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Eine Malthusianische Katastrophe oder Malthusianische Falle englisch Malthusian crisis oder englisch Malthusian nightmar

Bevölkerungsfalle

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Eine Malthusianische Katastrophe oder Malthusianische Falle (englisch Malthusian crisis oder englisch Malthusian nightmare), auch Malthusianismus genannt, ist ein von Thomas Robert Malthus (1766–1834) skizziertes mögliches Hemmnis für wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum.

Allgemeines

Ursprünglich sah Malthus’ Modell vom Bevölkerungsgesetz eine erzwungene Rückkehr zu subsistenzbasierten Bedingungen vor, weil das Wachstum der Bevölkerung dasjenige der landwirtschaftlichen Produktion deutlich überschreite. Malthus wurde damit weltweit bekannt. Ferdinand Lassalle leitete sein „ehernes Lohngesetz“ davon ab. Spätere Vorhersagen zur technisch-industrialisierten Entwicklung, Veränderung und Umverteilung wie etwa von Wilhelm Fucks (1954 und 1965), Prognosen und Abschätzungen verfügbarer Energieträger wie etwa das globale Ölfördermaximum (1956) von Marion King Hubbert oder die bis heute fortgeschriebene Einschätzung des Club of Rome von Dennis Meadows (1972) werden – wie nahezu alle Prognosen zur Zukunft von Technologie, Industrieller Revolution und der Moderne – bis in die Gegenwart danach unterschieden, ob sie analog zu Malthus’ Vorstellungen oder zu diesen konträr orientiert sind.

Die Bevölkerungsfalle bei Malthus

Vor Malthus ging man generell davon aus, dass eine wachsende Bevölkerung eine größere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes bedinge. Malthus widersprach dieser Ansicht 1798 in seinem Aufsatz The Principle of Population (deutsch Das Bevölkerungsgesetz) vehement. Er stellte die These auf, dass die Bevölkerungszahl exponentiell wachse, die Nahrungsmittelproduktion aber nur linear. Das habe zur Folge, dass sich Nahrungsmittelangebot und -nachfrage auseinanderentwickelten. Nahrungsmittelpreise müssten daher steigen und die Reallöhne (gezahlter (Nominal-)Lohn abzüglich des Preisanstiegs der Nahrungsmittel) bis unter das Existenzminimum sinken. Es bestehe ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Pro-Kopf-Einkommen der jeweiligen Volkswirtschaften.

Verelendungswachstum

Malthus begründete damit Armut, Hunger, Krankheit, Slumbildung und die daraus sich ergebenden sozialen Unruhen in den englischen Großstädten seiner Zeit. Nach Malthus sei dies ein naturgesetzlicher Zyklus, in dem sich im Verlauf der fortschreitenden Verelendung der Bevölkerung durch Krankheit und Seuchen die Bevölkerung wieder reduziere. Danach beginne der Zyklus von neuem.

Marktwirtschaft kein Ausweg

Anders als andere Denker seiner Zeit glaubte Malthus nicht an die Problemlösungsfähigkeit der Marktwirtschaft. In späteren Ausgaben seiner Principles of Population plädierte er für Enthaltsamkeit und späte Heirat, um das Bevölkerungswachstum in den Griff zu bekommen, aber auch für Bildungsinvestitionen als Instrument zur Senkung der Geburtenrate.Verhütung und Abtreibung lehnte er als Sünden ab. Bei einer nicht ausreichenden vorbeugenden Begrenzung (preventive checks) der Geburtenrate würde unweigerlich durch die Begrenzung der Ressourcen der Lebensstandard sinken und die Sterberate steigen (positive checks). In Emigration sah er nur eine vorübergehende Linderung des Problems.

Rezeption und Kritik

Sein Zeitgenosse David Ricardo warf Malthus vor, er gebe „den Reichen eine sehr erfreuliche Formel, die Missgeschicke der Armen zu ertragen“.

Herbert Spencer übernahm 1852 Malthus’ Begriff des Überlebenskampfes und prägte die später auch von Charles Darwin übernommene Formel Survival of the Fittest. Auf diesem Weg fand Malthus’ Theorie Eingang in den Sozialdarwinismus.

Karl Marx kritisierte 1858 in seinen Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie, Malthus habe sehr unterschiedliche Bevölkerungsentwicklungen in unterschiedlichen Ländern „stupid auf ein Verhältnis reduziert“. Die Geschichte zeige aber, dass sich Populationen sehr unterschiedlich entwickelt hätten, wobei oft bestimmte Produktionsbedingungen Grenzen gesetzt hätten.

Ferdinand Lassalle leitete um 1860 sein „Ehernes Lohngesetz“ von Malthus’ Theorie ab.

Pierre-Joseph Proudhon wies auf Statistiken hin, denen zufolge einerseits das Elend schneller zunehme als die Bevölkerung, andererseits das Wohlstandsniveau im Durchschnitt genommen sogar steige.

Pjotr Kropotkin wandte 1902 in seinem Werk Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt gegen Malthus’ Theorie und ihre Instrumentalisierung im Sozialdarwinismus ein, dass Überpopulationen im Tierreich in der Regel durch Klimaschwankungen und Krankheiten (z. B. Parasitenbefall) reguliert würden, nicht jedoch durch einfache Verknappung der Nahrungsmittel und innerartliche Kämpfe. Er postulierte ein Naturgesetz der Gegenseitigen Hilfe.

Die Bevölkerungsfalle in der Empirie

Falsifikation in den Industrieländern

Malthus unterschätzte die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts, die vor allem in der Landwirtschaft die Produktivität erheblich erhöhte. Die erhöhte Effizienz der Produktivität geht im Wesentlichen auf drei Mechanismen zurück: 1. Arbeitsteilung und Massenproduktion, 2. Innovationen und 3. sozial institutionalisierte Regeln, welche die ersten beiden Punkte unterstützten. Diese Mechanismen werden durch eine anwachsende Bevölkerung erst ermöglicht und notwendig. Durch die Erhöhung der Produktivität wurde der Ressourcenspielraum – der gemäß Malthus nur beschränkt war – enorm erweitert. Die Produktivitätssteigerung der Tierproduktion in den Industriestaaten wird auch durch den vermehrten Import billiger Futtermittel aus Entwicklungsländern (und den dortigen Raubbau an der Natur) begünstigt.

Entgegen der zweiten und dritten Prämisse in Malthus’ Bevölkerungsgesetz wächst die Weltbevölkerung seit 1963 nicht mehr exponentiell, sondern in etwa linear. Die Geburtenraten sinken weltweit, besonders aber in den wohlhabenden Ländern (Bevölkerungsrückgang), während der durchschnittliche Wohlstand zunimmt.

Entwicklungstheorie des Neo-Malthusianismus

Die Entwicklungstheorie des Neo-Malthusianismus argumentiert, dass die Fruchtbarkeit einer Population steigt, wenn die Population nicht durch Ressourcenknappheit begrenzt ist. Wenn man mehrere Gruppen mit unterschiedlicher Fruchtbarkeit annimmt, dann wird die Fruchtbarkeit der Gesamtheit sich der am schnellsten wachsenden Gruppe annähern, genauso wie

f(t)=a⋅1,01t+b⋅1,02t{\displaystyle f(t)=a\cdot {1{,}01}^{t}+b\cdot {1{,}02}^{t}} mit b≠0{\displaystyle b\neq 0}

sich für t→∞{\displaystyle t\rightarrow \infty }

g(t)=b⋅1,02t{\displaystyle g(t)=b\cdot {1{,}02}^{t}}

annähert, egal wie groß a{\displaystyle a} oder b{\displaystyle b} sind.

Anders ausgedrückt sagt die Neo-Malthusianische Theorie, dass Gruppen in einer Population, die eine höhere Fruchtbarkeit aufweisen (z. B. weil sie Verhütungsmittel ablehnen oder resistent gegen sie sind), evolutionär begünstigt sind, weil sie mehr Kinder haben, so dass sie einen immer größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung stellen und sich die Fruchtbarkeit der Gesamtbevölkerung schließlich angleicht, also erhöht.

Diese Annahme wird durch die empirischen Bevölkerungsdaten in Deutschland nicht gestützt. Nach Angaben des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung sinken die zunächst höheren Geburtenziffern der ausländischen Mütter in Deutschland seit 1991 tendenziell ab und gleichen sich den Geburtenziffern der deutschen Mütter an. Dieser Trend drehte sich 2011–2015 vorübergehend, weil der Zensus von 2011 die Zahlenbasis veränderte und dann viele neue Flüchtlinge aus Ländern mit hohen Geburtenraten hinzukamen. Seit 2015 sinken die Geburtenziffern ausländischer Mütter in Deutschland wieder.

Anwendung auf Entwicklungsländer

In den meisten Entwicklungsländern gab es viele Jahrzehnte sehr hohe Wachstumsraten. Malthusianer sehen im rasanten Bevölkerungswachstum aufgrund geringerer Sterberaten (wegen besserer Gesundheitsversorgung und Ernährungslage) und hoher Geburtenraten den Hauptgrund für wirtschaftliche Stagnation (vgl. Coale, Edgar Hoover: Population Growth and Economic Development in Low-Income Countries: A Case Study of India’s Prospects. 1958 – eine Auftragsarbeit für die Weltbank.).

Da die Mehrheit der Weltbevölkerung heute in Schwellen- und Entwicklungsländern lebt, sei das Thema nach wie vor eines der drängendsten der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. In China wird mit den schon von Malthus empfohlenen Instrumenten dagegen vorgegangen: Geburtenkontrolle (zeitweise durch die Ein-Kind-Politik) und Bildungsförderung in den unteren Gesellschaftsschichten.

Eine interessante Ausnahme bildete die Pazifik-Insel Tikopia, in der die Bevölkerung durch strenge Geburtenkontrolle jahrhundertelang konstant gehalten wurde.

Kritik durch Untersuchungen in Entwicklungsländern

Die Hauptkritik an Malthus kam von Ester Boserup, die Bevölkerungsentwicklung und landwirtschaftliche Produktion als positiven Zusammenhang untersuchte. Bevölkerungswachstum führt nach ihren Untersuchungen in Entwicklungsländern zu Innovation bei den Agrartechniken. Angefangen beim Wanderfeldbau mit mehrjährigen Brachen zwingt Bevölkerungsdruck zur Verkürzung der Brachezeiten und letztlich zu Dauerkulturen mit Düngung und Bewässerung. Durch Innovation schafft sich die Bevölkerung selbst die Voraussetzung für weiteres Wachstum. Aus der geschlossenen Schleife bei Malthus ist eine sich nach oben weitende Spirale geworden. Je höher der Grad der landwirtschaftlichen Intensivierung und der dadurch erzielten Produktionssteigerung, umso mehr Arbeitszeit wird nicht nur pro Fläche, sondern auch pro Ertrag benötigt. Damit wird beim Einsatz von noch mehr Arbeitskraft dann eine Grenze erreicht, wenn diese nicht mehr ernährt werden kann.

Als Beispiel für ein Gebiet mit seit Jahrhunderten hoher Bevölkerungsdichte und intensiver Landwirtschaft gilt Ukara, eine Insel im ostafrikanischen Viktoriasee. Diese Entwicklung erfolgt aus einer Notlage, sobald die Bevölkerung schrumpft oder mehr Land zur Verfügung steht, kehrt sie zu extensiven Anbaumethoden zurück.

Literatur

  • : Grenzen. Warum Malthus falsch lag und warum uns das alle angeht. Matthes & Seitz, Berlin 2021, ISBN 978-3-7518-0336-6.
    • Englischsprachiges Original: Limits. Why Malthus was Wrong and Why Environmentalists should Care. Stanford Briefs, Stanford 2019, ISBN 978-1-5036-1155-9.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungszuwachs: Stillstand in 70 Jahren, In: Der Spiegel 18 (1954) spiegel.de
  2. Wilhelm Fucks: Formeln zur Macht. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1965, besonders S. 28–119; 4. durchgesehene Auflage 1970. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg, ISBN 3-499-16601-1.
  3. Marion King Hubbert: Nuclear Energy and the Fossil Fuels. Drilling and Production Practice. American Petroleum Institute & Shell Development Co. Publication No. 95 (1956), bes. S. 9–11, 21–22.
  4. Dennis Meadows u. a.: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit (Originaltitel: The limits to growth, übersetzt von Hans-Dieter Heck), DVA, Stuttgart 1972, ISBN 3-421-02633-5 (16. Auflage 1994)
  5. Nicholas Wade: In Dusty Archives, a Theory of Affluence. New York Times, 7. August 2007.
  6. Justin Lahart, Patrick Barta und Andrew Batson: New Limits to Growth Revive Malthusian Fears. In: The Wall Street Journal. 24. März 2008, abgerufen am 20. Juli 2022 (englisch). 
  7. David Price: Of Population and False Hopes: Malthus and His Legacy. In: Population and Environment. Band 19, Nr. 3, Januar 1998 (mnforsustain.org). 
  8. Alan Mcfarlane: Thomas Malthius and the Making of the Modern World. 2013, ISBN 978-1-4903-8185-5 (alanmacfarlane.com [PDF]). 
  9. R. N. Ghosh: Malthus on Emigration and Colonization: Letters to Wilmot-Horton. In: Economica. Band 30, Nr. 117, Februar 1963. 
  10. Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. In: Marx Engels Werke. Band 42. Dietz, Berlin 1983, S. 506. 
  11. Thomas Robert Malthus, Karl Marx: Ferngespräch: Gibt es „Überbevölkerung“ nur im Kapitalismus? In: philosophie Magazin. 18. November 2022, abgerufen am 4. Juni 2024. 
  12. Pierre-Joseph Proudhon: Système des contradictions économiques, ou philosophie de la misère. Oeuvres Complètes, Band I, hrsg. von C. Bouglé et H. Moysset, Genf Paris 1982, S. 190.
  13. Zusammengefasste Geburtenziffer deutscher und ausländischer Frauen (1991-2022). In: BiB - Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: Fakten. 2024, abgerufen am 19. Juli 2024. 
  14. „Bei der Studie handelte es sich um eine Auftragsarbeit für die Weltbank.“ (: Plan Your Family. Plan Your Nation. Bevölkerungspolitik als internationales Entwicklungshandeln in Kenia 1932–1993. Berlin und Boston 2019, S. 141.).
  15. Ester Boserup: The Conditions of Agricultural Growth. The Economics of Agrarian Change under Population Pressure. London 1965. Giovanni Federico: Buchbesprechung (Memento vom 27. April 2001 im Internet Archive)

Weblinks

  • Ursula Gaillard: Malthusianismus. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4168739-5 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)  | | Anmerkung: Ansetzungsform GND: „Malthusianismus“.

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 28 Jun 2025 / 14:13

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Eine Malthusianische Katastrophe oder Malthusianische Falle englisch Malthusian crisis oder englisch Malthusian nightmare auch Malthusianismus genannt ist ein von Thomas Robert Malthus 1766 1834 skizziertes mogliches Hemmnis fur wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum AllgemeinesUrsprunglich sah Malthus Modell vom Bevolkerungsgesetz eine erzwungene Ruckkehr zu subsistenzbasierten Bedingungen vor weil das Wachstum der Bevolkerung dasjenige der landwirtschaftlichen Produktion deutlich uberschreite Malthus wurde damit weltweit bekannt Ferdinand Lassalle leitete sein ehernes Lohngesetz davon ab Spatere Vorhersagen zur technisch industrialisierten Entwicklung Veranderung und Umverteilung wie etwa von Wilhelm Fucks 1954 und 1965 Prognosen und Abschatzungen verfugbarer Energietrager wie etwa das globale Olfordermaximum 1956 von Marion King Hubbert oder die bis heute fortgeschriebene Einschatzung des Club of Rome von Dennis Meadows 1972 werden wie nahezu alle Prognosen zur Zukunft von Technologie Industrieller Revolution und der Moderne bis in die Gegenwart danach unterschieden ob sie analog zu Malthus Vorstellungen oder zu diesen kontrar orientiert sind Die Bevolkerungsfalle bei MalthusVor Malthus ging man generell davon aus dass eine wachsende Bevolkerung eine grossere wirtschaftliche Leistungsfahigkeit eines Landes bedinge Malthus widersprach dieser Ansicht 1798 in seinem Aufsatz The Principle of Population deutsch Das Bevolkerungsgesetz vehement Er stellte die These auf dass die Bevolkerungszahl exponentiell wachse die Nahrungsmittelproduktion aber nur linear Das habe zur Folge dass sich Nahrungsmittelangebot und nachfrage auseinanderentwickelten Nahrungsmittelpreise mussten daher steigen und die Reallohne gezahlter Nominal Lohn abzuglich des Preisanstiegs der Nahrungsmittel bis unter das Existenzminimum sinken Es bestehe ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Bevolkerungswachstum und Pro Kopf Einkommen der jeweiligen Volkswirtschaften Verelendungswachstum Malthus begrundete damit Armut Hunger Krankheit Slumbildung und die daraus sich ergebenden sozialen Unruhen in den englischen Grossstadten seiner Zeit Nach Malthus sei dies ein naturgesetzlicher Zyklus in dem sich im Verlauf der fortschreitenden Verelendung der Bevolkerung durch Krankheit und Seuchen die Bevolkerung wieder reduziere Danach beginne der Zyklus von neuem Marktwirtschaft kein Ausweg Anders als andere Denker seiner Zeit glaubte Malthus nicht an die Problemlosungsfahigkeit der Marktwirtschaft In spateren Ausgaben seiner Principles of Population pladierte er fur Enthaltsamkeit und spate Heirat um das Bevolkerungswachstum in den Griff zu bekommen aber auch fur Bildungsinvestitionen als Instrument zur Senkung der Geburtenrate Verhutung und Abtreibung lehnte er als Sunden ab Bei einer nicht ausreichenden vorbeugenden Begrenzung preventive checks der Geburtenrate wurde unweigerlich durch die Begrenzung der Ressourcen der Lebensstandard sinken und die Sterberate steigen positive checks In Emigration sah er nur eine vorubergehende Linderung des Problems Rezeption und KritikSein Zeitgenosse David Ricardo warf Malthus vor er gebe den Reichen eine sehr erfreuliche Formel die Missgeschicke der Armen zu ertragen Herbert Spencer ubernahm 1852 Malthus Begriff des Uberlebenskampfes und pragte die spater auch von Charles Darwin ubernommene Formel Survival of the Fittest Auf diesem Weg fand Malthus Theorie Eingang in den Sozialdarwinismus Karl Marx kritisierte 1858 in seinen Grundrissen der Kritik der politischen Okonomie Malthus habe sehr unterschiedliche Bevolkerungsentwicklungen in unterschiedlichen Landern stupid auf ein Verhaltnis reduziert Die Geschichte zeige aber dass sich Populationen sehr unterschiedlich entwickelt hatten wobei oft bestimmte Produktionsbedingungen Grenzen gesetzt hatten Ferdinand Lassalle leitete um 1860 sein Ehernes Lohngesetz von Malthus Theorie ab Pierre Joseph Proudhon wies auf Statistiken hin denen zufolge einerseits das Elend schneller zunehme als die Bevolkerung andererseits das Wohlstandsniveau im Durchschnitt genommen sogar steige Pjotr Kropotkin wandte 1902 in seinem Werk Gegenseitige Hilfe in der Tier und Menschenwelt gegen Malthus Theorie und ihre Instrumentalisierung im Sozialdarwinismus ein dass Uberpopulationen im Tierreich in der Regel durch Klimaschwankungen und Krankheiten z B Parasitenbefall reguliert wurden nicht jedoch durch einfache Verknappung der Nahrungsmittel und innerartliche Kampfe Er postulierte ein Naturgesetz der Gegenseitigen Hilfe Die Bevolkerungsfalle in der EmpirieFalsifikation in den Industrielandern Malthus unterschatzte die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts die vor allem in der Landwirtschaft die Produktivitat erheblich erhohte Die erhohte Effizienz der Produktivitat geht im Wesentlichen auf drei Mechanismen zuruck 1 Arbeitsteilung und Massenproduktion 2 Innovationen und 3 sozial institutionalisierte Regeln welche die ersten beiden Punkte unterstutzten Diese Mechanismen 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und Entwicklungslandern lebt sei das Thema nach wie vor eines der drangendsten der Wirtschafts und Sozialwissenschaften In China wird mit den schon von Malthus empfohlenen Instrumenten dagegen vorgegangen Geburtenkontrolle zeitweise durch die Ein Kind Politik und Bildungsforderung in den unteren Gesellschaftsschichten Eine interessante Ausnahme bildete die Pazifik Insel Tikopia in der die Bevolkerung durch strenge Geburtenkontrolle jahrhundertelang konstant gehalten wurde Kritik durch Untersuchungen in Entwicklungslandern Die Hauptkritik an Malthus kam von Ester Boserup die Bevolkerungsentwicklung und landwirtschaftliche Produktion als positiven Zusammenhang untersuchte Bevolkerungswachstum fuhrt nach ihren Untersuchungen in Entwicklungslandern zu Innovation bei den Agrartechniken Angefangen beim Wanderfeldbau mit mehrjahrigen Brachen zwingt Bevolkerungsdruck zur Verkurzung der Brachezeiten und letztlich zu Dauerkulturen mit Dungung und Bewasserung Durch Innovation schafft sich die Bevolkerung selbst die Voraussetzung fur weiteres Wachstum Aus der geschlossenen Schleife bei Malthus ist eine sich nach oben weitende Spirale geworden Je hoher der Grad der landwirtschaftlichen Intensivierung und der dadurch erzielten Produktionssteigerung umso mehr Arbeitszeit wird nicht nur pro Flache sondern auch pro Ertrag benotigt Damit wird beim Einsatz von noch mehr Arbeitskraft dann eine Grenze erreicht wenn diese nicht mehr ernahrt werden kann Als Beispiel fur ein Gebiet mit seit Jahrhunderten hoher Bevolkerungsdichte und intensiver Landwirtschaft gilt Ukara eine Insel im ostafrikanischen Viktoriasee Diese Entwicklung erfolgt aus einer Notlage sobald die Bevolkerung schrumpft oder mehr Land zur Verfugung steht kehrt sie zu extensiven Anbaumethoden zuruck Literatur Grenzen Warum Malthus falsch lag und warum uns das alle angeht Matthes amp Seitz Berlin 2021 ISBN 978 3 7518 0336 6 Englischsprachiges Original Limits Why Malthus was Wrong and Why Environmentalists should Care Stanford Briefs Stanford 2019 ISBN 978 1 5036 1155 9 EinzelnachweiseBevolkerungszuwachs Stillstand in 70 Jahren In Der Spiegel 18 1954 spiegel de Wilhelm Fucks Formeln zur Macht Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1965 besonders S 28 119 4 durchgesehene Auflage 1970 Rowohlt Reinbek b Hamburg ISBN 3 499 16601 1 Marion King Hubbert Nuclear Energy and the Fossil Fuels Drilling and Production Practice American Petroleum Institute amp Shell Development Co Publication No 95 1956 bes S 9 11 21 22 Dennis Meadows u a Die Grenzen des Wachstums Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit Originaltitel The limits to growth ubersetzt von Hans Dieter Heck DVA Stuttgart 1972 ISBN 3 421 02633 5 16 Auflage 1994 Nicholas Wade In Dusty Archives a Theory of Affluence New York Times 7 August 2007 Justin Lahart Patrick Barta und Andrew Batson New Limits to Growth Revive Malthusian Fears In The Wall Street Journal 24 Marz 2008 abgerufen am 20 Juli 2022 englisch David Price Of Population and False Hopes Malthus and His Legacy In Population and Environment Band 19 Nr 3 Januar 1998 mnforsustain org Alan Mcfarlane Thomas Malthius and the Making of the Modern World 2013 ISBN 978 1 4903 8185 5 alanmacfarlane com PDF R N Ghosh Malthus on Emigration and Colonization Letters to Wilmot Horton In Economica Band 30 Nr 117 Februar 1963 Karl Marx Grundrisse der Kritik der politischen Okonomie In Marx Engels Werke Band 42 Dietz Berlin 1983 S 506 Thomas Robert Malthus Karl Marx Ferngesprach Gibt es Uberbevolkerung nur im Kapitalismus In philosophie Magazin 18 November 2022 abgerufen am 4 Juni 2024 Pierre Joseph Proudhon Systeme des contradictions economiques ou philosophie de la misere Oeuvres Completes Band I hrsg von C Bougle et H Moysset Genf Paris 1982 S 190 Zusammengefasste Geburtenziffer deutscher und auslandischer Frauen 1991 2022 In BiB Bundesinstitut fur Bevolkerungsforschung Fakten 2024 abgerufen am 19 Juli 2024 Bei der Studie handelte es sich um eine Auftragsarbeit fur die Weltbank Plan Your Family Plan Your Nation Bevolkerungspolitik als internationales Entwicklungshandeln in Kenia 1932 1993 Berlin und Boston 2019 S 141 Ester Boserup The Conditions of Agricultural Growth The Economics of Agrarian Change under Population Pressure London 1965 Giovanni Federico Buchbesprechung Memento vom 27 April 2001 im Internet Archive WeblinksUrsula Gaillard Malthusianismus In Historisches Lexikon der Schweiz Normdaten Sachbegriff GND 4168739 5 GND Explorer lobid OGND AKS Anmerkung Ansetzungsform GND Malthusianismus

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