeld war wie Butefisch als Kriegsverbrecher im Nurnberger I G Farben Prozess angeklagt und 1948 verurteilt worden Er erhielt eine Strafe von acht Jahren Haft und damit eine der hochsten Strafen die in diesem Kriegsverbrecherprozess verhangt wurden Das Bundesprasidialamt hat Ende 2022 zu den damaligen Ordensverleihungen an Kriegsverbrecher Stellung bezogen Viel zu spat namlich erst seit 1965 wurde den Landem in denen die Ordensprufverfahren durchgefuhrt werden verbindlich vorgegeben dass bei vor 1927 geborenen auszuzeichnenden Personen Auskunft uber das politische Verhalten in der Zeit von 1933 bis 1945 zu jedem Verleihungsvorschlag eingeholt werden muss Dies geschah und geschieht durch Abfragen beim Berlin Document Center bzw beim Bundesarchiv Im 1 Frankfurter Auschwitzprozess trat Butefisch als Zeuge auf Ab 1955 arbeitete Butefisch auch als Berater fur die Schweizer Hovag die Holzverzuckerungs AG die nach dem Krieg neben Ethanol als Treibstoffzusatz auch Polyamid Napalm sowie Zunder fur Waffen herstellte 1955 grundeten die Konzerne Mannesmann AG Farbwerke Hoechst AG und Deutsche Erdol AG das Gemeinschaftsunternehmen Kohle Ol Chemie GmbH mit Sitz in Gelsenkirchen Ab Ende 1957 wurden in einer grosstechnischen Produktionsanlage monatlich 1 000 Tonnen Niederdruck Polyethylen hergestellt Butefisch wurde zum Aufsichtsratsvorsitzenden dieser Gesellschaft berufen LiteraturStefan Horner Die in Auschwitz sterben mussten haben andere auf dem Gewissen Projektion Rezeption und Realitat der I G Farbenindustrie AG im Nurnberger Prozess Dissertation Berlin 2010 https d nb info 1024866416 34 Ernst Klee Personenlexikon zum Dritten Reich Fischer Verlag Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 10 039309 0 Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich S Fischer Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 10 091052 4 Regula Bochsler Nylon und Napalm Verlag Hier und Jetzt Zurich 2022 ISBN 978 3 03919 569 5 WeblinksH Butefisch auf zyklon b info Wollheim Memorial Heinrich ButefischEinzelnachweiseErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 S 83 84 Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich 1998 S 68 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 5070576 Karl von Westphalen u a Hrsg Blatter fur deutsche und internationale Politik Band 20 Pahl Rugenstein Verlag 1975 S 571 Wollheim Memorial Heinrich Butefisch Abgerufen am 5 Februar 2023 Military Tribunal VI Judgment of the Tribunal 7 29 1948 S 179 Trial 6 I G Farben Case 8 Military Tribunal VI Judgment of the Tribunal 7 29 1948 S 151 ff Trial 6 I G Farben Case 8 Die Grafik zeigt die Verflechtung von Haupttreuhandstelle Ost IG Farben und Deutscher Bank in der Region Auschwitz mit den jeweils massgeblich verantwortlichen Personen wie Butefisch als Geschaftsfuhrer Vorstand und stellvertretendem Aufsichtsratsvorsitzendem Unterstrichen sind die als Kriegsverbrecher nach 1945 verurteilten bzw einzustufenden Personen Gelb markiert sind die nach 1951 mit einem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrten Personen Bernd C Wagner IG Auschwitz Zwangsarbeit und Vernichtung von Haftlingen des Lagers Monowitz 1941 1945 Munchen 2000 S 187 BArch B122 38619 Vorschlagsliste Nr 904 Verleihungsurkunde ausgestellt am 24 Februar 1964 BArch B122 38619 Vorschlagsliste Nr 904 Bl 160 183 Vorschlags und Befurwortungsschreiben BArch B122 38619 Vorschlagsliste Nr 904 Bl 113 f Schreiben von Hans Wolfgang Rombach personlicher Referent des 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Plastics 1954 1957 1959 S 86 Hoppenstedt Leitende Manner der Wirtschaft Ausgaben 1957 58 S 122 und 1960 S 120 nicht mehr in Ausgabe 1964 Vollstandiges Zitat Die in Auschwitz sterben mussten haben andere auf dem Gewissen nicht aber Otto Ambros Quelle Nuremberg Military Tribunal Case VI roll 59 page 15925 Pladoyer Rechtsanwalt Hofmann am 4 Juni 1948 Normdaten Person GND 1096240866 lobid GND Explorer OGND AKS VIAF 13146095205700371141 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Butefisch HeinrichALTERNATIVNAMEN Butefisch Heinrich Wilhelm August vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher ChemikerGEBURTSDATUM 24 Februar 1894GEBURTSORT HannoverSTERBEDATUM 13 August 1969STERBEORT Essen