Die Jülich Zülpicher Börde auch Nieder Rheinische Lössbörden ist eine Landschaft im Rheinland in Nordrhein Westfalen am
Zülpicher Börde

Die Jülich-Zülpicher Börde (auch (Nieder)Rheinische Lössbörden) ist eine Landschaft im Rheinland in Nordrhein-Westfalen am Nordrand der Eifel. Sie bildet den westlichen, linksrheinischen Teil der Niederrheinischen Bucht ohne die eigentliche Kölner Bucht, von der sie sich durch den Höhenzug der Ville abgrenzt. Sie teilt sich in die Jülicher Börde um Jülich im Norden und die Zülpicher Börde um Zülpich im Süden, die durch das Waldgebiet der Bürge voneinander getrennt werden und beide naturräumliche Haupteinheiten der Niederrheinischen Bucht darstellen.
Die Jülich-Zülpicher Börde umfasst Gebiete der Kreise Euskirchen, Düren, Rhein-Erft-Kreis und Teile des Rhein-Sieg-Kreises, des Kreises Heinsberg und der Städteregion Aachen. Die beiden Börden werden auch als Rheinische Bördenzone bezeichnet.
Der Norden der Jülicher Börde um Erkelenz wird lokal auch Erkelenzer Börde genannt.
Naturräumliche Gliederung
Naturräumlich stellen die Jülicher und die Zülpicher Börde Haupteinheiten (dreistellig) dar und gliedern sich in folgende Untereinheiten (Nachkommastellen):
- (zu 55 Niederrheinische Bucht)
- 553 Zülpicher Börde (882,9 km²)
- 553.0
- 553.00 Escher Lössplatte
- 553.01 Swistbucht
- 553.1
- 553.2
- 553.3
- 553.4
- 553.5
- 553.6
- 553.0
- 554 Jülicher Börde (1081,8 km²)
- 554.0 Die Bürge
- 554.1 (Unteres Mittelerfttal und Erftmündungstal)
- 554.10 Bergheimer Erfttal (Unteres Mittelerfttal)
- 554.11 Erftbruch (Unteres Erfttal)
- 554.12 Erftmündungstal
- 554.2
- 554.20 Rödinger Lössplatte
- 554.21 Jackerather Lössschwelle
- 554.22 Bedburdycker Lössplatte
- 554.23 Erkelenzer Lössplatte
- 554.24 Baaler Riedelland
- 554.3 (Mittleres Rurtal)
- 554.30 Jülich-Linnicher Rurniederung (Unteres Mittelrurtal)
- 554.31 Unteres Indetal
- 554.4
- 554.40 Aldenhovener Lössplatte (Aldenhofener Platte)
- 554.41 Herzogenrather Lössgebiet
- 553 Zülpicher Börde (882,9 km²)
Geologie
Die Niederrheinische Bucht ist als Ganzes bei der Hebung der Mittelgebirge zurückgeblieben und in einzelne gekippte Schollen zerfallen, deren Bruchlinien parallel südost-nordwest verlaufend mit den oft an ihnen entlanglaufenden Gewässern, die Landschaft gliedern. Eine Börden-Landschaft ist durch fruchtbare Böden – häufig auf Löss – gekennzeichnet. Besonders in der Zülpicher Börde wurde Löss als äolisches Sediment während der letzten Kaltzeit (Weichsel-Eiszeit) am Nordrand der Eifel beziehungsweise zwischen Eifel und Ville flächenhaft abgelagert (Lössebene). Dieser Löss ist zusammengesetzt aus den Bestandteilen Ton, Quarz und vor allem Kalk. In der nachfolgenden Warmzeit entstanden tiefgründige fruchtbare Braunerden und Para-Braunerden, die in Verbindung mit günstigen klimatischen Bedingungen heute sehr ertragreiche agrarische Nutzungen erlauben.
Klima
Bei den vorherrschenden Westwinden liegt die Börde im Lee der Eifel und ist deshalb trockener und wärmer als zu erwarten. Die Niederschläge betragen nur etwa 550–600 mm pro Jahr. Bei einer Höhenlagen von circa 120–160 m ü. NN wird eine Jahresdurchschnittstemperatur von 9–11 °C gemessen. Die mittlere Temperatur während der 170–190 Tage andauernden Vegetationszeit liegt bei 15–17 °C.
Vegetation
Trotz der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung schon seit der Römerzeit hatte die Lössebene der Börden in der Vergangenheit nicht den Charakter einer flachen, weiträumigen und monotonen Ackerlandschaft, der sie heute kennzeichnet. Durch das milde, noch von der Nordsee beeinflusste Seeklima, mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 750 Millimetern, entstand in dieser Gegend ein dichter Eichen-Hainbuchen-Wald. Zu Beginn unserer heutigen Zeitrechnung war die Börde von einem dichten Wald bedeckt, bis der Mensch durch Rodungen über zwei Jahrtausende hinweg das Landschaftsbild schuf, welches wir heute kennen. Im 19. Jahrhundert war das Gebiet noch von Gehölzen und kleineren Wäldern durchsetzt, von denen heute noch viele Flurnamen Zeugnis geben. Heute bestimmen meist monotone Agrarflächen das Landschaftsbild. Nur selten haben sich Reste der alten Gehölze oder kleine Waldstücke in Senken und geologischen Verwerfungen (Bruch genannt) erhalten. Im Raum Erkelenz ist beispielsweise nur der Wahnenbusch als kleines Waldstück übrig geblieben. Einige dieser Waldinseln und Bruchlandschaften wurden mit den Kerpener Naturschutzgebieten unter Schutz gestellt.
Gewässer
Da der bis zu 15 m mächtige Lössboden ein sehr guter Wasserspeicher ist, gibt es in der Börde nur wenige Fließgewässer. Die ständig wasserführenden Flüsse und Bäche entspringen nahezu alle am Rand der Eifel und durchqueren die Börde auf ihrem Weg zum Rhein oder zur Maas. Wegen der Schrägstellung der Bruchschollen werden die Fließgewässer gegen Osten abgedrängt und unterschneiden die östlichen Hänge, die daher steil ausgebildet sind, während die Westhänge asymmetrisch flach ausgeprägt sind. Die bedeutendsten Fließgewässer sind:
- Erft
- Rur
- Niers
- Inde
- Wurm
- Ellebach
- Merzbach
- Neffelbach
- Rotbach
- Bleibach
- Swist
Andere Bäche, wie zum Beispiel der Malefinkbach, sowie die sogenannten Fließe, führen meist nur als Folge von stärkeren Regenfällen, wenn der Lössboden gesättigt ist, Wasser. Da jedoch einige kommunale Kläranlagen ihre gereinigten Abwässer in diese Gewässer einleiten, sind manche davon mittlerweile immer wasserführend. So zum Beispiel das Settericher Fließ, in das die Abwässer der Stadt Baesweiler geleitet werden.
Seen bildeten sich als Folge des Braunkohlenabbaus in den Tagebaurestlöchern. Besonders die Villeseen im Naturpark Rheinland sind zu erwähnen.
Heutige Nutzung
Neben dem Getreideanbau hat der Anbau von Zuckerrüben und, bei weniger Lössbedeckung, von Kartoffeln in der Börde eine große Bedeutung. Die lokale Weiterverarbeitung durch zahlreiche Zuckerfabriken verlor aufgrund von Konzentrations- und Marktbereinigungsprozessen an Bedeutung.
Neben der agrarischen Nutzung hat der Braunkohletagebau im 20. Jahrhundert hier zum Teil erhebliche landschaftliche Veränderungen bewirkt. So fällt dem Tagebau Hambach derzeit das letzte große Waldgebiet der Börde, der Bürgewald (Hambacher Forst), zum Opfer. Weithin sichtbar ist die Abraumhalde des Tagebaus Sophienhöhe. Unterhalb von Nörvenich lagern im Isweiler Feld (Erp/Irresheim) 1,396 Milliarden m³ Braunkohle, die nicht erschlossen werden.
Seit den 1990er Jahren entstanden mehrere Windparks zum Zweck einer umweltfreundlicheren, ressourcenschonenden Stromgewinnung.
Die Nähe zu den Ballungsräumen Köln/Bonn, Aachen, Neuss/Düsseldorf und Mönchengladbach führt zu einer zunehmenden Zersiedlung der Bördelandschaft. Dazu kommt, dass die wegen des Tagebaus abgerissenen Ortschaften an anderer Stelle in der Börde neu errichtet wurden. Insbesondere die Siedlungsgebiete um Bergheim, Kerpen, Erftstadt und Jülich sind in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. Ein Teil der Naturlandschaft zwischen diesen Städten wurde im Naturpark Rheinland zusammengefasst und als Erholungsraum für die nahen Ballungsgebiete touristisch erschlossen.
Geschichte
Steinzeit
Gegen 5300 v. Chr. ließen sich die ersten jungsteinzeitlichen Bauern in der Jülich-Zülpicher Börde nieder (sog. Bandkeramische Kultur). Sie begannen den Wald zu roden, um Platz für ihre Siedlungen und Äcker zu schaffen, auf denen sie die Spelzweizensorten Emmer, Dinkel und Einkorn anbauten. Die bei Ausgrabungen gefundenen und untersuchten jungsteinzeitlichen Abfallgruben, enthielten neben den Überresten von Getreide, Erbsen und Linsen auch solche der Ölfrüchte Lein und Mohn. Zur Nahrungsergänzung sammelten die Siedler Wildfrüchte, die ihnen die Natur bot. Des Weiteren hielten sie sich Rinder, Schafe und Schweine.
Im Juli 2011 teilte der Landschaftsverband Rheinland mit, dass der im Jahre 2006 im Vorfeld des Braunkohletagebaus Hambach bei Merzenich-Bürgewald lokalisierte Brunnen aus der Zeit der Bandkeramiker 2011 bis in 15 Meter Tiefe ergraben wurde. Die ab 13 Metern Tiefe durch das Grundwasser erhaltenen Eichenbohlen des 7.100 Jahre alten Brunnens wurden zusammen mit dem unteren Boden des Brunnens in einer Blockbergung gehoben, sodass eine intensive Untersuchung des Inhalts erfolgen kann, ohne von den Baggern des Tagebaus angetrieben zu werden.
Wurde schon seit der Bandkeramikzeit Feuerstein bergmännisch in offenen Gruben gewonnen, so setzte ab etwa 4400 v. Chr. eine umfangreiche Rohmaterialgewinnung im Tiefbau und Tagebau ein. Viele der gefundenen Werkzeuge aus dieser Zeit stammen beispielsweise aus dem Bergwerk (Tagebau) auf dem Lousberg am nördlichen Aachener Stadtrand. Zu der damaligen Zeit wurde ein reger Handel mit Lousberg-Feuerstein betrieben.
Kelten
2000 Jahre später waren in diesem Gebiet die Kelten ansässig. Bedrängt von ihren östlichen Nachbarn, den Germanen, mussten diese immer weiter nach Westen zurückweichen. Dabei bildete der Rhein lange Zeit die Ostgrenze und gleichzeitig einen Schutz vor den germanischen Stämmen.
Als „Germanen“ bezeichneten die Kelten die nichtkeltischen Nachbarn, die sich durch ihre Sprache, ihre Religion sowie ihre Sitten und Gebräuche von ihnen unterschieden. Die Kelten, besonders die hier ansässigen Eburonen, waren kulturell und technisch hochentwickelt. Man kannte schon die Töpferscheibe und den vierrädrigen Wagen. Sie prägten Münzen und führten im Kampf das Langschwert.
Römer
Im Jahr 54 v. Chr. hatten die Römer eine gewaltige Streitmacht aufgeboten, um die Eburonen zu vernichten. Doch das sollte ihnen nicht so einfach gelingen. Sie fühlten sich nicht wohl in dem urwaldähnlichen Dickicht dieser Gegend und wurden zurückgeschlagen. Vom Gebiet der Maas her, zur damaligen Zeit ein waldloses Gebiet, führte Julius Caesar im Jahre 51 v. Chr. erneut seine Legionen gegen die Eburonen und besiegte diese in einer erbitterten Schlacht.
Unter dem Schutz der römischen Militärherrschaft blühte der Handel. Die beiden von Köln ausgehenden römischen Hauptstraßen nach Boulogne über Jülich, die Via Belgica und nach Trier über Zülpich, die Agrippastraße Köln-Trier, durchqueren die Börde. Teile ihrer Trassenführungen sind noch heute in Gebrauch. Römische Niederlassungen und Stationen wurden gegründet, zahlreiche Bauernhöfe (Villa rustica) wurden auf dem fruchtbaren Land errichtet. Zur weiteren Erschließung des Gebiets wurden zahlreiche Nebenstraßen gebaut.
Bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. stieg die Anzahl römischer Siedlungen in diesem Gebiet auf mindestens 300 an. Von der damaligen Dichte der Besiedlung zeugen die zahlreichen archäologischen Funde.
Am Ende der Antike begann die Christianisierung der Region. Für den Jülicher Raum wird die Christianisierung auf den etwa im 4. Jahrhundert lebenden Einsiedler Irmund von Mündt zurückgeführt.
Franken
Nach dem Jahr 464 wurde das Gebiet des linken Niederrheins von den Franken beherrscht. Zwischen den Mitgliedern der Königsfamilie walteten stets wüste Fehden. Chlodwig I., Gebieter der Salfranken (481–511), räumte alle seine königlichen Stammesvettern aus dem Weg und einigte die Franken. Die Landnahme der Franken erfolgte nicht in geschlossenen Stämmen. Sie kamen als Familien und Gruppen, um sich hier niederzulassen. Sie mieden in der Regel die vorgefundenen römischen Siedlungen, die, soweit sie noch nicht zerstört waren, allmählich verfielen. Sie bauten sich Holzhütten, bestehend aus einem Wohnhaus und mehreren Wirtschaftsgebäuden. Sie trieben Ackerbau und Viehzucht. Dieser Bereich wurde umzäunt und als „gefriedeter Bezirk“ ausgewiesen und galt als Sondereigentum des „freien Franken“. Um diese noch weit verstreuten Höfe bildeten sich kleine Ansammlungen von kleineren Häusern, deren Besitzer in einem Arbeitsverhältnis zum Hofeigentümer standen. Der Wald dagegen wurde von allen Nachbarn gleichermaßen benutzt, „Allmende“ später Gemeinde genannt. Als Nachbarn galten die freien Franken, welche in der gleichen Gemarkung Grund und Boden besaßen. Die Franken begannen auch damit, in größerem Ausmaß den Wald zu roden und das Land zu kultivieren. Aus dieser Zeit stammen die Ortsnamen mit der Endung -rath. Wie zum Beispiel Immerath, Mennekrath, Wockerath, Granterath, um nur einige zu nennen.
König Chlodwig teilte das Frankenreich in Gaue ein, wobei unser Gebiet zum Rurgau gehörte. An der Spitze eines Gaus stand der Graf. Er wurde vom Volk in Versammlungen gewählt und später vom König bestellt. Diese Gaue wurden in Hundertschaften unterteilt, deren Vorsteher der „Schultheiß“ oder „Schulze“ war. Alle Freien konnten zu den Versammlungen kommen und mitentscheiden.
Mittelalter
Zur Zeit Karls des Großen entstand der Titel „Herzog“. Der Herzog war ein begünstigter „Freier“, dem der König ein Gut zu lebenslanger Nutzung zukommen ließ. Für diese Gunst musste sich dieser „Lehnsmann“ bei ihm zum Kriegsdienst verpflichten. Dieses Lehen vererbte sich jeweils auf die männlichen Nachkommen weiter. Solch ein Herzog regierte in späteren Jahren auch in Jülich. (847 wurde die Grafschaft Jülich unter dem Namen „Jülichgau“ zum ersten Mal erwähnt.) Karl der Große war es auch, der die Zehntpflicht gegenüber der Kirche anerkannte.
Um das 11. Jahrhundert regierten im alten Jülichgau die Grafen von Jülich. Sie waren zu dieser Zeit noch Lehnsmannen des Kölner Erzbischofs. Die Erzbischöfe von Köln hatten am Ende des 12. Jahrhunderts eine bedeutende Macht- und Vorrangstellung unter den rheinischen Territorialherren erreicht. Durch die jahrelangen Kämpfe zwischen den deutschen Königen und den Päpsten um geistliche und weltliche Vorherrschaft hatten die Bischöfe und Erzbischöfe ihre Macht und ihren Einfluss ausgebaut. Der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg war bemüht, das Kölner Erzstift noch weiter auszubauen. Dieses Bestreben führte natürlich zum Streit mit den Nachbarn. Die Nachbarn waren rheinische Gaugrafen, die auch ständig versuchten, ihren Machtbereich weiter auszudehnen. Gleichzeitig zielten ihre Bestrebungen sowohl auf die Entlassung aus der Oberheit der Kölner Erzbischöfe als auch auf die Erhebung ihrer Grafschaft zum Herzogtum. Zu nennen sind hier: Berg, Jülich, Kleve und Geldern.
1359 hatten die Jülicher Grafen die Ernennung zum Herzog durch den Kaiser endlich erreicht. Das änderte jedoch nichts an den territorialen Grenzen der Region, welche seit der Schlacht von Worringen 1288 bis zur französischen Besetzung 1794 annähernd gleich blieben, auch wenn das Jülicher Herzogsgeschlecht ausstarb und später die Grafschaft zum Pfälzischen Gebiet gehörte.
Der überwiegende Teil der Jülicher Börde gehörte zum Herzogtum Jülich, kleinere Enklaven zum Territorium des Erzbistums Köln oder sogar zu den Niederlanden.
Neuzeit
Auch wenn die Jülicher Herzöge der Reformation zunächst recht aufgeschlossen gegenüberstanden, machten die kaiserlichen Truppen vor den Mauern Jülichs dem Herzog deutlich, dass er von einer Reformation in seinem Territorium Abstand nehmen solle. So wurden die evangelischen Gemeinden zwar geduldet, jedoch nicht gefördert.
Der Dreißigjährige Krieg überzog auch die Börde mit dem Durchzug von Truppen, jedoch nicht in dem Maße, wie es in anderen Landstrichen Deutschlands vorkam. Die Börde war eher Durchzugsgebiet als Schlachtfeld.
Von 1794 an fiel das linksrheinische Rheinland unter französische Herrschaft. Die Franzosen machten Jülich zur Kantonshauptstadt und begannen, umfangreiche Befestigungsanlagen um die Stadt zu errichten. Die französische Gesetzgebung und die späteren preußischen Reformen von 1810 brachte als Fortschritt u. a. die Aufhebung des Mühlenbanns, so dass als Folge im 19. Jahrhundert zahlreiche neu errichtete Windmühlen das Bild der Bördenlandschaft prägten.
Nach dem Abzug der Franzosen 1813 fiel das Herzogtum Jülich an Preußen, welche nach dem Wiener Kongress 1815 aus dem Rheinland ihre Rheinprovinz machten.
Die preußische Zeit brachte zunächst einmal große Verbesserungen in der Infrastruktur: Fernstraßen wurden gebaut, so zum Beispiel die Verbindungen von Aachen über Jülich nach Düsseldorf und Köln, von Aachen über Erkelenz nach Mönchengladbach oder von Köln nach Euskirchen. Dem Straßenbau folgte bald darauf die Eisenbahn. Die drei Hauptstrecken Köln–Düren–Aachen, Düsseldorf–Mönchengladbach–Aachen und Köln–Euskirchen–Trier wurden durch einige Neben- und Kreisbahnen ergänzt und verbunden. Um 1910 überzog ein dichtes Netz von Eisenbahnstrecken die Börde.
Zwei weitere Faktoren, die bis heute die Börde mitprägen, treten ebenfalls Mitte des 19. Jahrhunderts in Erscheinung: Die Braunkohle und die Zuckerrübe. Gegen 1820 entstanden am Rand der Börde bei Eschweiler, Liblar und Zülpich die ersten Braunkohlegruben. Doch erst mit der Entwicklung der Maschinentechnik gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann die großflächige Umgestaltung der Landschaft im Rheinischen Braunkohlerevier. Die erste Zuckerfabrik des Rheinlands wurde 1859 in Köln-Ossendorf eröffnet. Der fruchtbare Lössboden und das milde Klima begünstigten den Anbau der Zuckerrübe. In kurzer Zeit entstanden weitere Fabriken, so zum Beispiel in Düren, Ameln, Bedburg, Elsdorf, Euskirchen, Brühl und Bergheim. Die Ausweitung der Ackerflächen und der zunehmende Holzbedarf der Bergwerke im Aachener Steinkohlenrevier führten zu einer großflächigen Abholzung der Waldgebiete in der Börde. Nur der Bürgewald (Hambacher Forst) und die Wälder entlang der Erft blieben davon vorerst verschont.
Der Zweite Weltkrieg führte in der Börde zu schlimmen Zerstörungen. Mehrere Monate lang, vom November 1944 bis zum Februar 1945, bildete die Rur die Frontlinie. Düren und Jülich gehörten zu den am stärksten zerstörten Städten Deutschlands. Zahlreiche Kirch- und Wassertürme wurden gesprengt, weil sie in der flachen Bördelandschaft als gute Landmarken und Aussichtspunkte dienten. Bis heute erfordert jedes Neubauvorhaben zunächst einmal die gründliche Untersuchung des Bodens durch den Kampfmittelräumdienst, der immer noch Granaten, Minen und ähnliches findet.
Die Nachkriegszeit wurde wieder von großen Umgestaltungen der Landschaft geprägt. Die großen Tagebaue des rheinischen Braunkohlereviers führten zu Umsiedlungen ganzer Dörfer, die Nähe zu den Ballungsgebieten am Rhein brachte einen weiteren Bevölkerungszuwachs mit sich. Auch die Verkehrsstruktur änderte sich: Viele Nebenstrecken der Eisenbahn wurden stillgelegt, dafür wurden die Hauptstrecken ausgebaut. Mehrere Autobahnen durchschneiden die Börde: Köln–Aachen (A 4), Düsseldorf–Heinsberg (A 46), Köln–Euskirchen–Blankenheim (A 1), Mönchengladbach–Aachen (A 44) und Venlo–Bergheim–Koblenz (A 61).
Sehenswürdigkeiten
- Wegkreuze – Prozessions- oder Hagelkreuze gehören zu den wenigen Landmarken in der Bördenlandschaft. So steht zwischen Baal, Lövenich und Körrenzig das Körrenziger Kreuz an einem alten Pilgerweg und Schnittpunkt von fünf Feldwegen unter drei Linden. Es wurde etwa 1775 errichtet, an dem Standpunkt ist aber bereits für 1549 ein Vorgängerkreuz nachgewiesen.
- Windmühlen – Vereinzelt haben sich historische Windmühlen erhalten, wie die Turmhaubenmühle in Immerath (bis 2018), die Grottenhertener Mühle von 1831 oder die Düppelsmühle bei Titz, eine Bockwindmühle von 1820.
- Wasserburgen – Das fruchtbare Land war über Jahrhunderte zwischen dem Erzbistum Köln, dem Herzogtum Jülich, dem Herzogtum Brabant und einigen kleineren Herrschaften umstritten. Zum Schutz der Orte und als Grenzbefestigungen wurden mehrere Hundert Burgen errichtet. da es in der Börde keine Erhebungen gibt, wurden die Burgen nahezu alle als Wasserburgen errichtet. Viele der noch erhaltenen Burgen sind heute durch eine Fahrradroute, die Wasserburgen-Route, verbunden
Siehe auch
- Liste der Landschaften in Nordrhein-Westfalen
Weblinks
- Landschaftssteckbriefe des BfN (jeweils abgerufen im Jan. 2012)
- Jülicher Börde
- Zülpicher Börde
- Rurniederung
- Erfttal
- Braunkohlentagebaue
- Original-Naturraumkarten der ehemaligen Bundesanstalt für Landeskunde – die Jülicher Börde beinhaltet alle auf „554“ beginnenden Landschaften, die Zülpicher Börde alle auf „553“ auf den Blättern 122/123: Köln/Aachen und 108/109: Düsseldorf/Erkelenz
Literatur
- Stadt Erkelenz (Hrsg.): Kulturlandschaft Erkelenzer Börde. Gestaltete Heimat. Erkelenz 1990, ISBN 3-7743-0799-7.
- Friedel Krings: Die Erkelenzer Börde. In: Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz 1953.
- Arndt, Hartwig: Sozio-ökonomische Wandlungen im Agrarwirtschaftsraum der Jülich-Zülpicher Börde. (= Kölner Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeographie. Band 26). Köln 1980, ISBN 3-921790-04-2.
- Hans Becker: Die Jülich-Zülpicher Börde zwischen Erft und Rur In: Kölner Bucht und angrenzende Gebiete. (= Sammlung Geographischer Führer. Band 6). Verlag Bornträger, Berlin/Stuttgart 1972, S. 83 ff.
- Elisabeth Zenses: Die Jülich-Zülpicher Börde. (= Landschaften zwischen Rhein und Eifel. Band 1). Verlag Zweckverband Naturpark Kottenforst-Ville, 1999.
Einzelnachweise
- Karlheinz Paffen: Niederrheinische Bucht. In: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, 6. Lieferung, 1959, S. 823–844 (hier: S. 836).
- Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.); Ewald Glässer (Bearb.): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 122/123. Selbstverlag, Bonn-Bad Godesberg 1978, ISBN 3-87994-328-1, S. 36. (=Geographische Landesaufnahme 1:200.000. Naturräumliche Gliederung Deutschlands)
- Schulbuchseite Klett-Verlag mit grober Karte ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 1,1 MB).
- Hans Becker: Die Jülich-Zülpicher Börde zwischen Erft und Rur. In: Kölner Bucht und angrenzende Gebiete. (= Sammlung Geographischer Führer. Band 6). Verlag Bornträger, Berlin/Stuttgart 1972, S. 83 ff.
- Jakob Baumann, Bernd Wiese: Der Erftkreis. Selbstverlag, Köln 1986, S. 9.
- Emil Meynen, Josef Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960).
- Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten in Einzelblättern 1:200.000. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1952–1994. → Online-Karten
- Blatt 108/109: Düsseldorf/Erkelenz (Karlheinz Paffen, Adolf Schüttler, Heinrich Müller-Miny 1963; 55 S.)
- Blatt 122/123*: Köln/Aachen (Ewald Glässer 1978; 52 S.).
- Bezeichnung laut Blatt Köln.
- Klima für die Jülich-Zülpicher Börde bei Wald und Holz NRW ( vom 2. April 2015 im Internet Archive) (Zugriff Oktober 2012).
- Klima, Klimawandel und Klimafolgen in Nordrhein-Westfalen. (PDF; 442 kB) In: umwelt.nrw.de. Archiviert vom 25. Januar 2016; abgerufen am 21. Januar 2016. (nicht mehr online verfügbar) am
- Karte der Braunkohle-Lagerstätten und Tabelle der möglichen Tagebaue mit Angabe der Kohlevorräte aus einer Untersuchung von Rheinbraun und der Landesregierung auf der die Entscheidung für den Tagebau Garzweiler II (=Frimmersdorf West-West) in den 1980er Jahren basiert ( vom 19. Juni 2010 auf WebCite).
- Tiefer Brunnen. In: FAZ. 7. Juli 2011, S. 32.
- Therese Frauenrath: Baal am Pilgerweg nach Aachen. In: 1100 Jahre Baal. Beiträge zur Ortsgeschichte. Jülich 1993, S. 33.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Julich Zulpicher Borde auch Nieder Rheinische Lossborden ist eine Landschaft im Rheinland in Nordrhein Westfalen am Nordrand der Eifel Sie bildet den westlichen linksrheinischen Teil der Niederrheinischen Bucht ohne die eigentliche Kolner Bucht von der sie sich durch den Hohenzug der Ville abgrenzt Sie teilt sich in die Julicher Borde um Julich im Norden und die Zulpicher Borde um Zulpich im Suden die durch das Waldgebiet der Burge voneinander getrennt werden und beide naturraumliche Haupteinheiten der Niederrheinischen Bucht darstellen Die Julich Zulpicher Borde umfasst Gebiete der Kreise Euskirchen Duren Rhein Erft Kreis und Teile des Rhein Sieg Kreises des Kreises Heinsberg und der Stadteregion Aachen Die beiden Borden werden auch als Rheinische Bordenzone bezeichnet Der Norden der Julicher Borde um Erkelenz wird lokal auch Erkelenzer Borde genannt Rubenfeld und Windkraftanlagen bei LinnichNaturraumliche GliederungNaturraumlich stellen die Julicher und die Zulpicher Borde Haupteinheiten dreistellig dar und gliedern sich in folgende Untereinheiten Nachkommastellen Die Niederrheinische Bucht 55 mit der Kolner Bucht im ostlichen Zentrum und den Borden im Westen zu 55 Niederrheinische Bucht 553 Zulpicher Borde 882 9 km 553 0 553 00 Escher Lossplatte 553 01 Swistbucht 553 1 553 2 553 3 553 4 553 5 553 6 554 Julicher Borde 1081 8 km 554 0 Die Burge 554 1 Unteres Mittelerfttal und Erftmundungstal 554 10 Bergheimer Erfttal Unteres Mittelerfttal 554 11 Erftbruch Unteres Erfttal 554 12 Erftmundungstal 554 2 554 20 Rodinger Lossplatte 554 21 Jackerather Lossschwelle 554 22 Bedburdycker Lossplatte 554 23 Erkelenzer Lossplatte 554 24 Baaler Riedelland 554 3 Mittleres Rurtal 554 30 Julich Linnicher Rurniederung Unteres Mittelrurtal 554 31 Unteres Indetal 554 4 554 40 Aldenhovener Lossplatte Aldenhofener Platte 554 41 Herzogenrather LossgebietGeologie Hauptartikel Geologie der Niederrheinischen Bucht Die Niederrheinische Bucht ist als Ganzes bei der Hebung der Mittelgebirge zuruckgeblieben und in einzelne gekippte Schollen zerfallen deren Bruchlinien parallel sudost nordwest verlaufend mit den oft an ihnen entlanglaufenden Gewassern die Landschaft gliedern Eine Borden Landschaft ist durch fruchtbare Boden haufig auf Loss gekennzeichnet Besonders in der Zulpicher Borde wurde Loss als aolisches Sediment wahrend der letzten Kaltzeit Weichsel Eiszeit am Nordrand der Eifel beziehungsweise zwischen Eifel und Ville flachenhaft abgelagert Lossebene Dieser Loss ist zusammengesetzt aus den Bestandteilen Ton Quarz und vor allem Kalk In der nachfolgenden Warmzeit entstanden tiefgrundige fruchtbare Braunerden und Para Braunerden die in Verbindung mit gunstigen klimatischen Bedingungen heute sehr ertragreiche agrarische Nutzungen erlauben Das 7 5 Kilometer lange Waldstuck Buchholzbusch bei Lovenich wurde um 1850 gerodetKlimaBei den vorherrschenden Westwinden liegt die Borde im Lee der Eifel und ist deshalb trockener und warmer als zu erwarten Die Niederschlage betragen nur etwa 550 600 mm pro Jahr Bei einer Hohenlagen von circa 120 160 m u NN wird eine Jahresdurchschnittstemperatur von 9 11 C gemessen Die mittlere Temperatur wahrend der 170 190 Tage andauernden Vegetationszeit liegt bei 15 17 C VegetationTrotz der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung schon seit der Romerzeit hatte die Lossebene der Borden in der Vergangenheit nicht den Charakter einer flachen weitraumigen und monotonen Ackerlandschaft der sie heute kennzeichnet Durch das milde noch von der Nordsee beeinflusste Seeklima mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 750 Millimetern entstand in dieser Gegend ein dichter Eichen Hainbuchen Wald Zu Beginn unserer heutigen Zeitrechnung war die Borde von einem dichten Wald bedeckt bis der Mensch durch Rodungen uber zwei Jahrtausende hinweg das Landschaftsbild schuf welches wir heute kennen Im 19 Jahrhundert war das Gebiet noch von Geholzen und kleineren Waldern durchsetzt von denen heute noch viele Flurnamen Zeugnis geben Heute bestimmen meist monotone Agrarflachen das Landschaftsbild Nur selten haben sich Reste der alten Geholze oder kleine Waldstucke in Senken und geologischen Verwerfungen Bruch genannt erhalten Im Raum Erkelenz ist beispielsweise nur der Wahnenbusch als kleines Waldstuck ubrig geblieben Einige dieser Waldinseln und Bruchlandschaften wurden mit den Kerpener Naturschutzgebieten unter Schutz gestellt GewasserDa der bis zu 15 m machtige Lossboden ein sehr guter Wasserspeicher ist gibt es in der Borde nur wenige Fliessgewasser Die standig wasserfuhrenden Flusse und Bache entspringen nahezu alle am Rand der Eifel und durchqueren die Borde auf ihrem Weg zum Rhein oder zur Maas Wegen der Schragstellung der Bruchschollen werden die Fliessgewasser gegen Osten abgedrangt und unterschneiden die ostlichen Hange die daher steil ausgebildet sind wahrend die Westhange asymmetrisch flach ausgepragt sind Die bedeutendsten Fliessgewasser sind Erft Rur Niers Inde Wurm Ellebach Merzbach Neffelbach Rotbach Bleibach Swist Andere Bache wie zum Beispiel der Malefinkbach sowie die sogenannten Fliesse fuhren meist nur als Folge von starkeren Regenfallen wenn der Lossboden gesattigt ist Wasser Da jedoch einige kommunale Klaranlagen ihre gereinigten Abwasser in diese Gewasser einleiten sind manche davon mittlerweile immer wasserfuhrend So zum Beispiel das Settericher Fliess in das die Abwasser der Stadt Baesweiler geleitet werden Seen bildeten sich als Folge des Braunkohlenabbaus in den Tagebaurestlochern Besonders die Villeseen im Naturpark Rheinland sind zu erwahnen Heutige NutzungSophienhohe Neben dem Getreideanbau hat der Anbau von Zuckerruben und bei weniger Lossbedeckung von Kartoffeln in der Borde eine grosse Bedeutung Die lokale Weiterverarbeitung durch zahlreiche Zuckerfabriken verlor aufgrund von Konzentrations und Marktbereinigungsprozessen an Bedeutung Errichtung von Windkraft anlagen Neben der agrarischen Nutzung hat der Braunkohle tagebau im 20 Jahrhundert hier zum Teil erhebliche landschaftliche Veranderungen bewirkt So fallt dem Tagebau Hambach derzeit das letzte grosse Waldgebiet der Borde der Burgewald Hambacher Forst zum Opfer Weithin sichtbar ist die Abraumhalde des Tagebaus Sophienhohe Unterhalb von Norvenich lagern im Isweiler Feld Erp Irresheim 1 396 Milliarden m Braunkohle die nicht erschlossen werden Seit den 1990er Jahren entstanden mehrere Windparks zum Zweck einer umweltfreundlicheren ressourcenschonenden Stromgewinnung Die Nahe zu den Ballungsraumen Koln Bonn Aachen Neuss Dusseldorf und Monchengladbach fuhrt zu einer zunehmenden Zersiedlung der Bordelandschaft Dazu kommt dass die wegen des Tagebaus abgerissenen Ortschaften an anderer Stelle in der Borde neu errichtet wurden Insbesondere die Siedlungsgebiete um Bergheim Kerpen Erftstadt und Julich sind in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen Ein Teil der Naturlandschaft zwischen diesen Stadten wurde im Naturpark Rheinland zusammengefasst und als Erholungsraum fur die nahen Ballungsgebiete touristisch erschlossen GeschichteSteinzeit Gegen 5300 v Chr liessen sich die ersten jungsteinzeitlichen Bauern in der Julich Zulpicher Borde nieder sog Bandkeramische Kultur Sie begannen den Wald zu roden um Platz fur ihre Siedlungen und Acker zu schaffen auf denen sie die Spelzweizensorten Emmer Dinkel und Einkorn anbauten Die bei Ausgrabungen gefundenen und untersuchten jungsteinzeitlichen Abfallgruben enthielten neben den Uberresten von Getreide Erbsen und Linsen auch solche der Olfruchte Lein und Mohn Zur Nahrungserganzung sammelten die Siedler Wildfruchte die ihnen die Natur bot Des Weiteren hielten sie sich Rinder Schafe und Schweine Im Juli 2011 teilte der Landschaftsverband Rheinland mit dass der im Jahre 2006 im Vorfeld des Braunkohletagebaus Hambach bei Merzenich Burgewald lokalisierte Brunnen aus der Zeit der Bandkeramiker 2011 bis in 15 Meter Tiefe ergraben wurde Die ab 13 Metern Tiefe durch das Grundwasser erhaltenen Eichenbohlen des 7 100 Jahre alten Brunnens wurden zusammen mit dem unteren Boden des Brunnens in einer Blockbergung gehoben sodass eine intensive Untersuchung des Inhalts erfolgen kann ohne von den Baggern des Tagebaus angetrieben zu werden Wurde schon seit der Bandkeramikzeit Feuerstein bergmannisch in offenen Gruben gewonnen so setzte ab etwa 4400 v Chr eine umfangreiche Rohmaterialgewinnung im Tiefbau und Tagebau ein Viele der gefundenen Werkzeuge aus dieser Zeit stammen beispielsweise aus dem Bergwerk Tagebau auf dem Lousberg am nordlichen Aachener Stadtrand Zu der damaligen Zeit wurde ein reger Handel mit Lousberg Feuerstein betrieben Kelten 2000 Jahre spater waren in diesem Gebiet die Kelten ansassig Bedrangt von ihren ostlichen Nachbarn den Germanen mussten diese immer weiter nach Westen zuruckweichen Dabei bildete der Rhein lange Zeit die Ostgrenze und gleichzeitig einen Schutz vor den germanischen Stammen Als Germanen bezeichneten die Kelten die nichtkeltischen Nachbarn die sich durch ihre Sprache ihre Religion sowie ihre Sitten und Gebrauche von ihnen unterschieden Die Kelten besonders die hier ansassigen Eburonen waren kulturell und technisch hochentwickelt Man kannte schon die Topferscheibe und den vierradrigen Wagen Sie pragten Munzen und fuhrten im Kampf das Langschwert Romer Romischer Meilenstein Replikat gefunden bei Zulpich Hoven Im Jahr 54 v Chr hatten die Romer eine gewaltige Streitmacht aufgeboten um die Eburonen zu vernichten Doch das sollte ihnen nicht so einfach gelingen Sie fuhlten sich nicht wohl in dem urwaldahnlichen Dickicht dieser Gegend und wurden zuruckgeschlagen Vom Gebiet der Maas her zur damaligen Zeit ein waldloses Gebiet fuhrte Julius Caesar im Jahre 51 v Chr erneut seine Legionen gegen die Eburonen und besiegte diese in einer erbitterten Schlacht Unter dem Schutz der romischen Militarherrschaft bluhte der Handel Die beiden von Koln ausgehenden romischen Hauptstrassen nach Boulogne uber Julich die Via Belgica und nach Trier uber Zulpich die Agrippastrasse Koln Trier durchqueren die Borde Teile ihrer Trassenfuhrungen sind noch heute in Gebrauch Romische Niederlassungen und Stationen wurden gegrundet zahlreiche Bauernhofe Villa rustica wurden auf dem fruchtbaren Land errichtet Zur weiteren Erschliessung des Gebiets wurden zahlreiche Nebenstrassen gebaut Bis zum 2 Jahrhundert n Chr stieg die Anzahl romischer Siedlungen in diesem Gebiet auf mindestens 300 an Von der damaligen Dichte der Besiedlung zeugen die zahlreichen archaologischen Funde Am Ende der Antike begann die Christianisierung der Region Fur den Julicher Raum wird die Christianisierung auf den etwa im 4 Jahrhundert lebenden Einsiedler Irmund von Mundt zuruckgefuhrt Franken Nach dem Jahr 464 wurde das Gebiet des linken Niederrheins von den Franken beherrscht Zwischen den Mitgliedern der Konigsfamilie walteten stets wuste Fehden Chlodwig I Gebieter der Salfranken 481 511 raumte alle seine koniglichen Stammesvettern aus dem Weg und einigte die Franken Die Landnahme der Franken erfolgte nicht in geschlossenen Stammen Sie kamen als Familien und Gruppen um sich hier niederzulassen Sie mieden in der Regel die vorgefundenen romischen Siedlungen die soweit sie noch nicht zerstort waren allmahlich verfielen Sie bauten sich Holzhutten bestehend aus einem Wohnhaus und mehreren Wirtschaftsgebauden Sie trieben Ackerbau und Viehzucht Dieser Bereich wurde umzaunt und als gefriedeter Bezirk ausgewiesen und galt als Sondereigentum des freien Franken Um diese noch weit verstreuten Hofe bildeten sich kleine Ansammlungen von kleineren Hausern deren Besitzer in einem Arbeitsverhaltnis zum Hofeigentumer standen Der Wald dagegen wurde von allen Nachbarn gleichermassen benutzt Allmende spater Gemeinde genannt Als Nachbarn galten die freien Franken welche in der gleichen Gemarkung Grund und Boden besassen Die Franken begannen auch damit in grosserem Ausmass den Wald zu roden und das Land zu kultivieren Aus dieser Zeit stammen die Ortsnamen mit der Endung rath Wie zum Beispiel Immerath Mennekrath Wockerath Granterath um nur einige zu nennen Konig Chlodwig teilte das Frankenreich in Gaue ein wobei unser Gebiet zum Rurgau gehorte An der Spitze eines Gaus stand der Graf Er wurde vom Volk in Versammlungen gewahlt und spater vom Konig bestellt Diese Gaue wurden in Hundertschaften unterteilt deren Vorsteher der Schultheiss oder Schulze war Alle Freien konnten zu den Versammlungen kommen und mitentscheiden Mittelalter Korrenziger Kreuz von 1775 Zur Zeit Karls des Grossen entstand der Titel Herzog Der Herzog war ein begunstigter Freier dem der Konig ein Gut zu lebenslanger Nutzung zukommen liess Fur diese Gunst musste sich dieser Lehnsmann bei ihm zum Kriegsdienst verpflichten Dieses Lehen vererbte sich jeweils auf die mannlichen Nachkommen weiter Solch ein Herzog regierte in spateren Jahren auch in Julich 847 wurde die Grafschaft Julich unter dem Namen Julichgau zum ersten Mal erwahnt Karl der Grosse war es auch der die Zehntpflicht gegenuber der Kirche anerkannte Um das 11 Jahrhundert regierten im alten Julichgau die Grafen von Julich Sie waren zu dieser Zeit noch Lehnsmannen des Kolner Erzbischofs Die Erzbischofe von Koln hatten am Ende des 12 Jahrhunderts eine bedeutende Macht und Vorrangstellung unter den rheinischen Territorialherren erreicht Durch die jahrelangen Kampfe zwischen den deutschen Konigen und den Papsten um geistliche und weltliche Vorherrschaft hatten die Bischofe und Erzbischofe ihre Macht und ihren Einfluss ausgebaut Der Kolner Erzbischof Siegfried von Westerburg war bemuht das Kolner Erzstift noch weiter auszubauen Dieses Bestreben fuhrte naturlich zum Streit mit den Nachbarn Die Nachbarn waren rheinische Gaugrafen die auch standig versuchten ihren Machtbereich weiter auszudehnen Gleichzeitig zielten ihre Bestrebungen sowohl auf die Entlassung aus der Oberheit der Kolner Erzbischofe als auch auf die Erhebung ihrer Grafschaft zum Herzogtum Zu nennen sind hier Berg Julich Kleve und Geldern 1359 hatten die Julicher Grafen die Ernennung zum Herzog durch den Kaiser endlich erreicht Das anderte jedoch nichts an den territorialen Grenzen der Region welche seit der Schlacht von Worringen 1288 bis zur franzosischen Besetzung 1794 annahernd gleich blieben auch wenn das Julicher Herzogsgeschlecht ausstarb und spater die Grafschaft zum Pfalzischen Gebiet gehorte Der uberwiegende Teil der Julicher Borde gehorte zum Herzogtum Julich kleinere Enklaven zum Territorium des Erzbistums Koln oder sogar zu den Niederlanden Neuzeit Auch wenn die Julicher Herzoge der Reformation zunachst recht aufgeschlossen gegenuberstanden machten die kaiserlichen Truppen vor den Mauern Julichs dem Herzog deutlich dass er von einer Reformation in seinem Territorium Abstand nehmen solle So wurden die evangelischen Gemeinden zwar geduldet jedoch nicht gefordert Der Dreissigjahrige Krieg uberzog auch die Borde mit dem Durchzug von Truppen jedoch nicht in dem Masse wie es in anderen Landstrichen Deutschlands vorkam Die Borde war eher Durchzugsgebiet als Schlachtfeld Duppelsmuhle bei Titz Von 1794 an fiel das linksrheinische Rheinland unter franzosische Herrschaft Die Franzosen machten Julich zur Kantonshauptstadt und begannen umfangreiche Befestigungsanlagen um die Stadt zu errichten Die franzosische Gesetzgebung und die spateren preussischen Reformen von 1810 brachte als Fortschritt u a die Aufhebung des Muhlenbanns so dass als Folge im 19 Jahrhundert zahlreiche neu errichtete Windmuhlen das Bild der Bordenlandschaft pragten Nach dem Abzug der Franzosen 1813 fiel das Herzogtum Julich an Preussen welche nach dem Wiener Kongress 1815 aus dem Rheinland ihre Rheinprovinz machten Die preussische Zeit brachte zunachst einmal grosse Verbesserungen in der Infrastruktur Fernstrassen wurden gebaut so zum Beispiel die Verbindungen von Aachen uber Julich nach Dusseldorf und Koln von Aachen uber Erkelenz nach Monchengladbach oder von Koln nach Euskirchen Dem Strassenbau folgte bald darauf die Eisenbahn Die drei Hauptstrecken Koln Duren Aachen Dusseldorf Monchengladbach Aachen und Koln Euskirchen Trier wurden durch einige Neben und Kreisbahnen erganzt und verbunden Um 1910 uberzog ein dichtes Netz von Eisenbahnstrecken die Borde Zwei weitere Faktoren die bis heute die Borde mitpragen treten ebenfalls Mitte des 19 Jahrhunderts in Erscheinung Die Braunkohle und die Zuckerrube Gegen 1820 entstanden am Rand der Borde bei Eschweiler Liblar und Zulpich die ersten Braunkohlegruben Doch erst mit der Entwicklung der Maschinentechnik gegen Ende des 19 Jahrhunderts begann die grossflachige Umgestaltung der Landschaft im Rheinischen Braunkohlerevier Die erste Zuckerfabrik des Rheinlands wurde 1859 in Koln Ossendorf eroffnet Der fruchtbare Lossboden und das milde Klima begunstigten den Anbau der Zuckerrube In kurzer Zeit entstanden weitere Fabriken so zum Beispiel in Duren Ameln Bedburg Elsdorf Euskirchen Bruhl und Bergheim Die Ausweitung der Ackerflachen und der zunehmende Holzbedarf der Bergwerke im Aachener Steinkohlenrevier fuhrten zu einer grossflachigen Abholzung der Waldgebiete in der Borde Nur der Burgewald Hambacher Forst und die Walder entlang der Erft blieben davon vorerst verschont Der Zweite Weltkrieg fuhrte in der Borde zu schlimmen Zerstorungen Mehrere Monate lang vom November 1944 bis zum Februar 1945 bildete die Rur die Frontlinie Duren und Julich gehorten zu den am starksten zerstorten Stadten Deutschlands Zahlreiche Kirch und Wasserturme wurden gesprengt weil sie in der flachen Bordelandschaft als gute Landmarken und Aussichtspunkte dienten Bis heute erfordert jedes Neubauvorhaben zunachst einmal die grundliche Untersuchung des Bodens durch den Kampfmittelraumdienst der immer noch Granaten Minen und ahnliches findet Tagebau Hambach Die Nachkriegszeit wurde wieder von grossen Umgestaltungen der Landschaft gepragt Die grossen Tagebaue des rheinischen Braunkohlereviers fuhrten zu Umsiedlungen ganzer Dorfer die Nahe zu den Ballungsgebieten am Rhein brachte einen weiteren Bevolkerungszuwachs mit sich Auch die Verkehrsstruktur anderte sich Viele Nebenstrecken der Eisenbahn wurden stillgelegt dafur wurden die Hauptstrecken ausgebaut Mehrere Autobahnen durchschneiden die Borde Koln Aachen A 4 Dusseldorf Heinsberg A 46 Koln Euskirchen Blankenheim A 1 Monchengladbach Aachen A 44 und Venlo Bergheim Koblenz A 61 SehenswurdigkeitenWegkreuze Prozessions oder Hagelkreuze gehoren zu den wenigen Landmarken in der Bordenlandschaft So steht zwischen Baal Lovenich und Korrenzig das Korrenziger Kreuz an einem alten Pilgerweg und Schnittpunkt von funf Feldwegen unter drei Linden Es wurde etwa 1775 errichtet an dem Standpunkt ist aber bereits fur 1549 ein Vorgangerkreuz nachgewiesen Windmuhlen Vereinzelt haben sich historische Windmuhlen erhalten wie die Turmhaubenmuhle in Immerath bis 2018 die Grottenhertener Muhle von 1831 oder die Duppelsmuhle bei Titz eine Bockwindmuhle von 1820 Wasserburgen Das fruchtbare Land war uber Jahrhunderte zwischen dem Erzbistum Koln dem Herzogtum Julich dem Herzogtum Brabant und einigen kleineren Herrschaften umstritten Zum Schutz der Orte und als Grenzbefestigungen wurden mehrere Hundert Burgen errichtet da es in der Borde keine Erhebungen gibt wurden die Burgen nahezu alle als Wasserburgen errichtet Viele der noch erhaltenen Burgen sind heute durch eine Fahrradroute die Wasserburgen Route verbundenSiehe auchListe der Landschaften in Nordrhein WestfalenWeblinksLandschaftssteckbriefe des BfN jeweils abgerufen im Jan 2012 Julicher Borde Zulpicher Borde Rurniederung Erfttal Braunkohlentagebaue Original Naturraumkarten der ehemaligen Bundesanstalt fur Landeskunde die Julicher Borde beinhaltet alle auf 554 beginnenden Landschaften die Zulpicher Borde alle auf 553 auf den Blattern 122 123 Koln Aachen und 108 109 Dusseldorf ErkelenzLiteraturStadt Erkelenz Hrsg Kulturlandschaft Erkelenzer Borde Gestaltete Heimat Erkelenz 1990 ISBN 3 7743 0799 7 Friedel Krings Die Erkelenzer Borde In Heimatkalender der Erkelenzer Lande Erkelenz 1953 Arndt Hartwig Sozio okonomische Wandlungen im Agrarwirtschaftsraum der Julich Zulpicher Borde Kolner Forschungen zur Wirtschafts und Sozialgeographie Band 26 Koln 1980 ISBN 3 921790 04 2 Hans Becker Die Julich Zulpicher Borde zwischen Erft und Rur In Kolner Bucht und angrenzende Gebiete Sammlung Geographischer Fuhrer Band 6 Verlag Borntrager Berlin Stuttgart 1972 S 83 ff Elisabeth Zenses Die Julich Zulpicher Borde Landschaften zwischen Rhein und Eifel Band 1 Verlag Zweckverband Naturpark Kottenforst Ville 1999 EinzelnachweiseKarlheinz Paffen Niederrheinische Bucht In Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands 6 Lieferung 1959 S 823 844 hier S 836 Bundesforschungsanstalt fur Landeskunde und Raumordnung Hrsg Ewald Glasser Bearb Die naturraumlichen Einheiten auf Blatt 122 123 Selbstverlag Bonn Bad Godesberg 1978 ISBN 3 87994 328 1 S 36 Geographische Landesaufnahme 1 200 000 Naturraumliche Gliederung Deutschlands Schulbuchseite Klett Verlag mit grober Karte Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive PDF 1 1 MB Hans Becker Die Julich Zulpicher Borde zwischen Erft und Rur In Kolner Bucht und angrenzende Gebiete Sammlung Geographischer Fuhrer Band 6 Verlag Borntrager Berlin Stuttgart 1972 S 83 ff Jakob Baumann Bernd Wiese Der Erftkreis Selbstverlag Koln 1986 S 9 Emil Meynen Josef Schmithusen Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands Bundesanstalt fur Landeskunde Remagen Bad Godesberg 1953 1962 9 Lieferungen in 8 Buchern aktualisierte Karte 1 1 000 000 mit Haupteinheiten 1960 Geographische Landesaufnahme Die naturraumlichen Einheiten in Einzelblattern 1 200 000 Bundesanstalt fur Landeskunde Bad Godesberg 1952 1994 Online Karten Blatt 108 109 Dusseldorf Erkelenz Karlheinz Paffen Adolf Schuttler Heinrich Muller Miny 1963 55 S Blatt 122 123 Koln Aachen Ewald Glasser 1978 52 S Bezeichnung laut Blatt Koln Klima fur die Julich Zulpicher Borde bei Wald und Holz NRW Memento vom 2 April 2015 im Internet Archive Zugriff Oktober 2012 Klima Klimawandel und Klimafolgen in Nordrhein Westfalen PDF 442 kB In umwelt nrw de Archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 25 Januar 2016 abgerufen am 21 Januar 2016 Karte der Braunkohle Lagerstatten und Tabelle der moglichen Tagebaue mit Angabe der Kohlevorrate aus einer Untersuchung von Rheinbraun und der Landesregierung auf der die Entscheidung fur den Tagebau Garzweiler II Frimmersdorf West West in den 1980er Jahren basiert Memento vom 19 Juni 2010 auf WebCite Tiefer Brunnen In FAZ 7 Juli 2011 S 32 Therese Frauenrath Baal am Pilgerweg nach Aachen In 1100 Jahre Baal Beitrage zur Ortsgeschichte Julich 1993 S 33