Otto Gröllmann 31 Juli 1902 in Hamburg 12 Juli 2000 in Berlin war ein deutscher Grafiker Bühnenbildner und Widerstandskä
Otto Gröllmann

Otto Gröllmann (* 31. Juli 1902 in Hamburg; † 12. Juli 2000 in Berlin) war ein deutscher Grafiker, Bühnenbildner und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.
Leben
Otto Gröllmann wurde als Sohn eines Sattlermeisters in Billbrook geboren. Otto Gröllmann, genannt ‚Otje‘, absolvierte von 1917 bis 1920 eine Ausbildung als Theatermaler am Hamburger Schauspielhaus. In seiner Freizeit war er in der Freien Proletarischen Jugend aktiv und lernte dort Willi Bredel kennen. Er arbeitete danach am Operettenhaus und am Altonaer Stadttheater als Bühnenbildner.
Durch Willi Bredel und den damaligen USPD-Referenten Ernst Thälmann kam er in Kontakt zur Hamburger Arbeiterbewegung. 1922 wurde er Mitglied der KPD. Am 23. und 24. Oktober 1923 nahm er in Schiffbek am Hamburger Aufstand teil und wurde zu 17 Monaten Festungshaft verurteilt, die er aufgrund von Krankheit und Amnestie nicht antreten musste.
Gröllmann engagierte sich als Schriftführer der Hamburger Sektion der „Assoziation revolutionärer bildender Künstler“ (ASSO) und bei der Agitprop-Gruppe des Arbeitertheaterbundes „Die Nieter“, deren Dekoration und Kostüme er mitgestaltete. Außerdem zeichnete er viele Flugblätter und Transparente sowie Titelbilder für die „Hamburger Volkszeitung“ (HVZ). Er illustrierte Willi Bredels erste Buchveröffentlichung „Marat der Volksfreund“.
Wegen seiner Beteiligung am Widerstand gegen die NS-Diktatur wurde er Ende 1933 verhaftet. Er wurde zunächst ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel eingeliefert und im Februar 1934 ins Hamburger Untersuchungsgefängnis. Wegen seiner Verbindung zur KPD angeklagt, wurde er zu 17 Monaten Gefängnis verurteilt, die er im Strafgefängnis Wolfenbüttel verbrachte. Nach der Gefängnishaft war er wieder am Theater, aber auch als Maler auf dem Bau tätig.
Bald fand er wieder Kontakt zu seinen Genossen Adolf Wriggers, , Robert Abshagen und Franz Jacob, mit denen er seine Widerstandstätigkeit fortsetzte. 1938 wurde er am Thalia Theater in Hamburg als Atelierleiter und Bühnenbildner eingestellt. Das Archiv der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe wurde von Gröllmann im Thalia-Theater versteckt.
Im Zusammenhang mit der Verhaftung von über Deutschland abgesetzten Fallschirmspringern um Walter Gersmann wurde auch Gröllmann erneut verhaftet. Nach Verhören unter Folter durch Angehörige der Gestapo kam er mit weiteren Gefangenen im März 1943 ins Untersuchungsgefängnis. Dort erlebte er die Luftangriffe auf Hamburg im Juli 1943 und wurde als Folge des daraus entstandenen Chaos bei den Hamburger Justizbehörden am 4. August 1943 „vorübergehend“ entlassen. Gröllmann gelang es, sich einer Wiederverhaftung zu entziehen und hielt sich in Deutschland verborgen. Er erhielt wieder Kontakt zu seiner Widerstandsgruppe, die bis zum April 1945 weiterhin illegale Flugblätter herausgab.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus nahm er seine Tätigkeit als Bühnenbildner am Thalia-Theater wieder auf. Gröllmann war 1945 Mitbegründer der Sozialistischen Freien Sozialistischen Gewerkschaft in Hamburg. Mit der Theaterfotografin (1917–1977) bekam er 1947 eine Tochter, die Schauspielerin Jenny Gröllmann. Aus deren Ehe mit Ulrich Mühe stammt Gröllmanns Enkelin Anna Maria Mühe, die ebenfalls als Schauspielerin tätig ist.
Auf Initiative von Willi Bredel übersiedelte er mit seiner Familie 1948 nach Schwerin und 1954 nach Dresden, wo er an den dortigen Staatstheatern weiter als Bühnenbildner arbeitete. In der DDR wurde er 1986 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet. In der Wendezeit 1989/90 „formulierte er mehrfach öffentlich scharfe Kritik am stalinistisch anmutenden ancien régime Erich Honeckers“.
Otto Gröllmann starb im Juli 2000 mit 97 Jahren in Berlin.
Literatur
- Altes Museum (Berlin, Germany), Staatliche Museen zu Berlin (Germany : East), Christine Hoffmeister, Christian Suckow (Hrsg.): Revolution und Realismus: revolutionäre Kunst in Deutschland 1917 bis 1933, Seite 31, Staatliche Museen zu Berlin, 1978.
- Maike Bruhns: Kunst in der Krise. Band 2: Künstlerlexikon Hamburg 1933–1945, Hamburg 2001, ISBN 3-933374-95-2, S. 168–171.
- Florian Henckel von Donnersmarck: Das Leben der anderen. Suhrkamp Verlag: Frankfurt am Main.- 2006, ISBN 3-518-45786-1, S. 202.
- Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 147.
- Torsten Harmsen: Nazi und Kommunist. Zwei deutsche Leben. BeBra Verlag, Berlin 2025, ISBN 978-3-8393-0178-4
Weblinks
- Holger Tilicki: Ein Nachruf auf Otto Gröllmann ( vom 12. März 2005 im Internet Archive)
- Torsten Harmsen: Nazi und Kommunist: Zwei Menschen erzählen ihre Geschichte. In: Berliner Zeitung, 7. März 2025 (Vorabdruck aus dem Buch Nazi und Kommunist. Zwei deutsche Leben)
Einzelnachweise
- Hans-Kai Möller: Hamburger Aufstand 1923 - Otto Gröllmann: Bühnenbildner, Barrikadenkämpfer und Chronist, in Willi-Bredel-Gesellschaft, Hamburg, Rundbrief 2023, S. 16–22
- Freie Proletarische Jugend
- Hans-Kai Möller: Hamburger Aufstand 1923 – Otto Gröllmann: Bühnenbildner, Barrikadenkämpfer und Chronist. In: Willi-Bredel-Gesellschaft (Hamburg): Rundbrief 2023, S. 16–22.
- Harald Schlüter: Ein mutiger Schritt – Der Aufbau der Gewerkschaft HBV in Hamburg. Hrsg. Gewerkschaft HBV Hamburg, Hamburg 1988, S. 9.
- Berliner Zeitung, 30. April 1986, S. 5
- Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 148.
Personendaten | |
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NAME | Gröllmann, Otto |
ALTERNATIVNAMEN | Gröllmann, Otje |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bühnenbildner und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus |
GEBURTSDATUM | 31. Juli 1902 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 12. Juli 2000 |
STERBEORT | Berlin |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Otto Grollmann 31 Juli 1902 in Hamburg 12 Juli 2000 in Berlin war ein deutscher Grafiker Buhnenbildner und Widerstandskampfer gegen das NS Regime Gedenktafel fur Otto Grollmann am Thalia Theater in HamburgLebenOtto Grollmann wurde als Sohn eines Sattlermeisters in Billbrook geboren Otto Grollmann genannt Otje absolvierte von 1917 bis 1920 eine Ausbildung als Theatermaler am Hamburger Schauspielhaus In seiner Freizeit war er in der Freien Proletarischen Jugend aktiv und lernte dort Willi Bredel kennen Er arbeitete danach am Operettenhaus und am Altonaer Stadttheater als Buhnenbildner Durch Willi Bredel und den damaligen USPD Referenten Ernst Thalmann kam er in Kontakt zur Hamburger Arbeiterbewegung 1922 wurde er Mitglied der KPD Am 23 und 24 Oktober 1923 nahm er in Schiffbek am Hamburger Aufstand teil und wurde zu 17 Monaten Festungshaft verurteilt die er aufgrund von Krankheit und Amnestie nicht antreten musste Grollmann engagierte sich als Schriftfuhrer der Hamburger Sektion der Assoziation revolutionarer bildender Kunstler ASSO und bei der Agitprop Gruppe des Arbeitertheaterbundes Die Nieter deren Dekoration und Kostume er mitgestaltete Ausserdem zeichnete er viele Flugblatter und Transparente sowie Titelbilder fur die Hamburger Volkszeitung HVZ Er illustrierte Willi Bredels erste Buchveroffentlichung Marat der Volksfreund Wegen seiner Beteiligung am Widerstand gegen die NS Diktatur wurde er Ende 1933 verhaftet Er wurde zunachst ins Konzentrationslager Fuhlsbuttel eingeliefert und im Februar 1934 ins Hamburger Untersuchungsgefangnis Wegen seiner Verbindung zur KPD angeklagt wurde er zu 17 Monaten Gefangnis verurteilt die er im Strafgefangnis Wolfenbuttel verbrachte Nach der Gefangnishaft war er wieder am Theater aber auch als Maler auf dem Bau tatig Bald fand er wieder Kontakt zu seinen Genossen Adolf Wriggers Robert Abshagen und Franz Jacob mit denen er seine Widerstandstatigkeit fortsetzte 1938 wurde er am Thalia Theater in Hamburg als Atelierleiter und Buhnenbildner eingestellt Das Archiv der Bastlein Jacob Abshagen Gruppe wurde von Grollmann im Thalia Theater versteckt Im Zusammenhang mit der Verhaftung von uber Deutschland abgesetzten Fallschirmspringern um Walter Gersmann wurde auch Grollmann erneut verhaftet Nach Verhoren unter Folter durch Angehorige der Gestapo kam er mit weiteren Gefangenen im Marz 1943 ins Untersuchungsgefangnis Dort erlebte er die Luftangriffe auf Hamburg im Juli 1943 und wurde als Folge des daraus entstandenen Chaos bei den Hamburger Justizbehorden am 4 August 1943 vorubergehend entlassen Grollmann gelang es sich einer Wiederverhaftung zu entziehen und hielt sich in Deutschland verborgen Er erhielt wieder Kontakt zu seiner Widerstandsgruppe die bis zum April 1945 weiterhin illegale Flugblatter herausgab Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus nahm er seine Tatigkeit als Buhnenbildner am Thalia Theater wieder auf Grollmann war 1945 Mitbegrunder der Sozialistischen Freien Sozialistischen Gewerkschaft in Hamburg Mit der Theaterfotografin 1917 1977 bekam er 1947 eine Tochter die Schauspielerin Jenny Grollmann Aus deren Ehe mit Ulrich Muhe stammt Grollmanns Enkelin Anna Maria Muhe die ebenfalls als Schauspielerin tatig ist Auf Initiative von Willi Bredel ubersiedelte er mit seiner Familie 1948 nach Schwerin und 1954 nach Dresden wo er an den dortigen Staatstheatern weiter als Buhnenbildner arbeitete In der DDR wurde er 1986 mit dem Vaterlandischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet In der Wendezeit 1989 90 formulierte er mehrfach offentlich scharfe Kritik am stalinistisch anmutenden ancien regime Erich Honeckers Otto Grollmann starb im Juli 2000 mit 97 Jahren in Berlin LiteraturAltes Museum Berlin Germany Staatliche Museen zu Berlin Germany East Christine Hoffmeister Christian Suckow Hrsg Revolution und Realismus revolutionare Kunst in Deutschland 1917 bis 1933 Seite 31 Staatliche Museen zu Berlin 1978 Maike Bruhns Kunst in der Krise Band 2 Kunstlerlexikon Hamburg 1933 1945 Hamburg 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