Jakobinermütze ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Siehe auch Jakobinermütze Begriffsklärung Eine phrygische Mütze
Phrygische Mütze

Eine phrygische Mütze [
], seltener auch skythische Mütze [ ] genannt, wurde ursprünglich von den antiken Phrygern getragen. Sie bestand aus Wolle oder Leder und besaß einen längeren runden Zipfel, der meist nach vorn geschlagen wurde beziehungsweise in Richtung Stirn fiel. Sie konnte auch mit seitlich herabfallenden Bändern unter dem Kinn festgebunden werden. Der Nackenteil bedeckte zuweilen die Schläfen und reichte manchmal bis auf die Schultern.Die phrygische Mütze war ursprünglich ein gegerbter Stier-Hodensack samt der umliegenden Fellpartie. Nach der Vorstellung der Griechen sollte ein solches Kleidungsstück die besonderen Fähigkeiten des Tieres auf seinen Träger übertragen.
Ähnliche Zipfelmützen sind heute durch Gartenzwerge, den Weihnachtsmann – beide in roter Farbe – und Comic- bzw. Zeichentrickfiguren wie die Schlümpfe oder die Mainzelmännchen bekannt.
Antike
Die phrygische Mütze wurde ursprünglich von den Phrygern und anderen indogermanischen anatolischen Völkern getragen. Anscheinend entwickelte sie sich parallel zum phrygischen Helm aus dem „homerischen Lederhelm“. Schon in den homerischen Epen wird eine mützenartige Kopfbedeckung namens kataityx erwähnt, die wahrscheinlich aus derselben Fellpartie des Stiers, rund um den Hodensack, hergestellt wurde wie der Helm, aber nicht hart getrocknet, sondern weich gegerbt wurde. Später wurde sie als Tiara charakteristisch für die Iranier und Thraker.
Der persische Gott Mitra wird stets mit einer phrygischen Mütze abgebildet, ebenso der möglicherweise mit ihm gleichzusetzende, im römischen Reich verehrte Mithras und der phrygische Attis. Weitere orientalische Gottheiten, die oft mit ihr dargestellt werden, sind der Fruchtbarkeitsgott Sabazios, die phrygische Mondgottheit Men und der besonders bei römischen Soldaten beliebte Iupiter Dolichenus. Weitere mythologische Gestalten, die oft eine phrygische Mütze tragen, sind: Orpheus, Adonis, Ganymed und Paris. Einzige weibliche Gottheit mit einer phrygischen Mütze ist Bendis, die meist mit Diana gleichgesetzte thrakische Göttin der Jagd.
Gelegentlich trägt sie sogar der aus der Fremde zurückkehrende Odysseus, meist aber den runden Pilos der Seeleute. Bei weiblichen Trägerinnen der Mütze handelt es sich fast immer um Amazonen.
Den antiken Griechen galt die phrygische Mütze genau wie Hosen als typisch barbarische Kleidung, und wann immer die Griechen Perser, Skythen oder Angehörige anderer von ihnen als Barbaren betrachteter Völker auf Vasen, Wandmalereien oder Mosaiken darstellten, bildeten sie sie mit einer phrygischen Mütze ab. Hierbei herrschten besonders bei Skythen, Saken und anderen antiken Steppennomaden Formen aus Filz, Pelz oder Leder mit langen Ohren- und Nackenlaschen vor, die ähnlich wie ein Schal auch um Kinn und Hals geschlungen werden konnten. Diese Formen sind in den eurasischen Steppen und im Kaukasus noch bis in die Gegenwart unter dem Namen Baschlik bekannt. Der Beutel konnte rundlich prall (ausgestopft) und aufgerichtet sein oder zungenartig flach liegen. Die Spitze war bevorzugt nach vorne geschlagen, aber durchaus nicht immer. Zuweilen (besonders bei persischen Satrapen, aber auch bei Amazonen) wurde die Mütze mit einem Stirnband oder Stirnreif umwunden. Gelegentlich weisen offenbar steifere, der Tiara oder dem „homerischen Lederhelm“ ähnlichere Formen eine hahnenkammartige Verzierung auf. Später wurden in den Darstellungen einfachere Formen ohne Laschen häufiger, die die Ohren unbedeckt ließen. Die natürliche Farbe des gegerbten Leders war braun, aber auf etlichen Vasenbildern und Wandmalereien sind wohl gefärbte Mützen in rötlichen Tönen zu sehen. Zuweilen sind die Mützen mit Punkten, Spiralen oder Blütenmustern verziert. Das Material der Mützen (Leder, Filz, Stoff) ist auf den Abbildungen meist nicht zu identifizieren, ebenso wenig wie die Natur der Verzierungen (gemalt, gestickt, eingebrannt).
Die (von den Athenern lange Zeit als Barbaren angesehenen) Makedonier übernahmen die phrygische Mütze und auch den ähnlich geformten phrygischen Helm von den Thrakern.
Der Pileus, eine auf dem Scheitel getragene Kappe aus Filz, stammte ursprünglich wohl aus Kleinasien, kam danach aber sowohl in der griechischen als auch in der römischen Kultur vor. Bekannte Gestalten der griechischen Mythologie, die den Pileus trugen, waren Odysseus, unter den Göttern Hephaistos, Charon und die Dioskuren. Im Altertum wurde der Pileus hauptsächlich von Seeleuten, Fischern und Handarbeitern getragen. Er wurde vor allem bekannt, weil freigelassene Sklaven im alten Rom diese Kopfbedeckung nach ihrer Freilassung aufsetzen durften (Freiheitsmütze).
Auch die so genannten Heiligen Drei Könige (biblisch Magier aus dem Morgenland) wurden in frühen Abbildungen mit der phrygischen Mütze (mit Stirnband und Nackenlasche, aber ohne Ohrenlaschen) dargestellt, ein Hinweis darauf, dass sie möglicherweise aus Persien stammten. Die Geburtskirche in Bethlehem soll nach der Eroberung durch die Perser 615 nur deshalb nicht zerstört worden sein, weil sie auf den dortigen Mosaiken ihre Landsleute erkannten.
- Skythischer Bogenschütze auf einer schwarzfigurigen, attischen Kylix, ca. 530 bis 520 v. C. Die Nackenlasche seiner Mütze ist hinter das Stirnband hochgesteckt.
- Trojanischer Bogenschütze (der sogenannte Paris), Westgiebelgruppe des Aphaiatempels, ca. 505 bis 500 v. C. Die Ohrenlaschen sind hinter dem Kopf verschlungen.
- Dareios III. und die ihn umgebenden persischen Krieger tragen phrygische Mützen mit langen Seitenlaschen (bzw. Baschlik), deren weicher Beutel teils nach vorne, teils nach hinten fällt, beim König aufgerichtet steht. Alexandermosaik, Pompeji, 2. Jh. v. C.
- Römische Büste des Attis als Kind mit phrygischer Mütze, 2. Jh.
- Ein griechischer Krieger ergreift im Kampf mit einer Amazone deren Mütze, Mosaik, Daphne (Antiochia), zweite Hälfte 4. Jh.
- Die Weisen aus dem Morgenland mit phrygischen Mützen, Mosaik in Sant’Apollinare Nuovo, Ravenna, 6. Jh.
- Büste eines Dakers mit phrygischer Mütze aus dem frühen 2. Jahrhundert
- Römische Statue des Paris mit phrygischer Mütze, 2. Jh.
Bedeutung
In der Antike war, wie auch heute noch bei vielen Naturvölkern, der Glaube verbreitet, dass die Eigenschaften von Tieren auf Menschen übergingen, wenn diese sich in deren Häute kleideten. Aus diesem Grund trug z. B. Herakles das Fell eines Löwen. Auch der Stier galt als die Verkörperung besonderer Stärke, vor allem der Zeugungskraft, und spielte eine wichtige Rolle gerade in den vorderasiatischen Kulten.
Im Kult des Mithras war die phrygische Mütze nicht nur die Kopfbedeckung des verehrten Gottes selbst, sondern auch die der in die höchsten Kultgeheimnisse eingeweihten Mysten. Nur ihnen war es erlaubt, das primordiale Stieropfer des Gottes nachzuvollziehen, das die Erneuerung des Lebens, die Wiedergeburt des Gläubigen symbolisierte. Zu diesem Kult, der besonders unter römischen Soldaten verbreitet war, waren keine Frauen zugelassen. Auch der „Legionärsgott“ Jupiter Dolichenus wurde oft in der Pose eines Imperators, auf dem Rücken eines Stieres stehend, dargestellt.
Bei den wenigen weiblichen Figuren, die mit phrygischen Mützen dargestellt wurden, ist die Kopfbedeckung mit dem Stierbeutel ebenfalls Ausdruck einer als besonders „männlich“ wahrgenommenen Macht. Bendis verfügt als Göttin ebenfalls über eigene Zeugungskraft (ähnlich wie die „vielbrüstige“ Artemis vielleicht in ein Gewand aus den Hoden der ihr geopferten Stiere gekleidet ist). Die Amazonen sind von Männern unabhängig und ihnen im Krieg ebenbürtig.
Mittelalter
In angelsächsischen Schriften des 10. und 11. Jahrhunderts finden sich Abbildungen, die anscheinend Krieger mit phrygischen Mützen oder Helmen darstellen. Jedoch gibt es für deren tatsächlichen Gebrauch im frühmittelalterlichen Westeuropa keine weiteren Hinweise. Stattdessen erscheint es möglich, dass es sich bei den Abbildungen um missverstandene Kopien oder antikisierende Rückgriffe auf byzantinische und römische Quellen handelt. Im Mittelalter findet sie sich aber gelegentlich noch bei der Darstellung von Personen des Alten Testaments, wie den Propheten. Des Weiteren fand sie Eingang in den Corno Ducale, die Kopfbedeckung der Dogen von Venedig, und wurde Bestandteil der Tracht der neapolitanischen Seeleute.
Neuzeit
Die kanadische Tuque
Die französischen Trapper benutzten oft eine asymmetrische rotfarbene Kopfbedeckung, die von der phrygischen Mütze inspiriert gewesen sein dürfte. Im 19. Jahrhundert wurde diese dann sogar zum Symbol für die französischsprachige Minderheit in Kanada.
Jakobinermütze
Während der Französischen Revolution wurde die phrygische Mütze (französisch bonnet rouge) von den Jakobinern als Ausdruck ihres politischen Bekenntnisses getragen. Sie glaubten irrigerweise, die phrygische Mütze sei in der Antike von freigelassenen Sklaven getragen worden – tatsächlich trugen diese einen Pileus. Daher wurde sie als so genannte Freiheitsmütze in der politischen Ikonografie Frankreichs und ganz Europas zum Symbol demokratischer und republikanischer Gesinnung, bei den Gegnern der Revolution aber auch zum Kennzeichen der jakobinischen Schreckensherrschaft. Häufig wird auch die französische Symbolfigur Marianne mit einer Jakobinermütze dargestellt. Republikanische Darstellungen des deutschen Michel aus der Revolution von 1848/49 zeigen diesen oft mit einer Schlafmütze, die auch als Persiflage der Jakobinermütze gedacht war: Anders als sein französischer Nachbar „verschläft“ der deutsche Michel die Möglichkeit einer bürgerlichen Revolution im eigenen Land.
Das Maskottchen Phryge der Olympischen Spiele 2024 in Paris hat die Form einer Jakobinermütze.
Verwendung als Freiheits- und Unabhängigkeitssymbol
Der Siegeszug der Jakobinermütze als Freiheitssymbol zeigt sich auch in ihrer Verwendung in vielen Wappen amerikanischer Staaten, von denen viele im Gefolge der Französischen Revolution und der Zeit Napoleons ihre Unabhängigkeit erhielten.
Sie taucht als ein wichtiges Symbol in den Wappen Argentiniens, Boliviens, Kolumbiens, Kubas, Nicaraguas und im Wappen des US-amerikanischen Bundesstaates West Virginia auf. Die phrygische Mütze ist außerdem in den Flaggen El Salvadors, Haitis, Nicaraguas und auf der Rückseite der Flagge Paraguays dargestellt. Sie ist Bestandteil der Flaggen der US-amerikanischen Bundesstaaten New York und New Jersey sowie der Flagge und dem Wappen des brasilianischen Bundesstaates Santa Catarina. Außerdem wurde die phrygische Mütze im ehemaligen Wappen der Dominikanischen Republik (1844–1865) und in der ehemaligen Flagge Argentiniens (1836 bis etwa 1849) verwendet. Noch heute taucht sie in den Wappen und Flaggen mehrerer argentinischer Provinzen auf: auf den Flaggen Corrientes’, Jujuys, Mendozas, San Juans und den Wappen Buenos Aires’, Catamarcas, Corrientes’, Tucumáns, Jujuys und Mendozas.
- Flagge Haitis
- Flagge Nicaraguas
- Rückseite der paraguayischen Flagge mit dem Siegel des Finanzministeriums
- Wappen Kolumbiens
- Wappen Kubas
- Flagge Argentiniens um 1840
- Siegel des US-Senats
- Siegel Kriegsministerium der Vereinigten Staaten (1789–1947)
- Wappen des Bundesstaates Santa Catarina (Brasilien)
Verwendung des Begriffs in der Medizin
In der Medizin wird der Begriff phrygische Mütze für eine angeborene Formvariante der Gallenblase verwendet, die in der Röntgenkontrast- oder Ultraschalluntersuchung eine geknickte Form aufweist. Differenzialdiagnostisch muss sie von einer Septierung der Gallenblase unterschieden werden.
Siehe auch
- Katalanische Barretina
- Südwester
- Jakobinermütze (Heraldik)
- Baschlik
- Argentino Argentina mit phrygischer Mütze
Literatur
- : Die Urform der phrygischen Mütze. In: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte, 16/3, 1985, S. 2–13.
- Josef Eberle: Die rote Mütze. Zur Geschichte eines Freiheitssymbols. In: Ders.: Lateinische Nächte. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1967, ISBN 3-421-01331-4, S. 281–285.
- Manfred Escherig: Michels Mützen und die Freiheit. Überschüssige mythologische Erwägungen zu einigen Emblemen der Revolution. In: Michael Knieriem (Hrsg.): Michels Erwachen – Emanzipation durch Aufstand? Wuppertal 1998, ISBN 3-87707-526-6, S. 294–325.
Einzelnachweise
- Isabella Benda-Weber: Non-Greek Headdresses in the Greek East. In: Carmen Alfaro Giner, Jónatan Ortoz García, María Antón Peset (Hrsg.): Monografías del SEMA de València. Tiarae, diadems and headdresses in the ancient Mediterranean cultures. Symbolism and technology., Nr. III. SEMA, Universitat de València, València 2014, ISBN 978-84-370-9452-6, S. 104–105.
- Gérard Seiterle: Die Urform der phrygischen Mütze. In: Antike Welt 16/3, 1985, S. 10–11.
- Regia Anglorum.org: Arms and Armour – Part 7 – Helmets.
- Mark Harrison: Anglo-Saxon Thegn AD 449–1066. Osprex, Oxford 2001, ISBN 1-84176-279-2.
Weblinks
Autor: www.NiNa.Az
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Jakobinermutze ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Siehe auch Jakobinermutze Begriffsklarung Eine phrygische Mutze ˈfryːgɪʃe seltener auch skythische Mutze ˈskyːtɪʃe genannt wurde ursprunglich von den antiken Phrygern getragen Sie bestand aus Wolle oder Leder und besass einen langeren runden Zipfel der meist nach vorn geschlagen wurde beziehungsweise in Richtung Stirn fiel Sie konnte auch mit seitlich herabfallenden Bandern unter dem Kinn festgebunden werden Der Nackenteil bedeckte zuweilen die Schlafen und reichte manchmal bis auf die Schultern Phrygische Mutze Die phrygische Mutze war ursprunglich ein gegerbter Stier Hodensack samt der umliegenden Fellpartie Nach der Vorstellung der Griechen sollte ein solches Kleidungsstuck die besonderen Fahigkeiten des Tieres auf seinen Trager ubertragen Ahnliche Zipfelmutzen sind heute durch Gartenzwerge den Weihnachtsmann beide in roter Farbe und Comic bzw Zeichentrickfiguren wie die Schlumpfe oder die Mainzelmannchen bekannt AntikeDie phrygische Mutze wurde ursprunglich von den Phrygern und anderen indogermanischen anatolischen Volkern getragen Anscheinend entwickelte sie sich parallel zum phrygischen Helm aus dem homerischen Lederhelm Schon in den homerischen Epen wird eine mutzenartige Kopfbedeckung namens kataityx erwahnt die wahrscheinlich aus derselben Fellpartie des Stiers rund um den Hodensack hergestellt wurde wie der Helm aber nicht hart getrocknet sondern weich gegerbt wurde Spater wurde sie als Tiara charakteristisch fur die Iranier und Thraker Der persische Gott Mitra wird stets mit einer phrygischen Mutze abgebildet ebenso der moglicherweise mit ihm gleichzusetzende im romischen Reich verehrte Mithras und der phrygische Attis Weitere orientalische Gottheiten die oft mit ihr dargestellt werden sind der Fruchtbarkeitsgott Sabazios die phrygische Mondgottheit Men und der besonders bei romischen Soldaten beliebte Iupiter Dolichenus Weitere mythologische Gestalten die oft eine phrygische Mutze tragen sind Orpheus Adonis Ganymed und Paris Einzige weibliche Gottheit mit einer phrygischen Mutze ist Bendis die meist mit Diana gleichgesetzte thrakische Gottin der Jagd Gelegentlich tragt sie sogar der aus der Fremde zuruckkehrende Odysseus meist aber den runden Pilos der Seeleute Bei weiblichen Tragerinnen der Mutze handelt es sich fast immer um Amazonen Den antiken Griechen galt die phrygische Mutze genau wie Hosen als typisch barbarische Kleidung und wann immer die Griechen Perser Skythen oder Angehorige anderer von ihnen als Barbaren betrachteter Volker auf Vasen Wandmalereien oder Mosaiken darstellten bildeten sie sie mit einer phrygischen Mutze ab Hierbei herrschten besonders bei Skythen Saken und anderen antiken Steppennomaden Formen aus Filz Pelz oder Leder mit langen Ohren und Nackenlaschen vor die ahnlich wie ein Schal auch um Kinn und Hals geschlungen werden konnten Diese Formen sind in den eurasischen Steppen und im Kaukasus noch bis in die Gegenwart unter dem Namen Baschlik bekannt Der Beutel konnte rundlich prall ausgestopft und aufgerichtet sein oder zungenartig flach liegen Die Spitze war bevorzugt nach vorne geschlagen aber durchaus nicht immer Zuweilen besonders bei persischen Satrapen aber auch bei Amazonen wurde die Mutze mit einem Stirnband oder Stirnreif umwunden Gelegentlich weisen offenbar steifere der Tiara oder dem homerischen Lederhelm ahnlichere Formen eine hahnenkammartige Verzierung auf Spater wurden in den Darstellungen einfachere Formen ohne Laschen haufiger die die Ohren unbedeckt liessen Die naturliche Farbe des gegerbten Leders war braun aber auf etlichen Vasenbildern und Wandmalereien sind wohl gefarbte Mutzen in rotlichen Tonen zu sehen Zuweilen sind die Mutzen mit Punkten Spiralen oder Blutenmustern verziert Das Material der Mutzen Leder Filz Stoff ist auf den Abbildungen meist nicht zu identifizieren ebenso wenig wie die Natur der Verzierungen gemalt gestickt eingebrannt Die von den Athenern lange Zeit als Barbaren angesehenen Makedonier ubernahmen die phrygische Mutze und auch den ahnlich geformten phrygischen Helm von den Thrakern Der Pileus eine auf dem Scheitel getragene Kappe aus Filz stammte ursprunglich wohl aus Kleinasien kam danach aber sowohl in der griechischen als auch in der romischen Kultur vor Bekannte Gestalten der griechischen Mythologie die den Pileus trugen waren Odysseus unter den Gottern Hephaistos Charon und die Dioskuren Im Altertum wurde der Pileus hauptsachlich von Seeleuten Fischern und Handarbeitern getragen Er wurde vor allem bekannt weil freigelassene Sklaven im alten Rom diese Kopfbedeckung nach ihrer Freilassung aufsetzen durften Freiheitsmutze Auch die so genannten Heiligen Drei Konige biblisch Magier aus dem Morgenland wurden in fruhen Abbildungen mit der phrygischen Mutze mit Stirnband und Nackenlasche aber ohne Ohrenlaschen dargestellt ein Hinweis darauf dass sie moglicherweise aus Persien stammten Die Geburtskirche in Bethlehem soll nach der Eroberung durch die Perser 615 nur deshalb nicht zerstort worden sein weil sie auf den dortigen Mosaiken ihre Landsleute erkannten Skythischer Bogenschutze auf einer schwarzfigurigen attischen Kylix ca 530 bis 520 v C Die Nackenlasche seiner Mutze ist hinter das Stirnband hochgesteckt Trojanischer Bogenschutze der sogenannte Paris Westgiebelgruppe des Aphaiatempels ca 505 bis 500 v C Die Ohrenlaschen sind hinter dem Kopf verschlungen Dareios III und die ihn umgebenden persischen Krieger tragen phrygische Mutzen mit langen Seitenlaschen bzw Baschlik deren weicher Beutel teils nach vorne teils nach hinten fallt beim Konig aufgerichtet steht Alexandermosaik Pompeji 2 Jh v C Romische Buste des Attis als Kind mit phrygischer Mutze 2 Jh Ein griechischer Krieger ergreift im Kampf mit einer Amazone deren Mutze Mosaik Daphne Antiochia zweite Halfte 4 Jh Die Weisen aus dem Morgenland mit phrygischen Mutzen Mosaik in Sant Apollinare Nuovo Ravenna 6 Jh Buste eines Dakers mit phrygischer Mutze aus dem fruhen 2 Jahrhundert Romische Statue des Paris mit phrygischer Mutze 2 Jh Bedeutung In der Antike war wie auch heute noch bei vielen Naturvolkern der Glaube verbreitet dass die Eigenschaften von Tieren auf Menschen ubergingen wenn diese sich in deren Haute kleideten Aus diesem Grund trug z B Herakles das Fell eines Lowen Auch der Stier galt als die Verkorperung besonderer Starke vor allem der Zeugungskraft und spielte eine wichtige Rolle gerade in den vorderasiatischen Kulten Im Kult des Mithras war die phrygische Mutze nicht nur die Kopfbedeckung des verehrten Gottes selbst sondern auch die der in die hochsten Kultgeheimnisse eingeweihten Mysten Nur ihnen war es erlaubt das primordiale Stieropfer des Gottes nachzuvollziehen das die Erneuerung des Lebens die Wiedergeburt des Glaubigen symbolisierte Zu diesem Kult der besonders unter romischen Soldaten verbreitet war waren keine Frauen zugelassen Auch der Legionarsgott Jupiter Dolichenus wurde oft in der Pose eines Imperators auf dem Rucken eines Stieres stehend dargestellt Bei den wenigen weiblichen Figuren die mit phrygischen Mutzen dargestellt wurden ist die Kopfbedeckung mit dem Stierbeutel ebenfalls Ausdruck einer als besonders mannlich wahrgenommenen Macht Bendis verfugt als Gottin ebenfalls uber eigene Zeugungskraft ahnlich wie die vielbrustige Artemis vielleicht in ein Gewand aus den Hoden der ihr geopferten Stiere gekleidet ist Die Amazonen sind von Mannern unabhangig und ihnen im Krieg ebenburtig MittelalterPortrat des Dogen Andrea Gritti mit Corno Ducale von Tizian um 1545 In angelsachsischen Schriften des 10 und 11 Jahrhunderts finden sich Abbildungen die anscheinend Krieger mit phrygischen Mutzen oder Helmen darstellen Jedoch gibt es fur deren tatsachlichen Gebrauch im fruhmittelalterlichen Westeuropa keine weiteren Hinweise Stattdessen erscheint es moglich dass es sich bei den Abbildungen um missverstandene Kopien oder antikisierende Ruckgriffe auf byzantinische und romische Quellen handelt Im Mittelalter findet sie sich aber gelegentlich noch bei der Darstellung von Personen des Alten Testaments wie den Propheten Des Weiteren fand sie Eingang in den Corno Ducale die Kopfbedeckung der Dogen von Venedig und wurde Bestandteil der Tracht der neapolitanischen Seeleute NeuzeitManner mit JakobinermutzenLudwig XVI mit zugefugter Jakobinermutze Farbkupferstich 1792 Michel und seine Kappe im Jahre 48 historische Karikatur zur passiven Haltung des deutschen Burgertums das in seiner Mehrheit nach den Marzereignissen von der Revolution abruckte im Satireblatt Eulenspiegel Efigie da Republica Bildnis der Republik Personifikation von Brasilien tragt eine phrygische Mutze Die kanadische Tuque Die franzosischen Trapper benutzten oft eine asymmetrische rotfarbene Kopfbedeckung die von der phrygischen Mutze inspiriert gewesen sein durfte Im 19 Jahrhundert wurde diese dann sogar zum Symbol fur die franzosischsprachige Minderheit in Kanada Jakobinermutze Die Efigie da Republica mit phrygischer Mutze die personifizierte Republik auf einer portugiesischen 50 Centavos Munze Wahrend der Franzosischen Revolution wurde die phrygische Mutze franzosisch bonnet rouge von den Jakobinern als Ausdruck ihres politischen Bekenntnisses getragen Sie glaubten irrigerweise die phrygische Mutze sei in der Antike von freigelassenen Sklaven getragen worden tatsachlich trugen diese einen Pileus Daher wurde sie als so genannte Freiheitsmutze in der politischen Ikonografie Frankreichs und ganz Europas zum Symbol demokratischer und republikanischer Gesinnung bei den Gegnern der Revolution aber auch zum Kennzeichen der jakobinischen Schreckensherrschaft Haufig wird auch die franzosische Symbolfigur Marianne mit einer Jakobinermutze dargestellt Republikanische Darstellungen des deutschen Michel aus der Revolution von 1848 49 zeigen diesen oft mit einer Schlafmutze die auch als Persiflage der Jakobinermutze gedacht war Anders als sein franzosischer Nachbar verschlaft der deutsche Michel die Moglichkeit einer burgerlichen Revolution im eigenen Land Das Maskottchen Phryge der Olympischen Spiele 2024 in Paris hat die Form einer Jakobinermutze Verwendung als Freiheits und Unabhangigkeitssymbol Der Siegeszug der Jakobinermutze als Freiheitssymbol zeigt sich auch in ihrer Verwendung in vielen Wappen amerikanischer Staaten von denen viele im Gefolge der Franzosischen Revolution und der Zeit Napoleons ihre Unabhangigkeit erhielten Sie taucht als ein wichtiges Symbol in den Wappen Argentiniens Boliviens Kolumbiens Kubas Nicaraguas und im Wappen des US amerikanischen Bundesstaates West Virginia auf Die phrygische Mutze ist ausserdem in den Flaggen El Salvadors Haitis Nicaraguas und auf der Ruckseite der Flagge Paraguays dargestellt Sie ist Bestandteil der Flaggen der US amerikanischen Bundesstaaten New York und New Jersey sowie der Flagge und dem Wappen des brasilianischen Bundesstaates Santa Catarina Ausserdem wurde die phrygische Mutze im ehemaligen Wappen der Dominikanischen Republik 1844 1865 und in der ehemaligen Flagge Argentiniens 1836 bis etwa 1849 verwendet Noch heute taucht sie in den Wappen und Flaggen mehrerer argentinischer Provinzen auf auf den Flaggen Corrientes Jujuys Mendozas San Juans und den Wappen Buenos Aires Catamarcas Corrientes Tucumans Jujuys und Mendozas Flagge Haitis Flagge Nicaraguas Ruckseite der paraguayischen Flagge mit dem Siegel des Finanzministeriums Wappen Kolumbiens Wappen Kubas Flagge Argentiniens um 1840 Siegel des US Senats Siegel Kriegsministerium der Vereinigten Staaten 1789 1947 Wappen des Bundesstaates Santa Catarina Brasilien Verwendung des Begriffs in der MedizinIn der Medizin wird der Begriff phrygische Mutze fur eine angeborene Formvariante der Gallenblase verwendet die in der Rontgenkontrast oder Ultraschalluntersuchung eine geknickte Form aufweist Differenzialdiagnostisch muss sie von einer Septierung der Gallenblase unterschieden werden Siehe auchKatalanische Barretina Sudwester Jakobinermutze Heraldik Baschlik Argentino Argentina mit phrygischer MutzeLiteratur Die Urform der phrygischen Mutze In Antike Welt Zeitschrift fur Archaologie und Kulturgeschichte 16 3 1985 S 2 13 Josef Eberle Die rote Mutze Zur Geschichte eines Freiheitssymbols In Ders Lateinische Nachte Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1967 ISBN 3 421 01331 4 S 281 285 Manfred Escherig Michels Mutzen und die Freiheit Uberschussige mythologische Erwagungen zu einigen Emblemen der Revolution In Michael Knieriem Hrsg Michels Erwachen Emanzipation durch Aufstand Wuppertal 1998 ISBN 3 87707 526 6 S 294 325 EinzelnachweiseIsabella Benda Weber Non Greek Headdresses in the Greek East In Carmen Alfaro Giner Jonatan Ortoz Garcia Maria Anton Peset Hrsg Monografias del SEMA de Valencia Tiarae diadems and headdresses in the ancient Mediterranean cultures Symbolism and technology Nr III SEMA Universitat de Valencia Valencia 2014 ISBN 978 84 370 9452 6 S 104 105 Gerard Seiterle Die Urform der phrygischen Mutze In Antike Welt 16 3 1985 S 10 11 Regia Anglorum org Arms and Armour Part 7 Helmets Mark Harrison Anglo Saxon Thegn AD 449 1066 Osprex Oxford 2001 ISBN 1 84176 279 2 WeblinksCommons phrygische Mutzen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien