Als Römerlager Limburg an der Lahn werden zwei temporäre frührömische Militärlager auf der Gemarkung des heutigen Eschho
Römerlager Limburg

Als Römerlager Limburg an der Lahn werden zwei temporäre frührömische Militärlager auf der Gemarkung des heutigen Eschhofen, eines Stadtteils von Limburg an der Lahn in Hessen (Deutschland) bezeichnet. Sie stammen aus der Zeit Gaius Iulius Caesars, wurden also noch vor der eigentlichen römischen Eroberung Germaniens errichtet. Die beiden Anlagen wurden 2012 entdeckt und untersucht.
Lage
Die Fundstätte befindet sich oberirdisch nicht sichtbar oberhalb des südlichen Ufers des Flusses Lahn (Taunusseite) auf einer bis 2012 intensiv landwirtschaftlich genutzten Fläche. Diese liegt rechts der ehemaligen Trassenführung der Bundesautobahn 3 hinter der Lahntalbrücke Limburg bei der Anschlussstelle 43 „Limburg-Süd“ an der Richtungsfahrbahn Köln und links der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main zwischen Lahntalbrücke und Bahnhof Limburg Süd. Bereits beim Bau der Reichsautobahn (RAB 31) wurde am „Hammerberg“ ein Einschnitt in den Höhenzug vorgenommen und dabei eine Lagerhälfte einer römischen Fortifikation zerstört. Der 2013 begonnene Ersatzneubau der Autobahnbrücke in Limburg – die neue Brücke liegt weiter östlich als der Vorgängerbau – machte eine neue Trassenführung nötig, die die Fundstätte gänzlich zerstört hat.
Bereits in vorrömischer Zeit waren Limburg und das Limburger Becken ein Siedlungsplatz und über Altstraßen erschlossen; eine Furt durchquerte hier die Lahn. In der Antike handelte es sich beim rechtsrheinischen Gebiet des Lahntals um das vom römischen Reich noch nicht unterworfene Barbaricum.
Die zwei entdeckten Feldlager dürften im Zusammenhang mit Caesars in De bello Gallico beschriebenen Rheinüberquerungen in den Jahren 55 v. Chr. bzw. 53 v. Chr. stehen. Die römischen Truppen fanden in den Gebieten östlich des Rheins und nördlich der Donau völlig andere Bedingungen vor als in dem bereits eroberten Gallien. Politische, administrative und wirtschaftliche Zentren, auf die sich eine römische Herrschaft hätte stützen können, existierten bis auf wenige Ausnahmen bisher nicht. So bot sich die in den Rhein (lateinisch Rhenus) mündende Lahn einer römischen Militärexpedition als schnelle Transport- und Nachschubverbindung an. Der Standort in der Limburger Lahntalweitung wurde wohl sorgfältig und aufgrund strategischer Gesichtspunkte gewählt, denn von hier aus ließen sich das gesamte Umland einfach überblicken und die Lahn sowie ihre Zuflüsse Elbbach (Westerwald) und Emsbach (Taunus) kontrollieren.
Forschungsgeschichte
Archäologische Funde aus augusteischer Zeit bei Lahnau – siehe hierzu Römerlager Lahnau-Dorlar und Römisches Forum Lahnau-Waldgirmes – rückten das Lahntal im ausgehenden 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt der provinzialrömischen Forschung. Bekannte frührömische Fundstätten unweit der Lahnmündung wie das frührömische Kastell von Koblenz und die flussaufwärts gelegenen Neuentdeckungen bei Lahnau sowie die Erkenntnis, dass die römischen Befehlshaber die Abstände zwischen ihren Lagern so wählten, dass sie der Entfernung entsprach, die römische Truppen innerhalb eines Tages zurücklegen konnten, legten zunächst die Vermutung nahe, die im Limburger Becken gefundenen Römerlager stammten ebenfalls aus dieser augusteischen Eroberungsphase Germaniens. Dass sie hingegen sogar mehrere Jahrzehnte älter und mit Caesars bis dato so gut wie ausschließlich literarisch belegter Strafexpedition in das rechtsrheinische Germanien in Verbindung zu bringen sind, gilt auch in Fachkreisen als archäologische Sensation.
Im Zuge des Reichsautobahnbaus, Strecke 31 Frankfurt am Main–Köln traten im Bereich der Limburger Lahntalbrücke beim Einschnitt in den Höhenzug am „Hammerberg“ Funde aus vorrömischer Zeit zutage. 1936/37 wurde das Areal durch Ferdinand Kutsch – zwischen 1927 und 1956 Direktor des Landesmuseums Nassauische Altertümer in Wiesbaden (heute Teil des Museum Wiesbaden) – archäologisch untersucht. Er barg seinerzeit diverse Fundstücke und befundete hier den Grundriss eines jungsteinzeitlichen Hauses sowie Gruben einer latènezeitlichen Siedlung von Kelten. Spuren der zwei frührömischen Militärlager waren damals nicht aufgefallen, da sich die feinen Bodenunterschiede der Verfüllung der Lagergräben nur wenig vom umliegenden Boden unterschieden und sich im Stratum erst nach Putzen, Trocknen und Reifen zeigen. Zudem bestand damals noch keine Möglichkeit geomagnetischer Untersuchungen. Ein Teil des Römerlagers, der sich bis unter die Autobahn erstreckte, wurde durch das damalige nationalsozialistische Straßenbauprojekt zerstört.
Im Vorfeld des notwendigen Ersatzneubaus der Brücke, gleichzeitiger Verlegung der Bundesautobahn 3 inklusive der Anschlussstelle Limburg-Süd in Richtung des Gewanns „Im Ahlen“, gab es im Frühjahr 2010 erste Baugrunduntersuchungen für die Gründung des Neubaus (Erkundungsbohrungen). Diese veranlassten das Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) eine geomagnetische Teilprospektion der betroffenen Fläche durchzuführen. Auf dem Messbild waren geradlinige Grabenstrukturen mit rund ausgeformten Ecken zu erkennen. Diese Spielkartenform ist typisch für römische Militärlager. Weitere Prospektionen bestätigten dann ein zweites römisches Lager in direkter Nachbarschaft. Um den Brückenbau auf der Taunusseite nicht zu verzögern, wurde bewirkt, dass das LfDH sich auf eine auf acht Monate veranschlagte Grabungskampagne beschränkt. Das zehnköpfige Grabungsteam, unter der Leitung der zuständigen Gebietsreferentin und Bezirksarchäologin Sabine Schade-Lindig sowie der örtlichen Grabungsleitung von Jessica Meyer, begann seine Arbeiten am 10. April 2012. Um die archäologische Ausgrabung bis zum November 2012 abschließen zu können, arbeitete das Team unter allen Wetterbedingungen 40 Stunden in der Woche.
Am 20. September 2012 fand in Anwesenheit des Landtagsabgeordneten Matthias Büger und Limburgs Bürgermeister Martin Richard eine Pressekonferenz zum Stand der Ausgrabung seitens hessenARCHÄOLOGIE, dem Landesamt für Denkmalpflege und Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement statt.
Nach Aussage des regionalen Bevollmächtigten Westhessen von Hessen Mobil, Willi Kunze, wären ohne den Ersatzneubau der Brücke diese Kulturdenkmäler nicht gefunden worden. Der Landesbehörde für Denkmalpflege fehlen die finanziellen Mittel, um solchen Arbeiten nachzukommen. In Limburg betrugen die Gesamtkosten für die archäologischen Arbeiten 900.000 Euro. Die achtmonatige Grabungszeit hatte beim Bauprojekt zu keiner Verzögerung geführt. Laut Egon Schallmayer zeige sich im vorliegenden Fall einmal mehr, dass die frührömische Geschichte Deutschlands, genauer: die Übergangszeit Kelten–Germanen–Römer, noch weiter erforscht werden müsse.
Befund und Datierung
Vorrömisches
Zuerst wurde im südlichen Ende der Baufläche eine kleine weilerartige Siedlung aus der Jungsteinzeit mit mindestens acht Häusergrundrissen freigelegt. Funde aus den Arbeitsgruben, hauptsächlich Scherben von Töpfen, stammten aus der Zeit um 5000 v. Chr., dem Mittelneolithikum. Sie sind damit bisher die ältesten entdeckten Spuren einer Besiedlung des Limburger Raums und ergänzen das Ergebnis einer archäologischen Ausgrabung aus dem Jahr 2011 auf dem westlich liegenden „Greifenberg“ oberhalb von Limburg an der Lahn; hier fanden sich Reste einer befestigten Höhensiedlung der Michelsberger Kultur zwischen 4400 und 3500 v. Chr. Über und neben der jungsteinzeitlichen Siedlung lagen drei Kreisgräben von bronzezeitlichen Grabhügeln, deren oft mittig gelegenen Bestattungen leider im Laufe der Zeit durch landwirtschaftliche Nutzung zerstört wurden.
Zeugnis der Eisenzeit ist der seltene Fund einer als sogenanntes Tanzendes Männlein bezeichneten Münze. Dieser keltische Silberquinar wurde zwischen 65 und 40 v. Chr. unter anderem im Heidetränk-Oppidum bei Oberursel im Taunus geprägt, war aber vermutlich noch deutlich länger als Zahlungsmittel im Umlauf. Er passt zu den Grabungsfunden vom Limburger Domberg aus dem Jahr 2009. Diese sowie weitere Funde von 1989 lassen auf eine auf dem Domberg befindliche keltische Siedlung schließen.
Frührömische Militärlager
Im Fall von Limburg handelt es sich um zwei direkt zueinander benachbarte, unterschiedlich große römische Fortifikationen. Nach Ausweis des knappen Fundspektrums, insbesondere von römischen Schuhnägeln, datieren sie in die Zeit Cäsars und stellen somit das erste archäologisch fassbare Anzeichen für die Präsenz des römischen Feldherrn im rechtsrheinischen Germanien dar.
Das ältere Lager (Lager I) umfasst eine Fläche von zehn Hektar und bot somit Platz für etwa 2500 bis 3000 Soldaten. Eine planmäßige Räumung des Lagers ist mit einiger Sicherheit anzunehmen. Dass der Ort für die Errichtung des Lagers I mit Bedacht gewählt worden war, zeigt der Umstand, dass einige Jahre später in unmittelbarer Nähe oberhalb der Lahn das Lager II angelegt wurde. Es hatte eine Fläche von rund vier Hektar und war schätzungsweise für etwa 1500 bis 2000 Soldaten konzipiert.
Nach Ansicht des hessischen Landesarchäologen Egon Schallmayer waren die Militärlager und die hier stationierten Großverbände, vermutlich eine Zusammenstellung verschiedener römischer Legionen, eine Demonstration römischer Macht. Die Umwehrung beider Militärlager bestand aus Erdwällen und Spitzgräben. Sie zeigten sich den Ausgräbern noch mehrere Meter tief erhalten.
Zur eigentlichen Datierung konnten Teile römischer Amphoren für Wein herangezogen werden. Laut Kategoriesystem nach Heinrich Dressel entsprechen sie dem Typus „Dressel 1“, was einer Nutzung von der cäsarischen bis in die augusteische Zeit entspricht. Eine noch genauere Einordnung der Gefäße ist wegen Fehlens des entscheidenden Amphorenrands nicht möglich. Den entscheidenden Anhaltspunkt für eine exaktere Datierung aber bildeten die bereits erwähnten Schuhnägel, die aufgrund relativ kurzzeitiger Verwendung eindeutig in die Epoche Cäsars weisen.
Literatur
- Mirko Bader: Schon die Römer weilten an der Lahn bei Limburg. In: Der Lokalanzeiger vom 21. September 2012.
- Dieter Fluck: Römische Lager entdeckt. Archäologen werden entlang der A3 bei Limburg fündig. Auf mittelhessen.de vom 20. September 2012.
- Eveline Grönke: Unerwartet frührömische Militärlager bei archäologischen Ausgrabungen im Bereich des neues Brückenbauwerkes der A3 bei Limburg entdeckt. Pressemitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen (hessenARCHÄOLOGIE) vom 24. September 2012.
- Johannes König (koe): Sensation: Römer im Limburger ICE-Gebiet. In: Frankfurter Neue Presse, Ausgabe Limburg-Lahn vom 6. Oktober 2012.
- Peter Kracht: Römer in Limburg an der Lahn. In: Antike Welt 6, 2012, S. 4f.
- Jessica Meyer, Sabine Schade-Lindig & Egon Schallmayer: De bello Gallico in Hessen – archäologische Spuren Caesars rechts des Rheins. In: Denkmalpflege & Kulturgeschichte Hessen. Band 2013, Nr. 4, S. 2–9.
- Kai Ruffing, Armin Becker, Gabriele Rasbach: Kontaktzone Lahn: Studien zum Kulturkontakt zwischen Römern und germanischen Stämmen. (= Philippika – Marburger Altertumskundliche Abhandlungen, Bd. 38) Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2010. ISBN 978-3-447-06249-7.
- Sabine Schade-Lindig (Hrsg.): Archäologie am Greifenberg bei Limburg a.d. Lahn. Spuren von der Jungsteinzeit bis zur Römischen Republik (= Hessen-Archäologie. Sonderband 4). WBG Theiss, Darmstadt 2020, ISBN 978-3-8062-4225-6 (nicht ausgewertet).
Weblinks
- Römerlager bei Limburg a.d. Lahn auf Novaesium, alias Neuss – Archäologie und Geschichte des römischen Neuss auf der privaten Webseite des Archäologen vom 21. November 2012
Einzelnachweise
- Erstmals römische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen. hessenARCHÄOLOGIE (online)
- Unerwartet frührömische Militärlager bei archäologischen Ausgrabungen im Bereich des neues Brückenbauwerkes der A3 bei Limburg entdeckt. hessenARCHÄOLOGIE (online)
- Vgl. Egon Eichhorn: Zur Topographie der mittelalterlichen Fern- und Landstraßen zum und im Limburger Becken. In: Nassauische Annalen Bd. 76, 1965.
- Peter Paul Schweitzer: Craich oder Limburgs keltische Ursprünge ( vom 11. Juni 2007 im Internet Archive). In: Ders. (Hrsg.): Über die Herkunft von Landschafts-, Orts- und Platznamen im Lahngebiet
- Vortrag: Caesar an der Lahn?. In: Gießener Zeitung vom 22. Januar 2013
- Vgl. „Bau der Autobahnbrücke bei Limburg 1937–1939 (9), 1937 (Ausschnitt)“. Historische Bilddokumente aus Hessen. (Stand: 8. März 2011). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Vgl. „Bau der Autobahnbrücke bei Limburg 1937–1939 (31), 1938–1939“. Historische Bilddokumente aus Hessen. (Stand: 8. März 2011). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Vgl. Lina Müller: Steinzeitfunde am Hammerberg bei Limburg. In: Westerwälder Schauinsland 30, 1937
- Vgl. Der Greifenberg bei Limburg ( vom 26. November 2012 im Internet Archive) auf den Seiten zum Projekt „Michelsberger Kultur“ des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM); abgerufen am 31. März 2013
- Robert G. Eberle: Domberg schon in vorchristlicher Zeit bewohnt? Archäologen: Interessante Funde bei Grabungen in Limburg an der Lahn / Bistum zeigt Video im Internet. Geschichtete Geschichte auf dem Domberg unter der Lupe. Archäologen untersuchen Funde – Bistum Limburg zeigt Video von Grabungen. Pressemitteilung des Bistums Limburg vom 7. Juli 2009.
- Erstmals römische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen. hessenARCHÄOLOGIE (online)
- Erstmals römische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen. hessenARCHÄOLOGIE (online)
Koordinaten: 50° 23′ 0,2″ N, 8° 4′ 59,3″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Als Romerlager Limburg an der Lahn werden zwei temporare fruhromische Militarlager auf der Gemarkung des heutigen Eschhofen eines Stadtteils von Limburg an der Lahn in Hessen Deutschland bezeichnet Sie stammen aus der Zeit Gaius Iulius Caesars wurden also noch vor der eigentlichen romischen Eroberung Germaniens errichtet Die beiden Anlagen wurden 2012 entdeckt und untersucht LageDie Fundstatte befindet sich oberirdisch nicht sichtbar oberhalb des sudlichen Ufers des Flusses Lahn Taunusseite auf einer bis 2012 intensiv landwirtschaftlich genutzten Flache Diese liegt rechts der ehemaligen Trassenfuhrung der Bundesautobahn 3 hinter der Lahntalbrucke Limburg bei der Anschlussstelle 43 Limburg Sud an der Richtungsfahrbahn Koln und links der Schnellfahrstrecke Koln Rhein Main zwischen Lahntalbrucke und Bahnhof Limburg Sud Bereits beim Bau der Reichsautobahn RAB 31 wurde am Hammerberg ein Einschnitt in den Hohenzug vorgenommen und dabei eine Lagerhalfte einer romischen Fortifikation zerstort Der 2013 begonnene Ersatzneubau der Autobahnbrucke in Limburg die neue Brucke liegt weiter ostlich als der Vorgangerbau machte eine neue Trassenfuhrung notig die die Fundstatte ganzlich zerstort hat Bereits in vorromischer Zeit waren Limburg und das Limburger Becken ein Siedlungsplatz und uber Altstrassen erschlossen eine Furt durchquerte hier die Lahn In der Antike handelte es sich beim rechtsrheinischen Gebiet des Lahntals um das vom romischen Reich noch nicht unterworfene Barbaricum Die zwei entdeckten Feldlager durften im Zusammenhang mit Caesars in De bello Gallico beschriebenen Rheinuberquerungen in den Jahren 55 v Chr bzw 53 v Chr stehen Die romischen Truppen fanden in den Gebieten ostlich des Rheins und nordlich der Donau vollig andere Bedingungen vor als in dem bereits eroberten Gallien Politische administrative und wirtschaftliche Zentren auf die sich eine romische Herrschaft hatte stutzen konnen existierten bis auf wenige Ausnahmen bisher nicht So bot sich die in den Rhein lateinisch Rhenus mundende Lahn einer romischen Militarexpedition als schnelle Transport und Nachschubverbindung an Der Standort in der Limburger Lahntalweitung wurde wohl sorgfaltig und aufgrund strategischer Gesichtspunkte gewahlt denn von hier aus liessen sich das gesamte Umland einfach uberblicken und die Lahn sowie ihre Zuflusse Elbbach Westerwald und Emsbach Taunus kontrollieren ForschungsgeschichteArchaologische Funde aus augusteischer Zeit bei Lahnau siehe hierzu Romerlager Lahnau Dorlar und Romisches Forum Lahnau Waldgirmes ruckten das Lahntal im ausgehenden 20 Jahrhundert in den Mittelpunkt der provinzialromischen Forschung Bekannte fruhromische Fundstatten unweit der Lahnmundung wie das fruhromische Kastell von Koblenz und die flussaufwarts gelegenen Neuentdeckungen bei Lahnau sowie die Erkenntnis dass die romischen Befehlshaber die Abstande zwischen ihren Lagern so wahlten dass sie der Entfernung entsprach die romische Truppen innerhalb eines Tages zurucklegen konnten legten zunachst die Vermutung nahe die im Limburger Becken gefundenen Romerlager stammten ebenfalls aus dieser augusteischen Eroberungsphase Germaniens Dass sie hingegen sogar mehrere Jahrzehnte alter und mit Caesars bis dato so gut wie ausschliesslich literarisch belegter Strafexpedition in das rechtsrheinische Germanien in Verbindung zu bringen sind gilt auch in Fachkreisen als archaologische Sensation Im Zuge des Reichsautobahnbaus Strecke 31 Frankfurt am Main Koln traten im Bereich der Limburger Lahntalbrucke beim Einschnitt in den Hohenzug am Hammerberg Funde aus vorromischer Zeit zutage 1936 37 wurde das Areal durch Ferdinand Kutsch zwischen 1927 und 1956 Direktor des Landesmuseums Nassauische Altertumer in Wiesbaden heute Teil des Museum Wiesbaden archaologisch untersucht Er barg seinerzeit diverse Fundstucke und befundete hier den Grundriss eines jungsteinzeitlichen Hauses sowie Gruben einer latenezeitlichen Siedlung von Kelten Spuren der zwei fruhromischen Militarlager waren damals nicht aufgefallen da sich die feinen Bodenunterschiede der Verfullung der Lagergraben nur wenig vom umliegenden Boden unterschieden und sich im Stratum erst nach Putzen Trocknen und Reifen zeigen Zudem bestand damals noch keine Moglichkeit geomagnetischer Untersuchungen Ein Teil des Romerlagers der sich bis unter die Autobahn erstreckte wurde durch das damalige nationalsozialistische Strassenbauprojekt zerstort Im Vorfeld des notwendigen Ersatzneubaus der Brucke gleichzeitiger Verlegung der Bundesautobahn 3 inklusive der Anschlussstelle Limburg Sud in Richtung des Gewanns Im Ahlen gab es im Fruhjahr 2010 erste Baugrunduntersuchungen fur die Grundung des Neubaus Erkundungsbohrungen Diese veranlassten das Landesamt fur Denkmalpflege Hessen LfDH eine geomagnetische Teilprospektion der betroffenen Flache durchzufuhren Auf dem Messbild waren geradlinige Grabenstrukturen mit rund ausgeformten Ecken zu erkennen Diese Spielkartenform ist typisch fur romische Militarlager Weitere Prospektionen bestatigten dann ein zweites romisches Lager in direkter Nachbarschaft Um den Bruckenbau auf der Taunusseite nicht zu verzogern wurde bewirkt dass das LfDH sich auf eine auf acht Monate veranschlagte Grabungskampagne beschrankt Das zehnkopfige Grabungsteam unter der Leitung der zustandigen Gebietsreferentin und Bezirksarchaologin Sabine Schade Lindig sowie der ortlichen Grabungsleitung von Jessica Meyer begann seine Arbeiten am 10 April 2012 Um die archaologische Ausgrabung bis zum November 2012 abschliessen zu konnen arbeitete das Team unter allen Wetterbedingungen 40 Stunden in der Woche Am 20 September 2012 fand in Anwesenheit des Landtagsabgeordneten Matthias Buger und Limburgs Burgermeister Martin Richard eine Pressekonferenz zum Stand der Ausgrabung seitens hessenARCHAOLOGIE dem Landesamt fur Denkmalpflege und Hessen Mobil Strassen und Verkehrsmanagement statt Nach Aussage des regionalen Bevollmachtigten Westhessen von Hessen Mobil Willi Kunze waren ohne den Ersatzneubau der Brucke diese Kulturdenkmaler nicht gefunden worden Der Landesbehorde fur Denkmalpflege fehlen die finanziellen Mittel um solchen Arbeiten nachzukommen In Limburg betrugen die Gesamtkosten fur die archaologischen Arbeiten 900 000 Euro Die achtmonatige Grabungszeit hatte beim Bauprojekt zu keiner Verzogerung gefuhrt Laut Egon Schallmayer zeige sich im vorliegenden Fall einmal mehr dass die fruhromische Geschichte Deutschlands genauer die Ubergangszeit Kelten Germanen Romer noch weiter erforscht werden musse Befund und DatierungVorromisches Zuerst wurde im sudlichen Ende der Bauflache eine kleine weilerartige Siedlung aus der Jungsteinzeit mit mindestens acht Hausergrundrissen freigelegt Funde aus den Arbeitsgruben hauptsachlich Scherben von Topfen stammten aus der Zeit um 5000 v Chr dem Mittelneolithikum Sie sind damit bisher die altesten entdeckten Spuren einer Besiedlung des Limburger Raums und erganzen das Ergebnis einer archaologischen Ausgrabung aus dem Jahr 2011 auf dem westlich liegenden Greifenberg oberhalb von Limburg an der Lahn hier fanden sich Reste einer befestigten Hohensiedlung der Michelsberger Kultur zwischen 4400 und 3500 v Chr Uber und neben der jungsteinzeitlichen Siedlung lagen drei Kreisgraben von bronzezeitlichen Grabhugeln deren oft mittig gelegenen Bestattungen leider im Laufe der Zeit durch landwirtschaftliche Nutzung zerstort wurden Zeugnis der Eisenzeit ist der seltene Fund einer als sogenanntes Tanzendes Mannlein bezeichneten Munze Dieser keltische Silberquinar wurde zwischen 65 und 40 v Chr unter anderem im Heidetrank Oppidum bei Oberursel im Taunus gepragt war aber vermutlich noch deutlich langer als Zahlungsmittel im Umlauf Er passt zu den Grabungsfunden vom Limburger Domberg aus dem Jahr 2009 Diese sowie weitere Funde von 1989 lassen auf eine auf dem Domberg befindliche keltische Siedlung schliessen Fruhromische Militarlager Im Fall von Limburg handelt es sich um zwei direkt zueinander benachbarte unterschiedlich grosse romische Fortifikationen Nach Ausweis des knappen Fundspektrums insbesondere von romischen Schuhnageln datieren sie in die Zeit Casars und stellen somit das erste archaologisch fassbare Anzeichen fur die Prasenz des romischen Feldherrn im rechtsrheinischen Germanien dar Das altere Lager Lager I umfasst eine Flache von zehn Hektar und bot somit Platz fur etwa 2500 bis 3000 Soldaten Eine planmassige Raumung des Lagers ist mit einiger Sicherheit anzunehmen Dass der Ort fur die Errichtung des Lagers I mit Bedacht gewahlt worden war zeigt der Umstand dass einige Jahre spater in unmittelbarer Nahe oberhalb der Lahn das Lager II angelegt wurde Es hatte eine Flache von rund vier Hektar und war schatzungsweise fur etwa 1500 bis 2000 Soldaten konzipiert Nach Ansicht des hessischen Landesarchaologen Egon Schallmayer waren die Militarlager und die hier stationierten Grossverbande vermutlich eine Zusammenstellung verschiedener romischer Legionen eine Demonstration romischer Macht Die Umwehrung beider Militarlager bestand aus Erdwallen und Spitzgraben Sie zeigten sich den Ausgrabern noch mehrere Meter tief erhalten Zur eigentlichen Datierung konnten Teile romischer Amphoren fur Wein herangezogen werden Laut Kategoriesystem nach Heinrich Dressel entsprechen sie dem Typus Dressel 1 was einer Nutzung von der casarischen bis in die augusteische Zeit entspricht Eine noch genauere Einordnung der Gefasse ist wegen Fehlens des entscheidenden Amphorenrands nicht moglich Den entscheidenden Anhaltspunkt fur eine exaktere Datierung aber bildeten die bereits erwahnten Schuhnagel die aufgrund relativ kurzzeitiger Verwendung eindeutig in die Epoche Casars weisen LiteraturMirko Bader Schon die Romer weilten an der Lahn bei Limburg In Der Lokalanzeiger vom 21 September 2012 Dieter Fluck Romische Lager entdeckt Archaologen werden entlang der A3 bei Limburg fundig Auf mittelhessen de vom 20 September 2012 Eveline Gronke Unerwartet fruhromische Militarlager bei archaologischen 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ISBN 978 3 8062 4225 6 nicht ausgewertet WeblinksRomerlager bei Limburg a d Lahn auf Novaesium alias Neuss Archaologie und Geschichte des romischen Neuss auf der privaten Webseite des Archaologen vom 21 November 2012EinzelnachweiseErstmals romische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen hessenARCHAOLOGIE online Unerwartet fruhromische Militarlager bei archaologischen Ausgrabungen im Bereich des neues Bruckenbauwerkes der A3 bei Limburg entdeckt hessenARCHAOLOGIE online Vgl Egon Eichhorn Zur Topographie der mittelalterlichen Fern und Landstrassen zum und im Limburger Becken In Nassauische Annalen Bd 76 1965 Peter Paul Schweitzer Craich oder Limburgs keltische Ursprunge Memento vom 11 Juni 2007 imInternet Archive In Ders Hrsg Uber die Herkunft von Landschafts Orts und Platznamen im Lahngebiet Vortrag Caesar an der Lahn In Giessener Zeitung vom 22 Januar 2013 Vgl Bau der Autobahnbrucke bei Limburg 1937 1939 9 1937 Ausschnitt Historische Bilddokumente aus Hessen Stand 8 Marz 2011 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Vgl Bau der Autobahnbrucke bei Limburg 1937 1939 31 1938 1939 Historische Bilddokumente aus Hessen Stand 8 Marz 2011 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Vgl Lina Muller Steinzeitfunde am Hammerberg bei Limburg In Westerwalder Schauinsland 30 1937 Vgl Der Greifenberg bei Limburg Memento vom 26 November 2012 imInternet Archive auf den Seiten zum Projekt Michelsberger Kultur des Romisch Germanischen Zentralmuseums RGZM abgerufen am 31 Marz 2013 Robert G Eberle Domberg schon in vorchristlicher Zeit bewohnt Archaologen Interessante Funde bei Grabungen in Limburg an der Lahn Bistum zeigt Video im Internet Geschichtete Geschichte auf dem Domberg unter der Lupe Archaologen untersuchen Funde Bistum Limburg zeigt Video von Grabungen Pressemitteilung des Bistums Limburg vom 7 Juli 2009 Erstmals romische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen hessenARCHAOLOGIE online Erstmals romische Kastelle von Gaius Julius Caesar in Hessen nachgewiesen hessenARCHAOLOGIE online Kastelle in der Germania Magna Flevum Marschlager Ermelo Romerlager Holsterhausen Aliso Romerlager Haltern Romerlager Olfen Romerlager Beckinghausen Romerlager Bielefeld Sennestadt Romerlager Oberaden Romerlager Kneblinghausen Romerlager Anreppen Romerlager Porta Westfalica Romerlager Hedemunden Romerlager Limburg Romerlager Oberbrechen Romerlager Lahnau Dorlar Romerlager Marktbreit Romisches Marschlager bei Hachelbich Romisches Marschlager von Wilkenburg 50 383395 8 083146 Koordinaten 50 23 0 2 N 8 4 59 3 O