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Südtirol

Südtirol (italienisch Alto Adige, Sudtirolo; ladinisch Südtirol), amtlich Autonome Provinz Bozen – Südtirol, ist die nördlichste Provinz Italiens und bildet zusammen mit der Provinz Trient die autonome Region Trentino-Südtirol. Seit Inkrafttreten der erweiterten Autonomie im Jahr 1972 genießt Südtirol umfassende Selbstverwaltungsrechte und wird entsprechend als „autonome Provinz“ oder „Land“ bezeichnet. Das mitten in den Alpen gelegene Gebiet hat rund 530.000 Einwohner, seine Landeshauptstadt ist Bozen.
Autonome Provinz Bozen – Südtirol Provincia autonoma di Bolzano – Alto Adige Provinzia Autonoma de Balsan/Bulsan – Südtirol | |
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Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Hauptstadt: | Bozen |
Fläche: | 7.400,43 km² |
Einwohner: | 537.533 (31. Dez. 2023) |
Sprachgruppen: | deutsch (57,6 %), italienisch (22,6 %), ladinisch (3,7 %), andere (16,1 %) (Stand: 2024) |
Bevölkerungsdichte: | 72,6 Einwohner/km² |
Anzahl Gemeinden: | 116 |
Kfz-Kennzeichen: | BZ |
ISO-3166-2-Code: | IT-BZ |
Landeshauptmann: | Arno Kompatscher (SVP) |
Website: | provinz.bz.it |
Südtirol zählt zu jenen Gebieten Italiens mit einer starken Regionalkultur. Diese ist auf die alpenromanische und spätere bairische Besiedlung sowie auf die lange gemeinsame Geschichte Tirols zurückzuführen. Insbesondere mit dem nördlichen Nachbarland Österreich verbindet Südtirol eine gemeinsame Geschichte der Zugehörigkeit zu den Habsburgischen Erblanden (ab 1363) und später zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, die im Jahr 1918 aufgelöst wurde. Die europäische Einigungsbewegung ermöglichte eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den anderen Teilen der historischen Region Tirol, die seit Gründung der Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino am Beginn einer institutionellen Verflechtung steht.
Die Bevölkerung Südtirols setzt sich derzeit zu über 57 % aus Deutschsprachigen, zu rund 23 % aus Italienischsprachigen und zu knapp 4 % (hauptsächlich im Dolomitengebiet) aus Ladinischsprachigen zusammen. Inner- und außereuropäische Migration hat insbesondere seit den 1990er Jahren zu einer weiteren Diversifizierung der Bevölkerungszusammensetzung geführt.
Das in weiten Teilen ländliche Südtirol zählt zu den wohlhabendsten Gebieten Italiens und der Europäischen Union. Wirtschaftlich war das an der Brenner-Transitroute gelegene Land lange Zeit in erster Linie landwirtschaftlich geprägt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielen Dienstleistungsbereiche wie Handel, Verkehr und Tourismus eine herausragende Rolle.
Lage
Südtirol befindet sich zur Gänze in den Alpen. Das Land ist sowohl die nördlichste als auch mit einer Gesamtfläche von 7400 km² eine der größten Provinzen Italiens. Durchzogen wird es in Nord-Süd-Richtung von der bedeutenden Brenner-Transitroute, die Deutschland und Österreich mit Oberitalien verbindet. Die nächstgelegenen Millionenstädte sind München etwa 180 km nördlich von Bozen und Mailand etwa 200 km südwestlich.
Südtirol liegt sowohl an der italienisch-österreichischen als auch an der italienisch-schweizerischen Grenze. Im Norden und Osten trifft Südtirol auf die österreichischen Bundesländer Tirol (Nordtirol, Osttirol) und – an einem kleinen Teilstück – an das Bundesland Salzburg. Die Nordgrenze orientiert sich dabei seit der Teilung Tirols nach dem Ende des Ersten Weltkriegs größtenteils am Alpenhauptkamm. Im Westen stößt Südtirol an den Schweizer Kanton Graubünden. Innerhalb Italiens ist es im Südwesten von der lombardischen Provinz Sondrio, im Süden vom Trentino und im Südosten von der zu Venetien gehörenden Provinz Belluno umgeben.
Bundesland Tirol (Österreich) Landesteil Nordtirol | Bundesland Salzburg (Österreich) | |
Kanton Graubünden (Schweiz) | Bundesland Tirol (Österreich) Landesteil Osttirol | |
Lombardei Provinz Sondrio | Trentino | Venetien Provinz Belluno |
Namens- und Begriffsgeschichte
„Südtirol“ als Bezeichnung einer politischen Verwaltungseinheit: Ein vom größeren Tiroler Gesamtzusammenhang politisch und juridisch abgegrenztes Südtirol gibt es erst als unmittelbare Folge des Ersten Weltkriegs: War Tirol bis dahin ein geschlossener Teil Österreich-Ungarns, so wurden das heutige Südtirol und das Trentino (ehemals Welschtirol) im Friedensvertrag von 1919 Italien zugesprochen. Die faschistische Administration gründete im Januar 1927 die mehrheitlich deutschsprachige Provinz Bozen. Diese erlangte mit dem ersten Autonomiestatut von 1948 ihren heutigen geographischen Umfang, wurde jedoch amtlich noch als Tiroler Etschland bezeichnet. Die für dieses Gebiet seit den 1920er Jahren allgemein übliche Bezeichnung Südtirol wurde mit dem zweiten Autonomiestatut von 1972 erstmals offiziell anerkannt. Seither verwendet die Landesverwaltung als Eigenbezeichnung die Langform Autonome Provinz Bozen – Südtirol und die Kurzform Land Südtirol. Das italienische Äquivalent hierzu lautet Provincia autonoma di Bolzano – Alto Adige, das ladinische Provinzia Autonoma de Balsan – Südtirol (auf Gadertalisch) und Provinzia Autonoma de Bulsan – Südtirol (auf Grödnerisch).
„Südtirol“ als topographische Bezeichnung: Der Name „Südtirol“ bzw. seine Entsprechungen in anderen Sprachen (South Tyrol oder Tirol im Englischen, Tyrol du Sud im Französischen) fanden bereits im 19. Jahrhundert Verbreitung, konnten sich jedoch auf verschiedene südliche Gebiete der Grafschaft Tirol beziehen, die das moderne Südtirol teilweise oder gar nicht einschlossen. Im weitesten Sinne wurden mit „Südtirol“ alle Tiroler Gebiete südlich des Alpenhauptkamms bezeichnet, die auf der Grundlage der sprachlichen Mehrheitsverhältnisse weiter in „Deutsch-Südtirol“ und „Welsch-Südtirol“ (oder „Welschtirol“) unterteilt wurden. Nach der Annexion des Südteils Tirols durch Italien vollzog sich in den 1920er Jahren ein Bedeutungswandel, durch den „Südtirol“ zum Synonym für die hauptsächlich von einer deutschsprachigen Bevölkerung besiedelte „Provinz Bozen“ aufrückte.
Entstehung und Verwendung der italienischen Bezeichnungen „Alto Adige“ und „Sudtirolo“: Die italienische Bezeichnung Alto Adige (zu Deutsch „Oberetsch“ oder „Hochetsch“) für die deutschsprachigen Teile Tirols südlich der Wasserscheide wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge des Irredentismus geprägt und verbreitet. Man bediente sich dabei des Namens des Département Haut-Adige (Dipartimento dell’Alto Adige) im napoleonischen Königreich Italien, das von 1810 bis 1813 bestand und größtenteils das heutige Trentino sowie einige angrenzende Gebiete, darunter auch den Südteil des heutigen Südtirols mit der Stadt Bozen, umfasste. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand die italienische Alternativbezeichnung Sudtirolo, die eine gewisse Verbreitung gefunden hat, jedoch hinter Alto Adige zurücksteht.
Physische Geographie
Geologie
Quer durch Südtirol verläuft grob in Südwest-Nordost-Richtung die Periadriatische Naht, die die Südalpen von den Zentralalpen trennt. In Südtirol treten zumindest drei der vier Hauptbauelemente der Alpen zutage: Das Südalpin kommt südlich der Periadriatischen Naht zum Vorschein, das Ostalpin nördlich davon und im nördlichen Landesteil östlich des Brenners das Tauernfenster, in dem das Penninikum und nach Angaben einiger Autoren auch das Helvetikum sichtbar werden.
Im Südalpin lässt sich in Südtirol in groben Zügen folgender Aufbau erkennen: Das unterste Stockwerk bildet das kristalline Grundgebirge. Vor etwa 280 Millionen Jahren, im unteren Perm, kam es zu mehrfachen magmatischen Ereignissen. An der nördlichen Grenze des Südalpins entstand damals der Brixner Granit, etwa zeitgleich kam es weiter südlich, im Großraum Bozen, zu starker vulkanischer Aktivität, die den Etschtaler Vulkanit-Komplex ausformte. Im Oberen Perm setzte eine Periode ein, in der Sedimentgesteine gebildet wurden. Zu Beginn waren es teilweise klastische Sedimente, wozu etwa der Grödner Sandstein zählt. In der Trias entstanden dann mächtige Karbonatplattformen aus Dolomitgestein; dieser Vorgang wurde in der mittleren Trias von einer kurzen, aber heftigen vulkanischen Aktivitätsphase unterbrochen.
Das Ostalpin besteht in Südtirol vorwiegend aus metamorphem Gestein wie Gneisen oder Glimmerschiefern mit vereinzelten Marmoreinlagerungen (siehe auch Laaser Marmor) und metamorph überprägten mesozoischen Sedimentgesteinen (etwa am Ortler oder südwestlich des Brenners). Im Tauernfenster kommen verschiedene metamorphe Gesteine zum Vorschein, u. a. Hochstegenmarmor (etwa am Wolfendorn),Grünschiefer (etwa am Hochfeiler) oder Gesteine des Zentralgneises (überwiegend im Bereich des Zillertaler Hauptkamms).
Das Land Südtirol hat zahlreiche geologische Naturdenkmäler unter Schutz gestellt. Zu den bekanntesten zählen die Bletterbachschlucht, ein 12 km langer Canyon in der Gemeinde Aldein, und die Rittner Erdpyramiden, die mit einer Höhe von bis zu 30 m die größten Europas sind.
- Südalpines Gestein: Dolomit am Puezkofel
- Ostalpines Gestein: Glimmerschiefer, Gneis und Marmor am Lodner
- Penninisches Gestein: Zentralgneis am Niederen Weißzint
- Naturdenkmal: Bletterbachschlucht am Regglberg
- Naturdenkmal: Erdpyramiden am Ritten
Klima
In Südtirol herrscht ein Kontinentalklima mit markanten jahreszeitlichen Schwankungen vor, das in tieferen Lagen eine relativ milde Ausprägung annimmt. Aufgrund seiner inneralpinen, durch Gebirgsketten abgeschirmten Lage ist das Land vor nördlichen Kälteströmungen und Feuchtluftmassen aus dem Mittelmeerraum einigermaßen geschützt. Dementsprechend haben bestimmende Wetterwirkungen Mitteleuropas nur einen abgeschwächten Einfluss, und Südtirol ist auch deutlich niederschlagsärmer als die umliegenden Gebiete. Die relative Sonnenscheindauer in Südtirol ist mit 55–60 % beachtlich hoch. Die Winde wehen im Frühling und Herbst am stärksten, die oftmals Inversionswetterlagen mit sich bringenden Winter sind meist windstill, die Sommer vielerorts von Berg- und Talwind-Zirkulation gekennzeichnet. Die klimatischen und Witterungsbedingungen variieren jedoch je nach Landesteil, Exposition und Höhenlage beträchtlich (so können Weinbau und Gletschergebiete fallweise nur durch wenige Kilometer Distanz voneinander getrennt sein). Generell sind der Norden und Osten des Landes vergleichsweise rauer als der mildere Süden und Westen.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Bozen
Quelle: Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschläge. Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol (Zeitraum 2000–2010) |
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Schlanders
Quelle: Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschläge. Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol (Zeitraum 2000–2010) |
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sterzing
Quelle: Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschläge. Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol (Zeitraum 2000–2010) |
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Toblach
Quelle: Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschläge. Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol (Zeitraum 2000–2010) |
- Sommer in Meran
- Herbst in Villnöß
- Winter in Gröden
- Weinberge in Bozen
- Übeltalferner am Alpenhauptkamm
Gebirge
Südtirol hat gemäß der Alpenvereinsteilung Anteil an 13 Gebirgsgruppen der Ostalpen, von denen allerdings nur die Sarntaler Alpen zur Gänze innerhalb der Landesgrenzen liegen. Die übrigen zwölf sind (im Uhrzeigersinn im Westen beginnend): Sesvennagruppe, Ötztaler Alpen, Stubaier Alpen, Zillertaler Alpen, Venedigergruppe, Rieserfernergruppe, Villgratner Berge, Karnische Alpen, Dolomiten, Fleimstaler Alpen, Nonsberggruppe und Ortler-Alpen. Besonders prominent sind die Dolomiten, die in Teilen 2009 von der UNESCO als „Welterbe Dolomiten“ anerkannt wurden.
Obwohl vereinzelte Massive nahe an die 4000-m-Grenze heranreichen und eine starke Vergletscherung aufweisen (vor allem in den Ortler-Alpen und am Alpenhauptkamm), dominiert in Südtirol der Anteil von Bergen mit Höhen zwischen 2000 und 3000 m bei weitem. Unter der Vielzahl an Gipfeln ragen drei aufgrund ihrer alpinistischen oder kulturellen Bedeutung heraus: der Ortler (3905 m) als höchster Berg Südtirols, der Schlern (2563 m) als „Wahrzeichen“ des Landes und die Drei Zinnen (2999 m) als Zentrum des Alpinkletterns. Zu weiteren bekannten Bergen zählen u. a. die Königspitze (3851 m), die Weißkugel (3739 m), der Similaun (3599 m), die Hochwilde (3480 m), das Sarner Weißhorn (2705 m), der Hochfeiler (3509 m), die Dreiherrnspitze (3499 m), der Hochgall (3436 m), der Peitlerkofel (2875 m), der Langkofel (3181 m) und die Rosengartenspitze (2981 m).
Weiträumige Gebirgslandschaften, etwa 34 % der Gesamtfläche Südtirols, sind Almgebiete (darunter etwa die 57 km² große Seiser Alm). Diese liegen vorwiegend oberhalb der Waldgrenze und haben wichtige landwirtschaftliche, ökologische und inzwischen auch touristische Funktionen. Entlang der Haupttäler fallen die Gebirgsketten vielerorts über sanfte Terrassenlandschaften, die erdgeschichtliche Reste älterer Talsysteme darstellen, zu den Talböden ab; zwischen unwirtlichem Hochgebirge und ehemals versumpften oder tief eingeschnittenen Talgründen gelegen, kommt diesen als „Mittelgebirge“ bezeichneten Gegenden (darunter beispielsweise das Schlerngebiet) eine besondere siedlungsgeschichtliche Bedeutung zu.
- Königspitze, Zebrù und Ortler in den Ortler-Alpen
- Schlern in den westlichen Dolomiten
- Drei Zinnen in den östlichen Dolomiten
- Hochwilde in den Ötztaler Alpen
- Hochgall in der Rieserfernergruppe
Täler
Die drei großen Haupttäler Südtirols sind das Etschtal, das Eisacktal und das Pustertal, die vom eiszeitlichen Etschgletscher und seinen Zuflüssen ausgeformt wurden. Der höchstgelegene Teil des Etschtals im Westen Südtirols vom Reschen (1507 m) bis zur Töll (ca. 500 m) bei Meran wird Vinschgau genannt, der südlichste Abschnitt von Bozen bis zur Salurner Klause (207 m) in Überetsch und Unterland gegliedert. Von dort setzt sich das Etschtal in südliche Richtung fort, bis es bei Verona in der Po-Ebene aufgeht. Bei Bozen mündet das Eisacktal ins Etschtal. Das Eisacktal zieht sich von Bozen nordostwärts bis zur Franzensfeste, wo es in das Wipptal übergeht, das zunächst Richtung Nordwesten und dann Richtung Norden über den Brenner bis nach Innsbruck führt. Bei der Stadt Brixen trifft das Eisacktal auf das ostwärts streichende Pustertal, das an Bruneck vorbei und über den Toblacher Sattel (1210 m) bis nach Lienz reicht. Neben den drei großen Haupttälern gibt es in Südtirol noch eine große Anzahl von Nebentälern. Zu den bedeutenderen besiedelten Nebentälern zählen (von West nach Ost) u. a. Sulden, Schnals, Ulten, Passeier, Ridnaun, das Sarntal, Pfitsch, Gröden, das Gadertal, das Tauferer Ahrntal und Antholz.
Im gebirgigen Südtirol liegen etwa 64,5 % der Gesamtfläche des Landes oberhalb von 1500 m s.l.m. und lediglich 14 % unterhalb von 1000 m. Daher konzentriert sich ein Großteil der Bevölkerung auf verhältnismäßig geringe Flächen in den Tälern in Höhenlagen zwischen etwa 200 und 1200 m – überwiegend im Bereich ausgedehnter Schwemmkegel und breiter Talkessel. Die am dichtesten besiedelten Gebiete sind im Etschtal anzutreffen, wo sich mit Bozen, Meran und Leifers drei der vier größten Städte befinden. Die flachen Talböden werden vor allem landwirtschaftlich genutzt.
- Etschtal bei Meran
- Eisacktal bei Barbian
- Pustertal bei Bruneck
- Gröden bei St. Ulrich
- Gadertal bei Abtei
Gewässer
Der bedeutendste Fluss Südtirols ist die Etsch, die am Reschenpass entspringt, bis zur Landesgrenze an der Salurner Klause eine Strecke von etwa 140 km zurücklegt und anschließend weiter Richtung Po-Ebene und zum Adriatischen Meer fließt. Die Etsch, deren insgesamt 415 km Länge in Italien allein vom Po übertroffen werden, entwässert 97 % der Landesfläche. Zu ihrem Flusssystem gehören auch der rund 100 km lange Eisack und die rund 80 km lange Rienz, die beiden nächstgrößten Flüsse Südtirols. Gespeist werden sie durch zahlreiche Flüsse und Bäche der Nebentäler. Unter den bedeutendsten Zubringern kann man etwa die Plima, die Passer, die Falschauer, die Talfer, die Ahr und die Gader nennen. Die übrigen 3 % der Landesfläche werden durch die Flusssysteme der Drau und des Inn zum Schwarzen Meer bzw. durch das Flusssystem des Piave zur Adria hin entwässert.
In Südtirol gibt es 176 natürliche Seen mit einer Fläche von mehr als einem halben Hektar, der Großteil davon über 2000 m hoch gelegen. Nur 13 natürliche Seen sind größer als 5 ha, lediglich drei davon liegen unterhalb von 1000 m Höhe: der Kalterer See (215 m), der Große (492 m) und der Kleine Montiggler See (514 m). Zu den für die Energieerzeugung genutzten Stauseen in Südtirol zählen u. a. der Reschensee (1498 m), der mit 523 ha Fläche das größte stehende Gewässer Südtirols bildet, der Zufrittsee (1850 m) und der Arzkarsee (2250 m).
Zu den vom Land Südtirol ausgewiesenen Naturdenkmälern gehören zahlreiche hydrologische Objekte, darunter Bachläufe, Wasserfälle, Moore, Gletscher und Bergseen wie der Pragser Wildsee (1494 m), der Karersee (1519 m) oder die Spronser Seen (2117–2589 m).
- Oberlauf der Etsch im Vinschgau
- Eisack in Brixen
- Falschauer in Ulten
- Kalterer See im Überetsch
- Pragser Wildsee in Prags
Vegetation
Etwa 50 % der Südtiroler Landesfläche sind bewaldet, weitere 40 % liegen oberhalb von 2000 m und somit großteils jenseits der Waldgrenze, die zwischen 1900 und 2200 m variiert. Jeweils mehr als die Hälfte der gesamten Waldfläche liegt in über 20° geneigtem Gelände und in Höhenlagen zwischen 1200 und 1800 m. Etwa 24 % der Waldfläche sind als Siedlungen, Verkehrswege und sonstige menschliche Infrastrukturen bewahrender Schutzwald klassifizierbar. Eine Hemerobie-Studie aus dem Jahr 1997 stufte die Südtiroler Wälder zu etwa 35 % als naturnah oder natürlich, zu etwa 41 % als mäßig verändert und zu etwa 24 % als stark verändert oder künstlich ein.
Die flachen Talgründe waren ursprünglich vollständig mit Auwäldern bedeckt, von denen sich nur noch sehr kleine Reste entlang der Flüsse erhalten haben. Die restlichen Flächen sind Siedlungen und landwirtschaftlichem Nutzgebiet gewichen. An den Talhängen finden sich bis auf Höhen von 800 oder 900 m submediterrane Laubmischwälder, die vorwiegend durch wärmeliebende Manna-Eschen, Hopfenbuchen, Zürgelbäume, Edelkastanien und Flaumeichen charakterisiert werden. Ab etwa 600 m können stattdessen (seltener) Rotbuchenwälder oder schwierige und karge Standorte besiedelnde Kiefernwälder auftreten. In Höhenlagen zwischen 800 und 1500 m sind Fichten-Tannenwälder anzutreffen, zwischen 900 und 2000 m herrschen montane und subalpine Fichtenwälder vor. Letztere sind oftmals mit Baumarten wie Lärchen, Vogelbeeren, Weiß-Kiefern und Zirben durchmischt. Die Lärchen- und Zirbenwälder am oberen Rand des Waldgürtels nehmen verhältnismäßig geringe Flächenanteile ein. Jenseits der Waldgrenze bestimmen subalpine Zwergstrauchgesellschaften, alpine Rasen und zuletzt alpine Tundra als Vegetationstypen das Landschaftsbild.
- Laubmischwald am Vinschger Sonnenberg
- Fichten- und Tannenbestände im Latemarwald
- Zirben- und Lärchenbestände im Raschötzer Wald
- Zwergsträucher am Muntejela de Senes
- Alpine Rasen am Piz Duleda
Flora und Fauna
Flora: Die aktuelle Pflanzenwelt Südtirols ist das Ergebnis einer Abfolge von Aussterbens- und Wiederbesiedlungsphasen nach der Würm-Kaltzeit, die zu einer kompletten Vergletscherung des Alpenraums geführt hatte. Aufgrund der Vielfalt seiner geomorphologischen und klimatischen Gegebenheiten beherbergt Südtirol eine verhältnismäßig artenreiche Flora. Es bestehen Lebensräume sowohl für xerophile als auch hygrophile Gewächse, wärmeliebende Pflanzen kommen ebenso vor wie an hochalpine oder gar nivale Bedingungen angepasste. In Südtirol sind etwa 2500 rezente Arten an Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen; somit beherbergt das Land – auf gerade mal 0,07 % der Gesamtfläche des Kontinents – fast ein Fünftel der bekannten Flora Europas. Die größte Artenvielfalt findet sich im Etschtal zwischen Meran und der Salurner Klause sowie im unteren Eisacktal; bei der Alpenflora nimmt das Schlern-Rosengarten-Gebiet eine besondere Stellung ein.
Die örtliche Flora konnte bereits seit dem Wirken der Botaniker Karl Wilhelm von Dalla Torre und Ludwig von Sarnthein zu Beginn des 20. Jahrhunderts als verhältnismäßig gut erforscht gelten. Die in den 1970er Jahren angestoßene und seit 1998 vom Naturmuseum Südtirol koordinierte systematische Rasterkartierung führte nochmals zu einem deutlichen Erkenntnisschub: Der 2006 publizierte Katalog der Gefäßpflanzen Südtirols konnte bereits auf ca. 300.000 Einzelbeobachtungen zurückgreifen und etwa 70 bisher nicht erfasste heimische Arten verzeichnen. 84 Arten, Gattungen oder Familien sind durch ein Landesgesetz geschützt. Zudem wurden zahlreiche botanische Objekte vom Land Südtirol als Naturdenkmäler eingestuft, darunter etwa die jahrhundertealten Ultner Urlärchen und die Versoaln-Rebe in Prissian.
Fauna: Schätzungen gehen von mindestens 32.000 rezenten in Südtirol heimischen Tierarten aus; bis 1996 konnten davon nur rund 14.700 nachgewiesen werden (in Deutschland waren es bis 2004 etwa 48.000). Die Zahl der bisher gefundenen fossilen Tierarten beträgt ca. 5000. Mehr als die Hälfte der bekannten Südtiroler Fauna entfällt auf die verhältnismäßig gut erforschten Ordnungen Käfer und Schmetterlinge. Rund 460 Arten (ohne Haustiere) sind Wirbeltiere, während in Mitteleuropa etwa 750 Arten bekannt sind. Die in Südtirol vorkommende Avifauna umfasst etwa 350 Vogelarten; die Zahl der heimischen Säugetiere lässt sich auf 60 bis 80 Arten taxieren, wobei in den 2000er Jahren mit dem Braunbären und dem Wolf zwei einst ausgerottete Spezies zurückgekehrt sind.
Als Pionier der Südtiroler Zoologie gilt Vinzenz Maria Gredler, der sich im 19. Jahrhundert insbesondere den heimischen Schnecken, Käfern, Ameisen und Amphibien widmete. Seit 1996 liegt mit Die Tierwelt Südtirols die erste Gesamtdarstellung der heimischen Fauna mit einem kompletten Verzeichnis der bis dato nachgewiesenen Arten vor. 71 Tierarten bzw. -gruppen sind durch ein Landesgesetz geschützt. Eine 1994 erstellte Rote Liste stufte von 7398 untersuchten Tierarten in Südtirol nur etwa 59 % als ungefährdet ein; die häufigsten, speziell niedere Lagen betreffenden Bedrohungsursachen waren die Intensivbewirtschaftung sowie die Einengung, Verbauung und Verkehrserschließung von Lebensräumen.
Humangeographie
Gemeinden
Südtirol zählt 116 Gemeinden, acht davon haben den Status einer Stadt. Bozen ist mit einer Bevölkerungszahl von über 100.000 Einwohnern die einzige Großstadt. Zum Stichtag 31. Dezember 2018 hatten 15 Gemeinden weniger als 1000 Einwohner. Die flächenmäßig größte ist die Gemeinde Sarntal, die sich über 302,50 km² erstreckt, die kleinste Kuens mit lediglich 1,66 km². Im kommunalen Aufgabenbereich befinden sich u. a. die Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, gewisse Bereiche der Raumordnung, Verwaltung und Gestaltung des Territoriums sowie kulturelle Dienste. Eine Interessensvertretung der Gemeinden und Bezirksgemeinschaften ist der 1954 in Bozen als Genossenschaft gegründete Südtiroler Gemeindenverband (Consorzio dei Comuni della Provincia di Bolzano), welcher politische Aufgaben wahrnimmt und seinen Mitgliedern verschiedene Dienstleistungen im Rahmen der öffentlichen Verwaltungstätigkeit bietet.
Deutscher Name | Italienischer Name | Ladinischer Name | Einwohner 31. Dezember 2023 |
---|---|---|---|
Bozen | Bolzano | Balsan, Bulsan | 106.357 |
Meran | Merano | Maran | 41.404 |
Brixen | Bressanone | Persenon, Porsenù | 23.002 |
Leifers | Laives | 18.468 | |
Bruneck | Brunico | Bornech, Burnech | 17.124 |
Eppan | Appiano | 15.002 | |
Lana | Lana | 12.595 | |
Kaltern | Caldaro | 8.181 | |
Ritten | Renon | Renon | 8.147 |
Sarntal | Sarentino | 7.215 |
- Bozen
- Brixen
- Bruneck
- Lana
- Kaltern
Bezirksgemeinschaften
Südtirol ist in acht Bezirksgemeinschaften untergliedert, wobei die Landeshauptstadt Bozen alleine eine Bezirksgemeinschaft darstellt. Politisch haben Bezirksgemeinschaften eine untergeordnete Bedeutung, sie verfügen über keine direkt gewählten Organe. Ihre Aufgaben bestehen in der Koordination der kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung der Mitgliedsgemeinden. Darüber hinaus werden den Bezirksgemeinschaften aus organisatorischen Gründen diverse Aufgaben des Landes Südtirol oder der Gemeinden übertragen. Dazu zählen u. a. die Sozialdienste sowie Zuständigkeiten im Umweltbereich.
Bezirksgemeinschaft | Hauptort | Gemeinden | Fläche (km²) | Einwohner (2018) |
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Bozen | Bozen | 1 | 52 | 107.739 |
Burggrafenamt | Meran | 26 | 1.101 | 104.216 |
Eisacktal | Brixen | 13 | 624 | 53.648 |
Pustertal | Bruneck | 26 | 2.071 | 83.114 |
Salten-Schlern | Bozen | 13 | 1.037 | 50.111 |
Überetsch-Unterland | Neumarkt | 18 | 424 | 75.919 |
Vinschgau | Schlanders | 13 | 1.442 | 35.974 |
Wipptal | Sterzing | 6 | 650 | 20.457 |
- Lajen,
Eisacktal - Gsies,
Pustertal - Neumarkt,
Überetsch-Unterland - Mals,
Vinschgau - Sterzing,
Wipptal
Schutzgebiete
Auf dem Gebiet der Provinz Bozen sind weiträumige Natur- und Kulturlandschaften (fast ein Viertel der gesamten Landesfläche) in einem Nationalpark sowie in sieben Naturparks besonderen gesetzlichen Schutzmaßnahmen unterstellt. Zudem gibt es zahlreiche Biotope, die per Gesetz vor Umwelteingriffen geschützt sind. Grundsätzlich soll dadurch der Erhalt von natürlichen und naturnahen Lebensräumen gewährleistet werden, damit ein effizienter Schutz seltener oder gefährdeter Pflanzen- und Tierarten gelingen kann. Die speziellen Bestimmungen und Maßnahmen können sich je nach Naturpark- und Biotoptyp sowie entsprechenden Schutzzielen unterscheiden.
Name | Fläche (km²) | Gründungsjahr |
---|---|---|
Nationalpark Stilfserjoch | 534,04 | 1935 |
Naturpark Drei Zinnen | 118,91 | 1981 |
Naturpark Fanes-Sennes-Prags | 254,53 | 1980 |
Naturpark Puez-Geisler | 107,22 | 1978 |
Naturpark Rieserferner-Ahrn | 313,20 | 1988 |
Naturpark Schlern-Rosengarten | 72,91 | 1974 |
Naturpark Texelgruppe | 313,91 | 1976 |
Naturpark Trudner Horn | 68,51 | 1980 |
- Laaser Tal im Nationalpark Stilfserjoch
- Geislerspitzen im Naturpark Puez-Geisler
- Seiser Alm im Naturpark Schlern-Rosengarten
- Langsee im Naturpark Texelgruppe
- Trudner Horn im Naturpark Trudner Horn
Bevölkerung
Demographie
Gemäß amtlicher Bevölkerungsstatistik lebten zum Stichtag 31. Dezember 2021 genau 532.616 Personen in Südtirol. Die Einwohnerzahl ist seit Jahren kontinuierlich im Steigen begriffen. Dieser Umstand beruht bei der im staatlichen Vergleich zwar höchsten, aber dennoch insgesamt rückläufigen Geburtenrate (10 Lebendgeborene je 1000 Einwohner) und der relativ konstant bleibenden Sterberate (8,3 Todesfälle je 1000 Einwohner) auf einer positiven Wanderungsbilanz. 9,5 % der Wohnbevölkerung sind Ausländer.
43,9 % der in Südtirol ansässigen Personen leben in den sieben Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern. Im Gegensatz zu vielen anderen Alpenregionen sind die ländlichen Räume von keinen verbreiteten Abwanderungsbewegungen betroffen. Die Lebenserwartung liegt bei 86,2 Jahren für Frauen und 81,4 Jahren für Männer; das Durchschnittsalter beträgt 42,8 Jahre.
Entwicklung der Wohnbevölkerung von 1910 bis 2021
Sprachen
Sprachliche Vielfalt: Deutsch ist die Muttersprache von über 62 %, Italienisch von etwa 23 % und Ladinisch von rund 4 % der Bevölkerung. Neben diesen einheimischen Bevölkerungsgruppen existiert seit den letzten Jahrzehnten, analog zum gesamteuropäischen Trend, auch eine wachsende Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund, die aus verschiedenen europäischen und außereuropäischen Staaten stammen und ursprünglich keiner der drei genannten Sprachgemeinschaften angehören.
Deutsch: Die Tiroler Dialekte sind geographisch in verschiedene Dialektvarianten ausdifferenziert. Diese südbairischen Mundarten sind trotz Unterschieden einander recht ähnlich und gegenseitig verständlich. Die Verwendung von Standarddeutsch ist in Südtirol großteils auf klar umrissene Domänen (etwa Schule und Verwaltung) beschränkt. Markantes Merkmal sowohl der Südtiroler Dialekte als auch des landesüblichen Standarddeutschen, das als „Südtiroler Deutsch“ eine Standardvarietät der plurizentrischen deutschen Sprache darstellt, sind die in den letzten Jahrzehnten aus dem Italienischen übertragenen Lehnübersetzungen und sonstige Interferenzen. Von den 116 Gemeinden Südtirols haben 102, vorwiegend ländliche Kommunen eine mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung. In 75 Gemeinden liegt diese Mehrheit bei über 90 %.
Italienisch: Anders als unter deutschsprachigen Südtirolern üblich, ist in der italienischsprachigen Gemeinschaft in Südtirol die Standardsprache die dominante Varietät. Dialekte finden kaum Verwendung, da die größtenteils im 20. Jahrhundert entstandene italienische Sprachgruppe in Einwanderungsbewegungen aus verschiedenen Regionen Italiens wurzelt. Nur im Unterland wird von einem kleinen Bevölkerungsanteil traditionell ein lombardisch-venetischer Dialekt gesprochen. Die italienische Sprachgruppe lebt vorwiegend im städtischen Ballungsgebiet um die Landeshauptstadt Bozen. Auch die Städte Meran und Leifers sowie Branzoll, Pfatten und Salurn an der südlichen Landesgrenze sind mehrheitlich italienischsprachig bewohnt. In den Bezirksstädten Brixen und Bruneck sowie in mehreren Gemeinden im Unterland sind größere italienische Gemeinschaften beheimatet.
Ladinisch: Im Alltag der Südtiroler Ladinischsprecher finden überwiegend die lokalen Dialekte Verwendung. Die 1998 geschaffene Standardsprache Ladin Dolomitan stößt auch bei offiziellen Institutionen nicht auf volle Akzeptanz. Die ladinische Sprachgruppe, deren Situation stark von Multilingualismus geprägt ist, konzentriert sich auf den Südtiroler Teil Ladiniens – das Gadertal und Gröden in den Dolomiten. Acht dort verortete Gemeinden, nämlich Abtei, Corvara, Enneberg, St. Christina, St. Martin, St. Ulrich, Wengen und Wolkenstein, haben eine ladinische Bevölkerungsmehrheit.
Geschichtliche Entwicklung: Die äußerst heterogenen Tiroler Ortsnamen geben Aufschluss darüber, dass das Gebiet des heutigen Südtirol seit jeher mehrsprachig war. Die Anteile der heute bestehenden Sprachgruppen an der Gesamtbevölkerung unterlagen im Laufe der Geschichte mehrfach Schwankungen. Die Wurzeln der ladinischen Sprachgruppe gehen auf die antike Romanisierung des Alpenraums zurück, der deutschen auf die bajuwarische Siedlungstätigkeit des Frühmittelalters, der italienischen auf die Zuwanderung von Tagelöhnern und Dienstboten ab dem 17. Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten der staatlich geförderte Zuzug italienischer Arbeiter (Italianisierung Südtirols) und die politisch motivierte Emigration deutsch- und ladinischsprachiger Südtiroler (Option) zu massiven demographischen Veränderungen. Der italienischsprachige Bevölkerungsanteil stieg dadurch im Zeitraum von 1910 bis 1961 von rund 3 % auf rund 34 % an, nimmt seither aber kontinuierlich ab. Manche Aspekte der Besiedlungsgeschichte lassen sich auch an den Südtiroler Familiennamen nachvollziehen.
Seit der Jahrtausendwende hat sich vor allem die Einwanderung aus Drittländern im Gesellschaftsbild Südtirols bemerkbar gemacht. Zum Stichtag 31. Dezember 2018 lebten 50.746 ausländische Staatsbürger in Südtirol, was einem Anteil von 9,5 % an der lokalen Wohnbevölkerung entspricht, darunter etwa ein Drittel aus EU-Ländern. Die größte Gruppe der Südtiroler mit ausländischer Staatsbürgerschaft waren dabei Albaner, gefolgt von Bundesdeutschen, Pakistanern, Marokkanern und Rumänen. Einen überproportionalen Anteil der nicht-deutschsprachigen Immigranten integriert dabei die italienische Gemeinschaft Südtirols: Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund lag im Schuljahr 2017/2018 an italienischen Grundschulen bei 25,3 %, an den deutschen Schulen hingegen nur bei 9,2 %, an ladinischen Schulen bei 6,9 %. Der Anteil der Schüler an deutschsprachigen Schulen aller Altersklassen in Südtirol sank dementsprechend sehr leicht von ca. 72 % (2011) auf 71 % (2021), wobei jener der Schüler an italienischsprachigen Schulen im gleichen Zeitraum von 24 % auf 25 % anstieg.
Jahr | Italienisch | Deutsch | Ladinisch | Andere | Gesamt | ||||
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Zahl | in % | Zahl | in % | Zahl | in % | Zahl | in % | ||
1880 | 6.884 | 3,4 % | 186.087 | 90,6 % | 8.822 | 4,3 % | 3.513 | 1,7 % | 205.306 |
1890 | 9.369 | 4,5 % | 187.100 | 89,0 % | 8.954 | 4,3 % | 4.862 | 2,3 % | 210.285 |
1900 | 8.916 | 4,0 % | 197.822 | 88,8 % | 8.907 | 4,0 % | 7.149 | 3,2 % | 222.794 |
1910 | 7.339 | 2,9 % | 223.913 | 89,0 % | 9.429 | 3,8 % | 10.770 | 4,3 % | 251.451 |
1921 | 27.048 | 10,6 % | 193.271 | 75,9 % | 9.910 | 3,9 % | 24.506 | 9,6 % | 254.735 |
1931 | 65.503 | 23,2 % | 195.177 | 69,2 % | n. d. | n. d. | 21.478 | 7,6 % | 282.158 |
1953 | 114.568 | 33,1 % | 214.257 | 61,9 % | 12.696 | 3,7 % | 4.251 | 1,3 % | 345.772 |
1961 | 128.271 | 34,3 % | 232.717 | 62,2 % | 12.594 | 3,4 % | 281 | 0,1 % | 373.863 |
1971 | 137.759 | 33,3 % | 260.351 | 62,9 % | 15.456 | 3,7 % | 475 | 0,1 % | 414.041 |
1981 | 123.695 | 28,7 % | 279.544 | 64,9 % | 17.736 | 4,1 % | 9.593 | 2,2 % | 430.568 |
1991 | 116.914 | 26,5 % | 287.503 | 65,3 % | 18.434 | 4,2 % | 17.657 | 4,0 % | 440.508 |
2001 | 113.494 | 24,5 % | 296.461 | 64,0 % | 18.736 | 4,0 % | 34.308 | 7,4 % | 462.999 |
2011 | 118.120 | 23,3 % | 314.604 | 62,2 % | 20.548 | 4,0 % | 51.795 | 10,5 % | 505.067 |
2024 | 121.520 | 22,6 % | 309.000 | 57,6 % | 19.853 | 3,7 % | 86.560 | 16,1 % | 536.933 |
Sprachenpolitik:
In Südtirol gibt es drei offiziell anerkannte Sprachgemeinschaften: eine deutschsprachige, eine italienischsprachige und eine ladinischsprachige. Ihre jeweilige kulturelle Eigenart wird vom italienischen Staat per Gesetz und durch entsprechende Maßnahmen der öffentlichen Verwaltung in ihrem Fortbestand gesichert.
Die Sprachen der drei autochthonen Sprachgemeinschaften, nämlich Deutsch, Italienisch und Ladinisch, sind in der Provinz Bozen auch die offiziellen Amtssprachen, wobei dies für das Ladinische nur in den mehrheitlich von Ladinern bewohnten Talschaften gilt. Die amtliche Mehrsprachigkeit bringt mit sich, dass sämtliche Orts- und Straßenschilder sowie ein Großteil aller öffentlichen Beschilderungen mehrsprachig beschriftet sind. Die Toponomastik in Südtirol bzw. der amtliche Status der verschiedensprachigen Toponyme ist allerdings seit langem Grund für politische Auseinandersetzungen.
Alle öffentlich Bediensteten müssen Deutsch- und Italienischkenntnisse nachweisen können („Zweisprachigkeitsnachweis“), vor allem in den ladinischen Gemeinden zusätzlich Ladinischkenntnisse („Dreisprachigkeitsnachweis“). Der sogenannte „ethnische Proporz“ garantiert, dass Stellen im öffentlichen Dienst gleichmäßig zwischen den drei Sprachgruppen aufgeteilt werden. Alle Bewerber müssen dementsprechend ihre jeweilige „Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung“ bzw. „Sprachgruppenzuordnungserklärung“ vorlegen.
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Religionen
Katholische Kirche: Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Südtirols ist römisch-katholisch getauft. Bereits aus der Spätantike sind frühchristliche Stätten im Gebiet archäologisch nachgewiesen;Säben im Eisacktal entwickelte sich in dieser Zeit zu einem bedeutenden kirchlichen Zentrum, das erst im ausgehenden Frühmittelalter von Brixen als Bischofssitz abgelöst wurde. Das Territorium des heutigen Südtirol war über Jahrhunderte zwischen den Bistümern Brixen, Chur (bis 1808/1816) und Trient (bis 1964) aufgeteilt. Berühmtester Bischof von Brixen war der Universalgelehrte Nikolaus von Kues. Bedeutende Gestalten des regionalen Kirchenlebens waren im 19. Jahrhundert der seliggesprochene Bischof von Trient Johann Nepomuk von Tschiderer und die Mystikerin Maria von Mörl. Unter Bezugnahme auf die modernen politischen Grenzen wurde 1964 das Bistum Brixen, das nach dem Ersten Weltkrieg seine umfangreichen Nord- und Osttiroler Gebiete verloren hatte, zur Diözese Bozen-Brixen erweitert, deren Ausdehnung nun mit jener der Provinz Bozen identisch ist. Geführt wurden die Gläubigen seither von den Bischöfen Joseph Gargitter (1964–1986), Wilhelm Egger (1986–2008), Karl Golser (2008–2011) und Ivo Muser (seit 2011). Die Diözese umfasst 28 Dekanate und 281 Pfarreien (Stand: 2014), ihre Bischofskirchen sind der Brixner Dom und der Bozner Dom. Als Diözesanpatrone werden Kassian und Vigilius verehrt. Wichtige Bezugspersonen in aktuellen Diskursen der lokalen katholischen Kirche sind der Heilige Josef Freinademetz und der Selige Josef Mayr-Nusser.
Andere Glaubensgemeinschaften: Die älteste noch bestehende nichtchristliche Glaubensgemeinschaft Südtirols ist die jüdische Gemeinde Merans. In der touristisch früh erschlossenen Kurstadt entstanden zudem im 19. Jahrhundert mehrere konfessionelle Kleingruppen. Dort wurde 1861 die evangelisch-lutherische Gemeinde gegründet, die wie auch die etwas jüngere Gemeinde in Bozen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien angehört. Zusammen betreuen sie als Eigentümer mehrerer Kirchen und Predigtstätten knapp 1000 Gläubige in Südtirol und im benachbarten Trentino. Auf etwa denselben Zeitraum geht auch die Entstehung der russisch-orthodoxen Diaspora in Meran zurück. Ebenso existiert eine Südtiroler Gemeinschaft der Zeugen Jehovas. Über die gestiegene Einwanderung aus dem arabischen und asiatischen Raum kamen in den vergangenen Jahren Muslime nach Südtirol, deren Anzahl 2015 auf rund 14.000 Gläubige geschätzt wurde.
Gesellschaftliche Charakteristika
Hohe Dichte an Non-Profit-Organisationen: Die Südtiroler Gesellschaft ist in erheblichem Ausmaß durch die Aktivitäten von Non-Profit-Organisationen geprägt. 2011 waren unter insgesamt 4.927 aktiven Vereinen und Verbänden ohne Erwerbszweck über drei Viertel in den Bereichen Kultur, Sport, Freizeit, Sozialwesen, Zivilschutz und Umweltschutz tätig. Auf 10.000 Einwohner kamen 97,6 Organisationen, was den gesamtstaatlichen Durchschnitt von 50,7 bei weitem übertrifft. Mitglieder übten dabei rund 150.000 institutionalisierte Ehrenämter aus (3.008 je 10.000 Einwohner), was statistisch ebenfalls aus den italienischen Vergleichswerten deutlich heraussticht. Zu den größten Verbänden und Vereinen des Landes zählen u. a. der Verband der Sportvereine Südtirols, der Alpenverein Südtirol, das Weiße Kreuz, der Katholische Verband der Werktätigen, der Landesverband der Freiwilligen Feuerwehren, die Katholische Jungschar, der Verband Südtiroler Musikkapellen und der Schützenbund.
Tendenz zur ethnischen Trennung: Ein weiteres Merkmal der Südtiroler Gesellschaft ist ihre relativ starke Ethnisierung. Diese spiegelt sich in erster Linie in der institutionalisierten Trennung nach Sprachgruppen wider (z. B. sprachlich getrennte Schulsysteme, Zuweisung von Arbeitsplätzen im öffentlichen Dienst nach „ethnischem Proporz“), lässt sich aber auch im Bereich der Wirtschaft (Landwirtschaft und Tourismus als traditionell „deutsche“ Domänen, öffentlicher Dienst und Industrie lange Zeit als primäre Wirtschaftsbasis der „Italiener“) sowie auf Ebene der Non-Profit-Organisationen (italienische Parallelorganisationen wie Club Alpino Italiano, Azione Cattolica, Croce Rossa) und im Bereich der meinungsbildenden Regionalmedien (deutsch- vs. italienischsprachig) eindeutig nachweisen. Gegen diese Ethnisierung, die im Kern auf den ökonomischen Interessensunterschieden der Sprachmilieus beruht und phasenweise nationalistisch übersteigert wurde, praktizierten kleine politische Oppositionskreise sogenannte interethnische Gegenkonzepte, die in den 1970er Jahren im gesellschaftlichen Diskurs erstmals wahrgenommen wurden (Alexander Langer, Neue Linke/Nuova Sinistra). In den 1990er Jahren begann auch die regierende Lokalpolitik, vorhandene Parallelstrukturen in Ansätzen aufzubrechen, etwa durch die Einrichtung der mehrsprachigen Freien Universität Bozen.
Geschichte
Ur- und Frühgeschichte
Das Gebiet an Etsch, Eisack und Rienz ist seit der Mittelsteinzeit besiedelt. Die Menschen hielten sich damals im Sommer überwiegend im Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze auf. Dies belegen zahlreiche archäologische Fundstellen mit Funden aus dem 7. bis zum 4. Jahrtausend v. Chr. In der darauf folgenden Jungsteinzeit begann der Mensch die fruchtbaren Mittelgebirgsterrassen entlang der Haupttäler zu besiedeln. Wichtige Funde aus dieser Zeit stammen vom Plunacker in Villanders, dem Hügel von Schloss Juval im Vinschgau und vom Tisenjoch („Ötzi“). In der Bronzezeit begann eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, hauptsächlich wegen des Kupferbergbaus. In der späten Bronzezeit (1300–1000 v. Chr.) und der älteren Eisenzeit war das heutige Südtirol von Menschen besiedelt, die Träger der inneralpinen Laugen-Melaun-Kultur waren. Die Räter sind in der jüngeren Eisenzeit Träger der Fritzens-Sanzeno-Kultur und damit die erste namentlich bekannte Urbevölkerung des mittleren Alpenraumes.
Altertum
Vom 1. Jh. v. Chr. bis zur Völkerwanderungszeit gehörte das Gebiet des heutigen Südtirol zum römischen Imperium. Die Römer unterwarfen die Alpenstämme der Breonen, Isarken, Saevaten und Venosten und bauten die Region zu einem strategisch wichtigen Durchzugsgebiet der via Raetia, der via Claudia Augusta und der via Iulia Augusta aus, von denen einige Meilensteine erhalten blieben. Auf diese Zeit gehen keine örtlichen Stadtgründungen zurück, aber aus antiken Quellen sind namentlich die Straßenstationen Endidae, Littamum, Pons Drusi, Sebatum, Sublavio und Vipitenum bekannt. Zu den zahlreichen Funden aus dieser Epoche in Südtirol gehört beispielsweise die bei St. Pauls in der Gemeinde Eppan ergrabene römerzeitliche Villa aus dem 4. Jahrhundert mit sehr gut erhaltenen Fußboden-Mosaiken.
Zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert wurde das Gebiet von den Bajuwaren besiedelt, die dort auf die Langobarden und die romanisierte Altbevölkerung stießen. Wichtige Fundstellen und Denkmäler aus dieser Zeit sind der Säbener Berg bei Klausen, Castelfeder bei Auer, St. Peter in Altenburg bei Kaltern und die Kirche St. Prokulus bei Naturns.
Mittelalter
Als Teil des Herzogtums Baiern zunächst im Fränkischen Reich und später im Heiligen Römischen Reich erlangte das Gebiet strategische Bedeutung, weil seine Straßen eine Verbindung zu Reichsitalien herstellten. Große Teile des Gebiets wurden 1004 und 1027 den Bischöfen von Trient und Brixen als Grafschaften (u. a. das Norital) übertragen.
Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts gelang es den Grafen von Tirol (den Albertinern und Meinhardinern), ausgehend von Schloss Tirol bei Meran die Grafschaft Tirol zur dominierenden lokalen Herrschaft zu machen. Allmählich nahmen die Talschaften südlich und nördlich des Brenners den Namen Tirol an. Ab dem späten 12. Jahrhundert setzte entlang den überregionalen Verkehrsachsen eine Phase zentralörtlicher Städtegründungen ein, die zu einer erheblichen sozialen Ausdifferenzierung und wirtschaftlichen Verdichtung des Landes führte.
1342 stellte Ludwig von Brandenburg den Landständen den Tiroler Freiheitsbrief aus. Im Jahr 1363 ging die Grafschaft Tirol – nach erfolglosen Akquisitionsversuchen seitens der Wittelsbacher und der Luxemburger – von Margarete von Tirol (später „Maultasch“ genannt) unter Zustimmung der Tiroler Landstände an die Habsburger über, die das Land fast durchgängig bis 1918 regierten. Friedrich IV. verlegte den Amtssitz 1420 nach Innsbruck.
Frühe Neuzeit
Am Beginn des 16. Jahrhunderts wurde auch der Tiroler Raum von den großräumigen politischen und religiös-ideologischen Umwälzungen erfasst. Michael Gaismair führte um 1525 den lokalen Bauernaufstand an, der nach ersten Zugeständnissen des Tiroler Landesfürsten allerdings gewaltsam niedergeschlagen wurde.
Die Reformation fand in Tirol zeitgleich in der Bewegung der Hutterer besondere Resonanz, einer religiösen Vereinigung, die 1528 von Jakob Hutter gegründet worden war. Die Hutterer waren massiver Verfolgung ausgesetzt. Jakob Hutter wurde 1536 vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zahlreiche seiner Anhänger verließen Tirol infolge der Repression und fanden in Mähren, später in Nordamerika, eine neue Heimat.
19. Jahrhundert
Im Zuge der Französischen Revolution und der anschließenden Eroberungskriege Napoleons kam es auch in Tirol zu Umwälzungen. 1805 fiel ganz Tirol an das mit Frankreich verbündete Bayern, das im Januar 1806 zum Königreich aufstieg. 1808 wurde Tirol in drei bayerische Kreise aufgeteilt (Innkreis, Eisackkreis, Etschkreis); 1809 kam es auch dort zur Aushebung von Truppen für die Bayerische Armee.
Unter der Führung Andreas Hofers entstand eine Widerstandsbewegung, die sich der säkularen, aus Frankreich importierten Neuordnung gewaltsam widersetzte. Nach der militärischen Niederschlagung des Tiroler Volksaufstands wurden Bozen und das Gebiet südlich davon zusammen mit dem Trentino 1810 erstmals an das kurzlebige Königreich Italien angegliedert, 1813 von den Truppen des Kaisertums Österreich jedoch erneut besetzt. Im Zuge der Wiederherstellung der vorrevolutionären Machtverhältnisse in Europa (Restauration) auf dem Wiener Kongress wurde Tirol 1815 erneut als Teil der Habsburgermonarchie bestätigt.
Die Industrielle Revolution hielt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Tirol erst verspätet Einzug und blieb lange Zeit im Wesentlichen auf die kleinstädtischen Ballungszentren der Region beschränkt; eine sozialdemokratische Partei entstand in Tirol erst 1890, blieb aber weitgehend unbedeutend. Nachhaltige Wirkung entfaltete der Nationalismus deutscher und italienischer Prägung. Erste Kontroversen hatten sich in Tirol diesbezüglich bereits im Revolutionsjahr 1848 abgezeichnet; sie verstärkten sich vor dem Hintergrund des italienischen Risorgimento (1861) und der deutschen Reichsgründung (1871).
Kriegsjahre und Diktaturen
Erster Weltkrieg: Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem die soziale Basis des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn auch in Tirol durch die aufkommenden Nationalismen bereits tief gespalten war. Die Hinrichtung des italienischen Irredentisten Cesare Battisti in Trient im Jahr 1916 gilt als symbolischer Höhepunkt des Tiroler Nationalitätenkonflikts. Ihm war der Kriegseintritt Italiens gegen Österreich-Ungarn aufseiten der Triple Entente im Jahr 1915 vorausgegangen. In diesem Zusammenhang hatte Italien im Londoner Geheimvertrag von seinen Bündnispartnern die Zusicherung erhalten, nach dem Sieg u. a. den südlichen Teil Tirols bis zum Brennerpass annektieren zu können. Damit wurde über die ursprünglichen Ziele des zunächst auf italienischsprachige Gebiete außerhalb des italienischen Staatsgebietes konzentrierten Irredentismus hinausgegriffen und dafür internationale Unterstützung erlangt.
Abtrennung von Österreich: Am 30. Oktober 1918 konstituierte sich der neue Staat Deutschösterreich und betrachtete Deutsch-Südtirol als Bestandteil seines Staatsgebiets. Am 3. November 1918 schloss die kaiserlich-österreichische Armee (Ungarn betrachtete sich seit dem Ende der Realunion am 31. Oktober 1918 als nicht mehr betroffen und verhandelte seinen Waffenstillstand mit Italien in der Folge separat) mit dem Königreich Italien den Waffenstillstand von Villa Giusti. Südtirol wurde daraufhin rasch von italienischen Truppen besetzt.
Deutschösterreich rief am 12. November 1918 die Republik aus. Es hatte allerdings als Teil der Verliererseite des Krieges kaum Einfluss auf den Vertrag von Saint-Germain vom 10. September 1919 (der demzufolge damals als Diktat von Saint-Germain bezeichnet wurde), sah aber zum Vertragsabschluss keine gangbare Alternative. Südtirol wurde gemäß dem Londoner Geheimvertrag Italien zugesprochen. Die Konstituierende Nationalversammlung Deutschösterreichs ratifizierte den Vertrag am 21. Oktober 1919; völkerrechtlich trat er am 16. Juli 1920 in Kraft. Daraufhin erfolgte am 10. Oktober 1920 auch formal die Annexion Südtirols durch Italien, in dem es zunächst zusammen mit dem Trentino als Venezia Tridentina verwaltet wurde.
Italianisierung: Mit der Machtergreifung der Faschisten in Italien im Jahre 1922 begann in Südtirol eine gewaltsame Assimilierungspolitik, die eine vollständige Ausmerzung des altösterreichischen Charakters der Region zum Ziel hatte. Im Rahmen eines von Ettore Tolomei entworfenen umfassenden Italianisierungsprogramms wurde u. a. der Gebrauch der deutschen Sprache im Schulunterricht sowie in allen öffentlichen Einrichtungen verboten; ebenso wurden Vor- und Familiennamen der ortsansässigen Bevölkerung behördlich ins Italienische übersetzt. 1927 wurde die Venezia Tridentina in die mehrheitlich italienischsprachige Provinz Trient und die mehrheitlich deutschsprachige Provinz Bozen geteilt. Besonders ab den 1930er Jahren wurde mittels gezielter Wohnbau- und Industrialisierungspolitik des italienischen Staates versucht, die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung durch verstärkten italienischen Zuzug zur Minderheit innerhalb Südtirols zu machen. Eliten aus dem Umfeld der katholischen Geistlichkeit sowie des konservativ-deutschnationalen Deutschen Verbands widersetzten sich dieser Entnationalisierungspolitik mit der Einrichtung illegaler Katakombenschulen. Ab Beginn der 1930er Jahre organisierten sich Südtiroler aber auch im nationalsozialistischen Völkischen Kampfring Südtirols (VKS).
Umsiedlungspolitik: Im Mai 1939 schlossen Benito Mussolini und Adolf Hitler den Stahlpakt; die beiden Diktatoren einigten sich u. a. darauf, „die gemeinsame, für alle Zeiten festgelegte Grenze zwischen Deutschland und Italien“ anzuerkennen, also auch jene zwischen Tirol und Südtirol. Zur Lösung der Südtirolfrage wurde auf Linie der nationalsozialistischen Heim-ins-Reich-Doktrin im Oktober desselben Jahres schließlich ein Umsiedlungsabkommen geschlossen, die sogenannte Option, in der die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung vor die Wahl gestellt wurde, in das Deutsche Reich abzuwandern oder ohne ethnischen Minderheitenschutz in ihrer Heimat zu bleiben. Der Völkische Kampfring Südtirols unterstützte dieses Abkommen nach anfänglicher Kritik, während sich eine kleine Gruppe um den Andreas-Hofer-Bund der Umsiedlung widersetzte. 86 % der Südtiroler optierten für die Abwanderung. Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden Zehntausende in das Deutsche Reich umgesiedelt.
Nationalsozialistische Herrschaft: Mit dem Sturz Mussolinis und dem deutschen Einmarsch in Norditalien endete die Umsiedlung 1943 vorzeitig; Südtirol geriet nun als Operationszone Alpenvorland bis Kriegsende 1945 direkt unter nationalsozialistische Herrschaft (siehe auch Durchgangslager Bozen). Mit dem Einmarsch der US-Streitkräfte im Frühjahr 1945 übernahm die italienische antifaschistische Widerstandsbewegung Comitato di Liberazione Nazionale (CLN) die provisorische Verwaltung Südtirols; gleichzeitig wurde die Südtiroler Volkspartei (SVP) als Sammelpartei der deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler gegründet.
Nachkriegszeit und Autonomie
Unmittelbare Nachkriegszeit: Am Rande der Pariser Friedenskonferenz 1946 wurde zwischen der österreichischen Bundesregierung Figl I und der Republik Italien die Grundlage für ein Autonomiestatut für Südtirol und die deutschsprachigen Gemeinden des angrenzenden Trentino ausgehandelt (Gruber-De-Gasperi-Abkommen). Darin wurde auch die Schutzfunktion Österreichs für Südtirol verankert, die bis heute von der österreichischen Bundesregierung ausgeübt wird. Die italienische Regierung erweiterte 1948 zwar die Provinz Bozen um einige bis dato der Provinz Trient zugeschlagene mehrheitlich deutschsprachige Gemeinden (vor allem im Unterland und am Deutschnonsberg), fasste die beiden Provinzen aber zur Region Trentino-Tiroler Etschland zusammen. Das sogenannte Erste Autonomiestatut siedelte wesentliche Teile der autonomen Kompetenzen bei dieser mehrheitlich italienischsprachigen Region an, wodurch die politischen Vertreter der deutschsprachigen Südtiroler in eine Minderheitenposition gebracht wurden. Auch andere Bestimmungen des Vertrages blieben im Verlauf der 1950er Jahre zum Großteil unerfüllt. Die italienische Wirtschaftspolitik förderte gleichzeitig die Arbeitsmigration aus den italienischen Nachbarregionen nach Südtirol, gegen die sich unter der alteingesessenen Bevölkerung Widerstände aufbauten. Die Unzufriedenheit weiter Teile der deutschsprachigen Bevölkerung gipfelte vorerst 1957 in der Großkundgebung von Schloss Sigmundskron.
Bombenattentate: Das Klima politischer und ökonomischer Marginalisierung bestärkte einige separatistisch gesinnte Südtiroler (Befreiungsausschuss Südtirol, BAS) ab Mitte der 1950er Jahre in ihrem Vorhaben, durch Bombenattentate eine Loslösung Südtirols von Italien zu erzwingen. Nach Inhaftierung der Führungsriege des BAS infolge der Feuernacht im Jahr 1961 wurden bis in die späten 1980er Jahre zunehmend gewalttätigere Anschläge von Folgegruppierungen verübt, die mit neonazistischen Kreisen aus dem deutschsprachigen Ausland in Verbindung standen.
Diplomatische Lösung: Bereits vor den Ereignissen der Feuernacht wurde die Südtirolfrage im Jahr 1960 mit der Bekanntgabe des Streitfalls zwischen Österreich und Italien durch den damaligen österreichischen Außenminister Bruno Kreisky vor der UNO-Generalversammlung „internationalisiert“, d. h. zum Gegenstand der Aufmerksamkeit über Österreich und Italien hinaus gemacht. Die italienische Regierung wurde dadurch zu einer Lösung des politischen Konflikts mit der ethnischen Minderheit der Südtiroler motiviert. Nach Einsetzung der parlamentarischen Neunzehnerkommission im Jahr 1961 erzielten die Außenminister Giuseppe Saragat (Italien) und Bruno Kreisky (Österreich) 1964 eine erste grundsätzliche Einigung hinsichtlich der Verwirklichung des Maßnahmenpakets, das die Kommission vorgelegt hatte. Nach weiteren Nachverhandlungen wurde 1969 schließlich der sogenannte „Operationskalender“ zur Verwirklichung des „Südtirol-Pakets“ von der Südtiroler Volkspartei und dem österreichischen Nationalrat gutgeheißen und 1971 vom italienischen Parlament verabschiedet. 1972 trat somit das Zweite Autonomiestatut als Verfassungsgesetz in Kraft, das einen bedeutenden Ausbau der Autonomie Südtirols mit sich brachte. 1992 gab die italienische Regierung der österreichischen bekannt, Paket und Operationskalender seien nun im vollen Umfang realisiert. Österreich richtete daraufhin nach Zustimmung der Südtiroler und Tiroler Politiker eine „Streitbeilegungserklärung“ an Italien und an die Vereinten Nationen.
Jüngere Entwicklungen: Begünstigt von weitreichenden Autonomiebefugnissen (teils auch in Budgetangelegenheiten) konnte sich Südtirol zu einer wohlhabenden Region in Europa und einer der bestgestellten Italiens entwickeln. Der mit dem Schengener Abkommen und der Einführung der Gemeinschaftswährung Euro angeschobene europäische Integrationsprozess erleichterte es seit den 1990er Jahren, verstärkt an die lange historische Zusammengehörigkeit des Bundeslandes Tirol und der Länder Südtirol und Trentino anzuknüpfen. Mit der Gründung der Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino erfolgte eine Institutionalisierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den anderen Teilen des ehemaligen Kronlandes Tirol. Symbolhaft für die Entspannung der italienisch-österreichischen Beziehungen in der Südtirolfrage stehen erstmalige Zusammenkünfte hoher politischer Repräsentanten beider Staaten auf Südtiroler Boden: Am 5. September 2012 trafen sich die Staatspräsidenten Giorgio Napolitano und Heinz Fischer zu Konsultationen im Meraner Kurhaus, am 5. Juli 2014 nahmen Ministerpräsident Matteo Renzi und Bundeskanzler Werner Faymann gemeinsam an einer Tagung auf Schloss Prösels teil.
Politik
Hoheitssymbole
Südtirol verfügt über ein offizielles Wappen und eine Flagge.
Blasonierung: „Auf Silbergrund alter roter (Tiroler) Adler, goldbewehrt mit roter Zunge und goldenen Flügelspangen.“ | |
Wappenbegründung: Das Wappen ist eine Variante des traditionellen Tiroler Wappens. Es wurde von der Südtiroler Landesregierung am 30. Juli 1982 beschlossen und infolge des Dekrets des Präsidenten der Italienischen Republik vom 21. März 1983 genehmigt. |
Die Flagge ist in den Farben Weiß und Rot gehalten, die der alten Tiroler Landesfahne entnommen sind; in der Mitte ist sie mit dem Landeswappen belegt. Ihre offizielle Anerkennung wurde am 7. Oktober 1996 von der Landesregierung beantragt, am 22. November 1996 erfolgte die Genehmigung des Präsidenten.
- Flagge Südtirols
- Landesbanner Südtirols
Regional- und Landesautonomie
Südtirol (also die Provinz Bozen) bildet zusammen mit dem Trentino (Provinz Trient) die Region Trentino-Südtirol, eine der insgesamt fünf italienischen Regionen, die mit weitgehenden Gesetzgebungsbefugnissen ausgestattet und dementsprechend auch von der italienischen Verfassung als autonome Regionen mit besonderem Statut anerkannt werden. Das Erste Autonomiestatut wurde 1948 auf der Grundlage des Gruber-De-Gasperi-Abkommens per Verfassungsgesetz eingeführt. Von den politischen Vertretern der deutschsprachigen Südtiroler wurde diese Lösung jedoch als unzureichend empfunden, da mit der Konstituierung einer Gemeinschaftsregion mit dem Trentino de facto eine italienischsprachige Bevölkerungsmehrheit geschaffen wurde. Diese Konstellation begrenzte bei den Wahlen zum Regionalrat und der Bildung der Regionalregierungen das politische Potential der deutschsprachigen Parteien. Gleichzeitig wurde im Verlauf der 1950er und 60er Jahre von Seiten der deutschsprachigen Bevölkerung die fehlende Umsetzung der zugesicherten Maßnahmen zur wirtschaftlichen und kulturellen Förderung kritisiert.
Mit Einführung des Zweiten Autonomiestatus nach mehrjährigen Verhandlungsetappen im Jahr 1972 bzw. im Laufe der bis 1992 dauernden Umsetzung des Maßnahmenpakets wurden die autonomen Kompetenzen erweitert und beinahe zur Gänze von der Region Trentino-Südtirol an die beiden Provinzen Trient und Bozen übergeben. Der mehrheitlich deutschsprachigen Provinz Bozen ist es dadurch vorbehalten, im Landtag in den Bereichen öffentliche Ämter, Raumordnung, Handwerk, Messen und Märkte, Jagd und Fischerei, Kommunikations- und Transportwesen, Fremdenverkehr und Gastgewerbe, Landwirtschaft, Kindergärten, Schulbau und einer Reihe weiterer Kompetenzbereiche eigene Gesetze zu erlassen, deren Umsetzung der Landesregierung obliegt. Obwohl das Autonomiestatut ein Gesetz in Verfassungsrang darstellt, bleiben die autonomen Spielräume Südtirols punktuell Änderungen unterworfen. Einige dieser Änderungen brachte die Verfassungsreform im Jahr 2001 mit daran anschließenden Urteilen des italienischen Verfassungsgerichts. Diverse Zuständigkeiten wurden seit 1992 durch das Europarecht eingeschränkt. Umgekehrt erhielt Südtirol durch bilateral mit der italienischen Regierung ausgehandelte Durchführungsbestimmungen eine Reihe von Befugnissen, die ursprünglich im Autonomiestatut nicht vorgesehen waren. So kann das Land seit 2014 beispielsweise die Sätze der Lokalsteuern (Immobiliensteuer, Abfallgebühren, Zuschläge zu staatlichen Steuern) selbst festlegen.
Um eine den Kompetenzen entsprechende Selbstverwaltung zu ermöglichen, wird Südtirol mit finanziellen Mitteln aus den staatlichen Steuereinnahmen versorgt, bleibt dabei jedoch ein Nettozahler zum italienischen Staatshaushalt. Ein Großteil der in Südtirol einbezahlten Steuern (vor allem der Umsatzsteuer sowie der Einkommens- und Körperschaftsteuer) fließen von Rom an die Landesverwaltung zurück. Der Südtiroler Landeshaushalt belief sich 2015 auf rund 5,3 Milliarden Euro. Das Budget des österreichischen Bundeslandes Tirol wies vergleichsweise rund 3,4 Milliarden Euro auf. Dadurch werden in Südtirol (wie auch im Trentino) von der lokalen Verwaltung zahlreiche Dienstleistungen angeboten, die in anderen italienischen Regionen von der staatlichen Verwaltung übernommen werden oder überhaupt nicht bestehen.
Politische Landschaft
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs und der Konstituierung Südtirols als autonomer Provinz innerhalb der Republik Italien bestimmt die Südtiroler Volkspartei (SVP) das politische Geschehen vor Ort maßgeblich. Sie präsentiert sich als „ethnische Sammelpartei“ aller deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler und konnte als solche von 1948 bis 2008 ununterbrochen die absolute Mehrheit der Mandate im Südtiroler Landtag erreichen. Bei den Landtagswahlen 2013 verfehlte sie erstmals die dafür notwendige Stimmenanzahl, blieb aber stärkste Landtagsfraktion. Entsprechend stellte die SVP bis dato alle Landeshauptleute und stets die Mehrheit der Mitglieder der Südtiroler Landesregierung. Auf kommunaler Ebene ist die SVP in zahlreichen Gemeinden die stärkste politische Kraft.
Im gesamtstaatlichen Kontext verfügt die SVP aufgrund ihres klaren Regionalprofils nur über geringes politisches Gewicht, wenngleich sie als einzige italienische Partei seit 1948 ununterbrochen durch Parlamentarier in der Abgeordnetenkammer und im Senat vertreten ist. Im Sinne ihres regionalistischen Selbstverständnisses strebte die Partei auf staatlicher Ebene bis dato keine direkte Regierungsbeteiligung an; sie verfolgt seit ihrer Gründung vielmehr das Ziel, legislative und exekutive Kompetenzübertragungen vom Staat an die Landesverwaltung zu erlangen, um dadurch eine weitgehende Selbstverwaltung Südtirols zu realisieren (siehe Autonomie Südtirols). Im Zuge der laufenden Ausverhandlung bzw. Umsetzung der Südtiroler Autonomie unterstützte die SVP im italienischen Parlament bis Anfang der 1990er Jahre durchwegs die gesamtstaatliche Regierungspartei Democrazia Cristiana (DC). Nach der Transformation des italienischen Parteiensystems ging die SVP strategische Partnerschaften mit dem tendenziell föderalistischen Mitte-links-Bündnis L’Ulivo ein, aus dem 2007 der Partito Democratico (PD) hervorging.
Neben der Südtiroler Volkspartei entstanden seit den 1960er Jahren auch kleinere regionale Oppositionsparteien. Die Soziale Fortschrittspartei und die Sozialdemokratische Partei Südtirols forderten im Zuge der Ausgestaltung der Regionalautonomie in den 1970er Jahren einen stärkeren Ausbau von Sozial- und Bildungseinrichtungen sowie politischen Pluralismus innerhalb der deutschsprachigen Bevölkerung. Die links-alternative Liste Neue Linke/Nuova Sinistra setzte am Beginn der 1980er Jahre wesentliche Akzente zur Überwindung der ethnischen Trennung der politischen Öffentlichkeit in ein deutsch-/ladinischsprachiges und ein italienischsprachiges Lager. In partieller Kontinuität zu den genannten Bewegungen verfechten die Südtiroler Grünen eine ökosoziale Politik. Die seit den 1980er Jahren entstandenen Parteien Süd-Tiroler Freiheit, Die Freiheitlichen und BürgerUnion üben grundsätzliche Kritik an der Autonomen Provinz Bozen als Institution. Sie fordern eine Loslösung Südtirols von Italien zugunsten unterschiedlicher staatlicher Alternativmodelle (Angliederung an Österreich, Gründung eines Südtiroler Freistaats). Eine stärkere Eigenständigkeit unter ethnisch-territorialen Gesichtspunkten fordern seit den 1990er Jahren ebenso die Ladins Dolomites für die ladinischen Talgemeinschaften.
Der Aktionsradius der gesamtstaatlichen (italienischen) Parteien ist in Südtirol vorwiegend auf den urbanen Raum Bozens und Merans beschränkt, der eine größere Anzahl italienischsprachiger Bürger beheimatet. Bis in die 1990er Jahre war die Democrazia Cristiana unter der italienischen Bevölkerung (die rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung Südtirols umfasst) durchwegs die stärkste politische Partei, wenngleich der verhältnismäßig hohe Anteil an Industriearbeitern auch der Kommunistischen Partei Italiens zeitweise drei von 35 Landtagsmandaten sicherte. Vor allem die Umsetzung des Zweiten Autonomiestatus für Südtirol und die damit verbundene Einführung des „ethnischen Proporzes“ verunsicherte in den 1980er Jahren viele italienischsprachige Wähler, die sich infolge mehrheitlich italienisch-nationalistischen Parteien wie dem neofaschistischen und anti-autonomistischen Movimento Sociale Italiano (MSI), später der Alleanza Nazionale und dem italienischen Mitte-rechts-Lager rund um Forza Italia bzw. den Popolo della Libertà zuwandten. Das italienische Mitte-links-Lager (Democratici di Sinistra, Partito Democratico) bekannte sich hingegen stets zur Lokalautonomie und wirkte aktiv an deren Ausgestaltung mit. Dementsprechend waren seit der Auflösung der Democrazia Cristiana Parteien dieses Spektrums – wie auch im italienischen Parlament – bevorzugter Koalitionspartner der SVP auf Landesebene und in den größeren Stadtgemeinden. Unter dem Eindruck des latenten Konsensverlustes der italienischen Mitte-Links-Parteien änderte die SVP 2019 auf Landesebene ihre Koalitionspräferenz und bildete erstmals mit der rechtspopulistischen Lega Nord eine Koalitionsregierung.
Landtag
- Grüne: 3
- PD: 1
- LC: 1
- TK: 4
- SVP: 13
- SMW: 1
- F: 2
- STF: 4
- JWA: 2
- VITA: 1
- Lega: 1
- FdI: 2
Der Südtiroler Landtag (italienisch Consiglio provinciale, ladinisch Cunsëi provinziel) ist die Volksvertretung der Autonomen Provinz Bozen. Die 35 Abgeordneten sind zugleich auch Mitglieder des Regionalrats Trentino-Südtirol. Das Autonomiestatut verleiht dem Landtag umfangreiche legislative Befugnisse und Kompetenzen. Seine Hauptaufgaben liegen in der Gesetzgebung sowie der Wahl und Kontrolle der Landesregierung. In die Landesregierung gewählte Abgeordnete behalten ihren Sitz im Landtag, wodurch sie eine Doppelfunktion in Legislative und Exekutive innehaben können. Die Dauer einer Legislaturperiode beträgt fünf Jahre. Den Vorsitz führt ein für zweieinhalb Jahre gewählter Landtagspräsident, den abwechselnd die deutsche und die italienische Sprachgruppe stellt oder alternativ die ladinische Sprachgruppe. Derzeit (2024) übernimmt Arnold Schuler diese Aufgabe.
Landtage seit 1948:
Legislaturperiode | Landtagswahl | Abgeordnete |
---|---|---|
1948–1952 | Landtagswahl 1948 | Abgeordnete der I. Legislaturperiode |
1952–1956 | Landtagswahl 1952 | Abgeordnete der II. Legislaturperiode |
1956–1960 | Landtagswahl 1956 | Abgeordnete der III. Legislaturperiode |
1960–1964 | Landtagswahl 1960 | Abgeordnete der IV. Legislaturperiode |
1964–1968 | Landtagswahl 1964 | Abgeordnete der V. Legislaturperiode |
1968–1973 | Landtagswahl 1968 | Abgeordnete der VI. Legislaturperiode |
1973–1978 | Landtagswahl 1973 | Abgeordnete der VII. Legislaturperiode |
1978–1983 | Landtagswahl 1978 | Abgeordnete der VIII. Legislaturperiode |
1983–1988 | Landtagswahl 1983 | Abgeordnete der IX. Legislaturperiode |
1988–1993 | Landtagswahl 1988 | Abgeordnete der X. Legislaturperiode |
1993–1998 | Landtagswahl 1993 | Abgeordnete der XI. Legislaturperiode |
1998–2003 | Landtagswahl 1998 | Abgeordnete der XII. Legislaturperiode |
2003–2008 | Landtagswahl 2003 | Abgeordnete der XIII. Legislaturperiode |
2008–2013 | Landtagswahl 2008 | Abgeordnete der XIV. Legislaturperiode |
2013–2018 | Landtagswahl 2013 | Abgeordnete der XV. Legislaturperiode |
2018–2023 | Landtagswahl 2018 | Abgeordnete der XVI. Legislaturperiode |
2023– | Landtagswahl 2023 | Abgeordnete der XVII. Legislaturperiode |
Landesregierung
Die Südtiroler Landesregierung (früher auch Landesausschuss genannt, italienisch Giunta provinciale, ladinisch Junta provinziala) besteht aus einem Landeshauptmann und einer variablen Anzahl an Landesräten. Aktuell (2024) besteht die Landesregierung aus zehn Landesräten und dem Landeshauptmann. Aus den Reihen der Landesräte werden die Stellvertreter des Landeshauptmanns ernannt. Der derzeitige Landeshauptmann ist Arno Kompatscher (SVP), seine Stellvertreter sind die Landesräte Rosmarie Pamer (SVP), Marco Galateo (FdI) und Daniel Alfreider (SVP).
Der Landeshauptmann und die Landesräte werden vom Landtag in geheimer Wahl mit absoluter Stimmenmehrheit gewählt. Die Zusammensetzung der Landesregierung muss in jedem Fall die proportionale Verteilung der deutschen und der italienischen Sprachgruppe im Landtag widerspiegeln. Diese Bestimmung verhinderte in der Vergangenheit eine Alleinregierung der deutschsprachig dominierten Südtiroler Volkspartei (SVP) und ermöglichte den italienischen Parteien eine Beteiligung an der Landesregierung. Da die ladinische Sprachgruppe mit nur knapp 4 % der Wohnbevölkerung Südtirols über ein geringes Wählerpotential verfügt, ermöglicht eine eigene Bestimmung im Autonomiestatut die ladinische Vertretung in der Landesregierung unabhängig von ihrer anteilsmäßigen Vertretung im Landtag.
Landesregierungen seit 1948:
Regierungszeit | Landeshauptmann | Kabinett | Koalitionsparteien |
---|---|---|---|
1948–1952 | Karl Erckert | Erckert I | SVP, DC, PRI |
1952–1956 | Karl Erckert, Alois Pupp | Erckert II | SVP, DC |
1956–1960 | Alois Pupp | Pupp | SVP, DC |
1960–1965 | Silvius Magnago | Magnago I | SVP, DC |
1965–1969 | Silvius Magnago | Magnago II | SVP, DC, PSDI |
1969–1974 | Silvius Magnago | Magnago III | SVP, DC, PSI |
1974–1979 | Silvius Magnago | Magnago IV | SVP, DC, PSI |
1979–1984 | Silvius Magnago | Magnago V | SVP, DC, PSDI |
1984–1989 | Silvius Magnago | Magnago VI | SVP, DC, PSI |
1989–1994 | Luis Durnwalder | Durnwalder I | SVP, DC, PSI |
1994–1999 | Luis Durnwalder | Durnwalder II | SVP, Partito Popolare Altoatesino, PDS |
1999–2003 | Luis Durnwalder | Durnwalder III | SVP, Unione Democratica Altoatesina, DS |
2003–2008 | Luis Durnwalder | Durnwalder IV | SVP, Unione Autonomista, DS |
2008–2014 | Luis Durnwalder | Durnwalder V | SVP, PD |
2014–2019 | Arno Kompatscher | Kompatscher I | SVP, PD |
2019–2024 | Arno Kompatscher | Kompatscher II | SVP, LN |
2024– | Arno Kompatscher | Kompatscher III | SVP, Freiheitliche, FdI, LN, La Civica |
Staatliche Verwaltung
Die staatliche italienische Verwaltung wird in Südtirol durch das Regierungskommissariat für die Provinz Bozen (Commissariato del Governo per la provincia di Bolzano) verkörpert, das von einem von der italienischen Zentralregierung in Rom ernannten Regierungskommissar (Commissario del Governo) geleitet wird. Seit dem 1. Mai 2017 bekleidet Vito Cusumano dieses Amt. Der Regierungskommissar entspricht den Präfekten der anderen italienischen Provinzen. Abgesehen davon, dass der Regierungskommissar als offizieller Vertreter Roms gegenüber der Landesregierung fungiert, hat das Regierungskommissariat Kompetenzen im Bereich der inneren Sicherheit, des Zivilschutzes, der Einwanderung und der Organisation von Wahlen. Ihren Sitz hat die Behörde im Herzogspalast, der ehemaligen Villa Wendlandt.
Liste der Präfekten und Regierungskommissare:
Amtsinhaber | Amtszeit | |||||||
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Präfekten der Provinz Bozen | ||||||||
Umberto Ricci | 1927–1928 | |||||||
Giambattista Marziali | 1928–1933 | |||||||
Giuseppe Mastromattei | 1933–1940 | |||||||
Agostino Podestà | 1940–1942 | |||||||
Guglielmo Froggio | 1942–1943 | |||||||
Emanuele Zannelli | 1943 | |||||||
Adalberto Berruti | 1943 | |||||||
Peter Hofer | 1943 | |||||||
Karl Tinzl | 1943–1945 | |||||||
Bruno De Angelis | 1945–1946 | |||||||
Silvio Innocenti | 1946–1947 | |||||||
Francesco Quaini | 1947 | |||||||
Edoardo Bisia | 1947 | |||||||
Francesco Quaini | 1948 | |||||||
Vizeregierungskommissare der Provinz Bozen | ||||||||
Oscar Benussi | 1949–1954 | |||||||
Luigi Sandrelli | 1954–1955 | |||||||
Gildo Marchione | 1955–1958 | |||||||
Francesco Puglisi | 1958–1964 | |||||||
Augusto Bianco | 1964–1966 | |||||||
Luigi Masci | 1966–1972 | |||||||
Regierungskommissare für die Provinz Bozen | ||||||||
Luigi Masci | 1972–1973 | |||||||
Giustiniano de Pretis | 1973–1979 | |||||||
Ignazio Marotta | 1979–1982 | |||||||
Mario Urzì | 1982–1994 | |||||||
Carla Scoz | 1995–2000 | |||||||
Giustino Di Santo | 2000–2005 | |||||||
Giuseppe Destro | 2005–2006 | |||||||
Carla Scoz | 2007 | |||||||
Fulvio Testi | 2007–2012 | |||||||
Valerio Valenti | 2012–2013 | |||||||
Elisabetta Margiacchi | 2014–2017 | |||||||
Vito Cusumano | seit 2017 |
Wirtschaft
Wirtschaftsstruktur
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag 2013 in Südtirol bei etwa 40.000 Euro (Italien: 26.500 Euro; Österreich: 38.100 Euro; EU: 26.600 Euro); damit positionierte sich Südtirol in einer kaufkraftbereinigten Rangliste auf Platz 21 der 273 NUTS-2-Regionen in der EU und auf Platz 1 in Italien vor der Lombardei. Auch die lokalen Verbraucherpreise überstiegen dabei den staatlichen und EU-weiten Durchschnitt: Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex lag 2012 bei 3,7 (Italien: 3,3; Österreich: 2,6; EU: 2,6). Die Arbeitslosenquote belief sich 2013 auf 4,4 % (3,9 % bei Männern und 5,0 % bei Frauen), was 11.400 Arbeitssuchenden entsprach. Diese Daten lagen deutlich unterhalb des gesamtstaatlichen Vergleichswerts von 12,2 %. Im Jahr 2017 betrug die Arbeitslosenquote 3,1 %.
Südtirols Wirtschaft ist vor allem durch den Dienstleistungsbereich geprägt, dem 2012 etwa drei Viertel der lokalen Wertschöpfung entstammten. Zu den wichtigsten Sparten dort zählen der Tourismus, Handel und Verkehr. Etwa ein Fünftel der lokalen Wertschöpfung entfiel auf das produzierende Gewerbe, speziell Verarbeitungsbetriebe (Handwerk, kleinere und mittelgroße Industrie), Energieversorgungs- und Bauunternehmen, die restlichen 5 % auf Land- und Forstwirtschaft. Ein markantes Merkmal ist die für Italien überproportionale Stärke des Genossenschaftswesens (am Stichtag 31. Dezember 2012 gab es 955 Genossenschaften mit etwa 160.000 Mitgliedern), das nicht nur in den klassischen Feldern Landwirtschaft und Bankenwesen operiert, sondern auch in Bereichen wie Tourismus, Handel oder Energie.
Am Stichtag 31. Dezember 2011 waren in Südtirol 43.059 Unternehmen tätig – bei insgesamt 46.396 Arbeitsstätten mit 188.292 Beschäftigten. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag bei 4,1 Beschäftigten je Arbeitsstätte. 58,7 % der Bediensteten waren Arbeiter, 33,6 % Angestellte und 2,8 % Führungskräfte oder leitende Angestellte. Von den Unternehmen mit mehr als drei Mitarbeitern waren 32,2 % international aktiv, 14,4 % auf dem gesamtstaatlichen Markt und somit 53,4 % ausschließlich lokal. Der größte Arbeitgeber war die öffentliche Hand mit 43.827 Angestellten in 189 Körperschaften.
2012 wurden in Südtirol insgesamt etwa 113,5 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben, was 0,59 % des Südtiroler Bruttoinlandsprodukts entsprach. Damit lag das Land deutlich hinter den gesamtstaatlichen und EU-weiten Durchschnittswerten, aber auch unterhalb des vom Europa-2020-Programm geforderten Zielwerts von 3 %. Seit den 1990er Jahren versucht die lokale Politik, diesen Rückstand aufzuholen, etwa durch die Gründungen des Forschungszentrums Eurac Research, der Freien Universität Bozen und des NOI Techparks. Für das Jahr 2015 stellte die Landesregierung beispielsweise 110 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln für Forschung und Entwicklung zur Verfügung.
Primärsektor
Die Land- und Forstwirtschaft prägen seit jeher das Südtiroler Landschaftsbild. Noch in den 1960er Jahren war die Provinz Bozen das am deutlichsten agrarisch geprägte Gebiet der italienischen und österreichischen Alpen, bevor auch im ländlichen Raum Industrie und Tourismus die wichtigsten Beschäftigungszweige wurden. 2010 waren in Südtirol 20.247 land- und forstwirtschaftliche Betriebe tätig, die etwa 484.000 ha bearbeiteten und etwa 5 % der lokalen Wertschöpfung hervorbrachten. Bei einer gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche von 240.535 ha verfügte ein Durchschnittsbetrieb über etwa 11,9 ha Grund und ließ 88,3 % aller Arbeitstage von familieneigenen Arbeitskräften leisten. Ein starkes Genossenschaftswesen im Verbund mit einer regionalen Wertschöpfungskette ermöglicht diesen kleinstrukturierten Bauernhöfen Konkurrenzfähigkeit. Mit „Qualität Südtirol“ existiert ein eigenes regionales Gütezeichen für landwirtschaftliche Produkte. Die wichtigste Interessenvertretung des Primärsektors ist der Südtiroler Bauernbund.
Die Sohlen des Etschtals bis in den oberen Vinschgau und des Eisacktals bis in den Raum Brixen dienen vorwiegend dem Anbau von Äpfeln. Elf Sorten können markenrechtlich geschützt als „Südtiroler Apfel“ vertrieben werden. 2010 betrug die gesamte Anbaufläche 18.540 ha, die Erntemenge belief sich auf 1.064.639 t. Im Jahr 2011 kamen mehr als die Hälfte der italienischen und über 10 % der EU-weiten Apfelproduktion aus Südtirol, wo der Apfelanbau für 53 % der landwirtschaftlichen Wertschöpfung verantwortlich war.
Der Weinbau im heutigen Südtirol geht in seinen Ursprüngen wahrscheinlich bereits auf vorrömische Zeiten zurück. Das Südtiroler Weinbaugebiet erstreckt sich an den Hängen des Etschtals – vorwiegend südlich von Bozen entlang der Weinstraße – und des Eisacktals in Höhenlagen zwischen etwa 220 und 1000 m s.l.m. Im Jahr 2012 umfasste die gesamte Weinbaufläche 5.360 ha. Damit gehörte es zu den kleinsten italienischen Weinbauregionen (etwa 0,7 % der Gesamtfläche). Den Erzeugern stehen, soweit sie hiervon Gebrauch machen wollen, für verschiedene Weine geschützte Herkunftsbezeichnungen (darunter auch Denominazione di origine controllata, kurz DOC) zur Verfügung, wenn ihre Weine die diesbezüglichen Anforderungen erfüllen. Die qualitätsvollen Weißweine aus Südtirol werden zu den besten Italiens gezählt, seit den frühen 1990er Jahren erwarben auch die Rotweine großes Renommée; zu den bedeutendsten Sorten zählen bei den weißen Gewürztraminer, Ruländer und Weißburgunder, bei den roten Blauburgunder, Lagrein und Vernatsch.
In den höher gelegenen Gebieten dominieren die Weide- und Forstwirtschaft. Die meist in Verbund mit Viehhaltung praktizierte Weidewirtschaft beanspruchte 2010 etwa 61 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen. 2013 gab es in Südtirol ca. 130.000 Rinder, 47.000 Schafe, 23.000 Ziegen, 10.000 Schweine (vorwiegend für die Produktion von „Südtiroler Speck“) und 7.000 Pferde. Die Kuhmilchproduktion belief sich 2012 auf etwa 410 Millionen Liter. Die Gesamtfläche der Südtiroler Wälder betrug 2008 rund 337.000 ha, ca. 200.000 ha davon wurden als Nutzwald bewirtschaftet. 2012 wurden 481.763 Festmeter Nutzholz (vorwiegend Tanne und Fichte) und 287.403 Festmeter Brennholz geschlägert.
- Apfelplantagen bei Lana
- Weinberge bei Tramin
- Heuarbeit im Pfossental
- Schaftrieb in Schnals
- Nutzwald am Vigiljoch
Sekundärsektor
Ein erster, noch zaghafter Industrialisierungsschub erfolgte in Südtirol um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in den größeren städtischen Zentren. Diese Ansätze wurden durch die faschistische Politik der 1930er Jahre intensiviert, beschränkten sich aber ebenso weitgehend auf den urbanen Raum, etwa das ausgedehnte Industriegebiet Bozen. Nachdem es bei den bestehenden Betrieben zu rückläufigen Produktionszahlen gekommen war, startete etwa um 1965 ein erneuter, diesmal dezentral angelegter Aufschwung, der in den 1970er Jahren signifikante Zuwachsraten mit sich brachte. 2012 verantwortete das produzierende Gewerbe, das u. a. vom Unternehmerverband Südtirol seine Interessen vertreten lässt, einen Anteil von etwa 20 % an der lokalen Wertschöpfung.
2011 waren in Südtirol 9.355 Betriebe im Sekundärsektor tätig (ganz überwiegend kleine und mittlere Unternehmen), die etwa 40.000 Beschäftigten Arbeit gaben. Neben der Kleinstrukturiertheit ist auch die Stärke des Handwerks, dem im Jahr 2009 etwa 81 % der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe zuzurechnen waren, ein Merkmal der Südtiroler Wirtschaft.
Von besonderer Bedeutung in Südtirol sind das Baugewerbe und die Energiewirtschaft, die hauptsächlich mit den erneuerbaren Energiequellen Wasserkraft und Biomasse operiert. 2012 erreichte die produzierte Nettoenergie beinahe 6,4 Millionen kWh (lokaler Verbrauch: ca. 2,9 Millionen kWh), was etwa 2 % der gesamten in Italien produzierten Strommenge entsprach. Das mit Abstand größte Unternehmen im Energiesektor ist Alperia. Andere wichtige Branchen sind die Lebensmittelindustrie (etwa Brauerei Forst, Dr. Schär, Loacker), die Metall- und Holzverarbeitung (etwa Rubner), die Elektroindustrie (etwa Durst Phototechnik), der Maschinenbau (etwa Leitner, Prinoth, TechnoAlpin) und die Textilindustrie (etwa die Unternehmen der Familie Oberrauch).
- Stadtzentrum von Glurns mit dahinterliegendem Gewerbegebiet
- Traditionelle Grödner Holzschnitzkunst
- Wasserkraftwerk Kardaun bei Bozen
- Seilbahnkabine des Unternehmens Leitner
- Pils der Brauerei Forst
Tertiärsektor
Etwa drei Viertel der lokalen Wertschöpfung in Südtirol gehen auf den Dienstleistungsbereich zurück. Zu den wichtigsten Branchen, die sich unter anderem durch den Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol vertreten lassen, zählen Tourismus, Handel und Verkehr.
Der Tourismus spielt eine zentrale Rolle in der Wirtschaft des rohstoffarmen Landes. Seine Anfänge gehen in Südtirol auf das 19. Jahrhundert zurück, als etwa die Kurstadt Meran wegen des milden Klimas stark besucht wurde. Ab den 1960er Jahren kam es zu enormen Wachstumsraten: Allein zwischen 1960 und 1980 vervierfachte sich nahezu die Zahl der Ankünfte. Wichtige Elemente des Aufschwungs waren damals die deutschen Gästen entgegenkommende Schwäche der Lira, sowie ein Boom des „Urlaubs auf dem Bauernhof“ und des Wintersports, der Südtirol eine zweite Hauptsaison ermöglichte (siehe auch Liste der Skigebiete in Südtirol). Seither entwickelten sich insbesondere die Orte in den Tallagen zu Fremdenverkehrszentren, während die umliegenden Berggebiete für sommerlichen wie winterlichen Erlebnisurlaub genutzt werden.
2014/15 konzentrierten sich etwas weniger als zwei Drittel des gesamten Tourismusaufkommens auf das Sommerhalbjahr, etwa mehr als ein Drittel auf das Winterhalbjahr. Über 10.000 Beherbergungsbetriebe stellten 2015 den Touristen rund 220.000 Betten zur Verfügung; die Besucher gaben 2012/13 im Durchschnitt täglich etwa 120 Euro pro Kopf aus. Mit einer Summe von 28,9 Millionen Übernachtungen belegte Südtirol 2011 den zweiten Platz unter allen italienischen Provinzen – hinter Venedig (35 Millionen), aber noch vor Rom (25,8 Millionen) und Rimini (16,2 Millionen).
1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2015 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Ankünfte insgesamt | 713.682 | 1.187.856 | 2.675.668 | 3.605.914 | 4.113.125 | 5.699.182 | 6.495.949 |
Ankünfte von Ausländern | 496.408 | 854.775 | 2.167.473 | 2.311.006 | 2.621.524 | 3.495.516 | 4.187.908 |
Übernachtungen insgesamt | 3.738.061 | 10.206.377 | 20.169.330 | 23.167.146 | 23.649.699 | 28.580.491 | 29.475.245 |
Übernachtungen von Ausländern | 2.338.192 | 7.860.029 | 16.873.053 | 14.977.581 | 15.283.546 | 18.116.711 | 20.080.507 |
Der Handel hat im Transitland Südtirol eine lange Tradition, an die die Messe Bozen anknüpft. Die beiden Handelsunternehmen Aspiag (Lebensmitteleinzelhandel) und Würth (Großhandel) waren 2012 zum wiederholten Mal die größten privaten Arbeitgeber Südtirols. Im Bereich der Logistikunternehmen sind Betriebe wie Fercam und Gruber zu nennen. Dienstleistungen für das verbreitete Genossenschaftswesen erbringen Genossenschaftsverbände wie der Raiffeisenverband Südtirol. Die bedeutendsten lokalen Banken sind die Südtiroler Sparkasse, die Südtiroler Volksbank und die Raiffeisen Landesbank Südtirol. Ein wichtiger wissensbasierter Dienstleister ist die Zertifizierungsagentur KlimaHaus, die Südtirol in Italien eine Vorreiterrolle im Bereich energieeffizienten und nachhaltigen Bauens verschafft hat.
- Bergwandern in den Dolomiten
- Skipiste in Gröden
- Hotel Palace in Meran
Verkehr
Straßenverkehr
Südtirol verfügt über ein gut ausgebautes, über 5000 km langes Straßennetz. Die bedeutendste Verkehrsinfrastruktur ist die mautpflichtige Brennerautobahn A22, die Teil der Europastraße 45 ist. Sie durchquert das Land in Nord-Süd-Richtung vom Brenner (1370 m) an Brixen und Bozen vorbei bis zur Salurner Klause (207 m). Der Brenner ist der Alpenpass mit dem höchsten Aufkommen an Güterkraftverkehr. Im ersten Halbjahr 2014 wurden dort etwa 936.000 Durchfahrten von Schwerlastverkehr verzeichnet (gegenüber insgesamt etwa 480.000 Durchfahrten auf den vier wichtigsten Schweizer Alpenpässen); ca. 90 % der Lastkraftwagen waren dabei Teil des Transitverkehrs. Der am meisten befahrene Abschnitt der Autobahn ist jener zwischen Bozen Süd und Neumarkt: 2012 wurden hier durchschnittlich knapp 38.000 Durchfahrten pro Tag erhoben.
Die wichtigen Ortschaften, Täler und Pässe Südtirols werden durch Staats- und Landesstraßen erschlossen, die seit 1998 ausnahmslos von der Südtiroler Landesverwaltung gewartet und finanziert werden. Daneben bestehen noch zahlreiche Gemeindestraßen. Die Straßen mit dem höchsten Verkehrsaufkommen sind die großen Staatsstraßen insbesondere im Bereich der Ballungsräume. Auf der den Westen des Landes bedienenden SS 38, die zwischen Meran und Bozen als MeBo vierspurig ausgebaut ist, wurden 2012 im Raum Bozen im Durchschnitt über 35.000 Durchfahrten täglich gemessen. Die das Überetsch von Bozen aus erschließende SS 42 kam auf über 20.000 Durchfahrten, die parallel zur Autobahn verlaufende SS 12 („Brennerstaatsstraße“) am Eingang des Eisacktals auf über 18.000, die SS 49 im Pustertal abschnittsweise auf über 16.000.
Die Gebirgslandschaft in Südtirol bringt mit sich, dass Verkehrswege vieler aufwendiger Kunstbauten bedürfen. Allein auf Landes- und Staatsstraßen gibt es etwa 1700Brücken und über 200Tunnels. Wartungsintensiv sind die dem allgemeinen Kraftverkehr zugänglichen Passstraßen im Hochgebirge, von denen sieben Scheitelpunkte mit über 2000 m Höhe erreichen, nämlich jene über das Stilfser Joch (2757 m), das Timmelsjoch (2474 m), das Sellajoch (2218 m), das Penser Joch (2211 m), das Grödner Joch (2121 m), den Jaufenpass (2094 m) und den Staller Sattel (2052 m).
- A22 im Eisacktal
- MeBo bei Bozen
- SS 38 am Stilfser Joch
- Brücke der SS 12 in Klausen
- Tunnel der SS 242 in Gröden
Schienenverkehr
Das Südtiroler Schienennetz umfasst Strecken von rund 300 km Länge. Geführt wird es teils von der Rete Ferroviaria Italiana, teils von den Südtiroler Transportstrukturen.
Die Brennerbahn verbindet als Teil der Eisenbahnachse Berlin–Palermo Innsbruck über Bozen und Trient mit Verona und durchzieht das Land in Nord-Süd-Richtung. Der im Bau befindliche 55 km lange Brennerbasistunnel (BBT), der den Brennerpass unterqueren wird, soll im Jahr 2028 in Betrieb gehen und in erster Linie Gütertransitverkehr von der Straße auf die Schiene verlagern. Der Westen Südtirols wird durch die Bahnstrecke Bozen–Meran und die daran anschließende Vinschgaubahn bedient. Die von Franzensfeste nach Innichen führende Pustertalbahn stellt eine Verbindung zur Drautalbahn und damit zum österreichischen Osttirol her. Daneben besteht noch eine Reihe kleinerer schienengebundener Verkehrsmittel, die eher touristischer Bedeutung sind, darunter die Rittner Bahn und die Mendelbahn. Einige Nebenstrecken, zu denen etwa die Überetscher Bahn und die Tauferer Bahn zählen, wurden mit dem Aufkommen des Automobilverkehrs zwischen 1950 und 1971 stillgelegt.
Staatlicher und zwischenstaatlicher Personenfernverkehr finden in Südtirol ausschließlich auf der Brennerbahn statt. Grenzüberschreitenden Personennahverkehr gibt es auf der Brenner- und der Pustertalbahn. Der Güterverkehr wird wiederum vollständig über die Brennerbahn abgewickelt, 2013 betrug die gesamte Transportmenge etwa 11,7 Millionen Tonnen Fracht.
- Bahnhof Bozen
- Vinschgaubahn bei Schluderns
- Pustertalbahn im Bahnhof Bruneck
- Rittner Bahn im Bahnhof Klobenstein
- Mendelbahn
Rad-, Luftseilbahn- und Flugverkehr
Seit Jahren beständig im Ausbau begriffen ist das übergemeindliche Netz aus Radrouten, das 2011 Strecken von etwa 400 km Länge umfasste. Die drei die Haupttäler durchziehenden Haupttrassen, die Radroute 1 „Brenner–Salurn“, die Radroute 2 „Vinschgau–Bozen“ und die Radroute 3 „Pustertal“, sind bis auf wenige Teilstücke durchgehend befahrbar. Das Radwegenetz besteht allein im städtischen Raum Bozens aus etwa 50 km gesondert ausgewiesenen Verkehrsanlagen, über die rund 30 % der gefahrenen Strecken im Stadtverkehr zurückgelegt werden.
Im Jahr 2012 gab es in Südtirol 374 Luftseilbahnanlagen. Der überwiegende Teil davon dient der Erschließung von Wintersportgebieten, einzelne Anlagen unterstützen aber auch den öffentlichen Personennahverkehr.
Der Flughafen Bozen wird von Linienflügen, Charterflügen, der allgemeinen Luftfahrt und dem Militär genutzt. Daneben besteht noch der Flugplatz Toblach, der in erster Linie dem Militär dient, aber eingeschränkt auch Privatpersonen zugänglich ist.
- Radroute 1, SS 12 und A22 zwischen Kardaun und Blumau
- Radweg in Bozen
- Seilbahn auf die Seceda
- Rittner Seilbahn
- Flughafen Bozen
Öffentlicher Personenverkehr
Die öffentlichen Personenverkehrsmittel des Südtiroler Nah- und Regionalverkehrs sind einheitlich im Verkehrsverbund Südtirol zusammengeschlossen. Mehr als die Hälfte der Südtiroler besitzt einen Südtirol Pass, der eine Contactless-Entwertung und Fahrten in allen Transportmitteln des Verkehrsverbundsystems ermöglicht. Dieses umfasst Überland- und Stadtbusse (etwa der SASA), die von SAD und Trenitalia betriebenen Regionalzüge, die Mendelbahn und die Rittner Bahn, sowie die Seilbahnen nach Kohlern, Meransen, , auf den Ritten und nach Vöran. In den 2000er Jahren wurde das Bus- und Bahnangebot mit Finanzierung des Landes Südtirol umfassend ausgebaut und dicht getaktet. Mit der schrittweisen Einführung des sogenannten „Südtirol-Takts“ entstanden auf den Hauptlinien halbstündliche oder stündliche Verbindungen, verdichtete Angebote zu Stoßzeiten und genauere Abstimmungen zwischen Bus und Bahn.
Militär und Einsatzorganisationen
Militär
Die italienischen Streitkräfte sind mit Einheiten des Heeres und der Carabinieri in Südtirol präsent. Von Bedeutung sind insbesondere das Gebirgstruppenkommando () der Alpini in Bozen, dem ein Unterstützungsverband in Bataillonsstärke zugeordnet ist (Reparto Comando e Supporti Tattici “Tridentina”), sowie die aktiven Regimenter der Gebirgsbrigade „Julia“ (Brigata alpina “Julia”) in Sterzing (5º Reggimento Alpini) und Meran (Reggimento Logistico “Julia”). Weitere Regimenter in Südtirol sind: ein Heeresfliegerregiment (4º Reggimento Aviazione dell'Esercito “Altair”) und Kommunikationsregiment (2º Reggimento Trasmissioni Alpino) in Bozen, ein Trainingsregiment (6º Reggimento Alpini) in Bruneck und ein Carabinieriregiment (7º Reggimento Carabinieri “Trentino-Alto Adige”) in Leifers. Das Heer unterhält auch eine kleine Kaserne zur Winter- und Kletterausbildung in Corvara und ein Gelände zur Gefechtsausbildung in Toblach. Südlich des Kalterer Sees befindet sich das zentrale Munitionsdepot für Südtirol und in Salurn der Heeresschießplatz. Die Luftwaffe unterhält nur den kleinen Flugplatz Toblach zur Gebirgsflugausbildung. 2017 waren rund 2700 Angehörige der Streitkräfte (ohne Carabinieri) in Südtirol stationiert.
Polizeiorganisationen
Die in Südtirol präsenten italienischen Polizeiorganisationen sind in die Staatspolizei, die Carabinieri, die Finanzwache, die Stadt- und Gemeindepolizei sowie das Forstkorps unterteilt. Die Staatspolizei, geführt von einem Quästor, unterhält Kommissariate in den drei größten Städten Bozen, Meran und Brixen, sowie in der Nähe der bedeutendsten Grenzübergänge in Brenner, in Innichen und in Mals. Die Carabinieri betreiben in nahezu jeder Gemeinde eine Kaserne. Die Finanzwache hat in den Städten und Bezirkshauptorten sowie in grenznahen Orten Niederlassungen. Stadt- und Gemeindepolizeien werden von sämtlichen Gemeinden getragen. Das Südtiroler Landesforstkorps ist seinen Aufgaben gemäß hauptsächlich in der Peripherie aktiv. 2017 wiesen die Staatspolizei, Carabinieri und Finanzwache in Südtirol einen Personalstand von rund 2.800 Beschäftigten auf.
Feuerwehr
Die Feuerwehr in Südtirol gliedert sich in 306 Freiwillige Feuerwehren, eine Berufsfeuerwehr in Bozen und 3 Betriebsfeuerwehren. Insgesamt haben die Freiwilligen Feuerwehren rund 18.000 Mitglieder. Davon sind etwa 13.000 aktive Feuerwehrleute und deutlich über 1.000 in Feuerwehrjugendgruppen gemeldet. Zusätzlich zählen auch noch Ehrenmitglieder, Mitglieder außer Dienst und Fahrzeugpatinnen als Mitglieder. Die Berufsfeuerwehr Bozen weist einen Personalstand von 150 Mitarbeitern auf.
Bildung und Forschung
Primar- und Sekundarschulen
Das Südtiroler Schulwesen basiert in seinen Grundlagen auf dem üblichen Bildungssystem in Italien. Im Rahmen der Südtiroler Bildungsautonomie wurde dieses durch Schulreformen der Unter- und Oberstufe den lokalen Bedürfnissen entsprechend modifiziert. Das italienische Bildungssystem unterscheidet die Grundschule (fünf Jahre), die Sekundarstufe ersten Grades in der Mittelschule (drei Jahre) sowie die Sekundarstufe zweiten Grades (drei bis fünf Jahre). Grund- und Mittelschule sind dabei als Gesamtschulen konzipiert. Nach Abschluss der Mittelschule können Schüler frei unter verschiedenen fünfjährigen Oberschulen wählen, zu denen Gymnasien, Wirtschaftsfachoberschulen und Technologische Fachoberschulen zählen, oder alternativ eine drei- bis vierjährige Berufsschule besuchen. Die Hochschulreife erwirbt man mit dem Ablegen der Staatlichen Abschlussprüfung.
Eine Besonderheit Südtirols besteht im Nebeneinander von deutschen, italienischen und ladinischen Schulen. Die Schulen für die drei Sprachgruppen unterscheiden sich im Wesentlichen in der Sprache des Fachunterrichts. In deutschen Schulen findet dieser auf Deutsch statt, in italienischen auf Italienisch, in ladinischen zu etwa gleichen Teilen auf Deutsch und Italienisch, während Ladinisch dort lediglich in einem eigenen Unterrichtsfach Verwendung findet. Neben den öffentlichen Schulangeboten gibt es in Südtirol auch eine Reihe von Privatschulen, darunter etwa das Franziskanergymnasium Bozen und das Vinzentinum Brixen. Seit 2003 finden regelmäßig von der OECD koordinierte Evaluationen der Pflichtschüler statt, deren Auswertung auf Landesebene als gesonderte Südtiroler PISA-Ergebnisse publiziert werden.
Hochschulen
Im Bereich des Hochschulangebots gilt die 1669 gegründete Universität Innsbruck traditionell als „Landesuniversität“ für das Bundesland Tirol, Südtirol, Vorarlberg und das Fürstentum Liechtenstein. In Südtirol wurde ab 1997 mit der Freien Universität Bozen (FUB) ergänzend eine eigene Universität aufgebaut. Diese verfügt über drei Studienstandorte (Bozen, Brixen und Bruneck), wo die Fakultäten für Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Design und Künste, Naturwissenschaften und Technik, sowie für Bildungswissenschaften untergebracht sind. Neben der FUB bieten Einrichtungen wie die Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen, das Universitäre Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe Claudiana und das Konservatorium „Claudio Monteverdi“ Bozen fachspezifische Hochschulausbildungen an. Die größte Interessenvertretung Südtiroler Studenten ist die sh.asus.
Museen
Das Museumsangebot in Südtirol ist breit gefächert. Etwa die Hälfte der Einrichtungen wird von privater Hand geführt, die Hälfte von öffentlichen Körperschaften oder kirchlichen Institutionen. Starke Besucherzahlen weisen die elf Südtiroler Landesmuseen mit kultur-, natur- und geschichtswissenschaftlicher Ausrichtung auf, die teilweise auf mehrere Standorte in Südtirol verteilt sind:
- Südtiroler Archäologiemuseum
- Südtiroler Bergbaumuseum
- Museum Eccel Kreuzer
- Festung Franzensfeste
- Südtiroler Landesmuseum für Jagd und Fischerei
- Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte
- Museum Ladin
- Naturmuseum Südtirol
- Touriseum mit angeschlossenen Gärten von Schloss Trauttmansdorff
- Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde
- Südtiroler Weinmuseum
Zu den Einrichtungen mit privater, kirchlicher oder gemischter Trägerschaft zählen beispielsweise das von Reinhold Messner initiierte Messner Mountain Museum zum Themenkomplex „Berg“, das Diözesanmuseum Brixen mit seiner Sammlung christlicher Kunst aus Mittelalter und Neuzeit, das Pharmaziemuseum Brixen und das von einem Verein und vom Land gemeinsam geführte Museion, das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Bozen.
Bibliotheken
In Südtirol gibt es etwa 280 öffentliche Bibliotheken, die mit zahlreichen privat geführten Einrichtungen im Bibliotheksverband Südtirol zusammengeschlossen sind. Zwei wissenschaftliche Bibliotheken ragen in ihrer Bedeutung und Größe deutlich heraus: die Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“ mit ihrer umfassenden Tirolensien-Sammlung und die auf drei Standorte verteilte Bibliothek der Freien Universität Bozen. Um die Katalogisierung der in Südtirol vorhandenen Altbestände kümmert sich seit 1997 das Projekt „Erschließung Historischer Bibliotheken“.
Forschungseinrichtungen
Die bedeutendsten Forschungseinrichtungen Südtirols sind an der Freien Universität Bozen und der Eurac Research angesiedelt. Die Universität engagiert sich dabei überwiegend in den Fachbereichen ihrer Fakultäten, also Ökonomie, Informatik, Natur-, Ingenieur- und Bildungswissenschaften. Die elf Institute des 1992 gegründeten Forschungszentrums Eurac Research arbeiten interdisziplinär zu den Themenkomplexen Autonomien, Gesundheit, Berge und Technologien.
Das Versuchszentrum Laimburg hat praxisorientierte landwirtschaftliche Forschung zur Aufgabe. Eine im Jahr 2009 gegründete italienische Tochterorganisation der Fraunhofer-Gesellschaft ist im NOI Techpark in Bozen angesiedelt. Der historischen Quellenforschung dienen u. a. das Südtiroler Landesarchiv, das Staatsarchiv Bozen und das Stadtarchiv Bozen. Weitere Forschungsstellen bestehen bei den Südtiroler Landesmuseen, so etwa das Zentrum für Regionalgeschichte.
Gesundheits- und Sozialwesen
Gesundheitswesen
Die von der öffentlichen Hand finanzierten Einrichtungen des Gesundheitssystems werden zentral vom Südtiroler Sanitätsbetrieb verwaltet und koordiniert. Zum Sanitätsbetrieb gehören sieben Krankenhäuser: das Zentralkrankenhaus Bozen, die Schwerpunktkrankenhäuser in Brixen, Bruneck und Meran, sowie die Grundversorgungskrankenhäuser in Innichen (zum Gesundheitsbezirk Bruneck gehörig), Schlanders (zum Gesundheitsbezirk Meran gehörig) und Sterzing (zum Gesundheitsbezirk Brixen gehörig). Zudem ist Südtirol in eine Reihe kleinerer Gesundheitssprengel mit lokalen Ambulatorien eingeteilt, in denen Dienstleistungen im Bereich der Vorbeugung, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und Beratung erbracht werden. Der Sanitätsbetrieb ist der mit Abstand größte Posten im Südtiroler Landeshaushalt: 2013 beanspruchte er 1,2 Milliarden Euro.
Ergänzend zu den öffentlichen Krankenhäusern bestehen in Bozen, Meran und Brixen einige anerkannte Privatkliniken.
Sozialwesen
Öffentliche Träger des Sozialwesens in Südtirol sind in erster Linie die Bezirksgemeinschaften, die diesen Aufgabenbereich von den Gemeinden übernommen haben. Die meisten sozialen Leistungen (darunter finanzielle Sozialhilfe, Hauspflege, sozialpädagogische Grundbetreuung und Bürgerservice) werden von den über das ganze Land verteilten Sozialsprengeln erbracht, deren Sitze mit jenen der Gesundheitssprengel zusammenfallen; einzelne Dienste werden allerdings aus organisatorischen Gründen sprengelübergreifend angeboten.
Ein wichtiges Element der Sozialpolitik ist das 1972 – unmittelbar nach Verabschiedung des Zweiten Autonomiestatuts – gegründete Südtiroler Wohnbauinstitut (WOBI). Die Aufgabe dieser öffentlich-rechtlichen Körperschaft ist die Errichtung und Vermietung von Wohnungen für einkommensschwache und mittelständische Familien, alte Leute, Menschen mit Behinderung, sowie von Wohnheimen für Arbeiter und Studenten. 2015 verfügte das WOBI über 13.000 Wohnungen in 112 Gemeinden.
Zu den in Südtirol tätigen freien Trägern sozialer Angebote gehören u. a. kirchliche Organisationen wie die Caritas, Vereine wie die Vinzenzgemeinschaft und die , sowie eine Vielfalt an Sozialgenossenschaften.
Medien
Zeitungen und Zeitschriften
Die älteste und am stärksten verbreitete Tageszeitung ist die in deutscher und geringem Ausmaß auch ladinischer Sprache erscheinende Dolomiten, gefolgt vom italienischsprachigen Alto Adige. Seit ihrer Gründung 1945 vertraten beide Zeitungen als Leitmedien der deutschsprachigen bzw. italienischen Subkultur Südtirols durchwegs gegensätzliche Positionen. 2016 erwarb das größte regionale Verlagshaus Athesia, Herausgeberin der Dolomiten, Mehrheitsanteile am Alto Adige, der bis dahin stets von italienischen Eigentümern geführt worden war.
Von geringerer Bedeutung für die Presselandschaft sind der Lokalteil des Corriere della Sera (Corriere dell’Alto Adige), der aus der ehemaligen Tageszeitung Il Mattino dell’Alto Adige hervorgegangen ist, sowie die deutschsprachige Neue Südtiroler Tageszeitung. Als deutschsprachige Sonntagszeitung erscheint bei Athesia die Zett.
Bedeutende regionale Wochenblätter sind das politische Wochenmagazin ff, die Kirchenzeitungen Katholisches Sonntagsblatt und , sowie die Südtiroler Wirtschaftszeitung. Der ff-Media-Verlag veröffentlicht außerdem das Wirtschaftsmagazin . Die , die Dachorganisation der Ladinerverbände, ist Herausgeberin einer Wochenzeitung in ladinischer Sprache, La Usc di Ladins („Die Stimme der Ladiner“), deren Texte je nach vorwiegend behandelter Talschaft in der jeweiligen Sprachvarietät verfasst sind.
Unter den fachwissenschaftlichen Publikationen sind die regionalgeschichtlichen Periodika Der Schlern und Geschichte und Region/Storia e regione, das ladinistische Jahrbuch Ladinia, sowie die botanisch-zoologische Fachzeitschrift zu nennen. Arunda ist die bekannteste Südtiroler Kulturzeitschrift.
Buchverlage
Im Bereich des Buchverlagswesens entwickelten sich neben dem traditionell beherrschenden Südtiroler Verlagshaus Athesia und dem deutlich kleineren Weger Verlag ab den 1990er Jahren mit Edition Raetia, dem Folio Verlag und dem Provinz Verlag eine Reihe deutschsprachiger Konkurrenzverlage, die teilweise überregional agieren; auch der österreichische Studienverlag hat eine Niederlassung in Bozen. Der italienischsprachige Regionalbuchsektor Südtirols wird vor allem von den Verlagen und bedient. Seit der Jahrtausendwende haben einige Verlage verstärkt damit begonnen, ein zweisprachiges Programm aufzubauen (siehe auch Tirolensien).
Radio
Unter den Radiosendern ist besonders die öffentlich-rechtliche Rai – Radiotelevisione Italiana hervorzuheben, die im Rai-Funkhaus Bozen drei redaktionell eigenständigen Abteilungen unterhält. Rai Südtirol sendet sein deutschsprachiges Vollprogramm auf einem eigenen Radiokanal. Auf demselben Radiokanal werden auch die von Rai Ladinia produzierten ladinischsprachigen Hörfunksendungen als Fensterprogramm geschaltet. Rai Alto Adige stellt italienischsprachige Sendungen regionalen Inhalts her, die auf Rai Radio 1 oder Rai Radio 2 ausgestrahlt werden. Des Weiteren verfügt Südtirol über zahlreiche Lokalradios in allen Landessprachen, u. a. über die deutschsprachigen Hörfunksender Radio 2000, Radio Grüne Welle, Radio Holiday, Radio Tirol und Südtirol 1 sowie das ladinischsprachige Radio Gherdëina Dolomites. Die meistgehörte Nachrichtensendung ist das von mehreren privaten Stationen gesendete Südtirol Journal.
Über den Standard DAB+ werden von der Rundfunk-Anstalt Südtirol (RAS) folgende Sender in zwei landesweiten Ensembles verbreitet: Rai Radio 1, Rai Radio 2, Rai Radio 3, Rai Südtirol, Bayern 1, Bayern 2, Bayern 3, BR-Klassik, BR Heimat, BR24, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk Nova, Die Maus, Radio Swiss Pop, Radio Swiss Classic, Radio Swiss Jazz, Radiotelevisiun Svizra Rumantscha, Rete Due, Ö1, Radio Tirol, Ö3 und FM4. Dazu kommen weitere Ensembles (DABMedia, Club DAB Italia, Eurodab) mit privaten Südtiroler oder italienischen Radiosendern.
Fernsehen
Die bedeutendsten Fernsehsender aus Südtiroler Blickwinkel sind die Rai – Radiotelevisione Italiana und der Österreichische Rundfunk (ORF). Im Rai-Funkhaus Bozen operieren drei redaktionell eigenständige Abteilungen. Rai Südtirol strahlt seine deutschsprachigen Fernsehsendungen, zu denen die täglich produzierte Tagesschau zählt, auf einem eigenen Fernsehkanal aus. Auf demselben Fernsehkanal ist auch das ladinischsprachige Programm von Rai Ladinia zu sehen, darunter die Sendung TRaiL mit lokalen Nachrichten. Rai Alto Adige beliefert Rai 3 mit italienischsprachigen Sendungen regionalen Inhalts. Der ORF unterhält in Bozen eine Außenstelle des Landesstudios Tirol, wo die regionale Nachrichtensendung Südtirol heute produziert wird.
Von der Rundfunk-Anstalt Südtirol (RAS) werden im Standard DVB-T die österreichischen Programme ORF 1, ORF 2, ORF III und ORF SPORT +, die bundesdeutschen Programme Das Erste, ZDF, ZDFneo, 3sat, BR Fernsehen, KiKA und arte sowie die Schweizer Programme SRF 1, SRF zwei und RSI LA 1 ausgestrahlt. Über jeweils eigene Sendernetze sind die italienischen öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme (darunter Rai 1, Rai 2, Rai 3, Rai News 24 und Rai Südtirol/Ladinia) sowie italienische Privatsender (speziell die Mediaset-Programme und La7) empfangbar.
Nachrichten-Websites
Zunehmende Wichtigkeit in der regionalen Berichterstattung kommt Online-Medien zu. Die am häufigsten aufgerufene Nachrichten-Website ist Südtirol Online (stol.it) – seit 1997 im Netz und ebenso wie Südtirol News (suedtirolnews.it) von der Athesia-Gruppe betrieben. Die Neue Südtiroler Tageszeitung (tageszeitung.it), der Alto Adige (altoadige.it) und Rai Südtirol (rai.it/tagesschau) verfügen ebenfalls über Webangebote. Reine Internetzeitungen ohne Verbindung zu Druckmedien sind die Nachrichtenportale salto.bz, das neben redaktionell betreuten Inhalten auch nutzergenerierte Inhalte in Artikelform publiziert, und unsertirol24.com.
Kultur
Literaturen
Die in Südtirol oder von Südtiroler Autoren verfassten Literaturen werden traditionell entlang der Sprachgrenzen in deutsche, italienische und ladinische Literatur unterteilt. Mitunter werden deutschsprachige Werke auch der österreichischen Literatur zugerechnet. Südtiroler Literaturpreise sind der Lyrikpreis Meran, der N. C. Kaser-Lyrikpreis sowie der Franz-Tumler-Literaturpreis. Zudem vergibt das Südtiroler Kulturinstitut den Walther-von-der-Vogelweide-Preis bisweilen an Schriftsteller.
Deutschsprachige Literatur: Die deutschsprachige Literatur aus dem heutigen Südtirol wurzelt im Mittelalter. Der aus dem Meraner Raum stammende Arbeo von Freising (ca. 723–784) gilt als ältester Schriftsteller des deutschsprachigen Raums. Die lokal populäre These, der Minnesänger Walther von der Vogelweide (ca. 1170–1230) sei in Lajen geboren, ist nur eine von zahlreichen in der Germanistik vertretenen Herkunftsvermutungen. Dementsprechend gilt Oswald von Wolkenstein (1377–1445) als erste bedeutende Persönlichkeit der regionalen Literaturgeschichte. Als „Wegbereiter“ der modernen Südtiroler Literaturlandschaft werden aus dem 19. Jahrhundert die Historiker und Kulturschriftsteller Jakob Philipp Fallmerayer (1790–1861) und Beda Weber (1798–1858) genannt.
Zu den Südtiroler Schriftstellern, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überregional kritische Anerkennung erfuhren, gehören insbesondere Carl Dallago (1869–1949), Josef Wenter (1880–1947), Joseph Georg Oberkofler (1889–1962), Hubert Mumelter (1896–1981) und Franz Tumler (1912–1998). Publikumserfolge erzielten auch die eher auf Unterhaltung angelegten Romane von Autoren wie Hans von Hoffensthal (1877–1914), Albert von Trentini (1878–1933), Luis Trenker (1892–1990) und Maria Veronika Rubatscher (1900–1987). Insgesamt war die Literatur aus Südtirol in den 1930er und 1940er Jahren von Werken der Heimat- wie der NS-nahen Blut-und-Boden-Literatur dominiert. Im Umfeld der deutschen Exilliteratur sind keine Schriftsteller aus Südtirol bekannt.
Ein deutlicher Bruch mit der volkstümlich-nationalistischen Literaturtradition fand in den späten 1960er Jahren statt, angeführt von Claus Gatterer (1924–1984) und Norbert Conrad Kaser (1947–1978). Besondere Beachtung der Literaturkritik wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Herbert Rosendorfer (1934–2012) und Joseph Zoderer (1935–2022) zuteil. Zu weiteren wichtigen Repräsentanten der neueren Südtiroler Literaturszene zählen Anita Pichler (1948–1997), Gerhard Kofler (1949–2005), Helene Flöss (* 1954), Sepp Mall (* 1954), Oswald Egger (* 1963) und Sabine Gruber (* 1963).
Italienischsprachige Literatur: Die italienischsprachige Literatur in Südtirol entstand erst im 20. Jahrhundert; ihre Publikationen fielen zunächst spärlich aus. Erst in den 1960er Jahren entwickelte sich eine produktivere Autorenszene. Ab den 1980ern manifestierte sich in der lokalen Literaturlandschaft ein stärkerer Regionalbezug, für den etwa die Werke von Paolo Valente (* 1966) beispielhaft sind. Zu den überregional bekannten Südtiroler Autoren zählen Lilli Gruber (* 1957) und Alessandro Banda (* 1963).
Ladinischsprachige Literatur: Das älteste Denkmal von literarischer Qualität in Ladinien sind die Dolomiten-Sagen, die von Karl Felix Wolff (1879–1966) aufgezeichnet wurden. Dieser publizierte sie allerdings in spätromantischer Umformung auf Deutsch. Erste literarische Texte in ladinischer Sprache datieren auf das 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert entstand eine zunehmend größere Autorenszene, zu denen beispielsweise Adele Moroder (1887–1966) und Max Tosi (1913–1988) gehörten. Die aktuell bekanntesten ladinischen Schriftsteller sind Rut Bernardi (* 1962) und Iaco Rigo (* 1968).
Musik
Volksmusik: Die systematische Erfassung der alpenländischen Volksmusik in Tirol begann mit der Arbeit Franz Friedrich Kohls im 19. Jahrhundert. In den Jahren 1940–1942 wurde unter der Leitung von Alfred Quellmalz das „musikalische Volksgut“ Südtirols im Auftrag der Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Das Ahnenerbe“ in einer umfassenden volkskundlichen Erhebung dokumentiert. Die Ergebnisse der Feldforschung gelten als erste große musikethnologische Sammlung Europas. Südtirol unterscheidet sich als Musiklandschaft in seinen Volksliedern, Jodlern, Instrumentalstücken und -praktiken kaum von seinen alpenländischen Nachbarregionen, dennoch lassen sich einige Charakteristika festmachen: Viele Volkslieder sind an (oft auch ortstypische) Bräuche gebunden; eine Besonderheit ist die Tradition der Kirchensinger, die mancherorts zu Gottesdiensten mehrstimmige Gesänge ohne Instrumentalbegleitung vortragen; in der überlieferten Instrumentalmusik überwiegt als Gattung der Landler; unter den Musikinstrumenten genießt die Ziehharmonika besondere Popularität, während das Raffele-Spiel in Südtirol sein traditionelles Zentrum hat; ein Südtiroler Spezifikum in der Blasmusik ist als Besetzungstyp die Böhmische, die aus rund zehn Blasinstrumenten besteht. Die öffentliche Darbietung der Volksmusik erfolgt oft in der traditionellen Südtiroler Tracht und wird an Kirchtagen in der Regel von den örtlichen Musikkapellen übernommen. Unter den Vertretern der sogenannten Neuen Volksmusik ist Herbert Pixner der überregional bekannteste Musiker.
Kunstmusik: Aus dem Gebiet des heutigen Südtirol sind bereits seit dem 13. Jahrhundert Minnesänger nachgewiesen, zu denen etwa Friedrich von Sonnenburg und Oswald von Wolkenstein zählen. Mit Leonhard Lechner (1553–1606) stammt einer der berühmtesten Tonsetzer des 16. Jahrhunderts aus dem Etschtal. Die bedeutendsten Komponisten klassischer Musik mit Südtiroler Herkunft waren zumeist außerhalb des Landes tätig: Johann Gänsbachers (1778–1844) Werke sind in erster Linie der Frühklassik verpflichtet; die Kompositionen von Johann Rufinatscha (1812–1893), Ludwig Thuille (1861–1907) und Sylvio Lazzari (1857–1944) können der Musik der Romantik zugerechnet werden. Hartmann von An der Lan-Hochbrunn (1863–1914) und Vinzenz Goller (1873–1953) waren prägende Gestalten der Kirchenmusik. Komponisten wie Herbert Paulmichl (* 1935), Hubert Stuppner (* 1944) und Eduard Demetz (* 1958) repräsentieren die musikalische Moderne. Sepp Thaler (1901–1982) und Gottfried Veit (* 1943) sind wichtige Vertreter der Blasmusik des 20. Jahrhunderts. Konzertante Darbietungen sind durch die vielen Südtiroler Musikkapellen und das Haydn-Orchester relativ häufige Ereignisse. Daneben gibt es auch diverse Musikwettbewerbe und Festivals, darunter etwa den Internationalen Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni und das Südtirol Jazzfestival.
Populäre Musik: Die kommerziell bedeutendste Strömung populärer Musik in Südtirol ist der volkstümliche Schlager. Insbesondere die Kastelruther Spatzen erzielten in diesem Genre einen beträchtlichen Publikumserfolg im gesamten deutschen Sprachraum. Auf die Entwicklung der elektronischen Tanzmusik hatte Giorgio Moroder in den 1970er und 1980er Jahren großen internationalen Einfluss. Zu den Beispielen überregional bekannter Bands zählen das Poptrio Ganes, die Metalband Graveworm und die Deutschrock-Bands Frei.Wild und Unantastbar.
Darstellende Kunst
Tanz: Zu den in Südtirol überlieferten österreichischen Volkstänzen zählen insbesondere der Landler, der Walzer, die Polka und der Boarische; auch der Schuhplattler, der ursprünglich eine Sonderform des Landlers darstellte und sich zum bekanntesten alpenländischen Tanz entwickelte, hat hier eines seiner angestammten Verbreitungsgebiete. Traditionelle Tänze werden heute von den zahlreichen Gruppen der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol gepflegt, die wiederum als Landesverband der Bundesarbeitsgemeinschaft Österreichischer Volkstanz angehört.
Musiktheater: Musiktheater ist in Bozen erstmals im 17. Jahrhundert als Darbietung italienischer Künstler belegt, etablierte sich dort als feste Einrichtung aber erst im 19. Jahrhundert. Heute werden im Stadttheater Bozen Opern, Operetten und Musicals regelmäßig als Eigenproduktionen lokaler Institutionen (etwa Haydn-Orchester, Vereinigte Bühnen Bozen) zur Aufführung gebracht.
Bildende Kunst
Vorromanik: Die im heutigen Südtirol erhaltenen Überreste vorromanischer Baukunst schließen wohl an spätantike Traditionen an und sind großteils sakrale Monumente. Es handelt sich dabei oftmals um archäologisch ergrabene Kirchen und Kapellen. Wichtige vorromanische Denkmäler sind beispielsweise die für ihren Freskenschatz berühmten Kirchen St. Benedikt in Mals und St. Prokulus in Naturns.
Romanik: Die romanische Architektur im heutigen Südtirol geht auf die zeitliche Phase zwischen etwa dem Jahr 1000 und dem ausgehenden 13. Jahrhundert zurück. Ein herausragender Kirchenbau aus dieser Zeit ist etwa die Stiftskirche in Innichen. Der hochmittelalterliche Burgenbau fiel in Südtirol enorm produktiv aus und ist bis heute landschaftsprägend. Wichtige Beispiele sind das Schloss Tirol (bekannt auch für sein Kapellen- und Palasportal als Zeugnisse romanischer Steinplastik), die
Autor: www.NiNa.Az
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Sudtirol Begriffsklarung aufgefuhrt Sudtirol italienisch Alto Adige Sudtirolo ladinisch Sudtirol amtlich Autonome Provinz Bozen Sudtirol ist die nordlichste Provinz Italiens und bildet zusammen mit der Provinz Trient die autonome Region Trentino Sudtirol Seit Inkrafttreten der erweiterten Autonomie im Jahr 1972 geniesst Sudtirol umfassende Selbstverwaltungsrechte und wird entsprechend als autonome Provinz oder Land bezeichnet Das mitten in den Alpen gelegene Gebiet hat rund 530 000 Einwohner seine Landeshauptstadt ist Bozen Autonome Provinz Bozen Sudtirol Provincia autonoma di Bolzano Alto Adige Provinzia Autonoma de Balsan Bulsan SudtirolLage innerhalb ItaliensStaat ItalienRegion Trentino SudtirolHauptstadt BozenFlache 7 400 43 km Einwohner 537 533 31 Dez 2023 Sprachgruppen deutsch 57 6 italienisch 22 6 ladinisch 3 7 andere 16 1 Stand 2024 Bevolkerungsdichte 72 6 Einwohner km Anzahl Gemeinden 116Kfz Kennzeichen BZISO 3166 2 Code IT BZLandeshauptmann Arno Kompatscher SVP Website provinz bz itUbersichtskarte von Sudtirol Sudtirol zahlt zu jenen Gebieten Italiens mit einer starken Regionalkultur Diese ist auf die alpenromanische und spatere bairische Besiedlung sowie auf die lange gemeinsame Geschichte Tirols zuruckzufuhren Insbesondere mit dem nordlichen Nachbarland Osterreich verbindet Sudtirol eine gemeinsame Geschichte der Zugehorigkeit zu den Habsburgischen Erblanden ab 1363 und spater zur Doppelmonarchie Osterreich Ungarn die im Jahr 1918 aufgelost wurde Die europaische Einigungsbewegung ermoglichte eine grenzuberschreitende Zusammenarbeit mit den anderen Teilen der historischen Region Tirol die seit Grundung der Europaregion Tirol Sudtirol Trentino am Beginn einer institutionellen Verflechtung steht Die Bevolkerung Sudtirols setzt sich derzeit zu uber 57 aus Deutschsprachigen zu rund 23 aus Italienischsprachigen und zu knapp 4 hauptsachlich im Dolomitengebiet aus Ladinischsprachigen zusammen Inner und aussereuropaische Migration hat insbesondere seit den 1990er Jahren zu einer weiteren Diversifizierung der Bevolkerungszusammensetzung gefuhrt Das in weiten Teilen landliche Sudtirol zahlt zu den wohlhabendsten Gebieten Italiens und der Europaischen Union Wirtschaftlich war das an der Brenner Transitroute gelegene Land lange Zeit in erster Linie landwirtschaftlich gepragt Seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts spielen Dienstleistungsbereiche wie Handel Verkehr und Tourismus eine herausragende Rolle LageSudtirol hier das Unterland verbindet uber die Brenner Transitroute Nord und Sud Der Alpenhauptkamm hier im Bereich des Pfossentals bildet die Nordgrenze Sudtirols Sudtirol befindet sich zur Ganze in den Alpen Das Land ist sowohl die nordlichste als auch mit einer Gesamtflache von 7400 km eine der grossten Provinzen Italiens Durchzogen wird es in Nord Sud Richtung von der bedeutenden Brenner Transitroute die Deutschland und Osterreich mit Oberitalien verbindet Die nachstgelegenen Millionenstadte sind Munchen etwa 180 km nordlich von Bozen und Mailand etwa 200 km sudwestlich Sudtirol liegt sowohl an der italienisch osterreichischen als auch an der italienisch schweizerischen Grenze Im Norden und Osten trifft Sudtirol auf die osterreichischen Bundeslander Tirol Nordtirol Osttirol und an einem kleinen Teilstuck an das Bundesland Salzburg Die Nordgrenze orientiert sich dabei seit der Teilung Tirols nach dem Ende des Ersten Weltkriegs grosstenteils am Alpenhauptkamm Im Westen stosst Sudtirol an den Schweizer Kanton Graubunden Innerhalb Italiens ist es im Sudwesten von der lombardischen Provinz Sondrio im Suden vom Trentino und im Sudosten von der zu Venetien gehorenden Provinz Belluno umgeben Bundesland Tirol Osterreich Landesteil Nordtirol Bundesland Salzburg Osterreich Kanton Graubunden Schweiz Bundesland Tirol Osterreich Landesteil OsttirolLombardei Provinz Sondrio Trentino Venetien Provinz BellunoNamens und BegriffsgeschichteLandkarte The Valleys of Tirol aus dem Jahr 1874 in der in etwa das heutige Sudtirol und Osttirol als South Tirol bezeichnet werden der italienischsprachige Landesteil scheint als Walsch or Italian Tirol or the Trentino auf Gleichbedeutende Verwendung von Deutsch Sudtirol und Sudtirol im Maiser Wochenblatt 1907 Sudtirol als Bezeichnung einer politischen Verwaltungseinheit Ein vom grosseren Tiroler Gesamtzusammenhang politisch und juridisch abgegrenztes Sudtirol gibt es erst als unmittelbare Folge des Ersten Weltkriegs War Tirol bis dahin ein geschlossener Teil Osterreich Ungarns so wurden das heutige Sudtirol und das Trentino ehemals Welschtirol im Friedensvertrag von 1919 Italien zugesprochen Die faschistische Administration grundete im Januar 1927 die mehrheitlich deutschsprachige Provinz Bozen Diese erlangte mit dem ersten Autonomiestatut von 1948 ihren heutigen geographischen Umfang wurde jedoch amtlich noch als Tiroler Etschland bezeichnet Die fur dieses Gebiet seit den 1920er Jahren allgemein ubliche Bezeichnung Sudtirol wurde mit dem zweiten Autonomiestatut von 1972 erstmals offiziell anerkannt Seither verwendet die Landesverwaltung als Eigenbezeichnung die Langform Autonome Provinz Bozen Sudtirol und die Kurzform Land Sudtirol Das italienische Aquivalent hierzu lautet Provincia autonoma di Bolzano Alto Adige das ladinische Provinzia Autonoma de Balsan Sudtirol auf Gadertalisch und Provinzia Autonoma de Bulsan Sudtirol auf Grodnerisch Sudtirol als topographische Bezeichnung Der Name Sudtirol bzw seine Entsprechungen in anderen Sprachen South Tyrol oder Tirol im Englischen Tyrol du Sud im Franzosischen fanden bereits im 19 Jahrhundert Verbreitung konnten sich jedoch auf verschiedene sudliche Gebiete der Grafschaft Tirol beziehen die das moderne Sudtirol teilweise oder gar nicht einschlossen Im weitesten Sinne wurden mit Sudtirol alle Tiroler Gebiete sudlich des Alpenhauptkamms bezeichnet die auf der Grundlage der sprachlichen Mehrheitsverhaltnisse weiter in Deutsch Sudtirol und Welsch Sudtirol oder Welschtirol unterteilt wurden Nach der Annexion des Sudteils Tirols durch Italien vollzog sich in den 1920er Jahren ein Bedeutungswandel durch den Sudtirol zum Synonym fur die hauptsachlich von einer deutschsprachigen Bevolkerung besiedelte Provinz Bozen aufruckte Entstehung und Verwendung der italienischen Bezeichnungen Alto Adige und Sudtirolo Die italienische Bezeichnung Alto Adige zu Deutsch Oberetsch oder Hochetsch fur die deutschsprachigen Teile Tirols sudlich der Wasserscheide wurde zu Beginn des 20 Jahrhunderts im Zuge des Irredentismus gepragt und verbreitet Man bediente sich dabei des Namens des Departement Haut Adige Dipartimento dell Alto Adige im napoleonischen Konigreich Italien das von 1810 bis 1813 bestand und grosstenteils das heutige Trentino sowie einige angrenzende Gebiete darunter auch den Sudteil des heutigen Sudtirols mit der Stadt Bozen umfasste In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts entstand die italienische Alternativbezeichnung Sudtirolo die eine gewisse Verbreitung gefunden hat jedoch hinter Alto Adige zurucksteht Physische GeographieGeologie Quer durch Sudtirol verlauft grob in Sudwest Nordost Richtung die Periadriatische Naht die die Sudalpen von den Zentralalpen trennt In Sudtirol treten zumindest drei der vier Hauptbauelemente der Alpen zutage Das Sudalpin kommt sudlich der Periadriatischen Naht zum Vorschein das Ostalpin nordlich davon und im nordlichen Landesteil ostlich des Brenners das Tauernfenster in dem das Penninikum und nach Angaben einiger Autoren auch das Helvetikum sichtbar werden Im Sudalpin lasst sich in Sudtirol in groben Zugen folgender Aufbau erkennen Das unterste Stockwerk bildet das kristalline Grundgebirge Vor etwa 280 Millionen Jahren im unteren Perm kam es zu mehrfachen magmatischen Ereignissen An der nordlichen Grenze des Sudalpins entstand damals der Brixner Granit etwa zeitgleich kam es weiter sudlich im Grossraum Bozen zu starker vulkanischer Aktivitat die den Etschtaler Vulkanit Komplex ausformte Im Oberen Perm setzte eine Periode ein in der Sedimentgesteine gebildet wurden Zu Beginn waren es teilweise klastische Sedimente wozu etwa der Grodner Sandstein zahlt In der Trias entstanden dann machtige Karbonatplattformen aus Dolomitgestein dieser Vorgang wurde in der mittleren Trias von einer kurzen aber heftigen vulkanischen Aktivitatsphase unterbrochen Das Ostalpin besteht in Sudtirol vorwiegend aus metamorphem Gestein wie Gneisen oder Glimmerschiefern mit vereinzelten Marmoreinlagerungen siehe auch Laaser Marmor und metamorph uberpragten mesozoischen Sedimentgesteinen etwa am Ortler oder sudwestlich des Brenners Im Tauernfenster kommen verschiedene metamorphe Gesteine zum Vorschein u a Hochstegenmarmor etwa am Wolfendorn Grunschiefer etwa am Hochfeiler oder Gesteine des Zentralgneises uberwiegend im Bereich des Zillertaler Hauptkamms Das Land Sudtirol hat zahlreiche geologische Naturdenkmaler unter Schutz gestellt Zu den bekanntesten zahlen die Bletterbachschlucht ein 12 km langer Canyon in der Gemeinde Aldein und die Rittner Erdpyramiden die mit einer Hohe von bis zu 30 m die grossten Europas sind Sudalpines Gestein Dolomit am Puezkofel Ostalpines Gestein Glimmerschiefer Gneis und Marmor am Lodner Penninisches Gestein Zentralgneis am Niederen Weisszint Naturdenkmal Bletterbachschlucht am Regglberg Naturdenkmal Erdpyramiden am RittenKlima In Sudtirol herrscht ein Kontinentalklima mit markanten jahreszeitlichen Schwankungen vor das in tieferen Lagen eine relativ milde Auspragung annimmt Aufgrund seiner inneralpinen durch Gebirgsketten abgeschirmten Lage ist das Land vor nordlichen Kaltestromungen und Feuchtluftmassen aus dem Mittelmeerraum einigermassen geschutzt Dementsprechend haben bestimmende Wetterwirkungen Mitteleuropas nur einen abgeschwachten Einfluss und Sudtirol ist auch deutlich niederschlagsarmer als die umliegenden Gebiete Die relative Sonnenscheindauer in Sudtirol ist mit 55 60 beachtlich hoch Die Winde wehen im Fruhling und Herbst am starksten die oftmals Inversionswetterlagen mit sich bringenden Winter sind meist windstill die Sommer vielerorts von Berg und Talwind Zirkulation gekennzeichnet Die klimatischen und Witterungsbedingungen variieren jedoch je nach Landesteil Exposition und Hohenlage betrachtlich so konnen Weinbau und Gletschergebiete fallweise nur durch wenige Kilometer Distanz voneinander getrennt sein Generell sind der Norden und Osten des Landes vergleichsweise rauer als der mildere Suden und Westen Klimatabelle Bozen Suden 254 m Monatliche Durchschnittstemperaturen und niederschlage fur Bozen Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezMittl Temperatur C 1 3 4 3 9 4 13 5 18 4 22 3 23 7 22 8 18 1 13 2 6 7 1 8 13Mittl Tagesmax C 6 2 9 8 15 4 19 4 24 5 28 7 30 3 29 1 23 9 18 3 11 3 6 1 18 6Mittl Tagesmin C 3 5 1 2 3 5 7 6 12 3 16 0 17 1 16 6 12 3 8 1 2 1 2 6 7 4Niederschlag mm 20 5 19 9 35 0 46 8 62 8 63 2 100 5 80 8 59 7 52 0 80 8 45 2 S 667 2Regentage d 2 3 5 6 8 8 8 9 7 6 7 5 S 74T e m p e r a t u r 6 2 3 5 9 8 1 2 15 4 3 5 19 4 7 6 24 5 12 3 28 7 16 0 30 3 17 1 29 1 16 6 23 9 12 3 18 3 8 1 11 3 2 1 6 1 2 6Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezN i e d e r s c h l a g 20 5 19 9 35 0 46 8 62 8 63 2 100 5 80 8 59 7 52 0 80 8 45 2 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezQuelle Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschlage Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen Sudtirol Zeitraum 2000 2010 Klimatabelle Schlanders Westen 698 m Monatliche Durchschnittstemperaturen und niederschlage fur Schlanders Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezMittl Temperatur C 0 2 3 1 7 3 11 2 15 8 19 3 20 6 19 7 15 6 11 0 5 2 0 5 10 8Mittl Tagesmax C 4 1 7 9 12 8 17 0 21 8 25 6 26 9 25 6 21 2 15 9 9 1 3 5 16Mittl Tagesmin C 3 8 1 8 1 9 5 4 9 8 13 1 14 3 13 9 10 1 6 1 1 4 2 5 5 7Niederschlag mm 16 6 14 9 26 6 32 2 47 9 70 4 72 4 85 8 53 1 48 2 74 3 29 7 S 572 1Regentage d 3 3 4 6 6 9 9 11 7 6 7 5 S 76T e m p e r a t u r 4 1 3 8 7 9 1 8 12 8 1 9 17 0 5 4 21 8 9 8 25 6 13 1 26 9 14 3 25 6 13 9 21 2 10 1 15 9 6 1 9 1 1 4 3 5 2 5Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezN i e d e r s c h l a g 16 6 14 9 26 6 32 2 47 9 70 4 72 4 85 8 53 1 48 2 74 3 29 7 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezQuelle Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschlage Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen Sudtirol Zeitraum 2000 2010 Klimatabelle Sterzing Norden 948 m Monatliche Durchschnittstemperaturen und niederschlage fur Sterzing Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezMittl Temperatur C 1 9 0 5 4 4 8 4 13 2 17 1 18 5 17 8 13 4 9 2 3 3 1 4 8 6Mittl Tagesmax C 3 2 5 8 10 1 14 2 19 3 23 4 25 2 24 1 19 4 14 4 7 5 2 8 14 2Mittl Tagesmin C 7 0 4 7 1 3 2 5 7 2 10 7 11 9 11 5 7 5 3 9 0 8 5 6 3Niederschlag mm 26 3 18 9 26 0 30 1 75 7 84 2 105 0 103 3 48 8 57 4 75 0 48 4 S 699 1Regentage d 4 4 5 6 10 11 11 11 8 7 7 6 S 90T e m p e r a t u r 3 2 7 0 5 8 4 7 10 1 1 3 14 2 2 5 19 3 7 2 23 4 10 7 25 2 11 9 24 1 11 5 19 4 7 5 14 4 3 9 7 5 0 8 2 8 5 6Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezN i e d e r s c h l a g 26 3 18 9 26 0 30 1 75 7 84 2 105 0 103 3 48 8 57 4 75 0 48 4 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezQuelle Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschlage Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen Sudtirol Zeitraum 2000 2010 Klimatabelle Toblach Osten 1250 m Monatliche Durchschnittstemperaturen und niederschlage fur Toblach Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezMittl Temperatur C 5 0 2 7 1 6 5 6 10 6 14 5 16 1 15 3 10 7 7 0 1 3 4 6 5 9Mittl Tagesmax C 0 4 3 1 7 6 11 6 16 9 21 3 23 0 21 6 16 9 12 3 5 6 0 7 11 6Mittl Tagesmin C 9 6 8 5 4 3 0 5 4 3 7 7 9 3 9 0 4 6 1 7 3 1 8 4 0 2Niederschlag mm 24 5 17 0 35 4 55 6 69 1 91 4 112 8 109 5 79 0 57 7 72 2 42 8 S 767Regentage d 5 4 5 8 11 11 12 13 8 7 7 6 S 97T e m p e r a t u r 0 4 9 6 3 1 8 5 7 6 4 3 11 6 0 5 16 9 4 3 21 3 7 7 23 0 9 3 21 6 9 0 16 9 4 6 12 3 1 7 5 6 3 1 0 7 8 4Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezN i e d e r s c h l a g 24 5 17 0 35 4 55 6 69 1 91 4 112 8 109 5 79 0 57 7 72 2 42 8 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezQuelle Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschlage Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen Sudtirol Zeitraum 2000 2010 Sommer in Meran Herbst in Villnoss Winter in Groden Weinberge in Bozen Ubeltalferner am AlpenhauptkammGebirge Siehe auch Liste der hochsten Berge in Sudtirol Sudtirol hat gemass der Alpenvereinsteilung Anteil an 13 Gebirgsgruppen der Ostalpen von denen allerdings nur die Sarntaler Alpen zur Ganze innerhalb der Landesgrenzen liegen Die ubrigen zwolf sind im Uhrzeigersinn im Westen beginnend Sesvennagruppe Otztaler Alpen Stubaier Alpen Zillertaler Alpen Venedigergruppe Rieserfernergruppe Villgratner Berge Karnische Alpen Dolomiten Fleimstaler Alpen Nonsberggruppe und Ortler Alpen Besonders prominent sind die Dolomiten die in Teilen 2009 von der UNESCO als Welterbe Dolomiten anerkannt wurden Obwohl vereinzelte Massive nahe an die 4000 m Grenze heranreichen und eine starke Vergletscherung aufweisen vor allem in den Ortler Alpen und am Alpenhauptkamm dominiert in Sudtirol der Anteil von Bergen mit Hohen zwischen 2000 und 3000 m bei weitem Unter der Vielzahl an Gipfeln ragen drei aufgrund ihrer alpinistischen oder kulturellen Bedeutung heraus der Ortler 3905 m als hochster Berg Sudtirols der Schlern 2563 m als Wahrzeichen des Landes und die Drei Zinnen 2999 m als Zentrum des Alpinkletterns Zu weiteren bekannten Bergen zahlen u a die Konigspitze 3851 m die Weisskugel 3739 m der Similaun 3599 m die Hochwilde 3480 m das Sarner Weisshorn 2705 m der Hochfeiler 3509 m die Dreiherrnspitze 3499 m der Hochgall 3436 m der Peitlerkofel 2875 m der Langkofel 3181 m und die Rosengartenspitze 2981 m Weitraumige Gebirgslandschaften etwa 34 der Gesamtflache Sudtirols sind Almgebiete darunter etwa die 57 km grosse Seiser Alm Diese liegen vorwiegend oberhalb der Waldgrenze und haben wichtige landwirtschaftliche okologische und inzwischen auch touristische Funktionen Entlang der Haupttaler fallen die Gebirgsketten vielerorts uber sanfte Terrassenlandschaften die erdgeschichtliche Reste alterer Talsysteme darstellen zu den Talboden ab zwischen unwirtlichem Hochgebirge und ehemals versumpften oder tief eingeschnittenen Talgrunden gelegen kommt diesen als Mittelgebirge bezeichneten Gegenden darunter beispielsweise das Schlerngebiet eine besondere siedlungsgeschichtliche Bedeutung zu Konigspitze Zebru und Ortler in den Ortler Alpen Schlern in den westlichen Dolomiten Drei Zinnen in den ostlichen Dolomiten Hochwilde in den Otztaler Alpen Hochgall in der RieserfernergruppeTaler Die drei grossen Haupttaler Sudtirols sind das Etschtal das Eisacktal und das Pustertal die vom eiszeitlichen Etschgletscher und seinen Zuflussen ausgeformt wurden Der hochstgelegene Teil des Etschtals im Westen Sudtirols vom Reschen 1507 m bis zur Toll ca 500 m bei Meran wird Vinschgau genannt der sudlichste Abschnitt von Bozen bis zur Salurner Klause 207 m in Uberetsch und Unterland gegliedert Von dort setzt sich das Etschtal in sudliche Richtung fort bis es bei Verona in der Po Ebene aufgeht Bei Bozen mundet das Eisacktal ins Etschtal Das Eisacktal zieht sich von Bozen nordostwarts bis zur Franzensfeste wo es in das Wipptal ubergeht das zunachst Richtung Nordwesten und dann Richtung Norden uber den Brenner bis nach Innsbruck fuhrt Bei der Stadt Brixen trifft das Eisacktal auf das ostwarts streichende Pustertal das an Bruneck vorbei und uber den Toblacher Sattel 1210 m bis nach Lienz reicht Neben den drei grossen Haupttalern gibt es in Sudtirol noch eine grosse Anzahl von Nebentalern Zu den bedeutenderen besiedelten Nebentalern zahlen von West nach Ost u a Sulden Schnals Ulten Passeier Ridnaun das Sarntal Pfitsch Groden das Gadertal das Tauferer Ahrntal und Antholz Im gebirgigen Sudtirol liegen etwa 64 5 der Gesamtflache des Landes oberhalb von 1500 m s l m und lediglich 14 unterhalb von 1000 m Daher konzentriert sich ein Grossteil der Bevolkerung auf verhaltnismassig geringe Flachen in den Talern in Hohenlagen zwischen etwa 200 und 1200 m uberwiegend im Bereich ausgedehnter Schwemmkegel und breiter Talkessel Die am dichtesten besiedelten Gebiete sind im Etschtal anzutreffen wo sich mit Bozen Meran und Leifers drei der vier grossten Stadte befinden Die flachen Talboden werden vor allem landwirtschaftlich genutzt Etschtal bei Meran Eisacktal bei Barbian Pustertal bei Bruneck Groden bei St Ulrich Gadertal bei AbteiGewasser Der bedeutendste Fluss Sudtirols ist die Etsch die am Reschenpass entspringt bis zur Landesgrenze an der Salurner Klause eine Strecke von etwa 140 km zurucklegt und anschliessend weiter Richtung Po Ebene und zum Adriatischen Meer fliesst Die Etsch deren insgesamt 415 km Lange in Italien allein vom Po ubertroffen werden entwassert 97 der Landesflache Zu ihrem Flusssystem gehoren auch der rund 100 km lange Eisack und die rund 80 km lange Rienz die beiden nachstgrossten Flusse Sudtirols Gespeist werden sie durch zahlreiche Flusse und Bache der Nebentaler Unter den bedeutendsten Zubringern kann man etwa die Plima die Passer die Falschauer die Talfer die Ahr und die Gader nennen Die ubrigen 3 der Landesflache werden durch die Flusssysteme der Drau und des Inn zum Schwarzen Meer bzw durch das Flusssystem des Piave zur Adria hin entwassert In Sudtirol gibt es 176 naturliche Seen mit einer Flache von mehr als einem halben Hektar der Grossteil davon uber 2000 m hoch gelegen Nur 13 naturliche Seen sind grosser als 5 ha lediglich drei davon liegen unterhalb von 1000 m Hohe der Kalterer See 215 m der Grosse 492 m und der Kleine Montiggler See 514 m Zu den fur die Energieerzeugung genutzten Stauseen in Sudtirol zahlen u a der Reschensee 1498 m der mit 523 ha Flache das grosste stehende Gewasser Sudtirols bildet der Zufrittsee 1850 m und der Arzkarsee 2250 m Zu den vom Land Sudtirol ausgewiesenen Naturdenkmalern gehoren zahlreiche hydrologische Objekte darunter Bachlaufe Wasserfalle Moore Gletscher und Bergseen wie der Pragser Wildsee 1494 m der Karersee 1519 m oder die Spronser Seen 2117 2589 m Oberlauf der Etsch im Vinschgau Eisack in Brixen Falschauer in Ulten Kalterer See im Uberetsch Pragser Wildsee in PragsVegetation Etwa 50 der Sudtiroler Landesflache sind bewaldet weitere 40 liegen oberhalb von 2000 m und somit grossteils jenseits der Waldgrenze die zwischen 1900 und 2200 m variiert Jeweils mehr als die Halfte der gesamten Waldflache liegt in uber 20 geneigtem Gelande und in Hohenlagen zwischen 1200 und 1800 m Etwa 24 der Waldflache sind als Siedlungen Verkehrswege und sonstige menschliche Infrastrukturen bewahrender Schutzwald klassifizierbar Eine Hemerobie Studie aus dem Jahr 1997 stufte die Sudtiroler Walder zu etwa 35 als naturnah oder naturlich zu etwa 41 als massig verandert und zu etwa 24 als stark verandert oder kunstlich ein Die flachen Talgrunde waren ursprunglich vollstandig mit Auwaldern bedeckt von denen sich nur noch sehr kleine Reste entlang der Flusse erhalten haben Die restlichen Flachen sind Siedlungen und landwirtschaftlichem Nutzgebiet gewichen An den Talhangen finden sich bis auf Hohen von 800 oder 900 m submediterrane Laubmischwalder die vorwiegend durch warmeliebende Manna Eschen Hopfenbuchen Zurgelbaume Edelkastanien und Flaumeichen charakterisiert werden Ab etwa 600 m konnen stattdessen seltener Rotbuchenwalder oder schwierige und karge Standorte besiedelnde Kiefernwalder auftreten In Hohenlagen zwischen 800 und 1500 m sind Fichten Tannenwalder anzutreffen zwischen 900 und 2000 m herrschen montane und subalpine Fichtenwalder vor Letztere sind oftmals mit Baumarten wie Larchen Vogelbeeren Weiss Kiefern und Zirben durchmischt Die Larchen und Zirbenwalder am oberen Rand des Waldgurtels nehmen verhaltnismassig geringe Flachenanteile ein Jenseits der Waldgrenze bestimmen subalpine Zwergstrauch gesellschaften alpine Rasen und zuletzt alpine Tundra als Vegetationstypen das Landschaftsbild Laubmischwald am Vinschger Sonnenberg Fichten und Tannenbestande im Latemarwald Zirben und Larchenbestande im Raschotzer Wald Zwergstraucher am Muntejela de Senes Alpine Rasen am Piz DuledaFlora und Fauna Hauptartikel Flora und Fauna Sudtirols Alpen GrasnelkeAlpenmurmeltier Flora Die aktuelle Pflanzenwelt Sudtirols ist das Ergebnis einer Abfolge von Aussterbens und Wiederbesiedlungsphasen nach der Wurm Kaltzeit die zu einer kompletten Vergletscherung des Alpenraums gefuhrt hatte Aufgrund der Vielfalt seiner geomorphologischen und klimatischen Gegebenheiten beherbergt Sudtirol eine verhaltnismassig artenreiche Flora Es bestehen Lebensraume sowohl fur xerophile als auch hygrophile Gewachse warmeliebende Pflanzen kommen ebenso vor wie an hochalpine oder gar nivale Bedingungen angepasste In Sudtirol sind etwa 2500 rezente Arten an Farn und Blutenpflanzen nachgewiesen somit beherbergt das Land auf gerade mal 0 07 der Gesamtflache des Kontinents fast ein Funftel der bekannten Flora Europas Die grosste Artenvielfalt findet sich im Etschtal zwischen Meran und der Salurner Klause sowie im unteren Eisacktal bei der Alpenflora nimmt das Schlern Rosengarten Gebiet eine besondere Stellung ein Die ortliche Flora konnte bereits seit dem Wirken der Botaniker Karl Wilhelm von Dalla Torre und Ludwig von Sarnthein zu Beginn des 20 Jahrhunderts als verhaltnismassig gut erforscht gelten Die in den 1970er Jahren angestossene und seit 1998 vom Naturmuseum Sudtirol koordinierte systematische Rasterkartierung fuhrte nochmals zu einem deutlichen Erkenntnisschub Der 2006 publizierte Katalog der Gefasspflanzen Sudtirols konnte bereits auf ca 300 000 Einzelbeobachtungen zuruckgreifen und etwa 70 bisher nicht erfasste heimische Arten verzeichnen 84 Arten Gattungen oder Familien sind durch ein Landesgesetz geschutzt Zudem wurden zahlreiche botanische Objekte vom Land Sudtirol als Naturdenkmaler eingestuft darunter etwa die jahrhundertealten Ultner Urlarchen und die Versoaln Rebe in Prissian Fauna Schatzungen gehen von mindestens 32 000 rezenten in Sudtirol heimischen Tierarten aus bis 1996 konnten davon nur rund 14 700 nachgewiesen werden in Deutschland waren es bis 2004 etwa 48 000 Die Zahl der bisher gefundenen fossilen Tierarten betragt ca 5000 Mehr als die Halfte der bekannten Sudtiroler Fauna entfallt auf die verhaltnismassig gut erforschten Ordnungen Kafer und Schmetterlinge Rund 460 Arten ohne Haustiere sind Wirbeltiere wahrend in Mitteleuropa etwa 750 Arten bekannt sind Die in Sudtirol vorkommende Avifauna umfasst etwa 350 Vogelarten die Zahl der heimischen Saugetiere lasst sich auf 60 bis 80 Arten taxieren wobei in den 2000er Jahren mit dem Braunbaren und dem Wolf zwei einst ausgerottete Spezies zuruckgekehrt sind Als Pionier der Sudtiroler Zoologie gilt Vinzenz Maria Gredler der sich im 19 Jahrhundert insbesondere den heimischen Schnecken Kafern Ameisen und Amphibien widmete Seit 1996 liegt mit Die Tierwelt Sudtirols die erste Gesamtdarstellung der heimischen Fauna mit einem kompletten Verzeichnis der bis dato nachgewiesenen Arten vor 71 Tierarten bzw gruppen sind durch ein Landesgesetz geschutzt Eine 1994 erstellte Rote Liste stufte von 7398 untersuchten Tierarten in Sudtirol nur etwa 59 als ungefahrdet ein die haufigsten speziell niedere Lagen betreffenden Bedrohungsursachen waren die Intensivbewirtschaftung sowie die Einengung Verbauung und Verkehrserschliessung von Lebensraumen HumangeographieGemeinden Sudtirol zahlt 116 Gemeinden acht davon haben den Status einer Stadt Bozen ist mit einer Bevolkerungszahl von uber 100 000 Einwohnern die einzige Grossstadt Zum Stichtag 31 Dezember 2018 hatten 15 Gemeinden weniger als 1000 Einwohner Die flachenmassig grosste ist die Gemeinde Sarntal die sich uber 302 50 km erstreckt die kleinste Kuens mit lediglich 1 66 km Im kommunalen Aufgabenbereich befinden sich u a die Trinkwasserversorgung Abwasserentsorgung gewisse Bereiche der Raumordnung Verwaltung und Gestaltung des Territoriums sowie kulturelle Dienste Eine Interessensvertretung der Gemeinden und Bezirksgemeinschaften ist der 1954 in Bozen als Genossenschaft gegrundete Sudtiroler Gemeindenverband Consorzio dei Comuni della Provincia di Bolzano welcher politische Aufgaben wahrnimmt und seinen Mitgliedern verschiedene Dienstleistungen im Rahmen der offentlichen Verwaltungstatigkeit bietet Siehe auch Liste der Gemeinden in Sudtirol und Liste der Stadte in Sudtirol Gemeinden SudtirolsDie zehn bevolkerungsreichsten Gemeinden Sudtirols Deutscher Name Italienischer Name Ladinischer Name Einwohner 31 Dezember 2023Bozen Bolzano Balsan Bulsan 106 357Meran Merano Maran 41 404Brixen Bressanone Persenon Porsenu 23 002Leifers Laives 18 468Bruneck Brunico Bornech Burnech 17 124Eppan Appiano 15 002Lana Lana 12 595Kaltern Caldaro 8 181Ritten Renon Renon 8 147Sarntal Sarentino 7 215Bozen Brixen Bruneck Lana KalternBezirksgemeinschaften Sudtirol ist in acht Bezirksgemeinschaften untergliedert wobei die Landeshauptstadt Bozen alleine eine Bezirksgemeinschaft darstellt Politisch haben Bezirksgemeinschaften eine untergeordnete Bedeutung sie verfugen uber keine direkt gewahlten Organe Ihre Aufgaben bestehen in der Koordination der kulturellen sozialen wirtschaftlichen und okologischen Entwicklung der Mitgliedsgemeinden Daruber hinaus werden den Bezirksgemeinschaften aus organisatorischen Grunden diverse Aufgaben des Landes Sudtirol oder der Gemeinden ubertragen Dazu zahlen u a die Sozialdienste sowie Zustandigkeiten im Umweltbereich Bezirksgemeinschaften SudtirolsDie Bezirksgemeinschaften Sudtirols Bezirksgemeinschaft Hauptort Gemeinden Flache km Einwohner 2018 Bozen Bozen 1 52 107 739Burggrafenamt Meran 26 1 101 104 216Eisacktal Brixen 13 624 53 648Pustertal Bruneck 26 2 071 83 114Salten Schlern Bozen 13 1 037 50 111Uberetsch Unterland Neumarkt 18 424 75 919Vinschgau Schlanders 13 1 442 35 974Wipptal Sterzing 6 650 20 457Lajen Eisacktal Gsies Pustertal Neumarkt Uberetsch Unterland Mals Vinschgau Sterzing WipptalSchutzgebiete Siehe auch Liste der Schutzgebiete in Sudtirol Auf dem Gebiet der Provinz Bozen sind weitraumige Natur und Kulturlandschaften fast ein Viertel der gesamten Landesflache in einem Nationalpark sowie in sieben Naturparks besonderen gesetzlichen Schutzmassnahmen unterstellt Zudem gibt es zahlreiche Biotope die per Gesetz vor Umwelteingriffen geschutzt sind Grundsatzlich soll dadurch der Erhalt von naturlichen und naturnahen Lebensraumen gewahrleistet werden damit ein effizienter Schutz seltener oder gefahrdeter Pflanzen und Tierarten gelingen kann Die speziellen Bestimmungen und Massnahmen konnen sich je nach Naturpark und Biotoptyp sowie entsprechenden Schutzzielen unterscheiden Der Nationalpark und die sieben Naturparks in SudtirolDie acht grossen Naturschutzgebiete Sudtirols Name Flache km GrundungsjahrNationalpark Stilfserjoch 534 04 1935Naturpark Drei Zinnen 118 91 1981Naturpark Fanes Sennes Prags 254 53 1980Naturpark Puez Geisler 107 22 1978Naturpark Rieserferner Ahrn 313 20 1988Naturpark Schlern Rosengarten 72 91 1974Naturpark Texelgruppe 313 91 1976Naturpark Trudner Horn 68 51 1980Laaser Tal im Nationalpark Stilfserjoch Geislerspitzen im Naturpark Puez Geisler Seiser Alm im Naturpark Schlern Rosengarten Langsee im Naturpark Texelgruppe Trudner Horn im Naturpark Trudner HornBevolkerungDemographie Gemass amtlicher Bevolkerungsstatistik lebten zum Stichtag 31 Dezember 2021 genau 532 616 Personen in Sudtirol Die Einwohnerzahl ist seit Jahren kontinuierlich im Steigen begriffen Dieser Umstand beruht bei der im staatlichen Vergleich zwar hochsten aber dennoch insgesamt rucklaufigen Geburtenrate 10 Lebendgeborene je 1000 Einwohner und der relativ konstant bleibenden Sterberate 8 3 Todesfalle je 1000 Einwohner auf einer positiven Wanderungsbilanz 9 5 der Wohnbevolkerung sind Auslander 43 9 der in Sudtirol ansassigen Personen leben in den sieben Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern Im Gegensatz zu vielen anderen Alpenregionen sind die landlichen Raume von keinen verbreiteten Abwanderungsbewegungen betroffen Die Lebenserwartung liegt bei 86 2 Jahren fur Frauen und 81 4 Jahren fur Manner das Durchschnittsalter betragt 42 8 Jahre Entwicklung der Wohnbevolkerung von 1910 bis 2021 Sprachen Geographische Verteilung der Sprachgruppen in Sudtirol gemass der Zahlung des Jahres 2024 Sprachliche Vielfalt Deutsch ist die Muttersprache von uber 62 Italienisch von etwa 23 und Ladinisch von rund 4 der Bevolkerung Neben diesen einheimischen Bevolkerungsgruppen existiert seit den letzten Jahrzehnten analog zum gesamteuropaischen Trend auch eine wachsende Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund die aus verschiedenen europaischen und aussereuropaischen Staaten stammen und ursprunglich keiner der drei genannten Sprachgemeinschaften angehoren Deutsch Die Tiroler Dialekte sind geographisch in verschiedene Dialektvarianten ausdifferenziert Diese sudbairischen Mundarten sind trotz Unterschieden einander recht ahnlich und gegenseitig verstandlich Die Verwendung von Standarddeutsch ist in Sudtirol grossteils auf klar umrissene Domanen etwa Schule und Verwaltung beschrankt Markantes Merkmal sowohl der Sudtiroler Dialekte als auch des landesublichen Standarddeutschen das als Sudtiroler Deutsch eine Standardvarietat der plurizentrischen deutschen Sprache darstellt sind die in den letzten Jahrzehnten aus dem Italienischen ubertragenen Lehnubersetzungen und sonstige Interferenzen Von den 116 Gemeinden Sudtirols haben 102 vorwiegend landliche Kommunen eine mehrheitlich deutschsprachige Bevolkerung In 75 Gemeinden liegt diese Mehrheit bei uber 90 Italienisch Anders als unter deutschsprachigen Sudtirolern ublich ist in der italienischsprachigen Gemeinschaft in Sudtirol die Standardsprache die dominante Varietat Dialekte finden kaum Verwendung da die grosstenteils im 20 Jahrhundert entstandene italienische Sprachgruppe in Einwanderungsbewegungen aus verschiedenen Regionen Italiens wurzelt Nur im Unterland wird von einem kleinen Bevolkerungsanteil traditionell ein lombardisch venetischer Dialekt gesprochen Die italienische Sprachgruppe lebt vorwiegend im stadtischen Ballungsgebiet um die Landeshauptstadt Bozen Auch die Stadte Meran und Leifers sowie Branzoll Pfatten und Salurn an der sudlichen Landesgrenze sind mehrheitlich italienischsprachig bewohnt In den Bezirksstadten Brixen und Bruneck sowie in mehreren Gemeinden im Unterland sind grossere italienische Gemeinschaften beheimatet Dreisprachige Beschilderung in Groden auf Ladinisch Deutsch und Italienisch Ladinisch Im Alltag der Sudtiroler Ladinischsprecher finden uberwiegend die lokalen Dialekte Verwendung Die 1998 geschaffene Standardsprache Ladin Dolomitan stosst auch bei offiziellen Institutionen nicht auf volle Akzeptanz Die ladinische Sprachgruppe deren Situation stark von Multilingualismus gepragt ist konzentriert sich auf den Sudtiroler Teil Ladiniens das Gadertal und Groden in den Dolomiten Acht dort verortete Gemeinden namlich Abtei Corvara Enneberg St Christina St Martin St Ulrich Wengen und Wolkenstein haben eine ladinische Bevolkerungsmehrheit Geschichtliche Entwicklung Die ausserst heterogenen Tiroler Ortsnamen geben Aufschluss daruber dass das Gebiet des heutigen Sudtirol seit jeher mehrsprachig war Die Anteile der heute bestehenden Sprachgruppen an der Gesamtbevolkerung unterlagen im Laufe der Geschichte mehrfach Schwankungen Die Wurzeln der ladinischen Sprachgruppe gehen auf die antike Romanisierung des Alpenraums zuruck der deutschen auf die bajuwarische Siedlungstatigkeit des Fruhmittelalters der italienischen auf die Zuwanderung von Tagelohnern und Dienstboten ab dem 17 Jahrhundert In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts fuhrten der staatlich geforderte Zuzug italienischer Arbeiter Italianisierung Sudtirols und die politisch motivierte Emigration deutsch und ladinischsprachiger Sudtiroler Option zu massiven demographischen Veranderungen Der italienischsprachige Bevolkerungsanteil stieg dadurch im Zeitraum von 1910 bis 1961 von rund 3 auf rund 34 an nimmt seither aber kontinuierlich ab Manche Aspekte der Besiedlungsgeschichte lassen sich auch an den Sudtiroler Familiennamen nachvollziehen Seit der Jahrtausendwende hat sich vor allem die Einwanderung aus Drittlandern im Gesellschaftsbild Sudtirols bemerkbar gemacht Zum Stichtag 31 Dezember 2018 lebten 50 746 auslandische Staatsburger in Sudtirol was einem Anteil von 9 5 an der lokalen Wohnbevolkerung entspricht darunter etwa ein Drittel aus EU Landern Die grosste Gruppe der Sudtiroler mit auslandischer Staatsburgerschaft waren dabei Albaner gefolgt von Bundesdeutschen Pakistanern Marokkanern und Rumanen Einen uberproportionalen Anteil der nicht deutschsprachigen Immigranten integriert dabei die italienische Gemeinschaft Sudtirols Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund lag im Schuljahr 2017 2018 an italienischen Grundschulen bei 25 3 an den deutschen Schulen hingegen nur bei 9 2 an ladinischen Schulen bei 6 9 Der Anteil der Schuler an deutschsprachigen Schulen aller Altersklassen in Sudtirol sank dementsprechend sehr leicht von ca 72 2011 auf 71 2021 wobei jener der Schuler an italienischsprachigen Schulen im gleichen Zeitraum von 24 auf 25 anstieg Bevolkerung in Sudtirol nach Sprachgruppe 1880 bis 2024 Jahr Italienisch Deutsch Ladinisch Andere GesamtZahl in Zahl in Zahl in Zahl in 1880 6 884 3 4 186 087 90 6 8 822 4 3 3 513 1 7 205 3061890 9 369 4 5 187 100 89 0 8 954 4 3 4 862 2 3 210 2851900 8 916 4 0 197 822 88 8 8 907 4 0 7 149 3 2 222 7941910 7 339 2 9 223 913 89 0 9 429 3 8 10 770 4 3 251 4511921 27 048 10 6 193 271 75 9 9 910 3 9 24 506 9 6 254 7351931 65 503 23 2 195 177 69 2 n d n d 21 478 7 6 282 1581953 114 568 33 1 214 257 61 9 12 696 3 7 4 251 1 3 345 7721961 128 271 34 3 232 717 62 2 12 594 3 4 281 0 1 373 8631971 137 759 33 3 260 351 62 9 15 456 3 7 475 0 1 414 0411981 123 695 28 7 279 544 64 9 17 736 4 1 9 593 2 2 430 5681991 116 914 26 5 287 503 65 3 18 434 4 2 17 657 4 0 440 5082001 113 494 24 5 296 461 64 0 18 736 4 0 34 308 7 4 462 9992011 118 120 23 3 314 604 62 2 20 548 4 0 51 795 10 5 505 0672024 121 520 22 6 309 000 57 6 19 853 3 7 86 560 16 1 536 933 Sprachenpolitik In Sudtirol ausgestellte Identitatskarten sind zusatzlich auf Deutsch beschriftet In Sudtirol gibt es drei offiziell anerkannte Sprachgemeinschaften eine deutschsprachige eine italienischsprachige und eine ladinischsprachige Ihre jeweilige kulturelle Eigenart wird vom italienischen Staat per Gesetz und durch entsprechende Massnahmen der offentlichen Verwaltung in ihrem Fortbestand gesichert Die Sprachen der drei autochthonen Sprachgemeinschaften namlich Deutsch Italienisch und Ladinisch sind in der Provinz Bozen auch die offiziellen Amtssprachen wobei dies fur das Ladinische nur in den mehrheitlich von Ladinern bewohnten Talschaften gilt Die amtliche Mehrsprachigkeit bringt mit sich dass samtliche Orts und Strassenschilder sowie ein Grossteil aller offentlichen Beschilderungen mehrsprachig beschriftet sind Die Toponomastik in Sudtirol bzw der amtliche Status der verschiedensprachigen Toponyme ist allerdings seit langem Grund fur politische Auseinandersetzungen Alle offentlich Bediensteten mussen Deutsch und Italienischkenntnisse nachweisen konnen Zweisprachigkeitsnachweis vor allem in den ladinischen Gemeinden zusatzlich Ladinischkenntnisse Dreisprachigkeitsnachweis Der sogenannte ethnische Proporz garantiert dass Stellen im offentlichen Dienst gleichmassig zwischen den drei Sprachgruppen aufgeteilt werden Alle Bewerber mussen dementsprechend ihre jeweilige Sprachgruppenzugehorigkeitserklarung bzw Sprachgruppenzuordnungserklarung vorlegen Verteilung nach Sprachgruppenzugehorigkeits bzw Sprachgruppenzuordnungserklarungen in Prozent Sprache 1981 1991 2001 2011 2024Deutsch 66 40 67 99 69 15 69 41 68 61Italienisch 29 38 27 65 26 47 26 06 26 98Ladinisch 0 4 21 0 4 36 0 4 37 0 4 53 0 4 41Siehe auch Rechtliche Stellung der deutschen Sprache in Sudtirol Religionen Kloster Saben errichtet an einer fruhchristlichen Statte Katholische Kirche Die uberwiegende Mehrheit der Bevolkerung Sudtirols ist romisch katholisch getauft Bereits aus der Spatantike sind fruhchristliche Statten im Gebiet archaologisch nachgewiesen Saben im Eisacktal entwickelte sich in dieser Zeit zu einem bedeutenden kirchlichen Zentrum das erst im ausgehenden Fruhmittelalter von Brixen als Bischofssitz abgelost wurde Das Territorium des heutigen Sudtirol war uber Jahrhunderte zwischen den Bistumern Brixen Chur bis 1808 1816 und Trient bis 1964 aufgeteilt Beruhmtester Bischof von Brixen war der Universalgelehrte Nikolaus von Kues Bedeutende Gestalten des regionalen Kirchenlebens waren im 19 Jahrhundert der seliggesprochene Bischof von Trient Johann Nepomuk von Tschiderer und die Mystikerin Maria von Morl Unter Bezugnahme auf die modernen politischen Grenzen wurde 1964 das Bistum Brixen das nach dem Ersten Weltkrieg seine umfangreichen Nord und Osttiroler Gebiete verloren hatte zur Diozese Bozen Brixen erweitert deren Ausdehnung nun mit jener der Provinz Bozen identisch ist Gefuhrt wurden die Glaubigen seither von den Bischofen Joseph Gargitter 1964 1986 Wilhelm Egger 1986 2008 Karl Golser 2008 2011 und Ivo Muser seit 2011 Die Diozese umfasst 28 Dekanate und 281 Pfarreien Stand 2014 ihre Bischofskirchen sind der Brixner Dom und der Bozner Dom Als Diozesanpatrone werden Kassian und Vigilius verehrt Wichtige Bezugspersonen in aktuellen Diskursen der lokalen katholischen Kirche sind der Heilige Josef Freinademetz und der Selige Josef Mayr Nusser Die Synagoge Meran Andere Glaubensgemeinschaften Die alteste noch bestehende nichtchristliche Glaubensgemeinschaft Sudtirols ist die judische Gemeinde Merans In der touristisch fruh erschlossenen Kurstadt entstanden zudem im 19 Jahrhundert mehrere konfessionelle Kleingruppen Dort wurde 1861 die evangelisch lutherische Gemeinde gegrundet die wie auch die etwas jungere Gemeinde in Bozen der Evangelisch Lutherischen Kirche in Italien angehort Zusammen betreuen sie als Eigentumer mehrerer Kirchen und Predigtstatten knapp 1000 Glaubige in Sudtirol und im benachbarten Trentino Auf etwa denselben Zeitraum geht auch die Entstehung der russisch orthodoxen Diaspora in Meran zuruck Ebenso existiert eine Sudtiroler Gemeinschaft der Zeugen Jehovas Uber die gestiegene Einwanderung aus dem arabischen und asiatischen Raum kamen in den vergangenen Jahren Muslime nach Sudtirol deren Anzahl 2015 auf rund 14 000 Glaubige geschatzt wurde Gesellschaftliche Charakteristika Hohe Dichte an Non Profit Organisationen Die Sudtiroler Gesellschaft ist in erheblichem Ausmass durch die Aktivitaten von Non Profit Organisationen gepragt 2011 waren unter insgesamt 4 927 aktiven Vereinen und Verbanden ohne Erwerbszweck uber drei Viertel in den Bereichen Kultur Sport Freizeit Sozialwesen Zivilschutz und Umweltschutz tatig Auf 10 000 Einwohner kamen 97 6 Organisationen was den gesamtstaatlichen Durchschnitt von 50 7 bei weitem ubertrifft Mitglieder ubten dabei rund 150 000 institutionalisierte Ehrenamter aus 3 008 je 10 000 Einwohner was statistisch ebenfalls aus den italienischen Vergleichswerten deutlich heraussticht Zu den grossten Verbanden und Vereinen des Landes zahlen u a der Verband der Sportvereine Sudtirols der Alpenverein Sudtirol das Weisse Kreuz der Katholische Verband der Werktatigen der Landesverband der Freiwilligen Feuerwehren die Katholische Jungschar der Verband Sudtiroler Musikkapellen und der Schutzenbund Tendenz zur ethnischen Trennung Ein weiteres Merkmal der Sudtiroler Gesellschaft ist ihre relativ starke Ethnisierung Diese spiegelt sich in erster Linie in der institutionalisierten Trennung nach Sprachgruppen wider z B sprachlich getrennte Schulsysteme Zuweisung von Arbeitsplatzen im offentlichen Dienst nach ethnischem Proporz lasst sich aber auch im Bereich der Wirtschaft Landwirtschaft und Tourismus als traditionell deutsche Domanen offentlicher Dienst und Industrie lange Zeit als primare Wirtschaftsbasis der Italiener sowie auf Ebene der Non Profit Organisationen italienische Parallelorganisationen wie Club Alpino Italiano Azione Cattolica Croce Rossa und im Bereich der meinungsbildenden Regionalmedien deutsch vs italienischsprachig eindeutig nachweisen Gegen diese Ethnisierung die im Kern auf den okonomischen Interessensunterschieden der Sprachmilieus beruht und phasenweise nationalistisch ubersteigert wurde praktizierten kleine politische Oppositionskreise sogenannte interethnische Gegenkonzepte die in den 1970er Jahren im gesellschaftlichen Diskurs erstmals wahrgenommen wurden Alexander Langer Neue Linke Nuova Sinistra In den 1990er Jahren begann auch die regierende Lokalpolitik vorhandene Parallelstrukturen in Ansatzen aufzubrechen etwa durch die Einrichtung der mehrsprachigen Freien Universitat Bozen Geschichte Hauptartikel Geschichte Sudtirols Ur und Fruhgeschichte Gletschermumie Otzi aus dem 4 Jahrtausend v Chr Das Gebiet an Etsch Eisack und Rienz ist seit der Mittelsteinzeit besiedelt Die Menschen hielten sich damals im Sommer uberwiegend im Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze auf Dies belegen zahlreiche archaologische Fundstellen mit Funden aus dem 7 bis zum 4 Jahrtausend v Chr In der darauf folgenden Jungsteinzeit begann der Mensch die fruchtbaren Mittelgebirgsterrassen entlang der Haupttaler zu besiedeln Wichtige Funde aus dieser Zeit stammen vom Plunacker in Villanders dem Hugel von Schloss Juval im Vinschgau und vom Tisenjoch Otzi In der Bronzezeit begann eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs hauptsachlich wegen des Kupferbergbaus In der spaten Bronzezeit 1300 1000 v Chr und der alteren Eisenzeit war das heutige Sudtirol von Menschen besiedelt die Trager der inneralpinen Laugen Melaun Kultur waren Die Rater sind in der jungeren Eisenzeit Trager der Fritzens Sanzeno Kultur und damit die erste namentlich bekannte Urbevolkerung des mittleren Alpenraumes Altertum Ruinen auf Castelfeder aus der Zeit zwischen dem 6 und dem 9 Jh n Chr Vom 1 Jh v Chr bis zur Volkerwanderungszeit gehorte das Gebiet des heutigen Sudtirol zum romischen Imperium Die Romer unterwarfen die Alpenstamme der Breonen Isarken Saevaten und Venosten und bauten die Region zu einem strategisch wichtigen Durchzugsgebiet der via Raetia der via Claudia Augusta und der via Iulia Augusta aus von denen einige Meilensteine erhalten blieben Auf diese Zeit gehen keine ortlichen Stadtgrundungen zuruck aber aus antiken Quellen sind namentlich die Strassenstationen Endidae Littamum Pons Drusi Sebatum Sublavio und Vipitenum bekannt Zu den zahlreichen Funden aus dieser Epoche in Sudtirol gehort beispielsweise die bei St Pauls in der Gemeinde Eppan ergrabene romerzeitliche Villa aus dem 4 Jahrhundert mit sehr gut erhaltenen Fussboden Mosaiken Zwischen dem 6 und 9 Jahrhundert wurde das Gebiet von den Bajuwaren besiedelt die dort auf die Langobarden und die romanisierte Altbevolkerung stiessen Wichtige Fundstellen und Denkmaler aus dieser Zeit sind der Sabener Berg bei Klausen Castelfeder bei Auer St Peter in Altenburg bei Kaltern und die Kirche St Prokulus bei Naturns Mittelalter Schloss Tirol Hauptbauphasen des 11 13 Jh s n Chr Als Teil des Herzogtums Baiern zunachst im Frankischen Reich und spater im Heiligen Romischen Reich erlangte das Gebiet strategische Bedeutung weil seine Strassen eine Verbindung zu Reichsitalien herstellten Grosse Teile des Gebiets wurden 1004 und 1027 den Bischofen von Trient und Brixen als Grafschaften u a das Norital ubertragen Im Laufe des 12 und 13 Jahrhunderts gelang es den Grafen von Tirol den Albertinern und Meinhardinern ausgehend von Schloss Tirol bei Meran die Grafschaft Tirol zur dominierenden lokalen Herrschaft zu machen Allmahlich nahmen die Talschaften sudlich und nordlich des Brenners den Namen Tirol an Ab dem spaten 12 Jahrhundert setzte entlang den uberregionalen Verkehrsachsen eine Phase zentralortlicher Stadtegrundungen ein die zu einer erheblichen sozialen Ausdifferenzierung und wirtschaftlichen Verdichtung des Landes fuhrte 1342 stellte Ludwig von Brandenburg den Landstanden den Tiroler Freiheitsbrief aus Im Jahr 1363 ging die Grafschaft Tirol nach erfolglosen Akquisitionsversuchen seitens der Wittelsbacher und der Luxemburger von Margarete von Tirol spater Maultasch genannt unter Zustimmung der Tiroler Landstande an die Habsburger uber die das Land fast durchgangig bis 1918 regierten Friedrich IV verlegte den Amtssitz 1420 nach Innsbruck Fruhe Neuzeit Am Beginn des 16 Jahrhunderts wurde auch der Tiroler Raum von den grossraumigen politischen und religios ideologischen Umwalzungen erfasst Michael Gaismair fuhrte um 1525 den lokalen Bauernaufstand an der nach ersten Zugestandnissen des Tiroler Landesfursten allerdings gewaltsam niedergeschlagen wurde Die Reformation fand in Tirol zeitgleich in der Bewegung der Hutterer besondere Resonanz einer religiosen Vereinigung die 1528 von Jakob Hutter gegrundet worden war Die Hutterer waren massiver Verfolgung ausgesetzt Jakob Hutter wurde 1536 vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen verbrannt Zahlreiche seiner Anhanger verliessen Tirol infolge der Repression und fanden in Mahren spater in Nordamerika eine neue Heimat 19 Jahrhundert Das heroisierende Gemalde von Franz Defregger mit dem Titel Vorabend der Schlacht am Bergisel zeigt den Tiroler Volksheld Andreas Hofer inmitten seiner Getreuen Im Zuge der Franzosischen Revolution und der anschliessenden Eroberungskriege Napoleons kam es auch in Tirol zu Umwalzungen 1805 fiel ganz Tirol an das mit Frankreich verbundete Bayern das im Januar 1806 zum Konigreich aufstieg 1808 wurde Tirol in drei bayerische Kreise aufgeteilt Innkreis Eisackkreis Etschkreis 1809 kam es auch dort zur Aushebung von Truppen fur die Bayerische Armee Unter der Fuhrung Andreas Hofers entstand eine Widerstandsbewegung die sich der sakularen aus Frankreich importierten Neuordnung gewaltsam widersetzte Nach der militarischen Niederschlagung des Tiroler Volksaufstands wurden Bozen und das Gebiet sudlich davon zusammen mit dem Trentino 1810 erstmals an das kurzlebige Konigreich Italien angegliedert 1813 von den Truppen des Kaisertums Osterreich jedoch erneut besetzt Im Zuge der Wiederherstellung der vorrevolutionaren Machtverhaltnisse in Europa Restauration auf dem Wiener Kongress wurde Tirol 1815 erneut als Teil der Habsburgermonarchie bestatigt Die Industrielle Revolution hielt in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts in Tirol erst verspatet Einzug und blieb lange Zeit im Wesentlichen auf die kleinstadtischen Ballungszentren der Region beschrankt eine sozialdemokratische Partei entstand in Tirol erst 1890 blieb aber weitgehend unbedeutend Nachhaltige Wirkung entfaltete der Nationalismus deutscher und italienischer Pragung Erste Kontroversen hatten sich in Tirol diesbezuglich bereits im Revolutionsjahr 1848 abgezeichnet sie verstarkten sich vor dem Hintergrund des italienischen Risorgimento 1861 und der deutschen Reichsgrundung 1871 Kriegsjahre und Diktaturen Erster Weltkrieg Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs erfolgte zu einem Zeitpunkt an dem die soziale Basis des Vielvolkerstaates Osterreich Ungarn auch in Tirol durch die aufkommenden Nationalismen bereits tief gespalten war Die Hinrichtung des italienischen Irredentisten Cesare Battisti in Trient im Jahr 1916 gilt als symbolischer Hohepunkt des Tiroler Nationalitatenkonflikts Ihm war der Kriegseintritt Italiens gegen Osterreich Ungarn aufseiten der Triple Entente im Jahr 1915 vorausgegangen In diesem Zusammenhang hatte Italien im Londoner Geheimvertrag von seinen Bundnispartnern die Zusicherung erhalten nach dem Sieg u a den sudlichen Teil Tirols bis zum Brennerpass annektieren zu konnen Damit wurde uber die ursprunglichen Ziele des zunachst auf italienischsprachige Gebiete ausserhalb des italienischen Staatsgebietes konzentrierten Irredentismus hinausgegriffen und dafur internationale Unterstutzung erlangt Abtrennung von Osterreich Am 30 Oktober 1918 konstituierte sich der neue Staat Deutschosterreich und betrachtete Deutsch Sudtirol als Bestandteil seines Staatsgebiets Am 3 November 1918 schloss die kaiserlich osterreichische Armee Ungarn betrachtete sich seit dem Ende der Realunion am 31 Oktober 1918 als nicht mehr betroffen und verhandelte seinen Waffenstillstand mit Italien in der Folge separat mit dem Konigreich Italien den Waffenstillstand von Villa Giusti Sudtirol wurde daraufhin rasch von italienischen Truppen besetzt Deutschosterreich rief am 12 November 1918 die Republik aus Es hatte allerdings als Teil der Verliererseite des Krieges kaum Einfluss auf den Vertrag von Saint Germain vom 10 September 1919 der demzufolge damals als Diktat von Saint Germain bezeichnet wurde sah aber zum Vertragsabschluss keine gangbare Alternative Sudtirol wurde gemass dem Londoner Geheimvertrag Italien zugesprochen Die Konstituierende Nationalversammlung Deutschosterreichs ratifizierte den Vertrag am 21 Oktober 1919 volkerrechtlich trat er am 16 Juli 1920 in Kraft Daraufhin erfolgte am 10 Oktober 1920 auch formal die Annexion Sudtirols durch Italien in dem es zunachst zusammen mit dem Trentino als Venezia Tridentina verwaltet wurde Siegesdenkmal in Bozen erbaut als Symbol der Italianitat des Faschismus sowie als Denkmal fur die italienischen Toten des Ersten Weltkriegs Italianisierung Mit der Machtergreifung der Faschisten in Italien im Jahre 1922 begann in Sudtirol eine gewaltsame Assimilierungspolitik die eine vollstandige Ausmerzung des altosterreichischen Charakters der Region zum Ziel hatte Im Rahmen eines von Ettore Tolomei entworfenen umfassenden Italianisierungsprogramms wurde u a der Gebrauch der deutschen Sprache im Schulunterricht sowie in allen offentlichen Einrichtungen verboten ebenso wurden Vor und Familiennamen der ortsansassigen Bevolkerung behordlich ins Italienische ubersetzt 1927 wurde die Venezia Tridentina in die mehrheitlich italienischsprachige Provinz Trient und die mehrheitlich deutschsprachige Provinz Bozen geteilt Besonders ab den 1930er Jahren wurde mittels gezielter Wohnbau und Industrialisierungspolitik des italienischen Staates versucht die deutsch und ladinischsprachige Bevolkerung durch verstarkten italienischen Zuzug zur Minderheit innerhalb Sudtirols zu machen Eliten aus dem Umfeld der katholischen Geistlichkeit sowie des konservativ deutschnationalen Deutschen Verbands widersetzten sich dieser Entnationalisierungspolitik mit der Einrichtung illegaler Katakombenschulen Ab Beginn der 1930er Jahre organisierten sich Sudtiroler aber auch im nationalsozialistischen Volkischen Kampfring Sudtirols VKS Sudtiroler Optanten 1940 nach ihrer Ankunft in Innsbruck Umsiedlungspolitik Im Mai 1939 schlossen Benito Mussolini und Adolf Hitler den Stahlpakt die beiden Diktatoren einigten sich u a darauf die gemeinsame fur alle Zeiten festgelegte Grenze zwischen Deutschland und Italien anzuerkennen also auch jene zwischen Tirol und Sudtirol Zur Losung der Sudtirolfrage wurde auf Linie der nationalsozialistischen Heim ins Reich Doktrin im Oktober desselben Jahres schliesslich ein Umsiedlungsabkommen geschlossen die sogenannte Option in der die deutsch und ladinischsprachige Bevolkerung vor die Wahl gestellt wurde in das Deutsche Reich abzuwandern oder ohne ethnischen Minderheitenschutz in ihrer Heimat zu bleiben Der Volkische Kampfring Sudtirols unterstutzte dieses Abkommen nach anfanglicher Kritik wahrend sich eine kleine Gruppe um den Andreas Hofer Bund der Umsiedlung widersetzte 86 der Sudtiroler optierten fur die Abwanderung Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden Zehntausende in das Deutsche Reich umgesiedelt Nationalsozialistische Herrschaft Mit dem Sturz Mussolinis und dem deutschen Einmarsch in Norditalien endete die Umsiedlung 1943 vorzeitig Sudtirol geriet nun als Operationszone Alpenvorland bis Kriegsende 1945 direkt unter nationalsozialistische Herrschaft siehe auch Durchgangslager Bozen Mit dem Einmarsch der US Streitkrafte im Fruhjahr 1945 ubernahm die italienische antifaschistische Widerstandsbewegung Comitato di Liberazione Nazionale CLN die provisorische Verwaltung Sudtirols gleichzeitig wurde die Sudtiroler Volkspartei SVP als Sammelpartei der deutsch und ladinischsprachigen Sudtiroler gegrundet Nachkriegszeit und Autonomie Siehe auch Autonomie Sudtirols Unmittelbare Nachkriegszeit Am Rande der Pariser Friedenskonferenz 1946 wurde zwischen der osterreichischen Bundesregierung Figl I und der Republik Italien die Grundlage fur ein Autonomiestatut fur Sudtirol und die deutschsprachigen Gemeinden des angrenzenden Trentino ausgehandelt Gruber De Gasperi Abkommen Darin wurde auch die Schutzfunktion Osterreichs fur Sudtirol verankert die bis heute von der osterreichischen Bundesregierung ausgeubt wird Die italienische Regierung erweiterte 1948 zwar die Provinz Bozen um einige bis dato der Provinz Trient zugeschlagene mehrheitlich deutschsprachige Gemeinden vor allem im Unterland und am Deutschnonsberg fasste die beiden Provinzen aber zur Region Trentino Tiroler Etschland zusammen Das sogenannte Erste Autonomiestatut siedelte wesentliche Teile der autonomen Kompetenzen bei dieser mehrheitlich italienischsprachigen Region an wodurch die politischen Vertreter der deutschsprachigen Sudtiroler in eine Minderheitenposition gebracht wurden Auch andere Bestimmungen des Vertrages blieben im Verlauf der 1950er Jahre zum Grossteil unerfullt Die italienische Wirtschaftspolitik forderte gleichzeitig die Arbeitsmigration aus den italienischen Nachbarregionen nach Sudtirol gegen die sich unter der alteingesessenen Bevolkerung Widerstande aufbauten Die Unzufriedenheit weiter Teile der deutschsprachigen Bevolkerung gipfelte vorerst 1957 in der Grosskundgebung von Schloss Sigmundskron Bombenattentate Das Klima politischer und okonomischer Marginalisierung bestarkte einige separatistisch gesinnte Sudtiroler Befreiungsausschuss Sudtirol BAS ab Mitte der 1950er Jahre in ihrem Vorhaben durch Bombenattentate eine Loslosung Sudtirols von Italien zu erzwingen Nach Inhaftierung der Fuhrungsriege des BAS infolge der Feuernacht im Jahr 1961 wurden bis in die spaten 1980er Jahre zunehmend gewalttatigere Anschlage von Folgegruppierungen verubt die mit neonazistischen Kreisen aus dem deutschsprachigen Ausland in Verbindung standen Auf Initiative des osterreichischen Aussenministers Bruno Kreisky kam 1960 die UN Resolution zur Sudtirolfrage zustande Diplomatische Losung Bereits vor den Ereignissen der Feuernacht wurde die Sudtirolfrage im Jahr 1960 mit der Bekanntgabe des Streitfalls zwischen Osterreich und Italien durch den damaligen osterreichischen Aussenminister Bruno Kreisky vor der UNO Generalversammlung internationalisiert d h zum Gegenstand der Aufmerksamkeit uber Osterreich und Italien hinaus gemacht Die italienische Regierung wurde dadurch zu einer Losung des politischen Konflikts mit der ethnischen Minderheit der Sudtiroler motiviert Nach Einsetzung der parlamentarischen Neunzehnerkommission im Jahr 1961 erzielten die Aussenminister Giuseppe Saragat Italien und Bruno Kreisky Osterreich 1964 eine erste grundsatzliche Einigung hinsichtlich der Verwirklichung des Massnahmenpakets das die Kommission vorgelegt hatte Nach weiteren Nachverhandlungen wurde 1969 schliesslich der sogenannte Operationskalender zur Verwirklichung des Sudtirol Pakets von der Sudtiroler Volkspartei und dem osterreichischen Nationalrat gutgeheissen und 1971 vom italienischen Parlament verabschiedet 1972 trat somit das Zweite Autonomiestatut als Verfassungsgesetz in Kraft das einen bedeutenden Ausbau der Autonomie Sudtirols mit sich brachte 1992 gab die italienische Regierung der osterreichischen bekannt Paket und Operationskalender seien nun im vollen Umfang realisiert Osterreich richtete daraufhin nach Zustimmung der Sudtiroler und Tiroler Politiker eine Streitbeilegungserklarung an Italien und an die Vereinten Nationen Jungere Entwicklungen Begunstigt von weitreichenden Autonomiebefugnissen teils auch in Budgetangelegenheiten konnte sich Sudtirol zu einer wohlhabenden Region in Europa und einer der bestgestellten Italiens entwickeln Der mit dem Schengener Abkommen und der Einfuhrung der Gemeinschaftswahrung Euro angeschobene europaische Integrationsprozess erleichterte es seit den 1990er Jahren verstarkt an die lange historische Zusammengehorigkeit des Bundeslandes Tirol und der Lander Sudtirol und Trentino anzuknupfen Mit der Grundung der Europaregion Tirol Sudtirol Trentino erfolgte eine Institutionalisierung der grenzuberschreitenden Zusammenarbeit mit den anderen Teilen des ehemaligen Kronlandes Tirol Symbolhaft fur die Entspannung der italienisch osterreichischen Beziehungen in der Sudtirolfrage stehen erstmalige Zusammenkunfte hoher politischer Reprasentanten beider Staaten auf Sudtiroler Boden Am 5 September 2012 trafen sich die Staatsprasidenten Giorgio Napolitano und Heinz Fischer zu Konsultationen im Meraner Kurhaus am 5 Juli 2014 nahmen Ministerprasident Matteo Renzi und Bundeskanzler Werner Faymann gemeinsam an einer Tagung auf Schloss Prosels teil PolitikHoheitssymbole Sudtirol verfugt uber ein offizielles Wappen und eine Flagge Wappen von Sudtirol Blasonierung Auf Silbergrund alter roter Tiroler Adler goldbewehrt mit roter Zunge und goldenen Flugelspangen Wappenbegrundung Das Wappen ist eine Variante des traditionellen Tiroler Wappens Es wurde von der Sudtiroler Landesregierung am 30 Juli 1982 beschlossen und infolge des Dekrets des Prasidenten der Italienischen Republik vom 21 Marz 1983 genehmigt Die Flagge ist in den Farben Weiss und Rot gehalten die der alten Tiroler Landesfahne entnommen sind in der Mitte ist sie mit dem Landeswappen belegt Ihre offizielle Anerkennung wurde am 7 Oktober 1996 von der Landesregierung beantragt am 22 November 1996 erfolgte die Genehmigung des Prasidenten Flagge Sudtirols Landesbanner SudtirolsSiehe auch Liste der Wappen in Sudtirol Regional und Landesautonomie Hauptartikel Autonomie Sudtirols Sudtirol also die Provinz Bozen bildet zusammen mit dem Trentino Provinz Trient die Region Trentino Sudtirol eine der insgesamt funf italienischen Regionen die mit weitgehenden Gesetzgebungsbefugnissen ausgestattet und dementsprechend auch von der italienischen Verfassung als autonome Regionen mit besonderem Statut anerkannt werden Das Erste Autonomiestatut wurde 1948 auf der Grundlage des Gruber De Gasperi Abkommens per Verfassungsgesetz eingefuhrt Von den politischen Vertretern der deutschsprachigen Sudtiroler wurde diese Losung jedoch als unzureichend empfunden da mit der Konstituierung einer Gemeinschaftsregion mit dem Trentino de facto eine italienischsprachige Bevolkerungsmehrheit geschaffen wurde Diese Konstellation begrenzte bei den Wahlen zum Regionalrat und der Bildung der Regionalregierungen das politische Potential der deutschsprachigen Parteien Gleichzeitig wurde im Verlauf der 1950er und 60er Jahre von Seiten der deutschsprachigen Bevolkerung die fehlende Umsetzung der zugesicherten Massnahmen zur wirtschaftlichen und kulturellen Forderung kritisiert Mit Einfuhrung des Zweiten Autonomiestatus nach mehrjahrigen Verhandlungsetappen im Jahr 1972 bzw im Laufe der bis 1992 dauernden Umsetzung des Massnahmenpakets wurden die autonomen Kompetenzen erweitert und beinahe zur Ganze von der Region Trentino Sudtirol an die beiden Provinzen Trient und Bozen ubergeben Der mehrheitlich deutschsprachigen Provinz Bozen ist es dadurch vorbehalten im Landtag in den Bereichen offentliche Amter Raumordnung Handwerk Messen und Markte Jagd und Fischerei Kommunikations und Transportwesen Fremdenverkehr und Gastgewerbe Landwirtschaft Kindergarten Schulbau und einer Reihe weiterer Kompetenzbereiche eigene Gesetze zu erlassen deren Umsetzung der Landesregierung obliegt Obwohl das Autonomiestatut ein Gesetz in Verfassungsrang darstellt bleiben die autonomen Spielraume Sudtirols punktuell Anderungen unterworfen Einige dieser Anderungen brachte die Verfassungsreform im Jahr 2001 mit daran anschliessenden Urteilen des italienischen Verfassungsgerichts Diverse Zustandigkeiten wurden seit 1992 durch das Europarecht eingeschrankt Umgekehrt erhielt Sudtirol durch bilateral mit der italienischen Regierung ausgehandelte Durchfuhrungsbestimmungen eine Reihe von Befugnissen die ursprunglich im Autonomiestatut nicht vorgesehen waren So kann das Land seit 2014 beispielsweise die Satze der Lokalsteuern Immobiliensteuer Abfallgebuhren Zuschlage zu staatlichen Steuern selbst festlegen Um eine den Kompetenzen entsprechende Selbstverwaltung zu ermoglichen wird Sudtirol mit finanziellen Mitteln aus den staatlichen Steuereinnahmen versorgt bleibt dabei jedoch ein Nettozahler zum italienischen Staatshaushalt Ein Grossteil der in Sudtirol einbezahlten Steuern vor allem der Umsatzsteuer sowie der Einkommens und Korperschaftsteuer fliessen von Rom an die Landesverwaltung zuruck Der Sudtiroler Landeshaushalt belief sich 2015 auf rund 5 3 Milliarden Euro Das Budget des osterreichischen Bundeslandes Tirol wies vergleichsweise rund 3 4 Milliarden Euro auf Dadurch werden in Sudtirol wie auch im Trentino von der lokalen Verwaltung zahlreiche Dienstleistungen angeboten die in anderen italienischen Regionen von der staatlichen Verwaltung ubernommen werden oder uberhaupt nicht bestehen Politische Landschaft Siehe auch Politische Parteien in Sudtirol Seit Ende des Zweiten Weltkriegs und der Konstituierung Sudtirols als autonomer Provinz innerhalb der Republik Italien bestimmt die Sudtiroler Volkspartei SVP das politische Geschehen vor Ort massgeblich Sie prasentiert sich als ethnische Sammelpartei aller deutsch und ladinischsprachigen Sudtiroler und konnte als solche von 1948 bis 2008 ununterbrochen die absolute Mehrheit der Mandate im Sudtiroler Landtag erreichen Bei den Landtagswahlen 2013 verfehlte sie erstmals die dafur notwendige Stimmenanzahl blieb aber starkste Landtagsfraktion Entsprechend stellte die SVP bis dato alle Landeshauptleute und stets die Mehrheit der Mitglieder der Sudtiroler Landesregierung Auf kommunaler Ebene ist die SVP in zahlreichen Gemeinden die starkste politische Kraft Von links nach rechts Staatsprasident Giorgio Napolitano Landeshauptmann Luis Durnwalder und sein designierter Nachfolger Arno Kompatscher bei Konsultationen im Jahr 2013 Im gesamtstaatlichen Kontext verfugt die SVP aufgrund ihres klaren Regionalprofils nur uber geringes politisches Gewicht wenngleich sie als einzige italienische Partei seit 1948 ununterbrochen durch Parlamentarier in der Abgeordnetenkammer und im Senat vertreten ist Im Sinne ihres regionalistischen Selbstverstandnisses strebte die Partei auf staatlicher Ebene bis dato keine direkte Regierungsbeteiligung an sie verfolgt seit ihrer Grundung vielmehr das Ziel legislative und exekutive Kompetenzubertragungen vom Staat an die Landesverwaltung zu erlangen um dadurch eine weitgehende Selbstverwaltung Sudtirols zu realisieren siehe Autonomie Sudtirols Im Zuge der laufenden Ausverhandlung bzw Umsetzung der Sudtiroler Autonomie unterstutzte die SVP im italienischen Parlament bis Anfang der 1990er Jahre durchwegs die gesamtstaatliche Regierungspartei Democrazia Cristiana DC Nach der Transformation des italienischen Parteiensystems ging die SVP strategische Partnerschaften mit dem tendenziell foderalistischen Mitte links Bundnis L Ulivo ein aus dem 2007 der Partito Democratico PD hervorging Neben der Sudtiroler Volkspartei entstanden seit den 1960er Jahren auch kleinere regionale Oppositionsparteien Die Soziale Fortschrittspartei und die Sozialdemokratische Partei Sudtirols forderten im Zuge der Ausgestaltung der Regionalautonomie in den 1970er Jahren einen starkeren Ausbau von Sozial und Bildungseinrichtungen sowie politischen Pluralismus innerhalb der deutschsprachigen Bevolkerung Die links alternative Liste Neue Linke Nuova Sinistra setzte am Beginn der 1980er Jahre wesentliche Akzente zur Uberwindung der ethnischen Trennung der politischen Offentlichkeit in ein deutsch ladinischsprachiges und ein italienischsprachiges Lager In partieller Kontinuitat zu den genannten Bewegungen verfechten die Sudtiroler Grunen eine okosoziale Politik Die seit den 1980er Jahren entstandenen Parteien Sud Tiroler Freiheit Die Freiheitlichen und BurgerUnion uben grundsatzliche Kritik an der Autonomen Provinz Bozen als Institution Sie fordern eine Loslosung Sudtirols von Italien zugunsten unterschiedlicher staatlicher Alternativmodelle Angliederung an Osterreich Grundung eines Sudtiroler Freistaats Eine starkere Eigenstandigkeit unter ethnisch territorialen Gesichtspunkten fordern seit den 1990er Jahren ebenso die Ladins Dolomites fur die ladinischen Talgemeinschaften Der Aktionsradius der gesamtstaatlichen italienischen Parteien ist in Sudtirol vorwiegend auf den urbanen Raum Bozens und Merans beschrankt der eine grossere Anzahl italienischsprachiger Burger beheimatet Bis in die 1990er Jahre war die Democrazia Cristiana unter der italienischen Bevolkerung die rund ein Viertel der Gesamtbevolkerung Sudtirols umfasst durchwegs die starkste politische Partei wenngleich der verhaltnismassig hohe Anteil an Industriearbeitern auch der Kommunistischen Partei Italiens zeitweise drei von 35 Landtagsmandaten sicherte Vor allem die Umsetzung des Zweiten Autonomiestatus fur Sudtirol und die damit verbundene Einfuhrung des ethnischen Proporzes verunsicherte in den 1980er Jahren viele italienischsprachige Wahler die sich infolge mehrheitlich italienisch nationalistischen Parteien wie dem neofaschistischen und anti autonomistischen Movimento Sociale Italiano MSI spater der Alleanza Nazionale und dem italienischen Mitte rechts Lager rund um Forza Italia bzw den Popolo della Liberta zuwandten Das italienische Mitte links Lager Democratici di Sinistra Partito Democratico bekannte sich hingegen stets zur Lokalautonomie und wirkte aktiv an deren Ausgestaltung mit Dementsprechend waren seit der Auflosung der Democrazia Cristiana Parteien dieses Spektrums wie auch im italienischen Parlament bevorzugter Koalitionspartner der SVP auf Landesebene und in den grosseren Stadtgemeinden Unter dem Eindruck des latenten Konsensverlustes der italienischen Mitte Links Parteien anderte die SVP 2019 auf Landesebene ihre Koalitionspraferenz und bildete erstmals mit der rechtspopulistischen Lega Nord eine Koalitionsregierung Landtag Hauptartikel Sudtiroler Landtag Sitzverteilung Insgesamt 35 Sitze Grune 3 PD 1 LC 1 TK 4 SVP 13 SMW 1 F 2 STF 4 JWA 2 VITA 1 Lega 1 FdI 2 Der Sudtiroler Landtag italienisch Consiglio provinciale ladinisch Cunsei provinziel ist die Volksvertretung der Autonomen Provinz Bozen Die 35 Abgeordneten sind zugleich auch Mitglieder des Regionalrats Trentino Sudtirol Das Autonomiestatut verleiht dem Landtag umfangreiche legislative Befugnisse und Kompetenzen Seine Hauptaufgaben liegen in der Gesetzgebung sowie der Wahl und Kontrolle der Landesregierung In die Landesregierung gewahlte Abgeordnete behalten ihren Sitz im Landtag wodurch sie eine Doppelfunktion in Legislative und Exekutive innehaben konnen Die Dauer einer Legislaturperiode betragt funf Jahre Den Vorsitz fuhrt ein fur zweieinhalb Jahre gewahlter Landtagsprasident den abwechselnd die deutsche und die italienische Sprachgruppe stellt oder alternativ die ladinische Sprachgruppe Derzeit 2024 ubernimmt Arnold Schuler diese Aufgabe Landtage seit 1948 Das Landtagsgebaude in Bozen Sitz des LandtagsLegislaturperiode Landtagswahl Abgeordnete1948 1952 Landtagswahl 1948 Abgeordnete der I Legislaturperiode1952 1956 Landtagswahl 1952 Abgeordnete der II Legislaturperiode1956 1960 Landtagswahl 1956 Abgeordnete der III Legislaturperiode1960 1964 Landtagswahl 1960 Abgeordnete der IV Legislaturperiode1964 1968 Landtagswahl 1964 Abgeordnete der V Legislaturperiode1968 1973 Landtagswahl 1968 Abgeordnete der VI Legislaturperiode1973 1978 Landtagswahl 1973 Abgeordnete der VII Legislaturperiode1978 1983 Landtagswahl 1978 Abgeordnete der VIII Legislaturperiode1983 1988 Landtagswahl 1983 Abgeordnete der IX Legislaturperiode1988 1993 Landtagswahl 1988 Abgeordnete der X Legislaturperiode1993 1998 Landtagswahl 1993 Abgeordnete der XI Legislaturperiode1998 2003 Landtagswahl 1998 Abgeordnete der XII Legislaturperiode2003 2008 Landtagswahl 2003 Abgeordnete der XIII Legislaturperiode2008 2013 Landtagswahl 2008 Abgeordnete der XIV Legislaturperiode2013 2018 Landtagswahl 2013 Abgeordnete der XV Legislaturperiode2018 2023 Landtagswahl 2018 Abgeordnete der XVI Legislaturperiode2023 Landtagswahl 2023 Abgeordnete der XVII LegislaturperiodeLandesregierung Hauptartikel Sudtiroler Landesregierung Die Sudtiroler Landesregierung fruher auch Landesausschuss genannt italienisch Giunta provinciale ladinisch Junta provinziala besteht aus einem Landeshauptmann und einer variablen Anzahl an Landesraten Aktuell 2024 besteht die Landesregierung aus zehn Landesraten und dem Landeshauptmann Aus den Reihen der Landesrate werden die Stellvertreter des Landeshauptmanns ernannt Der derzeitige Landeshauptmann ist Arno Kompatscher SVP seine Stellvertreter sind die Landesrate Rosmarie Pamer SVP Marco Galateo FdI und Daniel Alfreider SVP Der Landeshauptmann und die Landesrate werden vom Landtag in geheimer Wahl mit absoluter Stimmenmehrheit gewahlt Die Zusammensetzung der Landesregierung muss in jedem Fall die proportionale Verteilung der deutschen und der italienischen Sprachgruppe im Landtag widerspiegeln Diese Bestimmung verhinderte in der Vergangenheit eine Alleinregierung der deutschsprachig dominierten Sudtiroler Volkspartei SVP und ermoglichte den italienischen Parteien eine Beteiligung an der Landesregierung Da die ladinische Sprachgruppe mit nur knapp 4 der Wohnbevolkerung Sudtirols uber ein geringes Wahlerpotential verfugt ermoglicht eine eigene Bestimmung im Autonomiestatut die ladinische Vertretung in der Landesregierung unabhangig von ihrer anteilsmassigen Vertretung im Landtag Landesregierungen seit 1948 Das Palais Widmann in Bozen Sitz der LandesregierungRegierungszeit Landeshauptmann Kabinett Koalitionsparteien1948 1952 Karl Erckert Erckert I SVP DC PRI1952 1956 Karl Erckert Alois Pupp Erckert II SVP DC1956 1960 Alois Pupp Pupp SVP DC1960 1965 Silvius Magnago Magnago I SVP DC1965 1969 Silvius Magnago Magnago II SVP DC PSDI1969 1974 Silvius Magnago Magnago III SVP DC PSI1974 1979 Silvius Magnago Magnago IV SVP DC PSI1979 1984 Silvius Magnago Magnago V SVP DC PSDI1984 1989 Silvius Magnago Magnago VI SVP DC PSI1989 1994 Luis Durnwalder Durnwalder I SVP DC PSI1994 1999 Luis Durnwalder Durnwalder II SVP Partito Popolare Altoatesino PDS1999 2003 Luis Durnwalder Durnwalder III SVP Unione Democratica Altoatesina DS2003 2008 Luis Durnwalder Durnwalder IV SVP Unione Autonomista DS2008 2014 Luis Durnwalder Durnwalder V SVP PD2014 2019 Arno Kompatscher Kompatscher I SVP PD2019 2024 Arno Kompatscher Kompatscher II SVP LN2024 Arno Kompatscher Kompatscher III SVP Freiheitliche FdI LN La CivicaSiehe auch Liste der Landeshauptleute Sudtirols Staatliche Verwaltung Die staatliche italienische Verwaltung wird in Sudtirol durch das Regierungskommissariat fur die Provinz Bozen Commissariato del Governo per la provincia di Bolzano verkorpert das von einem von der italienischen Zentralregierung in Rom ernannten Regierungskommissar Commissario del Governo geleitet wird Seit dem 1 Mai 2017 bekleidet Vito Cusumano dieses Amt Der Regierungskommissar entspricht den Prafekten der anderen italienischen Provinzen Abgesehen davon dass der Regierungskommissar als offizieller Vertreter Roms gegenuber der Landesregierung fungiert hat das Regierungskommissariat Kompetenzen im Bereich der inneren Sicherheit des Zivilschutzes der Einwanderung und der Organisation von Wahlen Ihren Sitz hat die Behorde im Herzogspalast der ehemaligen Villa Wendlandt Liste der Prafekten und Regierungskommissare Amtsinhaber AmtszeitPrafekten der Provinz BozenUmberto Ricci 1927 1928Giambattista Marziali 1928 1933Giuseppe Mastromattei 1933 1940Agostino Podesta 1940 1942Guglielmo Froggio 1942 1943Emanuele Zannelli 1943Adalberto Berruti 1943Peter Hofer 1943Karl Tinzl 1943 1945Bruno De Angelis 1945 1946Silvio Innocenti 1946 1947Francesco Quaini 1947Edoardo Bisia 1947Francesco Quaini 1948Vizeregierungskommissare der Provinz BozenOscar Benussi 1949 1954Luigi Sandrelli 1954 1955Gildo Marchione 1955 1958Francesco Puglisi 1958 1964Augusto Bianco 1964 1966Luigi Masci 1966 1972Regierungskommissare fur die Provinz BozenLuigi Masci 1972 1973Giustiniano de Pretis 1973 1979Ignazio Marotta 1979 1982Mario Urzi 1982 1994Carla Scoz 1995 2000Giustino Di Santo 2000 2005Giuseppe Destro 2005 2006Carla Scoz 2007Fulvio Testi 2007 2012Valerio Valenti 2012 2013Elisabetta Margiacchi 2014 2017Vito Cusumano seit 2017WirtschaftWirtschaftsstruktur Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag 2013 in Sudtirol bei etwa 40 000 Euro Italien 26 500 Euro Osterreich 38 100 Euro EU 26 600 Euro damit positionierte sich Sudtirol in einer kaufkraftbereinigten Rangliste auf Platz 21 der 273 NUTS 2 Regionen in der EU und auf Platz 1 in Italien vor der Lombardei Auch die lokalen Verbraucherpreise uberstiegen dabei den staatlichen und EU weiten Durchschnitt Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex lag 2012 bei 3 7 Italien 3 3 Osterreich 2 6 EU 2 6 Die Arbeitslosenquote belief sich 2013 auf 4 4 3 9 bei Mannern und 5 0 bei Frauen was 11 400 Arbeitssuchenden entsprach Diese Daten lagen deutlich unterhalb des gesamtstaatlichen Vergleichswerts von 12 2 Im Jahr 2017 betrug die Arbeitslosenquote 3 1 Sudtirols Wirtschaft ist vor allem durch den Dienstleistungsbereich gepragt dem 2012 etwa drei Viertel der lokalen Wertschopfung entstammten Zu den wichtigsten Sparten dort zahlen der Tourismus Handel und Verkehr Etwa ein Funftel der lokalen Wertschopfung entfiel auf das produzierende Gewerbe speziell Verarbeitungsbetriebe Handwerk kleinere und mittelgrosse Industrie Energieversorgungs und Bauunternehmen die restlichen 5 auf Land und Forstwirtschaft Ein markantes Merkmal ist die fur Italien uberproportionale Starke des Genossenschaftswesens am Stichtag 31 Dezember 2012 gab es 955 Genossenschaften mit etwa 160 000 Mitgliedern das nicht nur in den klassischen Feldern Landwirtschaft und Bankenwesen operiert sondern auch in Bereichen wie Tourismus Handel oder Energie Am Stichtag 31 Dezember 2011 waren in Sudtirol 43 059 Unternehmen tatig bei insgesamt 46 396 Arbeitsstatten mit 188 292 Beschaftigten Die durchschnittliche Betriebsgrosse lag bei 4 1 Beschaftigten je Arbeitsstatte 58 7 der Bediensteten waren Arbeiter 33 6 Angestellte und 2 8 Fuhrungskrafte oder leitende Angestellte Von den Unternehmen mit mehr als drei Mitarbeitern waren 32 2 international aktiv 14 4 auf dem gesamtstaatlichen Markt und somit 53 4 ausschliesslich lokal Der grosste Arbeitgeber war die offentliche Hand mit 43 827 Angestellten in 189 Korperschaften 2012 wurden in Sudtirol insgesamt etwa 113 5 Millionen Euro fur Forschung und Entwicklung ausgegeben was 0 59 des Sudtiroler Bruttoinlandsprodukts entsprach Damit lag das Land deutlich hinter den gesamtstaatlichen und EU weiten Durchschnittswerten aber auch unterhalb des vom Europa 2020 Programm geforderten Zielwerts von 3 Seit den 1990er Jahren versucht die lokale Politik diesen Ruckstand aufzuholen etwa durch die Grundungen des Forschungszentrums Eurac Research der Freien Universitat Bozen und des NOI Techparks Fur das Jahr 2015 stellte die Landesregierung beispielsweise 110 Millionen Euro an offentlichen Mitteln fur Forschung und Entwicklung zur Verfugung Primarsektor Die Land und Forstwirtschaft pragen seit jeher das Sudtiroler Landschaftsbild Noch in den 1960er Jahren war die Provinz Bozen das am deutlichsten agrarisch gepragte Gebiet der italienischen und osterreichischen Alpen bevor auch im landlichen Raum Industrie und Tourismus die wichtigsten Beschaftigungszweige wurden 2010 waren in Sudtirol 20 247 land und forstwirtschaftliche Betriebe tatig die etwa 484 000 ha bearbeiteten und etwa 5 der lokalen Wertschopfung hervorbrachten Bei einer gesamten landwirtschaftlichen Nutzflache von 240 535 ha verfugte ein Durchschnittsbetrieb uber etwa 11 9 ha Grund und liess 88 3 aller Arbeitstage von familieneigenen Arbeitskraften leisten Ein starkes Genossenschaftswesen im Verbund mit einer regionalen Wertschopfungskette ermoglicht diesen kleinstrukturierten Bauernhofen Konkurrenzfahigkeit Mit Qualitat Sudtirol existiert ein eigenes regionales Gutezeichen fur landwirtschaftliche Produkte Die wichtigste Interessenvertretung des Primarsektors ist der Sudtiroler Bauernbund Die Sohlen des Etschtals bis in den oberen Vinschgau und des Eisacktals bis in den Raum Brixen dienen vorwiegend dem Anbau von Apfeln Elf Sorten konnen markenrechtlich geschutzt als Sudtiroler Apfel vertrieben werden 2010 betrug die gesamte Anbauflache 18 540 ha die Erntemenge belief sich auf 1 064 639 t Im Jahr 2011 kamen mehr als die Halfte der italienischen und uber 10 der EU weiten Apfelproduktion aus Sudtirol wo der Apfelanbau fur 53 der landwirtschaftlichen Wertschopfung verantwortlich war Der Weinbau im heutigen Sudtirol geht in seinen Ursprungen wahrscheinlich bereits auf vorromische Zeiten zuruck Das Sudtiroler Weinbaugebiet erstreckt sich an den Hangen des Etschtals vorwiegend sudlich von Bozen entlang der Weinstrasse und des Eisacktals in Hohenlagen zwischen etwa 220 und 1000 m s l m Im Jahr 2012 umfasste die gesamte Weinbauflache 5 360 ha Damit gehorte es zu den kleinsten italienischen Weinbauregionen etwa 0 7 der Gesamtflache Den Erzeugern stehen soweit sie hiervon Gebrauch machen wollen fur verschiedene Weine geschutzte Herkunftsbezeichnungen darunter auch Denominazione di origine controllata kurz DOC zur Verfugung wenn ihre Weine die diesbezuglichen Anforderungen erfullen Die qualitatsvollen Weissweine aus Sudtirol werden zu den besten Italiens gezahlt seit den fruhen 1990er Jahren erwarben auch die Rotweine grosses Renommee zu den bedeutendsten Sorten zahlen bei den weissen Gewurztraminer Rulander und Weissburgunder bei den roten Blauburgunder Lagrein und Vernatsch In den hoher gelegenen Gebieten dominieren die Weide und Forstwirtschaft Die meist in Verbund mit Viehhaltung praktizierte Weidewirtschaft beanspruchte 2010 etwa 61 der landwirtschaftlichen Nutzflachen 2013 gab es in Sudtirol ca 130 000 Rinder 47 000 Schafe 23 000 Ziegen 10 000 Schweine vorwiegend fur die Produktion von Sudtiroler Speck und 7 000 Pferde Die Kuhmilchproduktion belief sich 2012 auf etwa 410 Millionen Liter Die Gesamtflache der Sudtiroler Walder betrug 2008 rund 337 000 ha ca 200 000 ha davon wurden als Nutzwald bewirtschaftet 2012 wurden 481 763 Festmeter Nutzholz vorwiegend Tanne und Fichte und 287 403 Festmeter Brennholz geschlagert Apfelplantagen bei Lana Weinberge bei Tramin Heuarbeit im Pfossental Schaftrieb in Schnals Nutzwald am VigiljochSekundarsektor Ein erster noch zaghafter Industrialisierungsschub erfolgte in Sudtirol um die Wende vom 19 zum 20 Jahrhundert in den grosseren stadtischen Zentren Diese Ansatze wurden durch die faschistische Politik der 1930er Jahre intensiviert beschrankten sich aber ebenso weitgehend auf den urbanen Raum etwa das ausgedehnte Industriegebiet Bozen Nachdem es bei den bestehenden Betrieben zu rucklaufigen Produktionszahlen gekommen war startete etwa um 1965 ein erneuter diesmal dezentral angelegter Aufschwung der in den 1970er Jahren signifikante Zuwachsraten mit sich brachte 2012 verantwortete das produzierende Gewerbe das u a vom Unternehmerverband Sudtirol seine Interessen vertreten lasst einen Anteil von etwa 20 an der lokalen Wertschopfung 2011 waren in Sudtirol 9 355 Betriebe im Sekundarsektor tatig ganz uberwiegend kleine und mittlere Unternehmen die etwa 40 000 Beschaftigten Arbeit gaben Neben der Kleinstrukturiertheit ist auch die Starke des Handwerks dem im Jahr 2009 etwa 81 der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe zuzurechnen waren ein Merkmal der Sudtiroler Wirtschaft Von besonderer Bedeutung in Sudtirol sind das Baugewerbe und die Energiewirtschaft die hauptsachlich mit den erneuerbaren Energiequellen Wasserkraft und Biomasse operiert 2012 erreichte die produzierte Nettoenergie beinahe 6 4 Millionen kWh lokaler Verbrauch ca 2 9 Millionen kWh was etwa 2 der gesamten in Italien produzierten Strommenge entsprach Das mit Abstand grosste Unternehmen im Energiesektor ist Alperia Andere wichtige Branchen sind die Lebensmittelindustrie etwa Brauerei Forst Dr Schar Loacker die Metall und Holzverarbeitung etwa Rubner die Elektroindustrie etwa Durst Phototechnik der Maschinenbau etwa Leitner Prinoth TechnoAlpin und die Textilindustrie etwa die Unternehmen der Familie Oberrauch Stadtzentrum von Glurns mit dahinterliegendem Gewerbegebiet Traditionelle Grodner Holzschnitzkunst Wasserkraftwerk Kardaun bei Bozen Seilbahnkabine des Unternehmens Leitner Pils der Brauerei ForstTertiarsektor Etwa drei Viertel der lokalen Wertschopfung in Sudtirol gehen auf den Dienstleistungsbereich zuruck Zu den wichtigsten Branchen die sich unter anderem durch den Handels und Dienstleistungsverband Sudtirol vertreten lassen zahlen Tourismus Handel und Verkehr Der Tourismus spielt eine zentrale Rolle in der Wirtschaft des rohstoffarmen Landes Seine Anfange gehen in Sudtirol auf das 19 Jahrhundert zuruck als etwa die Kurstadt Meran wegen des milden Klimas stark besucht wurde Ab den 1960er Jahren kam es zu enormen Wachstumsraten Allein zwischen 1960 und 1980 vervierfachte sich nahezu die Zahl der Ankunfte Wichtige Elemente des Aufschwungs waren damals die deutschen Gasten entgegenkommende Schwache der Lira sowie ein Boom des Urlaubs auf dem Bauernhof und des Wintersports der Sudtirol eine zweite Hauptsaison ermoglichte siehe auch Liste der Skigebiete in Sudtirol Seither entwickelten sich insbesondere die Orte in den Tallagen zu Fremdenverkehrszentren wahrend die umliegenden Berggebiete fur sommerlichen wie winterlichen Erlebnisurlaub genutzt werden 2014 15 konzentrierten sich etwas weniger als zwei Drittel des gesamten Tourismusaufkommens auf das Sommerhalbjahr etwa mehr als ein Drittel auf das Winterhalbjahr Uber 10 000 Beherbergungsbetriebe stellten 2015 den Touristen rund 220 000 Betten zur Verfugung die Besucher gaben 2012 13 im Durchschnitt taglich etwa 120 Euro pro Kopf aus Mit einer Summe von 28 9 Millionen Ubernachtungen belegte Sudtirol 2011 den zweiten Platz unter allen italienischen Provinzen hinter Venedig 35 Millionen aber noch vor Rom 25 8 Millionen und Rimini 16 2 Millionen Ankunfte und Ubernachtungen in Sudtirol 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2015Ankunfte insgesamt 713 682 1 187 856 2 675 668 3 605 914 4 113 125 5 699 182 6 495 949Ankunfte von Auslandern 496 408 854 775 2 167 473 2 311 006 2 621 524 3 495 516 4 187 908Ubernachtungen insgesamt 3 738 061 10 206 377 20 169 330 23 167 146 23 649 699 28 580 491 29 475 245Ubernachtungen von Auslandern 2 338 192 7 860 029 16 873 053 14 977 581 15 283 546 18 116 711 20 080 507 Der Handel hat im Transitland Sudtirol eine lange Tradition an die die Messe Bozen anknupft Die beiden Handelsunternehmen Aspiag Lebensmitteleinzelhandel und Wurth Grosshandel waren 2012 zum wiederholten Mal die grossten privaten Arbeitgeber Sudtirols Im Bereich der Logistikunternehmen sind Betriebe wie Fercam und Gruber zu nennen Dienstleistungen fur das verbreitete Genossenschaftswesen erbringen Genossenschaftsverbande wie der Raiffeisenverband Sudtirol Die bedeutendsten lokalen Banken sind die Sudtiroler Sparkasse die Sudtiroler Volksbank und die Raiffeisen Landesbank Sudtirol Ein wichtiger wissensbasierter Dienstleister ist die Zertifizierungsagentur KlimaHaus die Sudtirol in Italien eine Vorreiterrolle im Bereich energieeffizienten und nachhaltigen Bauens verschafft hat Bergwandern in den Dolomiten Skipiste in Groden Hotel Palace in MeranVerkehrStrassenverkehr Sudtirol verfugt uber ein gut ausgebautes uber 5000 km langes Strassennetz Die bedeutendste Verkehrsinfrastruktur ist die mautpflichtige Brennerautobahn A22 die Teil der Europastrasse 45 ist Sie durchquert das Land in Nord Sud Richtung vom Brenner 1370 m an Brixen und Bozen vorbei bis zur Salurner Klause 207 m Der Brenner ist der Alpenpass mit dem hochsten Aufkommen an Guterkraftverkehr Im ersten Halbjahr 2014 wurden dort etwa 936 000 Durchfahrten von Schwerlastverkehr verzeichnet gegenuber insgesamt etwa 480 000 Durchfahrten auf den vier wichtigsten Schweizer Alpenpassen ca 90 der Lastkraftwagen waren dabei Teil des Transitverkehrs Der am meisten befahrene Abschnitt der Autobahn ist jener zwischen Bozen Sud und Neumarkt 2012 wurden hier durchschnittlich knapp 38 000 Durchfahrten pro Tag erhoben Die wichtigen Ortschaften Taler und Passe Sudtirols werden durch Staats und Landesstrassen erschlossen die seit 1998 ausnahmslos von der Sudtiroler Landesverwaltung gewartet und finanziert werden Daneben bestehen noch zahlreiche Gemeindestrassen Die Strassen mit dem hochsten Verkehrsaufkommen sind die grossen Staatsstrassen insbesondere im Bereich der Ballungsraume Auf der den Westen des Landes bedienenden SS 38 die zwischen Meran und Bozen als MeBo vierspurig ausgebaut ist wurden 2012 im Raum Bozen im Durchschnitt uber 35 000 Durchfahrten taglich gemessen Die das Uberetsch von Bozen aus erschliessende SS 42 kam auf uber 20 000 Durchfahrten die parallel zur Autobahn verlaufende SS 12 Brennerstaatsstrasse am Eingang des Eisacktals auf uber 18 000 die SS 49 im Pustertal abschnittsweise auf uber 16 000 Die Gebirgslandschaft in Sudtirol bringt mit sich dass Verkehrswege vieler aufwendiger Kunstbauten bedurfen Allein auf Landes und Staatsstrassen gibt es etwa 1700Brucken und uber 200Tunnels Wartungsintensiv sind die dem allgemeinen Kraftverkehr zuganglichen Passstrassen im Hochgebirge von denen sieben Scheitelpunkte mit uber 2000 m Hohe erreichen namlich jene uber das Stilfser Joch 2757 m das Timmelsjoch 2474 m das Sellajoch 2218 m das Penser Joch 2211 m das Grodner Joch 2121 m den Jaufenpass 2094 m und den Staller Sattel 2052 m A22 im Eisacktal MeBo bei Bozen SS 38 am Stilfser Joch Brucke der SS 12 in Klausen Tunnel der SS 242 in GrodenSchienenverkehr Das Sudtiroler Schienennetz umfasst Strecken von rund 300 km Lange Gefuhrt wird es teils von der Rete Ferroviaria Italiana teils von den Sudtiroler Transportstrukturen Die Brennerbahn verbindet als Teil der Eisenbahnachse Berlin Palermo Innsbruck uber Bozen und Trient mit Verona und durchzieht das Land in Nord Sud Richtung Der im Bau befindliche 55 km lange Brennerbasistunnel BBT der den Brennerpass unterqueren wird soll im Jahr 2028 in Betrieb gehen und in erster Linie Gutertransitverkehr von der Strasse auf die Schiene verlagern Der Westen Sudtirols wird durch die Bahnstrecke Bozen Meran und die daran anschliessende Vinschgaubahn bedient Die von Franzensfeste nach Innichen fuhrende Pustertalbahn stellt eine Verbindung zur Drautalbahn und damit zum osterreichischen Osttirol her Daneben besteht noch eine Reihe kleinerer schienengebundener Verkehrsmittel die eher touristischer Bedeutung sind darunter die Rittner Bahn und die Mendelbahn Einige Nebenstrecken zu denen etwa die Uberetscher Bahn und die Tauferer Bahn zahlen wurden mit dem Aufkommen des Automobilverkehrs zwischen 1950 und 1971 stillgelegt Staatlicher und zwischenstaatlicher Personenfernverkehr finden in Sudtirol ausschliesslich auf der Brennerbahn statt Grenzuberschreitenden Personennahverkehr gibt es auf der Brenner und der Pustertalbahn Der Guterverkehr wird wiederum vollstandig uber die Brennerbahn abgewickelt 2013 betrug die gesamte Transportmenge etwa 11 7 Millionen Tonnen Fracht Bahnhof Bozen Vinschgaubahn bei Schluderns Pustertalbahn im Bahnhof Bruneck Rittner Bahn im Bahnhof Klobenstein MendelbahnRad Luftseilbahn und Flugverkehr Seit Jahren bestandig im Ausbau begriffen ist das ubergemeindliche Netz aus Radrouten das 2011 Strecken von etwa 400 km Lange umfasste Die drei die Haupttaler durchziehenden Haupttrassen die Radroute 1 Brenner Salurn die Radroute 2 Vinschgau Bozen und die Radroute 3 Pustertal sind bis auf wenige Teilstucke durchgehend befahrbar Das Radwegenetz besteht allein im stadtischen Raum Bozens aus etwa 50 km gesondert ausgewiesenen Verkehrsanlagen uber die rund 30 der gefahrenen Strecken im Stadtverkehr zuruckgelegt werden Im Jahr 2012 gab es in Sudtirol 374 Luftseilbahnanlagen Der uberwiegende Teil davon dient der Erschliessung von Wintersportgebieten einzelne Anlagen unterstutzen aber auch den offentlichen Personennahverkehr Der Flughafen Bozen wird von Linienflugen Charterflugen der allgemeinen Luftfahrt und dem Militar genutzt Daneben besteht noch der Flugplatz Toblach der in erster Linie dem Militar dient aber eingeschrankt auch Privatpersonen zuganglich ist Radroute 1 SS 12 und A22 zwischen Kardaun und Blumau Radweg in Bozen Seilbahn auf die Seceda Rittner Seilbahn Flughafen BozenOffentlicher Personenverkehr Die offentlichen Personenverkehrsmittel des Sudtiroler Nah und Regionalverkehrs sind einheitlich im Verkehrsverbund Sudtirol zusammengeschlossen Mehr als die Halfte der Sudtiroler besitzt einen Sudtirol Pass der eine Contactless Entwertung und Fahrten in allen Transportmitteln des Verkehrsverbundsystems ermoglicht Dieses umfasst Uberland und Stadtbusse etwa der SASA die von SAD und Trenitalia betriebenen Regionalzuge die Mendelbahn und die Rittner Bahn sowie die Seilbahnen nach Kohlern Meransen auf den Ritten und nach Voran In den 2000er Jahren wurde das Bus und Bahnangebot mit Finanzierung des Landes Sudtirol umfassend ausgebaut und dicht getaktet Mit der schrittweisen Einfuhrung des sogenannten Sudtirol Takts entstanden auf den Hauptlinien halbstundliche oder stundliche Verbindungen verdichtete Angebote zu Stosszeiten und genauere Abstimmungen zwischen Bus und Bahn Militar und EinsatzorganisationenMilitar Die italienischen Streitkrafte sind mit Einheiten des Heeres und der Carabinieri in Sudtirol prasent Von Bedeutung sind insbesondere das Gebirgstruppenkommando der Alpini in Bozen dem ein Unterstutzungsverband in Bataillonsstarke zugeordnet ist Reparto Comando e Supporti Tattici Tridentina sowie die aktiven Regimenter der Gebirgsbrigade Julia Brigata alpina Julia in Sterzing 5º Reggimento Alpini und Meran Reggimento Logistico Julia Weitere Regimenter in Sudtirol sind ein Heeresfliegerregiment 4º Reggimento Aviazione dell Esercito Altair und Kommunikationsregiment 2º Reggimento Trasmissioni Alpino in Bozen ein Trainingsregiment 6º Reggimento Alpini in Bruneck und ein Carabinieriregiment 7º Reggimento Carabinieri Trentino Alto Adige in Leifers Das Heer unterhalt auch eine kleine Kaserne zur Winter und Kletterausbildung in Corvara und ein Gelande zur Gefechtsausbildung in Toblach Sudlich des Kalterer Sees befindet sich das zentrale Munitionsdepot fur Sudtirol und in Salurn der Heeresschiessplatz Die Luftwaffe unterhalt nur den kleinen Flugplatz Toblach zur Gebirgsflugausbildung 2017 waren rund 2700 Angehorige der Streitkrafte ohne Carabinieri in Sudtirol stationiert Polizeiorganisationen Die in Sudtirol prasenten italienischen Polizeiorganisationen sind in die Staatspolizei die Carabinieri die Finanzwache die Stadt und Gemeindepolizei sowie das Forstkorps unterteilt Die Staatspolizei gefuhrt von einem Quastor unterhalt Kommissariate in den drei grossten Stadten Bozen Meran und Brixen sowie in der Nahe der bedeutendsten Grenzubergange in Brenner in Innichen und in Mals Die Carabinieri betreiben in nahezu jeder Gemeinde eine Kaserne Die Finanzwache hat in den Stadten und Bezirkshauptorten sowie in grenznahen Orten Niederlassungen Stadt und Gemeindepolizeien werden von samtlichen Gemeinden getragen Das Sudtiroler Landesforstkorps ist seinen Aufgaben gemass hauptsachlich in der Peripherie aktiv 2017 wiesen die Staatspolizei Carabinieri und Finanzwache in Sudtirol einen Personalstand von rund 2 800 Beschaftigten auf Feuerwehr Logo der Berufsfeuerwehr Bozen Die Feuerwehr in Sudtirol gliedert sich in 306 Freiwillige Feuerwehren eine Berufsfeuerwehr in Bozen und 3 Betriebsfeuerwehren Insgesamt haben die Freiwilligen Feuerwehren rund 18 000 Mitglieder Davon sind etwa 13 000 aktive Feuerwehrleute und deutlich uber 1 000 in Feuerwehrjugendgruppen gemeldet Zusatzlich zahlen auch noch Ehrenmitglieder Mitglieder ausser Dienst und Fahrzeugpatinnen als Mitglieder Die Berufsfeuerwehr Bozen weist einen Personalstand von 150 Mitarbeitern auf Bildung und ForschungPrimar und Sekundarschulen Schild der ladinischen Grundschule in St Christina Hauptartikel Bildungssystem in Sudtirol Das Sudtiroler Schulwesen basiert in seinen Grundlagen auf dem ublichen Bildungssystem in Italien Im Rahmen der Sudtiroler Bildungsautonomie wurde dieses durch Schulreformen der Unter und Oberstufe den lokalen Bedurfnissen entsprechend modifiziert Das italienische Bildungssystem unterscheidet die Grundschule funf Jahre die Sekundarstufe ersten Grades in der Mittelschule drei Jahre sowie die Sekundarstufe zweiten Grades drei bis funf Jahre Grund und Mittelschule sind dabei als Gesamtschulen konzipiert Nach Abschluss der Mittelschule konnen Schuler frei unter verschiedenen funfjahrigen Oberschulen wahlen zu denen Gymnasien Wirtschaftsfachoberschulen und Technologische Fachoberschulen zahlen oder alternativ eine drei bis vierjahrige Berufsschule besuchen Die Hochschulreife erwirbt man mit dem Ablegen der Staatlichen Abschlussprufung Eine Besonderheit Sudtirols besteht im Nebeneinander von deutschen italienischen und ladinischen Schulen Die Schulen fur die drei Sprachgruppen unterscheiden sich im Wesentlichen in der Sprache des Fachunterrichts In deutschen Schulen findet dieser auf Deutsch statt in italienischen auf Italienisch in ladinischen zu etwa gleichen Teilen auf Deutsch und Italienisch wahrend Ladinisch dort lediglich in einem eigenen Unterrichtsfach Verwendung findet Neben den offentlichen Schulangeboten gibt es in Sudtirol auch eine Reihe von Privatschulen darunter etwa das Franziskanergymnasium Bozen und das Vinzentinum Brixen Seit 2003 finden regelmassig von der OECD koordinierte Evaluationen der Pflichtschuler statt deren Auswertung auf Landesebene als gesonderte Sudtiroler PISA Ergebnisse publiziert werden Hochschulen Rektoratsgebaude der Freien Universitat Bozen Im Bereich des Hochschulangebots gilt die 1669 gegrundete Universitat Innsbruck traditionell als Landesuniversitat fur das Bundesland Tirol Sudtirol Vorarlberg und das Furstentum Liechtenstein In Sudtirol wurde ab 1997 mit der Freien Universitat Bozen FUB erganzend eine eigene Universitat aufgebaut Diese verfugt uber drei Studienstandorte Bozen Brixen und Bruneck wo die Fakultaten fur Wirtschaftswissenschaften Informatik Design und Kunste Naturwissenschaften und Technik sowie fur Bildungswissenschaften untergebracht sind Neben der FUB bieten Einrichtungen wie die Philosophisch Theologische Hochschule Brixen das Universitare Ausbildungszentrum fur Gesundheitsberufe Claudiana und das Konservatorium Claudio Monteverdi Bozen fachspezifische Hochschulausbildungen an Die grosste Interessenvertretung Sudtiroler Studenten ist die sh asus Museen Siehe auch Liste Sudtiroler Museen nach Orten Das Museumsangebot in Sudtirol ist breit gefachert Etwa die Halfte der Einrichtungen wird von privater Hand gefuhrt die Halfte von offentlichen Korperschaften oder kirchlichen Institutionen Starke Besucherzahlen weisen die elf Sudtiroler Landesmuseen mit kultur natur und geschichtswissenschaftlicher Ausrichtung auf die teilweise auf mehrere Standorte in Sudtirol verteilt sind Sudtiroler Archaologiemuseum Sudtiroler Bergbaumuseum Museum Eccel Kreuzer Festung Franzensfeste Sudtiroler Landesmuseum fur Jagd und Fischerei Sudtiroler Landesmuseum fur Kultur und Landesgeschichte Museum Ladin Naturmuseum Sudtirol Touriseum mit angeschlossenen Garten von Schloss Trauttmansdorff Sudtiroler Landesmuseum fur Volkskunde Sudtiroler Weinmuseum Das Museion Museum fur moderne und zeitgenossische Kunst in Bozen Zu den Einrichtungen mit privater kirchlicher oder gemischter Tragerschaft zahlen beispielsweise das von Reinhold Messner initiierte Messner Mountain Museum zum Themenkomplex Berg das Diozesanmuseum Brixen mit seiner Sammlung christlicher Kunst aus Mittelalter und Neuzeit das Pharmaziemuseum Brixen und das von einem Verein und vom Land gemeinsam gefuhrte Museion das Museum fur moderne und zeitgenossische Kunst in Bozen Bibliotheken Hauptartikel Bibliotheken in Sudtirol In Sudtirol gibt es etwa 280 offentliche Bibliotheken die mit zahlreichen privat gefuhrten Einrichtungen im Bibliotheksverband Sudtirol zusammengeschlossen sind Zwei wissenschaftliche Bibliotheken ragen in ihrer Bedeutung und Grosse deutlich heraus die Landesbibliothek Dr Friedrich Tessmann mit ihrer umfassenden Tirolensien Sammlung und die auf drei Standorte verteilte Bibliothek der Freien Universitat Bozen Um die Katalogisierung der in Sudtirol vorhandenen Altbestande kummert sich seit 1997 das Projekt Erschliessung Historischer Bibliotheken Forschungseinrichtungen Logo des Forschungszentrums Eurac Research Die bedeutendsten Forschungseinrichtungen Sudtirols sind an der Freien Universitat Bozen und der Eurac Research angesiedelt Die Universitat engagiert sich dabei uberwiegend in den Fachbereichen ihrer Fakultaten also Okonomie Informatik Natur Ingenieur und Bildungswissenschaften Die elf Institute des 1992 gegrundeten Forschungszentrums Eurac Research arbeiten interdisziplinar zu den Themenkomplexen Autonomien Gesundheit Berge und Technologien Das Versuchszentrum Laimburg hat praxisorientierte landwirtschaftliche Forschung zur Aufgabe Eine im Jahr 2009 gegrundete italienische Tochterorganisation der Fraunhofer Gesellschaft ist im NOI Techpark in Bozen angesiedelt Der historischen Quellenforschung dienen u a das Sudtiroler Landesarchiv das Staatsarchiv Bozen und das Stadtarchiv Bozen Weitere Forschungsstellen bestehen bei den Sudtiroler Landesmuseen so etwa das Zentrum fur Regionalgeschichte Gesundheits und SozialwesenGesundheitswesen Die von der offentlichen Hand finanzierten Einrichtungen des Gesundheitssystems werden zentral vom Sudtiroler Sanitatsbetrieb verwaltet und koordiniert Zum Sanitatsbetrieb gehoren sieben Krankenhauser das Zentralkrankenhaus Bozen die Schwerpunktkrankenhauser in Brixen Bruneck und Meran sowie die Grundversorgungskrankenhauser in Innichen zum Gesundheitsbezirk Bruneck gehorig Schlanders zum Gesundheitsbezirk Meran gehorig und Sterzing zum Gesundheitsbezirk Brixen gehorig Zudem ist Sudtirol in eine Reihe kleinerer Gesundheitssprengel mit lokalen Ambulatorien eingeteilt in denen Dienstleistungen im Bereich der Vorbeugung Diagnostik Therapie Rehabilitation und Beratung erbracht werden Der Sanitatsbetrieb ist der mit Abstand grosste Posten im Sudtiroler Landeshaushalt 2013 beanspruchte er 1 2 Milliarden Euro Erganzend zu den offentlichen Krankenhausern bestehen in Bozen Meran und Brixen einige anerkannte Privatkliniken Sozialwesen Offentliche Trager des Sozialwesens in Sudtirol sind in erster Linie die Bezirksgemeinschaften die diesen Aufgabenbereich von den Gemeinden ubernommen haben Die meisten sozialen Leistungen darunter finanzielle Sozialhilfe Hauspflege sozialpadagogische Grundbetreuung und Burgerservice werden von den uber das ganze Land verteilten Sozialsprengeln erbracht deren Sitze mit jenen der Gesundheitssprengel zusammenfallen einzelne Dienste werden allerdings aus organisatorischen Grunden sprengelubergreifend angeboten Ein wichtiges Element der Sozialpolitik ist das 1972 unmittelbar nach Verabschiedung des Zweiten Autonomiestatuts gegrundete Sudtiroler Wohnbauinstitut WOBI Die Aufgabe dieser offentlich rechtlichen Korperschaft ist die Errichtung und Vermietung von Wohnungen fur einkommensschwache und mittelstandische Familien alte Leute Menschen mit Behinderung sowie von Wohnheimen fur Arbeiter und Studenten 2015 verfugte das WOBI uber 13 000 Wohnungen in 112 Gemeinden Zu den in Sudtirol tatigen freien Tragern sozialer Angebote gehoren u a kirchliche Organisationen wie die Caritas Vereine wie die Vinzenzgemeinschaft und die sowie eine Vielfalt an Sozialgenossenschaften MedienZeitungen und Zeitschriften Logo des grossten Sudtiroler Verlagshauses Athesia Die alteste und am starksten verbreitete Tageszeitung ist die in deutscher und geringem Ausmass auch ladinischer Sprache erscheinende Dolomiten gefolgt vom italienischsprachigen Alto Adige Seit ihrer Grundung 1945 vertraten beide Zeitungen als Leitmedien der deutschsprachigen bzw italienischen Subkultur Sudtirols durchwegs gegensatzliche Positionen 2016 erwarb das grosste regionale Verlagshaus Athesia Herausgeberin der Dolomiten Mehrheitsanteile am Alto Adige der bis dahin stets von italienischen Eigentumern gefuhrt worden war Von geringerer Bedeutung fur die Presselandschaft sind der Lokalteil des Corriere della Sera Corriere dell Alto Adige der aus der ehemaligen Tageszeitung Il Mattino dell Alto Adige hervorgegangen ist sowie die deutschsprachige Neue Sudtiroler Tageszeitung Als deutschsprachige Sonntagszeitung erscheint bei Athesia die Zett Bedeutende regionale Wochenblatter sind das politische Wochenmagazin ff die Kirchenzeitungen Katholisches Sonntagsblatt und sowie die Sudtiroler Wirtschaftszeitung Der ff Media Verlag veroffentlicht ausserdem das Wirtschaftsmagazin Die die Dachorganisation der Ladinerverbande ist Herausgeberin einer Wochenzeitung in ladinischer Sprache La Usc di Ladins Die Stimme der Ladiner deren Texte je nach vorwiegend behandelter Talschaft in der jeweiligen Sprachvarietat verfasst sind Unter den fachwissenschaftlichen Publikationen sind die regionalgeschichtlichen Periodika Der Schlern und Geschichte und Region Storia e regione das ladinistische Jahrbuch Ladinia sowie die botanisch zoologische Fachzeitschrift zu nennen Arunda ist die bekannteste Sudtiroler Kulturzeitschrift Buchverlage Im Bereich des Buchverlagswesens entwickelten sich neben dem traditionell beherrschenden Sudtiroler Verlagshaus Athesia und dem deutlich kleineren Weger Verlag ab den 1990er Jahren mit Edition Raetia dem Folio Verlag und dem Provinz Verlag eine Reihe deutschsprachiger Konkurrenzverlage die teilweise uberregional agieren auch der osterreichische Studienverlag hat eine Niederlassung in Bozen Der italienischsprachige Regionalbuchsektor Sudtirols wird vor allem von den Verlagen und bedient Seit der Jahrtausendwende haben einige Verlage verstarkt damit begonnen ein zweisprachiges Programm aufzubauen siehe auch Tirolensien Radio Logo der Rundfunk Anstalt Sudtirol Unter den Radiosendern ist besonders die offentlich rechtliche Rai Radiotelevisione Italiana hervorzuheben die im Rai Funkhaus Bozen drei redaktionell eigenstandigen Abteilungen unterhalt Rai Sudtirol sendet sein deutschsprachiges Vollprogramm auf einem eigenen Radiokanal Auf demselben Radiokanal werden auch die von Rai Ladinia produzierten ladinischsprachigen Horfunksendungen als Fensterprogramm geschaltet Rai Alto Adige stellt italienischsprachige Sendungen regionalen Inhalts her die auf Rai Radio 1 oder Rai Radio 2 ausgestrahlt werden Des Weiteren verfugt Sudtirol uber zahlreiche Lokalradios in allen Landessprachen u a uber die deutschsprachigen Horfunksender Radio 2000 Radio Grune Welle Radio Holiday Radio Tirol und Sudtirol 1 sowie das ladinischsprachige Radio Gherdeina Dolomites Die meistgehorte Nachrichtensendung ist das von mehreren privaten Stationen gesendete Sudtirol Journal Uber den Standard DAB werden von der Rundfunk Anstalt Sudtirol RAS folgende Sender in zwei landesweiten Ensembles verbreitet Rai Radio 1 Rai Radio 2 Rai Radio 3 Rai Sudtirol Bayern 1 Bayern 2 Bayern 3 BR Klassik BR Heimat BR24 Deutschlandfunk Kultur Deutschlandfunk Nova Die Maus Radio Swiss Pop Radio Swiss Classic Radio Swiss Jazz Radiotelevisiun Svizra Rumantscha Rete Due O1 Radio Tirol O3 und FM4 Dazu kommen weitere Ensembles DABMedia Club DAB Italia Eurodab mit privaten Sudtiroler oder italienischen Radiosendern Fernsehen Die bedeutendsten Fernsehsender aus Sudtiroler Blickwinkel sind die Rai Radiotelevisione Italiana und der Osterreichische Rundfunk ORF Im Rai Funkhaus Bozen operieren drei redaktionell eigenstandige Abteilungen Rai Sudtirol strahlt seine deutschsprachigen Fernsehsendungen zu denen die taglich produzierte Tagesschau zahlt auf einem eigenen Fernsehkanal aus Auf demselben Fernsehkanal ist auch das ladinischsprachige Programm von Rai Ladinia zu sehen darunter die Sendung TRaiL mit lokalen Nachrichten Rai Alto Adige beliefert Rai 3 mit italienischsprachigen Sendungen regionalen Inhalts Der ORF unterhalt in Bozen eine Aussenstelle des Landesstudios Tirol wo die regionale Nachrichtensendung Sudtirol heute produziert wird Von der Rundfunk Anstalt Sudtirol RAS werden im Standard DVB T die osterreichischen Programme ORF 1 ORF 2 ORF III und ORF SPORT die bundesdeutschen Programme Das Erste ZDF ZDFneo 3sat BR Fernsehen KiKA und arte sowie die Schweizer Programme SRF 1 SRF zwei und RSI LA 1 ausgestrahlt Uber jeweils eigene Sendernetze sind die italienischen offentlich rechtlichen Fernsehprogramme darunter Rai 1 Rai 2 Rai 3 Rai News 24 und Rai Sudtirol Ladinia sowie italienische Privatsender speziell die Mediaset Programme und La7 empfangbar Nachrichten Websites Zunehmende Wichtigkeit in der regionalen Berichterstattung kommt Online Medien zu Die am haufigsten aufgerufene Nachrichten Website ist Sudtirol Online stol it seit 1997 im Netz und ebenso wie Sudtirol News suedtirolnews it von der Athesia Gruppe betrieben Die Neue Sudtiroler Tageszeitung tageszeitung it der Alto Adige altoadige it und Rai Sudtirol rai it tagesschau verfugen ebenfalls uber Webangebote Reine Internetzeitungen ohne Verbindung zu Druckmedien sind die Nachrichtenportale salto bz das neben redaktionell betreuten Inhalten auch nutzergenerierte Inhalte in Artikelform publiziert und unsertirol24 com KulturLiteraturen Hauptartikel Sudtiroler Literatur Die in Sudtirol oder von Sudtiroler Autoren verfassten Literaturen werden traditionell entlang der Sprachgrenzen in deutsche italienische und ladinische Literatur unterteilt Mitunter werden deutschsprachige Werke auch der osterreichischen Literatur zugerechnet Sudtiroler Literaturpreise sind der Lyrikpreis Meran der N C Kaser Lyrikpreis sowie der Franz Tumler Literaturpreis Zudem vergibt das Sudtiroler Kulturinstitut den Walther von der Vogelweide Preis bisweilen an Schriftsteller Siehe auch Tirolensien und Liste Sudtiroler Schriftsteller Deutschsprachige Literatur Die deutschsprachige Literatur aus dem heutigen Sudtirol wurzelt im Mittelalter Der aus dem Meraner Raum stammende Arbeo von Freising ca 723 784 gilt als altester Schriftsteller des deutschsprachigen Raums Die lokal populare These der Minnesanger Walther von der Vogelweide ca 1170 1230 sei in Lajen geboren ist nur eine von zahlreichen in der Germanistik vertretenen Herkunftsvermutungen Dementsprechend gilt Oswald von Wolkenstein 1377 1445 als erste bedeutende Personlichkeit der regionalen Literaturgeschichte Als Wegbereiter der modernen Sudtiroler Literaturlandschaft werden aus dem 19 Jahrhundert die Historiker und Kulturschriftsteller Jakob Philipp Fallmerayer 1790 1861 und Beda Weber 1798 1858 genannt Joseph Zoderer 1935 2022 einer der bedeutendsten Schriftsteller Sudtirols Zu den Sudtiroler Schriftstellern die in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts uberregional kritische Anerkennung erfuhren gehoren insbesondere Carl Dallago 1869 1949 Josef Wenter 1880 1947 Joseph Georg Oberkofler 1889 1962 Hubert Mumelter 1896 1981 und Franz Tumler 1912 1998 Publikumserfolge erzielten auch die eher auf Unterhaltung angelegten Romane von Autoren wie Hans von Hoffensthal 1877 1914 Albert von Trentini 1878 1933 Luis Trenker 1892 1990 und Maria Veronika Rubatscher 1900 1987 Insgesamt war die Literatur aus Sudtirol in den 1930er und 1940er Jahren von Werken der Heimat wie der NS nahen Blut und Boden Literatur dominiert Im Umfeld der deutschen Exilliteratur sind keine Schriftsteller aus Sudtirol bekannt Ein deutlicher Bruch mit der volkstumlich nationalistischen Literaturtradition fand in den spaten 1960er Jahren statt angefuhrt von Claus Gatterer 1924 1984 und Norbert Conrad Kaser 1947 1978 Besondere Beachtung der Literaturkritik wurde in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Herbert Rosendorfer 1934 2012 und Joseph Zoderer 1935 2022 zuteil Zu weiteren wichtigen Reprasentanten der neueren Sudtiroler Literaturszene zahlen Anita Pichler 1948 1997 Gerhard Kofler 1949 2005 Helene Floss 1954 Sepp Mall 1954 Oswald Egger 1963 und Sabine Gruber 1963 Italienischsprachige Literatur Die italienischsprachige Literatur in Sudtirol entstand erst im 20 Jahrhundert ihre Publikationen fielen zunachst sparlich aus Erst in den 1960er Jahren entwickelte sich eine produktivere Autorenszene Ab den 1980ern manifestierte sich in der lokalen Literaturlandschaft ein starkerer Regionalbezug fur den etwa die Werke von Paolo Valente 1966 beispielhaft sind Zu den uberregional bekannten Sudtiroler Autoren zahlen Lilli Gruber 1957 und Alessandro Banda 1963 Ladinischsprachige Literatur Das alteste Denkmal von literarischer Qualitat in Ladinien sind die Dolomiten Sagen die von Karl Felix Wolff 1879 1966 aufgezeichnet wurden Dieser publizierte sie allerdings in spatromantischer Umformung auf Deutsch Erste literarische Texte in ladinischer Sprache datieren auf das 19 Jahrhundert Im 20 Jahrhundert entstand eine zunehmend grossere Autorenszene zu denen beispielsweise Adele Moroder 1887 1966 und Max Tosi 1913 1988 gehorten Die aktuell bekanntesten ladinischen Schriftsteller sind Rut Bernardi 1962 und Iaco Rigo 1968 Musik Die Musikkapelle von Badia Abtei marschiert am St Georgener Kirschta auf Herbert Pixner zahlt zu den uberregional bekanntesten Musikern aus Sudtirol Volksmusik Die systematische Erfassung der alpenlandischen Volksmusik in Tirol begann mit der Arbeit Franz Friedrich Kohls im 19 Jahrhundert In den Jahren 1940 1942 wurde unter der Leitung von Alfred Quellmalz das musikalische Volksgut Sudtirols im Auftrag der Forschungs und Lehrgemeinschaft Das Ahnenerbe in einer umfassenden volkskundlichen Erhebung dokumentiert Die Ergebnisse der Feldforschung gelten als erste grosse musikethnologische Sammlung Europas Sudtirol unterscheidet sich als Musiklandschaft in seinen Volksliedern Jodlern Instrumentalstucken und praktiken kaum von seinen alpenlandischen Nachbarregionen dennoch lassen sich einige Charakteristika festmachen Viele Volkslieder sind an oft auch ortstypische Brauche gebunden eine Besonderheit ist die Tradition der Kirchensinger die mancherorts zu Gottesdiensten mehrstimmige Gesange ohne Instrumentalbegleitung vortragen in der uberlieferten Instrumentalmusik uberwiegt als Gattung der Landler unter den Musikinstrumenten geniesst die Ziehharmonika besondere Popularitat wahrend das Raffele Spiel in Sudtirol sein traditionelles Zentrum hat ein Sudtiroler Spezifikum in der Blasmusik ist als Besetzungstyp die Bohmische die aus rund zehn Blasinstrumenten besteht Die offentliche Darbietung der Volksmusik erfolgt oft in der traditionellen Sudtiroler Tracht und wird an Kirchtagen in der Regel von den ortlichen Musikkapellen ubernommen Unter den Vertretern der sogenannten Neuen Volksmusik ist Herbert Pixner der uberregional bekannteste Musiker Kunstmusik Aus dem Gebiet des heutigen Sudtirol sind bereits seit dem 13 Jahrhundert Minnesanger nachgewiesen zu denen etwa Friedrich von Sonnenburg und Oswald von Wolkenstein zahlen Mit Leonhard Lechner 1553 1606 stammt einer der beruhmtesten Tonsetzer des 16 Jahrhunderts aus dem Etschtal Die bedeutendsten Komponisten klassischer Musik mit Sudtiroler Herkunft waren zumeist ausserhalb des Landes tatig Johann Gansbachers 1778 1844 Werke sind in erster Linie der Fruhklassik verpflichtet die Kompositionen von Johann Rufinatscha 1812 1893 Ludwig Thuille 1861 1907 und Sylvio Lazzari 1857 1944 konnen der Musik der Romantik zugerechnet werden Hartmann von An der Lan Hochbrunn 1863 1914 und Vinzenz Goller 1873 1953 waren pragende Gestalten der Kirchenmusik Komponisten wie Herbert Paulmichl 1935 Hubert Stuppner 1944 und Eduard Demetz 1958 reprasentieren die musikalische Moderne Sepp Thaler 1901 1982 und Gottfried Veit 1943 sind wichtige Vertreter der Blasmusik des 20 Jahrhunderts Konzertante Darbietungen sind durch die vielen Sudtiroler Musikkapellen und das Haydn Orchester relativ haufige Ereignisse Daneben gibt es auch diverse Musikwettbewerbe und Festivals darunter etwa den Internationalen Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni und das Sudtirol Jazzfestival Die Kastelruther Spatzen sind die bekannteste volkstumliche Schlagerband aus Sudtirol Populare Musik Die kommerziell bedeutendste Stromung popularer Musik in Sudtirol ist der volkstumliche Schlager Insbesondere die Kastelruther Spatzen erzielten in diesem Genre einen betrachtlichen Publikumserfolg im gesamten deutschen Sprachraum Auf die Entwicklung der elektronischen Tanzmusik hatte Giorgio Moroder in den 1970er und 1980er Jahren grossen internationalen Einfluss Zu den Beispielen uberregional bekannter Bands zahlen das Poptrio Ganes die Metalband Graveworm und die Deutschrock Bands Frei Wild und Unantastbar Darstellende Kunst Tanz Zu den in Sudtirol uberlieferten osterreichischen Volkstanzen zahlen insbesondere der Landler der Walzer die Polka und der Boarische auch der Schuhplattler der ursprunglich eine Sonderform des Landlers darstellte und sich zum bekanntesten alpenlandischen Tanz entwickelte hat hier eines seiner angestammten Verbreitungsgebiete Traditionelle Tanze werden heute von den zahlreichen Gruppen der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Sudtirol gepflegt die wiederum als Landesverband der Bundesarbeitsgemeinschaft Osterreichischer Volkstanz angehort Musiktheater Musiktheater ist in Bozen erstmals im 17 Jahrhundert als Darbietung italienischer Kunstler belegt etablierte sich dort als feste Einrichtung aber erst im 19 Jahrhundert Heute werden im Stadttheater Bozen Opern Operetten und Musicals regelmassig als Eigenproduktionen lokaler Institutionen etwa Haydn Orchester Vereinigte Buhnen Bozen zur Auffuhrung gebracht Bildende Kunst Hauptartikel Bildende Kunst in Sudtirol Vorromanik Die im heutigen Sudtirol erhaltenen Uberreste vorromanischer Baukunst schliessen wohl an spatantike Traditionen an und sind grossteils sakrale Monumente Es handelt sich dabei oftmals um archaologisch ergrabene Kirchen und Kapellen Wichtige vorromanische Denkmaler sind beispielsweise die fur ihren Freskenschatz beruhmten Kirchen St Benedikt in Mals und St Prokulus in Naturns Kampfender Kentaur in St Jakob bei Tramin zwischen 1200 und 1250 Romanik Die romanische Architektur im heutigen Sudtirol geht auf die zeitliche Phase zwischen etwa dem Jahr 1000 und dem ausgehenden 13 Jahrhundert zuruck Ein herausragender Kirchenbau aus dieser Zeit ist etwa die Stiftskirche in Innichen Der hochmittelalterliche Burgenbau fiel in Sudtirol enorm produktiv aus und ist bis heute landschaftspragend Wichtige Beispiele sind das Schloss Tirol bekannt auch fur sein Kapellen und Palasportal als Zeugnisse romanischer Steinplastik die