Das Oberpfälzer Braunkohlerevier war ein Bergbaurevier in der Oberpfalz in dem im 19 und 20 Jahrhundert vorwiegend im Ta
Oberpfälzer Braunkohlerevier

Das Oberpfälzer Braunkohlerevier war ein Bergbaurevier in der Oberpfalz, in dem im 19. und 20. Jahrhundert, vorwiegend im Tagebau, Braunkohle gefördert wurde. Es liegt im Naturraum Bodenwöhrer Bucht.
Entstehung der Braunkohle
Zur Zeit des Miozäns senkte sich das Molassebecken zwischen Donau und Alpen ab, wobei Ostbayern relativ dazu angehoben wurde. Zwischen Pfreimd und Regensburg gruben die Ur-Naab und ihre Nebenflüsse tiefe Rinnen in das Grundgebirge. Als diese Täler mit Kies, Sand und Ton aufgefüllt wurden, entstanden in subtropischem Klima in den verlandenden Seitenarmen und Altwassern ausgedehnte Sumpfwälder. Die Reste dieser Wälder wurden immer wieder von Sedimenten überdeckt. So entstanden abwechselnde Schichten von organischem Material, Tonen, Sand und später auch Kies. Durch Luftabschluss und den Druck der darüber lagernden Sedimente wurde das organische Material mit der Zeit in Kohle umgewandelt.
Geschichte des Kohleabbaus
Raum Wackersdorf
Im Jahr 1800 stieß der Schneidermeister Andreas Schuster bei Grabungsarbeiten für einen Brunnen in Wackersdorf auf Braunkohle. Es entwickelte sich eine Kohleförderung im Untertagebau in vergleichsweise bescheidenem Umfang, die bereits in den 1840er Jahren wieder eingestellt wurde. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Abbau wieder aufgenommen, diesmal jedoch im Tagebau. 1904 wurde die Bayerische Braunkohle- und Brikettindustrie-Gewerkschaft Klardorf gegründet, die am 5. Februar 1906 in der Bayerische Braunkohlen-Industrie AG (BBI) aufging. Diese hatte ihren Sitz zunächst in Münster in Westfalen, ab dem 4. März 1908 in Schwandorf.
In Wackersdorf wurde 1908 eine Brikettfabrik errichtet, die mehrfach erweitert wurde. Für die Brikett-Herstellung war besonders aschearme Kohle nötig. Als die Lagerstätten dieser Kohle erschöpft waren, wurde die Brikettfabrik 1964 geschlossen und in den folgenden Jahren gesprengt. Etwa ein Jahr vor der Schließung betrug die Produktion etwa 175.000 Tonnen pro Jahr. Insgesamt wurden dort etwa 5,7 Millionen Tonnen Briketts produziert.
1930 wurde das Kohlekraftwerk Schwandorf im Ortsteil Dachelhofen in Betrieb genommen. Bis zur Einstellung der Kohleförderung 1982 wurde das Kraftwerk vom Wackersdorfer Revier aus per Werksbahn mit Brennstoff versorgt. Von 1982 bis zur Stilllegung des Kraftwerks 2002 wurde tschechische Hartbraunkohle importiert.
Bereits in den 1920er Jahren war geplant, den Ort Wackersdorf umzusiedeln, um die darunter liegende Braunkohle gewinnen zu können. Dieses Vorhaben zerschlug sich jedoch zunächst. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Planungen wieder aufgenommen. Zwischen 1950 und 1952 fand dann die Umsiedlung von Wackersdorf an den heutigen Standort statt.
Im Jahr 1962 wurde im Wackersdorfer Ortsteil Rauberweiherhaus ein weiteres Kohlefeld erschlossen.
1982 waren die wirtschaftlich gewinnbaren Kohlevorräte im Oberpfälzer Revier erschöpft. Am 21. September 1982 wurde die letzte Tonne Kohle gefördert. Die BBI wurde zum 30. September aufgelöst, Rechtsnachfolgerin wurde die Bayernwerk AG.
Insgesamt wurden im Gebiet um Wackersdorf rund 185 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Es war damit das zweitgrößte Braunkohlenrevier in der damaligen Bundesrepublik Deutschland nach dem Rheinischen Braunkohlerevier.
Maxhütte-Haidhof
In den 1830er Jahren wurde auch im Gebiet des heutigen Maxhütte-Haidhof (Ortsteil Ponholz) Braunkohle entdeckt. Ab 1853 wurde sie zur Stahlgewinnung in der neu errichteten Maxhütte verwendet, wegen des hohen Wasser- und Tongehalts jedoch bald durch böhmische Steinkohle ersetzt.
1907 wurde in Haidhof-Ponholz eine Brikettfabrik in Betrieb genommen. Wegen der schlechten Qualität der Kohle war die Brikettherstellung jedoch nicht rentabel. Man entschloss sich daher zum Bau eines Kohlekraftwerks unmittelbar bei der Grube „konsol. Haidhof I“ in der Steuergemeinde Ibenthann, das nicht nur die umliegenden Gemeinden versorgen, sondern den Strom bis nach Regensburg liefern sollte. Am 12. Juni 1908 wurde dazu die Bayerische Überlandcentrale AG (BÜC) mit Sitz in Haidhof gegründet, die 1923 zur Oberpfalzwerke AG für Elektrizitätsversorgung mit Sitz in Regensburg umgewandelt wurde. Das Kraftwerk – in zeitgenössischen Quellen Kraftwerk Haidhof oder auch Kraftwerk Ibenthann genannt – ging im April 1910 in Betrieb, zu ihm gehörte eine kleine Arbeiterkolonie und eine unternehmenseigene, rund zwei Kilometer lange, normalspurige Anschlussbahn zum Bahnhof Ponholz. In den 1920er Jahren wurde es jedoch zunehmend unwirtschaftlich. Am 31. März 1931, ein Jahr nach Inbetriebnahme des Kraftwerks Schwandorf-Dachelhofen, wurde das Kraftwerk stillgelegt.
Die Gruben wurden später auch für den Abbau von Ton genutzt.
Regensburg
In Regensburg wurden seit 1903 in der Friedrich-Zeche im Stadtteil Dechbetten Braunkohle und Ton abgebaut, zunächst unter Tage, dann im Tagebau. Die nahe gelegene Ziegelei war bis 1997 in Betrieb. Die Braunkohle wurde als Zuschlagstoff für die Ziegelherstellung und als Brennstoff verwendet. Die Zeche wurde von der Gerhard Rösl GmbH & Co. KG übernommen und ist heute noch in Betrieb, eine Abbaugenehmigung liegt bis 2029 vor. Neben Braunkohle und Ton werden inzwischen auch Gesteine, Sande und Erden abgebaut sowie Erdaushub und Bauschutt eingelagert. Die Braunkohle wird heute auch als Bodensubstrat als Alternative zu Rindenmulch vermarktet.
Pettendorf
In Kneiting, das damals noch selbstständig war und erst im Zuge der Gemeindegebietsreform 1978 zu Pettendorf kam, wurde bereits 1834 Braunkohle abgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man aufgrund der Brennstoffknappheit, verstärkt heimische Energieträger zu nutzen. Dabei erschienen auch zwei Standorte nördlich und südlich von Schwetzendorf als abbauwürdig. Während nördlich von Schwetzendorf ein reiner Tagebau entstand, war die Grube Reifenthal südlich von Schwetzendorf in zwei Teile gegliedert – im südlichen Teil entstand ein Tagebau, während nördlich davon untertägig abgebaut wurde. Die Förderung wurde im Oktober 1948 aufgenommen. Da sich die Versorgungslage rasch besserte, wurde der Abbau der relativ minderwertigen Braunkohle bei Schwetzendorf jedoch bald unrentabel, so dass die Förderung bereits im Februar 1950 wieder eingestellt werden musste. Mit 240 Metern Länge und 70–80 Metern Breite erreichte der Tagebau nur etwa ein Viertel der ursprünglich geplanten Größe.
Nachnutzung
Die meisten der ehemaligen Tagebaue wurden, sofern sie nicht mit Abraum verfüllt wurden, geflutet. In der Gegend um Wackersdorf entstanden sechs größere Tagebauseen mit einer Wasserfläche von zusammen ca. 650 ha, das heutige Oberpfälzer Seenland. Das Westfeld nordwestlich des Steinberger Sees, das bis 2002 als Deponie für Asche aus dem Kraftwerk in Dachelhofen und als Kohlelager verwendet wurde, ist gerade Bestandteil einer Rekultivierungsmaßnahme, die bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll. Konkrete Pläne für eine Nachnutzung stehen derzeit allerdings noch aus.
Mehrere Beamtenwohnhäuser der BBI in Wackersdorf stehen unter Denkmalschutz.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude der BBI wurde zu einem Bürogebäude umgebaut.
Am 17. Juni 2015 beschloss der Wackersdorfer Gemeinderat gegen die Stimmen des Bürgermeisters und zweier weiterer Ratsmitglieder, das ehemalige Gemeinschaftshaus der BBI abzureißen und durch eine neue Veranstaltungshalle zu ersetzen.
Der Tagebau der Grube Reifenthal ist heute als Schwetzendorfer Weiher ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Museale Aufarbeitung
Die Geschichte des Braunkohleabbaus im Wackersdorfer Revier wird heute in zwei Museen präsentiert, dem Heimat- und Industriemuseum in Wackersdorf im ehemaligen Laborgebäude der BBI sowie dem Braunkohle- und Heimatmuseum in Steinberg am See. Beide Museen sind durch einen 3,5 km langen Museumslehrpfad verbunden.
Unweit des Wackersdorfer Museums wurde ein Tertiärwald angelegt mit Gehölzen, die bereits zur Zeit der Entstehung der heutigen Braunkohle hier wuchsen. Auf dem Gelände sind außerdem diverse Großexponate zu besichtigen, wie Eisenbahnwagen, Baggerschaufeln oder der Läufer einer Dampfturbine aus dem Kraftwerk in Dachelhofen.
Am Ortseingang von Maxhütte-Haidhof erinnert ein aus Holz nachgebauter Förderturm an die Bedeutung des Bergbaus für die Geschichte der Stadt.
In Regensburg wurde 2004 am Rand der Friedrich-Zeche von der Firma Rösl in Zusammenarbeit mit der Universität Regensburg ein Lehrpfad für Geologie, Landschaft und Rohstoffabbau mit einer gesamten Weglänge von 450 Metern angelegt. Auch hier wurde ein Tertiärwald gepflanzt. Außerdem befindet sich hier ein Feldbahnmuseum.
- In Wackersdorf ausgestellte alte Brikettpresse
- Verschiedene Exponate im Tertiärwald in Wackersdorf
- Schaufelrad eines Braunkohlebaggers
- Läufer einer Niederdruck-Dampfturbine des Kraftwerks Dachelhofen
- Förderwagen der ehemaligen Kettenbahn
- Verschiedene Exponate vor dem Museum in Steinberg am See
- Förderbandgerüst vor dem Museum in Steinberg am See
Bedeutung als Geotope
In der Nähe des Wackersdorfer Museums befindet sich am Rand des Westfeldes eine Aussichtsplattform, von der aus Besucher freigelegte Braunkohleflöze besichtigen können. Dieser Aufschluss wird vom Bayerischen Landesamt für Umwelt zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns gezählt.
Tagebau Friedrich-Zeche
Der Tagebau Friedrich-Zeche ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als bedeutendes Geotop (Geotop-Nummer: 362G001) ausgewiesen.
Braunkohletagebau bei Wackersdorf
Der Braunkohletagebau bei Wackersdorf ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als wertvolles Geotop (Geotop-Nummer: 376A031) ausgewiesen.
Ehemaliges Braunkohlengrubenfeld Rauberweiher
Das ehemalige Braunkohlengrubenfeld Rauberweiher ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als bedeutendes Geotop (Geotop-Nummer: 376G001) ausgewiesen.
Siehe auch
- Liste der Geotope in Regensburg
- Liste der Geotope im Landkreis Schwandorf
- Liste der schönsten Geotope in Bayern
Literatur
- Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.): Hundert Meisterwerke – Die schönsten Geotope Bayerns, 2012, ISBN 978-3-936385-89-2
- W. Scharf: Die Braunkohle von Schwandorf (Oberpfalz) und ihr Abbau in: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Band 106 (1954), S. 538–567
Filme
- Erben des Tertiär – Der Aufstieg einer ländlichen Region zum modernen Industriestandort, 85 min. (2013)
Weblinks
- Wackersdorfer Braunkohle (Schautafel des Bayerischen Landesamtes für Umwelt) (pdf)
- Webpräsenz des Heimat- und Braunkohlemuseum Steinberg am See
- Heimat- und Industriemuseum Wackersdorf auf der Webpräsenz der Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf
- Vor 100 Jahren: Bayerische Überlandcentrale Ponholz - Unternehmen Vorläufer der OBAG auf www.onetz.de
- Andreas Christopher: Braunkohlenbergbau und Werksbahnen im Revier Wackersdorf, in: Bahn-Express 6'84 (PDF; 9,7 MB)
- Flyer "Lehrpfad für Geologie, Landschaft und Rohstoffabbau in der Friedrich-Zeche in Regensburg" (pdf)
- Feldbahn-Museum Friedrich-Zeche
Einzelnachweise
- G. Pedall: Untersuchung der ehem. „Bayerischen Braunkohle-Industrie AG in Wackersdorf. Archiviert vom 5. März 2017; abgerufen am 13. November 2022. am
- Geschichte und Entwicklung des Wackersdorfer Braunkohlen-Bergbaus vor Gründung der BBI. Archiviert vom 2. Januar 2017; abgerufen am 13. November 2022. am
- Ehemalige Braunkohlegruben Oberpflälzer Seenland. In: industriegeschichte.net. Archiviert vom 6. August 2017; abgerufen am 13. November 2022. am
- Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, 30. Ausgabe 1925, Band 1, S. 1270 f.
- Engelbert Weiß: Braunkohle soll Agrarchemie ersetzen ( des vom 16. September 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf www.mittelbayerische.de, 29. September 2015
- Chronik auf www.kneiting.de
- Westfeld Wackersdorf: 12 Millionen für Rekultivierung. Abgerufen am 18. August 2019.
- Denkmalliste für Wackersdorf des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege
- Kathrin Bayer: Ein Stück Geschichte mit neuem Leben erfüllt auf www. mittelbayerische.de, 5. Mai 2009
- Johann Ippisch: Ein Stück BBI-Geschichte muss weichen auf www. mittelbayerische.de, 18. Juni 2015
- Museumslehrpfad auf der Webpräsenz des Heimatkundlichen Arbeitskreises Steinberg am See
- Lehrpfad für Geologie, Landschaft und Rohstoffabbau in der Friedrich-Zeche in Regensburg/Dechbetten ( des vom 3. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf www.roesl.de
- Feldbahn-Museum Friedrich-Zeche
- Wackersdorfer Braunkohle auf der Webpräsenz des Bayerischen Landesamtes für Umwelt
- Bayerisches Landesamt für Umwelt, Geotop Tagebau Friedrich-Zeche bei Dechbetten (abgerufen am 16. Oktober 2017).
- Bayerisches Landesamt für Umwelt, Geotop Braunkohletagebau S von Wackersdorf (abgerufen am 16. Oktober 2017).
- Bayerisches Landesamt für Umwelt, Geotop Ehemaliges Braunkohlengrubenfeld "Rauberweiher" (abgerufen am 16. Oktober 2017).
Weblinks
Koordinaten: 49° 16′ 44,4″ N, 12° 9′ 46,8″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Das Oberpfalzer Braunkohlerevier war ein Bergbaurevier in der Oberpfalz in dem im 19 und 20 Jahrhundert vorwiegend im Tagebau Braunkohle gefordert wurde Es liegt im Naturraum Bodenwohrer Bucht Entstehung der BraunkohleZur Zeit des Miozans senkte sich das Molassebecken zwischen Donau und Alpen ab wobei Ostbayern relativ dazu angehoben wurde Zwischen Pfreimd und Regensburg gruben die Ur Naab und ihre Nebenflusse tiefe Rinnen in das Grundgebirge Als diese Taler mit Kies Sand und Ton aufgefullt wurden entstanden in subtropischem Klima in den verlandenden Seitenarmen und Altwassern ausgedehnte Sumpfwalder Die Reste dieser Walder wurden immer wieder von Sedimenten uberdeckt So entstanden abwechselnde Schichten von organischem Material Tonen Sand und spater auch Kies Durch Luftabschluss und den Druck der daruber lagernden Sedimente wurde das organische Material mit der Zeit in Kohle umgewandelt Geschichte des KohleabbausAufgeschlossenes Braunkohlefloz bei WackersdorfHaupteingang zum Verwaltungsgebaude der BBI in WackersdorfBlick in die Regensburger Friedrich ZecheSteinberger SeeRaum Wackersdorf Im Jahr 1800 stiess der Schneidermeister Andreas Schuster bei Grabungsarbeiten fur einen Brunnen in Wackersdorf auf Braunkohle Es entwickelte sich eine Kohleforderung im Untertagebau in vergleichsweise bescheidenem Umfang die bereits in den 1840er Jahren wieder eingestellt wurde Erst zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde der Abbau wieder aufgenommen diesmal jedoch im Tagebau 1904 wurde die Bayerische Braunkohle und Brikettindustrie Gewerkschaft Klardorf gegrundet die am 5 Februar 1906 in der Bayerische Braunkohlen Industrie AG BBI aufging Diese hatte ihren Sitz zunachst in Munster in Westfalen ab dem 4 Marz 1908 in Schwandorf In Wackersdorf wurde 1908 eine Brikettfabrik errichtet die mehrfach erweitert wurde Fur die Brikett Herstellung war besonders aschearme Kohle notig Als die Lagerstatten dieser Kohle erschopft waren wurde die Brikettfabrik 1964 geschlossen und in den folgenden Jahren gesprengt Etwa ein Jahr vor der Schliessung betrug die Produktion etwa 175 000 Tonnen pro Jahr Insgesamt wurden dort etwa 5 7 Millionen Tonnen Briketts produziert 1930 wurde das Kohlekraftwerk Schwandorf im Ortsteil Dachelhofen in Betrieb genommen Bis zur Einstellung der Kohleforderung 1982 wurde das Kraftwerk vom Wackersdorfer Revier aus per Werksbahn mit Brennstoff versorgt Von 1982 bis zur Stilllegung des Kraftwerks 2002 wurde tschechische Hartbraunkohle importiert Bereits in den 1920er Jahren war geplant den Ort Wackersdorf umzusiedeln um die darunter liegende Braunkohle gewinnen zu konnen Dieses Vorhaben zerschlug sich jedoch zunachst Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Planungen wieder aufgenommen Zwischen 1950 und 1952 fand dann die Umsiedlung von Wackersdorf an den heutigen Standort statt Im Jahr 1962 wurde im Wackersdorfer Ortsteil Rauberweiherhaus ein weiteres Kohlefeld erschlossen 1982 waren die wirtschaftlich gewinnbaren Kohlevorrate im Oberpfalzer Revier erschopft Am 21 September 1982 wurde die letzte Tonne Kohle gefordert Die BBI wurde zum 30 September aufgelost Rechtsnachfolgerin wurde die Bayernwerk AG Insgesamt wurden im Gebiet um Wackersdorf rund 185 Millionen Tonnen Braunkohle gefordert Es war damit das zweitgrosste Braunkohlenrevier in der damaligen Bundesrepublik Deutschland nach dem Rheinischen Braunkohlerevier Maxhutte Haidhof In den 1830er Jahren wurde auch im Gebiet des heutigen Maxhutte Haidhof Ortsteil Ponholz Braunkohle entdeckt Ab 1853 wurde sie zur Stahlgewinnung in der neu errichteten Maxhutte verwendet wegen des hohen Wasser und Tongehalts jedoch bald durch bohmische Steinkohle ersetzt 1907 wurde in Haidhof Ponholz eine Brikettfabrik in Betrieb genommen Wegen der schlechten Qualitat der Kohle war die Brikettherstellung jedoch nicht rentabel Man entschloss sich daher zum Bau eines Kohlekraftwerks unmittelbar bei der Grube konsol Haidhof I in der Steuergemeinde Ibenthann das nicht nur die umliegenden Gemeinden versorgen sondern den Strom bis nach Regensburg liefern sollte Am 12 Juni 1908 wurde dazu die Bayerische Uberlandcentrale AG BUC mit Sitz in Haidhof gegrundet die 1923 zur Oberpfalzwerke AG fur Elektrizitatsversorgung mit Sitz in Regensburg umgewandelt wurde Das Kraftwerk in zeitgenossischen Quellen Kraftwerk Haidhof oder auch Kraftwerk Ibenthann genannt ging im April 1910 in Betrieb zu ihm gehorte eine kleine Arbeiterkolonie und eine unternehmenseigene rund zwei Kilometer lange normalspurige Anschlussbahn zum Bahnhof Ponholz In den 1920er Jahren wurde es jedoch zunehmend unwirtschaftlich Am 31 Marz 1931 ein Jahr nach Inbetriebnahme des Kraftwerks Schwandorf Dachelhofen wurde das Kraftwerk stillgelegt Die Gruben wurden spater auch fur den Abbau von Ton genutzt Regensburg In Regensburg wurden seit 1903 in der Friedrich Zeche im Stadtteil Dechbetten Braunkohle und Ton abgebaut zunachst unter Tage dann im Tagebau Die nahe gelegene Ziegelei war bis 1997 in Betrieb Die Braunkohle wurde als Zuschlagstoff fur die Ziegelherstellung und als Brennstoff verwendet Die Zeche wurde von der Gerhard Rosl GmbH amp Co KG ubernommen und ist heute noch in Betrieb eine Abbaugenehmigung liegt bis 2029 vor Neben Braunkohle und Ton werden inzwischen auch Gesteine Sande und Erden abgebaut sowie Erdaushub und Bauschutt eingelagert Die Braunkohle wird heute auch als Bodensubstrat als Alternative zu Rindenmulch vermarktet Pettendorf In Kneiting das damals noch selbststandig war und erst im Zuge der Gemeindegebietsreform 1978 zu Pettendorf kam wurde bereits 1834 Braunkohle abgebaut Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man aufgrund der Brennstoffknappheit verstarkt heimische Energietrager zu nutzen Dabei erschienen auch zwei Standorte nordlich und sudlich von Schwetzendorf als abbauwurdig Wahrend nordlich von Schwetzendorf ein reiner Tagebau entstand war die Grube Reifenthal sudlich von Schwetzendorf in zwei Teile gegliedert im sudlichen Teil entstand ein Tagebau wahrend nordlich davon untertagig abgebaut wurde Die Forderung wurde im Oktober 1948 aufgenommen Da sich die Versorgungslage rasch besserte wurde der Abbau der relativ minderwertigen Braunkohle bei Schwetzendorf jedoch bald unrentabel so dass die Forderung bereits im Februar 1950 wieder eingestellt werden musste Mit 240 Metern Lange und 70 80 Metern Breite erreichte der Tagebau nur etwa ein Viertel der ursprunglich geplanten Grosse NachnutzungDie meisten der ehemaligen Tagebaue wurden sofern sie nicht mit Abraum verfullt wurden geflutet In der Gegend um Wackersdorf entstanden sechs grossere Tagebauseen mit einer Wasserflache von zusammen ca 650 ha das heutige Oberpfalzer Seenland Das Westfeld nordwestlich des Steinberger Sees das bis 2002 als Deponie fur Asche aus dem Kraftwerk in Dachelhofen und als Kohlelager verwendet wurde ist gerade Bestandteil einer Rekultivierungsmassnahme die bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll Konkrete Plane fur eine Nachnutzung stehen derzeit allerdings noch aus Mehrere Beamtenwohnhauser der BBI in Wackersdorf stehen unter Denkmalschutz Das ehemalige Verwaltungsgebaude der BBI wurde zu einem Burogebaude umgebaut Am 17 Juni 2015 beschloss der Wackersdorfer Gemeinderat gegen die Stimmen des Burgermeisters und zweier weiterer Ratsmitglieder das ehemalige Gemeinschaftshaus der BBI abzureissen und durch eine neue Veranstaltungshalle zu ersetzen Der Tagebau der Grube Reifenthal ist heute als Schwetzendorfer Weiher ein beliebtes Naherholungsgebiet Museale AufarbeitungDie Geschichte des Braunkohleabbaus im Wackersdorfer Revier wird heute in zwei Museen prasentiert dem Heimat und Industriemuseum in Wackersdorf im ehemaligen Laborgebaude der BBI sowie dem Braunkohle und Heimatmuseum in Steinberg am See Beide Museen sind durch einen 3 5 km langen Museumslehrpfad verbunden Unweit des Wackersdorfer Museums wurde ein Tertiarwald angelegt mit Geholzen die bereits zur Zeit der Entstehung der heutigen Braunkohle hier wuchsen Auf dem Gelande sind ausserdem diverse Grossexponate zu besichtigen wie Eisenbahnwagen Baggerschaufeln oder der Laufer einer Dampfturbine aus dem Kraftwerk in Dachelhofen Am Ortseingang von Maxhutte Haidhof erinnert ein aus Holz nachgebauter Forderturm an die Bedeutung des Bergbaus fur die Geschichte der Stadt In Regensburg wurde 2004 am Rand der Friedrich Zeche von der Firma Rosl in Zusammenarbeit mit der Universitat Regensburg ein Lehrpfad fur Geologie Landschaft und Rohstoffabbau mit einer gesamten Weglange von 450 Metern angelegt Auch hier wurde ein Tertiarwald gepflanzt Ausserdem befindet sich hier ein Feldbahnmuseum In Wackersdorf ausgestellte alte Brikettpresse Verschiedene Exponate im Tertiarwald in Wackersdorf Schaufelrad eines Braunkohlebaggers Laufer einer Niederdruck Dampfturbine des Kraftwerks Dachelhofen Forderwagen der ehemaligen Kettenbahn Verschiedene Exponate vor dem Museum in Steinberg am See Forderbandgerust vor dem Museum in Steinberg am SeeBedeutung als GeotopeIn der Nahe des Wackersdorfer Museums befindet sich am Rand des Westfeldes eine Aussichtsplattform von der aus Besucher freigelegte Braunkohlefloze besichtigen konnen Dieser Aufschluss wird vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt zu den 100 schonsten Geotopen Bayerns gezahlt Tagebau Friedrich Zeche Der Tagebau Friedrich Zeche ist vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt als bedeutendes Geotop Geotop Nummer 362G001 ausgewiesen Braunkohletagebau bei Wackersdorf Der Braunkohletagebau bei Wackersdorf ist vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt als wertvolles Geotop Geotop Nummer 376A031 ausgewiesen Ehemaliges Braunkohlengrubenfeld Rauberweiher Das ehemalige Braunkohlengrubenfeld Rauberweiher ist vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt als bedeutendes Geotop Geotop Nummer 376G001 ausgewiesen Siehe auch Liste der Geotope in Regensburg Liste der Geotope im Landkreis Schwandorf Liste der schonsten Geotope in BayernLiteraturBayerisches Landesamt fur Umwelt Hrsg Hundert Meisterwerke Die schonsten Geotope Bayerns 2012 ISBN 978 3 936385 89 2 W Scharf Die Braunkohle von Schwandorf Oberpfalz und ihr Abbau in Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 106 1954 S 538 567FilmeErben des Tertiar Der Aufstieg einer landlichen Region zum modernen Industriestandort 85 min 2013 WeblinksWackersdorfer Braunkohle Schautafel des Bayerischen Landesamtes fur Umwelt pdf Webprasenz des Heimat und Braunkohlemuseum Steinberg am See Heimat und Industriemuseum Wackersdorf auf der Webprasenz der Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf Vor 100 Jahren Bayerische Uberlandcentrale Ponholz Unternehmen Vorlaufer der OBAG auf www onetz de Andreas Christopher Braunkohlenbergbau und Werksbahnen im Revier Wackersdorf in Bahn Express 6 84 PDF 9 7 MB Flyer Lehrpfad fur Geologie Landschaft und Rohstoffabbau in der Friedrich Zeche in Regensburg pdf Feldbahn Museum Friedrich ZecheEinzelnachweiseG Pedall Untersuchung der ehem Bayerischen Braunkohle Industrie AG in Wackersdorf Archiviert vom Original am 5 Marz 2017 abgerufen am 13 November 2022 Geschichte und Entwicklung des Wackersdorfer Braunkohlen Bergbaus vor Grundung der BBI Archiviert vom Original am 2 Januar 2017 abgerufen am 13 November 2022 Ehemalige Braunkohlegruben Oberpflalzer Seenland In industriegeschichte net Archiviert vom Original am 6 August 2017 abgerufen am 13 November 2022 Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 30 Ausgabe 1925 Band 1 S 1270 f Engelbert Weiss Braunkohle soll Agrarchemie ersetzen Memento des Originals vom 16 September 2016 imInternet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 auf www mittelbayerische de 29 September 2015 Chronik auf www kneiting de Westfeld Wackersdorf 12 Millionen fur Rekultivierung Abgerufen am 18 August 2019 Denkmalliste fur Wackersdorf des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege Kathrin Bayer Ein Stuck Geschichte mit neuem Leben erfullt auf www mittelbayerische de 5 Mai 2009 Johann Ippisch Ein Stuck BBI Geschichte muss weichen auf www mittelbayerische de 18 Juni 2015 Museumslehrpfad auf der Webprasenz des Heimatkundlichen Arbeitskreises Steinberg am See Lehrpfad fur Geologie Landschaft und Rohstoffabbau in der Friedrich Zeche in Regensburg Dechbetten Memento des Originals vom 3 April 2016 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 auf www roesl de Feldbahn Museum Friedrich Zeche Wackersdorfer Braunkohle auf der Webprasenz des Bayerischen Landesamtes fur Umwelt Bayerisches Landesamt fur Umwelt Geotop Tagebau Friedrich Zeche bei Dechbetten abgerufen am 16 Oktober 2017 Bayerisches Landesamt fur Umwelt Geotop Braunkohletagebau S von Wackersdorf abgerufen am 16 Oktober 2017 Bayerisches Landesamt fur Umwelt Geotop Ehemaliges Braunkohlengrubenfeld Rauberweiher abgerufen am 16 Oktober 2017 WeblinksCommons Oberpfalzer Braunkohlerevier Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 49 279 12 163 Koordinaten 49 16 44 4 N 12 9 46 8 O