Das Kurfürstentum Braunschweig Lüneburg auch Chur Braunschweig Lüneburg inoffiziell auch Kurfürstentum Hannover auch Chu
Kurfürstentum Hannover

Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (auch Chur-Braunschweig-Lüneburg), inoffiziell auch Kurfürstentum Hannover (auch Chur-Hannover oder Kurhannover) genannt, war ab 1692 das neunte Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reiches. Bis zur Personalunion mit Großbritannien 1714 war Hannover administratives Zentrum und Residenzstadt. Der Wahlspruch lautete Nec aspera terrent („Auch Widrigkeiten schrecken nicht“). Das Kurfürstentum ging aus dem Teilfürstentum Calenberg des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg hervor. Es endete 1807 mit der Angliederung an das Königreich Westphalen bzw. nach dem Wiener Kongress 1814, als aus dem ehemaligen Kurfürstentum das Königreich Hannover geschaffen wurde.
Territorium im Heiligen Römischen Reich | |
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Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg | |
Wappen | |
Karte | |
Das Kurfürstentum Hannover, 1789 | |
Alternativnamen | Churfürstentum Braunschweig-Lüneburg, Chur-Braunschweig-Lüneburg, Kurfürstentum Hannover, Churhannover, Kurhannover, Hannover |
Entstanden aus | Fürstentum Calenberg (bis 1692) |
Herrschaftsform | Kurfürstentum |
Herrscher/ Regierung | Kurfürst |
Heutige Region/en | DE-NI, DE-SH, DE-ST |
Reichstag | Kurfürstenrat; Reichsfürstenrat, weltliche Bank: bis zu sieben Virilstimmen für sich sowie die Fürstentümer Calenberg, Lüneburg (ab 1705) und Grubenhagen (1707–1735 verliehen) sowie die Herzogtümer Sachsen-Lauenburg, Bremen und Verden (1715); Teil einer Kuriatstimme (Niederrheinisch-Westfälisches Reichsgrafenkollegium) u. a. für die Grafschaften Hoya (seit 1582), Diepholz und Bentheim |
Reichsmatrikel | verschiedene Fürstentümer siehe oben |
Reichskreis | niedersächsisch, niederrheinisch-westfälisch (für Hoya und Verden) |
Hauptstädte/ Residenzen | Hannover, Herrenhausen, London |
Dynastien | Welfen |
Konfession/ Religionen | lutherisch |
Sprache/n | Niederdeutsch, Deutsch |
Aufgegangen in | Königreich Westphalen (1807, Frieden von Tilsit); Königreich Hannover (1814, Rechtsnachfolge) |
Geographie
Das Kurfürstentum lag im Gebiet des heutigen Niedersachsen und mit kleinen Teilen im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt (Amt Calvörde und Blankenburg). Es umfasste folgende Territorien des Heiligen Römischen Reiches: Fürstentum Calenberg, Fürstentum Grubenhagen, Grafschaft Hoya, Herzogtum Sachsen-Lauenburg, Fürstentum Lüneburg (ab 1705), das Herzogtum Bremen und das Herzogtum Verden (ab 1715). Calenberg, Grubenhagen und Lüneburg waren nominell Teilfürstentümer des mittelalterlichen Herzogtums Braunschweig und Lüneburg (die Fürsten des eigenständigen Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel nannten sich ebenfalls Herzöge von Braunschweig und Lüneburg.) Ursprünglich war das Kurfürstentum ein reines Binnenland. Erst mit dem Erwerb des Herzogtums Bremen konnte sich Kurhannover zur Nordsee ausweiten. Der Großteil des Kurfürstentums gehörte zum Niedersächsischen Reichskreis. Die Grafschaft Hoya und das Herzogtum Verden waren Teile des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises.
Geschichte
Vorgeschichte
Nach dem Tod seines Bruders Johann Friedrich erbte Ernst August 1679 das Fürstentum Calenberg. Wichtigstes politisches Ziel Ernst Augusts war der Erwerb der kurfürstlichen Würde für sein calenbergisches Haus. Seit 1689 führte er deshalb Unterhandlungen mit Kaiser Leopold I. Bereits 1682 hatte Ernst August für sein Land das Primogeniturrecht proklamiert, welches eine Voraussetzung für die Erlangung der Kurwürde war. Gemäß dieser Regelung sollte der älteste Sohn, Georg Ludwig, der alleinige Erbe der welfischen Fürstentümer Calenberg und Grubenhagen werden. Durch einen Erbschaftsvertrag mit seinem älteren Bruder, dem Celler Herzog Georg Wilhelm, war zudem sichergestellt, dass nach dessen Tod das Fürstentum Lüneburg ebenfalls an die in Hannover residierenden Welfen fiel. Auch wurde der Landeshaushalt ins Gleichgewicht gebracht und die gesamte Verwaltung vom Kabinett des Fürsten unter Zuziehung weniger vertrauter Minister, Franz-Ernst Graf von Platen und Otto Grote zu Schauen, geleitet. Als oberste beratende und kontrollierende Behörde stand dem Fürsten der wieder zu Ansehen gelangte Geheime Rat zur Seite. Unter diesem bestanden die verschiedenen Verwaltungskollegien, die Kanzlei, hauptsächlich für Rechtssachen, die Kammer für das Finanzwesen, das Konsistorium und der Kriegsrat, alle mit streng getrennten Ressorts.
Erlangung der Kurwürde
1692 wurde vom Kaiser die neue (neunte) Kur des Heiligen Römischen Reiches kreiert. Der im Fürstentum Calenberg regierenden Linie der Welfen wurde diese neunte Kurwürde verliehen. Dies wurde durch einen Vertrag zwischen dem römisch-deutschen Kaiser und den beiden Linien des Hauses Lüneburg möglich, nach dem gegen Erteilung der Kurwürde an das Haus Hannover unter eventueller Beteiligung von Celle eine ewige Union zwischen den Häusern Habsburg und Lüneburg stattfinden sollte. Für alle künftigen Königswahlen sagten die hannoverschen Welfen fest die Zustimmung zur Wahl des habsburgischen Erstgeborenen zu. An den langwierigen Verhandlungen war neben Otto Grote auch der braunschweigische Gesandte am kaiserlichen Hof in Wien Johann Christoph von Limbach beteiligt, der dann zum Gesandten des neuen Kurfürstentums am Reichstag in Regensburg bestellt wurde. Dort sollte Limbach die Zustimmung des Reichstags zum Vertrag erreichen, was ihn – nach Aussage der Inschrift auf seinem Grabdenkmal auf dem Gesandtenfriedhof – 16 Jahre lang viel Mühe und Fleiß kostete. Der Reichstag stimmte der Erhebung erst 1708 zu, zwei Jahre vor dem Tod Limbachs. Umgangssprachlich wurde das neue Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg auch Kurfürstentum Hannover oder kurz Kurhannover genannt.
Die Belehnung mit der Kurwürde stieß nicht nur im Reichstag auf Widerstand, sie hatte auch Auseinandersetzungen mit der braunschweigisch-wolfenbüttelschen Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg zur Folge. Die beiden bis 1704 gemeinsam regierenden wolfenbüttelschen Welfenfürsten, die Brüder Rudolf August und Anton Ulrich, empfanden die Erhöhung der calenbergischen Linie in Hannover als unerträgliche Zurücksetzung, weil damit die jüngere Linie Hannover trotz des Seniorats die Kurwürde erhielt. Das Seniorat hatten die Herzöge Bernhard und Heinrich 1414 eingeführt. Im Jahr 1555 war es vom Kaiser Karl V. und danach von dessen Nachfolger bestätigt worden. Als alle Proteste ungehört verhallten, verbanden sie sich 1700 mit anderen deutschen Fürsten in Nürnberg zum „Bunde der korrespondierenden Fürsten“. Notfalls wollte man mit Waffengewalt die Kurerhöhung Hannovers verhindern. Anton Ulrich wurde durch kaiserliches Mandat vom 8. Februar 1702 zur Strafe für seine Allianz mit Frankreich von der Mitregentschaft ausgeschlossen (siehe dazu Zwietrachttaler). Im selben Jahr überrumpelten Georg Wilhelm und Georg Ludwig unter Mithilfe des Kaisers die wolfenbüttelschen Fürsten und nötigten sie 1706 zur Anerkennung der Kurwürde.
Begründung der Personalunion mit Großbritannien
Georg Ludwig, Ernst Augusts Nachfolger seit dem 23. Januar 1698, erbte 1705 nach dem Tod seines Onkels Georg Wilhelm das Fürstentum Lüneburg. Mit Ausnahme des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel waren damit alle Lande des Hauses Braunschweig-Lüneburg in der Hand der hannoverschen Linie der Welfen.
Nach dem Tode der Königin Anne Stuart von Großbritannien, die keine Nachkommen hinterließ, erbte der Kurfürst 1714 die britische Königskrone. Gemäß dem Settlement Act von 1701 fiel die Krone an die nächsten protestantischen Verwandten, also an das Haus Hannover. Georg Ludwigs Mutter Sophie von der Pfalz war eine Enkelin des englischen und schottischen Königs Jakobs I. Georg verband durch diese Personalunion Großbritannien mit dem deutschen Kurfürstentum, das damit zu einem der mächtigsten im Heiligen Römischen Reich wurde. Die Personalunion endete erst 1837 mit der Thronbesteigung von Königin Victoria, da in Hannover (das mittlerweile zum Königreich erhoben war) nur männliche Nachkommen den Thron erben konnten. Daher ging die Herrschaft auf Victorias Onkel, Ernst August, Herzog von Cumberland, über.
Der größte Teil der Regierung Georg Ludwigs wurde von zwei großen Kriegen ausgefüllt (dem Spanischen Erbfolgekrieg und dem Nordischen Krieg), an denen Georg sowohl als Kurfürst wie auch als König starken Anteil nahm. Sein kriegerisches Engagement endete mit einer beträchtlichen Vergrößerung seiner Länder.
Die Union mit Großbritannien verwandelte Kurhannover in ein Nebenland, dessen Adel in Abwesenheit des Regenten Freiheiten ausnutzte. In wirtschaftlicher Hinsicht profitierte das Land von neuen handelspolitischen Beziehungen. Das stark agrarisch geprägte Land produzierte weit mehr, als es für den eigenen Gebrauch benötigte, und fand im britischen Empire einen Abnehmer seiner Überschüsse. Die im Entstehen begriffene Industrie Großbritanniens konnte im Gegenzug das Kurfürstentum mit fehlenden Gütern versorgen. Zwar war Kurhannover während des 18. Jahrhunderts in politischer Beziehung praktisch ein Trabant Großbritanniens, dennoch hoben sich das Ansehen und die Bedeutung des Landes im Reich infolge dieser Verbindung beträchtlich. In innerdeutschen Angelegenheiten war es hinter Habsburg und Brandenburg-Preußen die dritte Größe.
Georgs I. Regierung war für die kurbraunschweigisch-lüneburgischen Lande, wie sie seit 1705 offiziell genannt wurden, in jeder Beziehung bedeutend. Von der Kampagne am Rhein (Ende 1709) zurückgekehrt, wandte der Kurfürst den auch an seinen Grenzen geführten Kämpfen des Nordischen Kriegs seine ganze Aufmerksamkeit zu. Der mit Dänemark (1712) geplante Defensiv- und Offensivbund gegen Karl XII. von Schweden kam freilich nicht zustande. Dennoch stand das militärisch gut gerüstete Kur-Braunschweig-Lüneburg bereit, im geeigneten Augenblick einzugreifen, um die im Westfälischen Frieden 1648 vergeblich erstrebten reichen Herzogtümer Bremen und Verden zur Abrundung des territorialen Besitzes zu erobern. Inzwischen begnügte sich der Kurfürst damit, die Protestanten in den Hochstiften Münster, Paderborn und Hildesheim in seinen Schutz zu nehmen, während er andererseits den Katholiken in seinen Landen völlige Glaubensfreiheit gewährte. Hildesheim wurde kurzzeitig militärisch besetzt. Am 1. Oktober 1714 starb die britische Königin Anna aus dem Hause Stuart. Der Kurfürst siedelte zwar von Hannover nach London um, dies führte aber zu keiner direkten Verfassungsänderung im Kurfürstentum. Erst allmählich zeigte es sich, dass Statthalter und Geheimer Rat fortan die eigentlichen Regenten waren. Der Geheime Rat behielt die eigentliche Regierung des Landes in der Hand (unter der Bedingung regelmäßiger Berichterstattung an den fernen Landesherrn). Die Einkünfte aus den Domänen und die Steuern hatten selbst während der glänzenden Hofhaltung der Fürsten der letzten Generation zeitweise Überschüsse ergeben. Trotz relativ hoher Ausgaben für die Beamtenschaft, das stehende Heer und die in Hannover weiter bestehende Hofhaltung wanderten dennoch erhebliche Beträge in die Kasse des Kurfürsten-Königs und ermöglichten die Begründung eines bedeutenden Hausschatzes.
Inzwischen führten die Hartnäckigkeit Karls XII. von Schweden, die drohende Nähe der russischen Truppen in Mecklenburg sowie die Furcht, dass der Nordische Krieg ganz Niederdeutschland ergreifen und zuletzt nur dem Zaren helfen würde, eine Annäherung des dänischen Königs Friedrich IV. an Kur-Braunschweig-Lüneburg und die übrigen daran interessierten deutschen Fürsten herbei. Dies führte Anfang 1712 zum Braunschweiger Kongress zwecks Einigung über die nordischen Friedenstraktate und ein Jahr später zu einer Offensiv- und Defensivallianz zwischen Dänemark und Kur-Braunschweig-Lüneburg mit gegenseitiger Garantie. Dänemark sicherte das Verbleiben der damals unter dänischer Verwaltung stehenden schwedischen Herzogtümer Bremen und Verden bei Kurhannover. Auf der anderen Seite sollte die dauernde Verbindung Schleswigs mit Dänemark garantiert werden. Eine endgültige Sicherung im Besitz der Herzogtümer Bremen (nicht die Freie Reichsstadt Bremen) und Verden, die wegen ihrer reichen Einkünfte (jährlich eine Viertelmillion Reichstaler) wertvoll waren, gewährte der Vertrag von Stockholm (November 1719), worin Schweden gegen Zahlung von einer Million Reichstaler sein Anrecht auf die Herzogtümer an das Kurfürstentum abtrat. Die kaiserliche Belehnung mit denselben, in die auch Braunschweig-Wolfenbüttel aufgenommen wurde, erfolgte allerdings erst 1733.
Georg I. vereitelte in den 1720er Jahren Pläne der Habsburger gegen Frankreich, indem Kurhannover mit dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. in Herrenhausen die „Hannoversche Allianz“ zur Erhaltung des bestehenden Rechtszustandes schloss.
Georg II. und Georg III.
Mit seinem Vater Georg I., der u. a. die Gewehrschlossfabrik Linden mit initiierte, teilte sein Sohn Georg II. die Vorliebe für das deutsche Stammland, wo er sich gern aufhielt. Mit seinem Vetter und Schwager Friedrich Wilhelm I. von Preußen stand er aus persönlicher Antipathie und gegenseitiger Rivalität durchweg in einem sehr misslichen Verhältnis. Die Vorliebe des Preußenkönigs für die „Langen Kerls“ und die unter anderem damit verbundene Rücksichtslosigkeit seiner Werbeoffiziere im Hannöverschen führten 1731 zu einer ernsten Verwicklung. Die Heere beider Fürsten standen einander an der Landesgrenze bereits kampfbereit gegenüber, doch durch Vermittlung der Herzöge von Gotha und Braunschweig wurde noch im letzten Augenblick ein Krieg verhindert.
Georg II. stiftete 1737 die Universität Göttingen, die durch die Bemühungen des Ministers von Münchhausen bald die ausgezeichnetsten Gelehrten Deutschlands und eine große Zahl Studenten anzog.
Als Kurfürst des Reichs und Garant der Pragmatischen Sanktion stand Georg II. während des österreichischen Erbfolgekriegs von 1741 bis 1748 auf Seiten Maria Theresias. In der Schlacht bei Dettingen (27. Juni 1743) gelang ihm der letzte Sieg, den ein britischer König an der Spitze seiner Truppen selbst errang. Der Siebenjährige Krieg traf Kurhannover als eines der Hauptkampfgebiete schwer. Der Bund Österreichs mit dem alten Feind Frankreich hatte die politischen Verhältnisse umgekehrt und Hannover im Gefolge Großbritanniens zum Bund mit Friedrich II. von Preußen geführt. In den ersten Jahren waren die preußisch-britischen Streitkräfte meist in schlechter Lage. Das große militärische Geschick des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, den der preußische König bereitwillig seinem Bündnispartner als Oberbefehlshaber des alliierten Heeres überließ, konnte die Verluste der beiden ersten Jahre nicht völlig ausgleichen, vor allem die Niederlage des Herzogs von Cumberland bei Hastenbeck (1757) und die sich daran anschließende Konvention von Kloster Zeven, die das ganze Land ein Jahr lang den Franzosen überließ.
Georgs II. Nachfolger wurde 1760 sein Enkel Georg III. (1760–1820). Die Art der Regierung änderte sich unter dem neuen Regenten nicht; allerdings konnten Statthalter und Geheimer Rat selbständiger agieren, weil der König-Kurfürst ständig in England blieb, dem Land seiner Geburt, wo er freilich ein stehendes Kabinett für die Kurlande einrichtete. Bis zur französischen Revolution herrschte im Kurfürstentum (und ganz Deutschland) Frieden. An der innerdeutschen Politik begann Kurhannover sich erst seit dem Bayerischen Erbfolgekrieg engagierter zu beteiligen, und zwar diesmal in Übereinstimmung mit der preußischen Politik und gegen die josephinischen Expansionsbestrebungen. Die Habsburgermonarchie wollte Bayern annektieren, was einen Umsturz des inneren politischen Machtverhältnisses bedeutet und katholische wie protestantische, große wie kleine Fürsten gleichermaßen gefährdet hätte. Georg III. trat wie die 13 weiteren Fürsten dem 1785 von Friedrich II. von Preußen initiierten Fürstenbund bei, dessen Statuten auf Vereinbarung Preußens, Kurhannovers und Kursachsens noch zwei nur für diese drei Vertragspartner verbindliche geheime Separatartikel hinzugefügt wurden. Diese sahen für den Fall eines Krieges gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Maßnahmen vor, um die Absicht des Kaisers zunichtezumachen, der die Mitglieder seines Hauses Habsburg in die Koadjutorschaften sämtlicher wichtigen geistlichen Reichsstände zu bringen suchte.
Koalitionskriege und Ende des Kurfürstentums
An den Kämpfen gegen die Französische Revolution nahm Hannover nicht direkt teil. Allerdings wurde dem König von Großbritannien ein 16.000 Mann starkes Korps unter der Führung des Feldmarschalls Freytag überlassen, das mitkämpfte, bis es beim Rückzug des britischen Hauptheers in die Heimat zurückgesandt wurde. Der Abschluss des Basler Friedens durch Preußen (1795) und die darin vereinbarte Demarkationslinie bewahrten Hannover vor den Einfällen der Franzosen.
Das nächste Jahrzehnt war voller Reibungen zwischen Hannover und Preußen und brachte Hannover gerade infolge seiner Verbindung mit Großbritannien, das sich nicht an den Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) halten wollte, sondern den Krieg noch zwölf Monate länger fortsetzte, in eine missliche Lage. Zwar erhielt Hannover im genannten Frieden das Hochstift Osnabrück, doch Napoleon plante schon Hannovers Untergang, und zwar so, dass auch Preußen, das sich Napoleon gegenüber zurückhielt, mit verwickelt werden sollte. Napoleon forderte in den Jahren 1796–1801 Friedrich Wilhelm III. dreimal auf, Kurhannover wegen Verletzung der Bestimmungen des Basler Friedens und zur Deckung gegen Großbritannien zu besetzen. Der preußische König hielt es schließlich für das beste, der Aufforderung zu folgen, da Russland ihm zuvorzukommen suchte. Angesichts der Kräfteverhältnisse schien eine Verteidigung des Landes nicht ratsam, also besetzte der preußische General von Kleist mit 24.000 Mann Hannover. Diese Besatzung musste ein Jahr lang, bis zum Frieden von Amiens am 27. März 1802, von den Besetzten selbst unterhalten werden.
Der Reichsdeputationshauptschluss vom Februar 1803 bestätigte Kurhannover im Besitz von Osnabrück; jedoch konnte es seinen gleichzeitigen Anspruch auf das ebenfalls säkularisierte Hochstift Hildesheim gegen das konkurrierende Preußen nicht durchsetzen.
Mit der Wiederaufnahme des Kriegs durch Großbritannien ging Frankreich 1803 auch gegen das Kurfürstentum vor. Die Armee unter der Leitung von Feldmarschall Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn war geschwächt und demoralisiert. Wallmoden schloss am 3. Juni 1803 in Sulingen eine Konvention mit General Édouard Adolphe Mortier ab, der von der Weser her gegen Hannover mit einem französischen Heer anrückte. Kampflos erklärte sich so das rund 16.000 Mann starke hannöversche Heer einem nicht stärkeren Feind gegenüber für besiegt. Gimborn unterschrieb die Bedingung, jenseits der Elbe, im Lauenburgischen, für die Dauer des Kriegs in einer freiwilligen Internierung zu bleiben. Napoleon lehnte jedoch die Ratifikation der Konvention ab, und so diktierte der französische Feldherr Wallmoden in der Konvention von Artlenburg an der Elbe (5. Juli 1803) folgende Bedingungen: Das hannoversche Heer wird entwaffnet und aufgelöst; Munition und Pferde werden dem Sieger übergeben; das ganze Land bleibt unter französischer Verwaltung.
Jean-Baptiste Bernadotte, der spätere König von Schweden und Norwegen, war dort vom 14. Mai 1804 mehrere Monate lang französischer Gouverneur. Als Folge des von Christian von Haugwitz mit Napoleon geschlossenen Vertrags von Paris vom 15. Februar 1806 besetzt Preußen Hannover, was eine Kriegserklärung seitens Großbritanniens zur Folge hatte. 1807 bzw. 1810 ging Hannover schließlich im Königreich Westphalen auf, das von Napoleons jüngstem Bruder Jérôme regiert wurde. Der Nordwesten des Kurfürstentums wurde 1811 als Teil der Hanseatischen Departements Bestandteil des französischen Kaiserreichs.
Auf dem Wiener Kongress erklärte sich das neuerstandene Kurfürstentum am 12. Oktober 1814 selbst zum Königreich Hannover.
Staat und Verwaltung
Mit Erlangung der Kurfürstenwürde entwickelte sich auch die staatliche Struktur des Territoriums. Dabei wirkten neben neuzeitlichen Verwaltungsstrukturen auch alte ständische Organisationsformen fort. Auch im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg bestand ein starker Dualismus zwischen dem Landesherrn und den Landständen. Der Kurfürst war aber – insbesondere als König von Großbritannien – zunehmend auf eine zentrale Verwaltung angewiesen, ohne dass er die Landstände in den bis zu sieben verschiedenen Landschaften in Frage stellen wollte. Grundlage für die kurfürstliche Regierung war das Regierungsreglement von 1714, das auf dem von Ernst August von Calenberg niedergelegten Reglement von 1680 aufbaute.
Kurfürsten
Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg | ||
Haus Hannover | ||
Name | Herrschaft | Bemerkungen |
---|---|---|
Ernst August | 1692–1698 | Sohn von Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg |
Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg, König von Großbritannien und Irland Mit dem Act of Settlement von 1701 wurde die Thronfolge auf Protestanten eingeschränkt. Sophie von der Pfalz, die nächste protestantische Verwandte, wurde deshalb Thronfolgerin. Sie starb kurz vor Königin Anne. Aus diesem Grund folgte ihr Sohn auf den Thron, der das Haus Hannover begründete. | ||
Georg I. (George I) | 1698/1714–1727 | Sohn von Ernst August und Urenkel von Jakob I. |
Georg II. (George II) | 1727–1760 | Sohn von Georg I. |
Georg III. (George III) | 1760–1820 | Enkel von Georg II. |
- Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg
- Ernst August
- Georg I.
- Georg II.
- Georg III.
Landstände
Ausgehend von der territorialen Zersplitterung des nominell noch bestehenden Herzogtums Braunschweig-Lüneburg und anliegender Fürstentümer konnte das Kurfürstentum nach und nach eine Vielzahl von Landschaften mit jeweiligen Landständen vereinigen. Während der größten territorialen Ausdehnung des Kurfürstentums waren es sieben Landschaften. Durch die Regierungsferne des zunehmend in London regierenden Kurfürsten konnten die Landstände ein relatives Eigenleben entwickeln. Die Verflechtung des höheren Adels mit dem Hofe und hohen Verwaltungs- und Militärstellen minderte aber Konflikte.
Verwaltung
1714 gliederte ein Reglement die Landesregierung in fünf Zentralbehörden: Geheimes Ratskollegium, Kammer, Justizkanzlei, Konsistorium und Kriegskanzlei. Die Deutsche Kanzlei in London bildete das Verbindungsbüro zwischen Chur-Braunschweig-Lüneburg und der britischen Regierung.
Die Kurfürstenwürde bewirkte, dass das Territorium nicht mehr der Reichsgerichtsbarkeit unterstand. Als oberster Gerichtshof wurde deshalb 1711 das Oberappellationsgericht in Celle eingerichtet.
Militär
Die Ursprünge der kurhannoverschen Armee werden allgemein auf das Jahr 1617 für die Fürstentümer Grubenhagen und Calenberg festgelegt. Aber erst während des Dreißigjährigen Krieges entwickelte sich ein stehendes Heer. 1705 wurden die kurfürstlichen Truppen mit Regimentern des Fürstentums Lüneburg/Celle erweitert. Vor allem als Teil der Reichsarmee auf kaiserlicher Seite kämpften kurfürstlich hannoversche Truppen in unterschiedlichen Kriegen, so im Großen Türkenkrieg 1685–1699 und im Spanischen, Polnischen und Österreichischen Erbfolgekrieg.
Bedingt durch die engen Beziehungen zur britischen Armee des Königs und Kurfürsten kämpften hannoversche Truppen häufig an der Seite britischer Truppen. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) bestand eine Allianz neben hannoverschen und britischen Truppen aus Braunschweig-Wolfenbütteler, Hessen-Kasseler und preußischen Truppen. Im Vorfeld des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ersetzten 1775 kurhannoversche Truppen die nach Übersee abgerückten britischen Truppen auf Menorca und in Gibraltar. Die hannoverschen Truppen in Gibraltar verteidigten die Stellungen erfolgreich gegen spanische Angriffe. Hannoversche Truppen nahmen auch am britischen Krieg gegen Frankreich in Ostindien teil (1782–1792). Ebenfalls unter britischem Sold nahmen kurfürstliche Truppen im Ersten Koalitionskrieg (1792–1797) gegen das revolutionäre Frankreich teil (1793–1795). Die Armee des Kurfürstentums wurde 1803 aufgelöst, aber ein großer Teil der Offiziere und Soldaten ging nach Großbritannien und wurde dort als King’s German Legion wieder aufgestellt. Sie war die einzige deutsche Truppe, die sich kontinuierlich im Kampf gegen die französische Armee befand, und nahm an den Gefechten auf der iberischen Halbinsel, in Norddeutschland (Göhrde) und Kopenhagen teil. In der Schlacht bei Waterloo 1815 verteidigten sie den wichtigen Vorposten La Haye Sainte.
Offiziere des Hannoverschen Ingenieurkorps erstellten zwischen 1764 und 1784 die Kurhannoversche Landesaufnahme, die erste umfangreiche kartografische Landesaufnahme des Kurfürstentums.
- Grenadier à cheval (Garde B), um 1760
- Dragonerregiment Veltheim (D I), um 1761
- Dragonerregiment Ramdohr, um 1790
- Linieninfanterie der King’s German Legion
Siehe auch
- Liste der kur-braunschweig-lüneburgischen Regimenter
- Niedersächsischer Reichskreis
- Herzogtum Braunschweig-Lüneburg
- King’s German Legion
Literatur
- Heide Barmeyer (Hrsg.): Hannover und die englische Thronfolge (= Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte, Band 19). Bielefeld 2005.
- Richard Drögereit: Quellen zur Geschichte Kurhannovers im Zeitalter der Personalunion mit England 1714–1803 (Quellenhefte zur Niedersächsischen Geschichte). Hildesheim 1949.
- Wilhelm Havemann: Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg. Band 3, Göttingen 1857.
- William von Hassell: Das Kurfürstentum Hannover vom Frieden bis zur preußischen Occupation im Jahre 1806. Nach archivalischen und historischen Quellen. Meyer, Hannover 1894.
- Joachim Niemeyer, Georg Ortenburg (Hrsg.): Die Chur-braunschweig-lüneburgische Armee im Siebenjährigen Kriege. In: Das „Gmundener Prachtwerk“. Beckum 1976.
- Torsten Riotte: Hannover in der britischen Politik, 1792–1815. Dynastische Verbindung als Element außenpolitischer Entscheidungsprozesse (= Historia profana et ecclesiastica, Band 13). LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-7551-2.
- Torsten Riotte, B. Simms (Hrsg.): The Hanoverian Dimension in British History. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-84222-8.
- Christoph Barthold Scharf: Der politische Staat des Churfürstenthum Braunschweig-Lüneburg samt dazu gehörigen Herzogthümern, und Grafschaften in welchem dessen Städte, Flecken, Dörfer, adeliche Güther, und einzelne Höfe nach ihren Gerichts-Obrigkeiten und Einpfarrungen aus privat Nachrichten zusammengetragen und in Alphabetischer Ordnung entworfen. Lauenburg 1777 (Digitalisat).
- Georg Schnath: Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674–1714 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Hannover, Band XVIII). Hildesheim 1938.
- [Felix] Schütz von Brandis: Übersicht der Geschichte der Hannoverschen Armee von 1617 bis 1866. Von einem hannoverschen Jäger (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Band 14). Bearbeitet von J[ohann Karl Hermann] Freiherr von Reitzenstein. Hannover und Leipzig 1903. Reprint: LTR-Verlag, Buchholz-Sprötze 1998.
- Wilhelm von Wersebe: Geschichte der hannoverschen Armee. Hannover 1928 (Digitalisat).
- Hannoverische Chur-Würde. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 12, Leipzig 1735, Sp. 482 f.
Weblinks
- Private Homepage der Welfen
- King’s German Legion Reenactment-Gruppe
Einzelnachweise
- So auf den Fahnen der kur-braunschweig-lüneburgischen Armee und dem braunschweigischen Landeswappen: Nec aspera terrent auf zeno.org bzw. aus Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, Band 2. Fünfte Auflage, Leipzig 1911, S. 251.
- Vgl. Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Band 3, Göttingen 1857, S. 322 ff. (Google-Books).
- Albrecht Klose / Klaus-Peter Rueß: Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg. Texte, Übersetzungen, Biographien, Historische Anmerkungen. In: Stadtarchiv Regensburg (Hrsg.): Regensburger Studien. Band 22. Stadtarchiv Regensburg, Regensburg 2015, ISBN 978-3-943222-13-5, S. 58–60.
- Johann David Köhler: Historischer Münz-Belustigung Band 16, 41. 42. Stück, S. 326
- Vgl. Drögereit 1949, Barmeyer 2005.
- Der dänisch-schwedische Kampf hatte einen Teil Niederdeutschlands betroffen. Die Herzogtümer Bremen, Verden und Vorpommern waren noch in schwedischem Besitz.
- Der erste Statthalter war der General der Kavallerie von Bülow.
- Carl Ludolf Friedrich Lachmann: Geschichte der Stadt Braunschweig, seit ihrer Entstehung bis zum Ende des Jahres 1815, Ludwig Lucius, Braunschweig 1816, S. 247
- Karl Otmar von Aretin: Vom deutschen Reich zum Deutschen Bund. Seite 103, ISBN 978-3-525-33583-3, abgefragt am 14. Februar 2009.
- Vgl. zum Reglement 1714: Drögereit 1949, S. 5–15; zum Reglement von 1680: Schnath 1938, S. 686–694.
- Vgl. Drögereit 1949, S. 5.
- Schütz von Brandis, Übersicht der Geschichte der Hannoverschen Armee von 1617 bis 1866.
- Vgl. Wersebe, 1928, S. 208 ff.
- Niemeyer/Ortenburg 1976: 47
- Peter Hofschröer: The Hanoverian Army of the Napoleonic Wars. Osprey, 1989, S. 11 (online).
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Das Kurfurstentum Braunschweig Luneburg auch Chur Braunschweig Luneburg inoffiziell auch Kurfurstentum Hannover auch Chur Hannover oder Kurhannover genannt war ab 1692 das neunte Kurfurstentum des Heiligen Romischen Reiches Bis zur Personalunion mit Grossbritannien 1714 war Hannover administratives Zentrum und Residenzstadt Der Wahlspruch lautete Nec aspera terrent Auch Widrigkeiten schrecken nicht Das Kurfurstentum ging aus dem Teilfurstentum Calenberg des Herzogtums Braunschweig Luneburg hervor Es endete 1807 mit der Angliederung an das Konigreich Westphalen bzw nach dem Wiener Kongress 1814 als aus dem ehemaligen Kurfurstentum das Konigreich Hannover geschaffen wurde Territorium im Heiligen Romischen ReichKurfurstentum Braunschweig LuneburgWappenKarteDas Kurfurstentum Hannover 1789Alternativnamen Churfurstentum Braunschweig Luneburg Chur Braunschweig Luneburg Kurfurstentum Hannover Churhannover Kurhannover HannoverEntstanden aus Furstentum Calenberg bis 1692 Herrschaftsform KurfurstentumHerrscher Regierung KurfurstHeutige Region en DE NI DE SH DE STReichstag Kurfurstenrat Reichs furstenrat weltliche Bank bis zu sieben Virilstimmen fur sich sowie die Furstentumer Calenberg Luneburg ab 1705 und Grubenhagen 1707 1735 verliehen sowie die Herzogtumer Sachsen Lauenburg Bremen und Verden 1715 Teil einer Kuriat stimme Niederrheinisch Westfalisches Reichsgrafenkollegium u a fur die Grafschaften Hoya seit 1582 Diepholz und BentheimReichsmatrikel verschiedene Furstentumer siehe obenReichskreis niedersachsisch niederrheinisch westfalisch fur Hoya und Verden Hauptstadte Residenzen Hannover Herrenhausen LondonDynastien WelfenKonfession Religionen lutherischSprache n Niederdeutsch DeutschAufgegangen in Konigreich Westphalen 1807 Frieden von Tilsit Konigreich Hannover 1814 Rechtsnachfolge GeographieDas Kurfurstentum lag im Gebiet des heutigen Niedersachsen und mit kleinen Teilen im Gebiet des heutigen Sachsen Anhalt Amt Calvorde und Blankenburg Es umfasste folgende Territorien des Heiligen Romischen Reiches Furstentum Calenberg Furstentum Grubenhagen Grafschaft Hoya Herzogtum Sachsen Lauenburg Furstentum Luneburg ab 1705 das Herzogtum Bremen und das Herzogtum Verden ab 1715 Calenberg Grubenhagen und Luneburg waren nominell Teilfurstentumer des mittelalterlichen Herzogtums Braunschweig und Luneburg die Fursten des eigenstandigen Furstentums Braunschweig Wolfenbuttel nannten sich ebenfalls Herzoge von Braunschweig und Luneburg Ursprunglich war das Kurfurstentum ein reines Binnenland Erst mit dem Erwerb des Herzogtums Bremen konnte sich Kurhannover zur Nordsee ausweiten Der Grossteil des Kurfurstentums gehorte zum Niedersachsischen Reichskreis Die Grafschaft Hoya und das Herzogtum Verden waren Teile des Niederrheinisch Westfalischen Reichskreises GeschichteVorgeschichte Nach dem Tod seines Bruders Johann Friedrich erbte Ernst August 1679 das Furstentum Calenberg Wichtigstes politisches Ziel Ernst Augusts war der Erwerb der kurfurstlichen Wurde fur sein calenbergisches Haus Seit 1689 fuhrte er deshalb Unterhandlungen mit Kaiser Leopold I Bereits 1682 hatte Ernst August fur sein Land das Primogeniturrecht proklamiert welches eine Voraussetzung fur die Erlangung der Kurwurde war Gemass dieser Regelung sollte der alteste Sohn Georg Ludwig der alleinige Erbe der welfischen Furstentumer Calenberg und Grubenhagen werden Durch einen Erbschaftsvertrag mit seinem alteren Bruder dem Celler Herzog Georg Wilhelm war zudem sichergestellt dass nach dessen Tod das Furstentum Luneburg ebenfalls an die in Hannover residierenden Welfen fiel Auch wurde der Landeshaushalt ins Gleichgewicht gebracht und die gesamte Verwaltung vom Kabinett des Fursten unter Zuziehung weniger vertrauter Minister Franz Ernst Graf von Platen und Otto Grote zu Schauen geleitet Als oberste beratende und kontrollierende Behorde stand dem Fursten der wieder zu Ansehen gelangte Geheime Rat zur Seite Unter diesem bestanden die verschiedenen Verwaltungskollegien die Kanzlei hauptsachlich fur Rechtssachen die Kammer fur das Finanzwesen das Konsistorium und der Kriegsrat alle mit streng getrennten Ressorts Erlangung der Kurwurde Kupferstich des Kurfurstentums von Hermann Moll 1722 1692 wurde vom Kaiser die neue neunte Kur des Heiligen Romischen Reiches kreiert Der im Furstentum Calenberg regierenden Linie der Welfen wurde diese neunte Kurwurde verliehen Dies wurde durch einen Vertrag zwischen dem romisch deutschen Kaiser und den beiden Linien des Hauses Luneburg moglich nach dem gegen Erteilung der Kurwurde an das Haus Hannover unter eventueller Beteiligung von Celle eine ewige Union zwischen den Hausern Habsburg und Luneburg stattfinden sollte Fur alle kunftigen Konigswahlen sagten die hannoverschen Welfen fest die Zustimmung zur Wahl des habsburgischen Erstgeborenen zu An den langwierigen Verhandlungen war neben Otto Grote auch der braunschweigische Gesandte am kaiserlichen Hof in Wien Johann Christoph von Limbach beteiligt der dann zum Gesandten des neuen Kurfurstentums am Reichstag in Regensburg bestellt wurde Dort sollte Limbach die Zustimmung des Reichstags zum Vertrag erreichen was ihn nach Aussage der Inschrift auf seinem Grabdenkmal auf dem Gesandtenfriedhof 16 Jahre lang viel Muhe und Fleiss kostete Der Reichstag stimmte der Erhebung erst 1708 zu zwei Jahre vor dem Tod Limbachs Umgangssprachlich wurde das neue Kurfurstentum Braunschweig Luneburg auch Kurfurstentum Hannover oder kurz Kurhannover genannt Die Belehnung mit der Kurwurde stiess nicht nur im Reichstag auf Widerstand sie hatte auch Auseinandersetzungen mit der braunschweigisch wolfenbuttelschen Linie des Hauses Braunschweig Luneburg zur Folge Die beiden bis 1704 gemeinsam regierenden wolfenbuttelschen Welfenfursten die Bruder Rudolf August und Anton Ulrich empfanden die Erhohung der calenbergischen Linie in Hannover als unertragliche Zurucksetzung weil damit die jungere Linie Hannover trotz des Seniorats die Kurwurde erhielt Das Seniorat hatten die Herzoge Bernhard und Heinrich 1414 eingefuhrt Im Jahr 1555 war es vom Kaiser Karl V und danach von dessen Nachfolger bestatigt worden Als alle Proteste ungehort verhallten verbanden sie sich 1700 mit anderen deutschen Fursten in Nurnberg zum Bunde der korrespondierenden Fursten Notfalls wollte man mit Waffengewalt die Kurerhohung Hannovers verhindern Anton Ulrich wurde durch kaiserliches Mandat vom 8 Februar 1702 zur Strafe fur seine Allianz mit Frankreich von der Mitregentschaft ausgeschlossen siehe dazu Zwietrachttaler Im selben Jahr uberrumpelten Georg Wilhelm und Georg Ludwig unter Mithilfe des Kaisers die wolfenbuttelschen Fursten und notigten sie 1706 zur Anerkennung der Kurwurde Begrundung der Personalunion mit Grossbritannien Territoriale Gliederung des Kurfurstentums Braunschweig Luneburg und dynastische Zusammenhange innerhalb des Herzogtums Braunschweig Luneburg und zum Konigreich Grossbritannien Georg Ludwig Ernst Augusts Nachfolger seit dem 23 Januar 1698 erbte 1705 nach dem Tod seines Onkels Georg Wilhelm das Furstentum Luneburg Mit Ausnahme des Furstentums Braunschweig Wolfenbuttel waren damit alle Lande des Hauses Braunschweig Luneburg in der Hand der hannoverschen Linie der Welfen Nach dem Tode der Konigin Anne Stuart von Grossbritannien die keine Nachkommen hinterliess erbte der Kurfurst 1714 die britische Konigskrone Gemass dem Settlement Act von 1701 fiel die Krone an die nachsten protestantischen Verwandten also an das Haus Hannover Georg Ludwigs Mutter Sophie von der Pfalz war eine Enkelin des englischen und schottischen Konigs Jakobs I Georg verband durch diese Personalunion Grossbritannien mit dem deutschen Kurfurstentum das damit zu einem der machtigsten im Heiligen Romischen Reich wurde Die Personalunion endete erst 1837 mit der Thronbesteigung von Konigin Victoria da in Hannover das mittlerweile zum Konigreich erhoben war nur mannliche Nachkommen den Thron erben konnten Daher ging die Herrschaft auf Victorias Onkel Ernst August Herzog von Cumberland uber Der grosste Teil der Regierung Georg Ludwigs wurde von zwei grossen Kriegen ausgefullt dem Spanischen Erbfolgekrieg und dem Nordischen Krieg an denen Georg sowohl als Kurfurst wie auch als Konig starken Anteil nahm Sein kriegerisches Engagement endete mit einer betrachtlichen Vergrosserung seiner Lander Die Union mit Grossbritannien verwandelte Kurhannover in ein Nebenland dessen Adel in Abwesenheit des Regenten Freiheiten ausnutzte In wirtschaftlicher Hinsicht profitierte das Land von neuen handelspolitischen Beziehungen Das stark agrarisch gepragte Land produzierte weit mehr als es fur den eigenen Gebrauch benotigte und fand im britischen Empire einen Abnehmer seiner Uberschusse Die im Entstehen begriffene Industrie Grossbritanniens konnte im Gegenzug das Kurfurstentum mit fehlenden Gutern versorgen Zwar war Kurhannover wahrend des 18 Jahrhunderts in politischer Beziehung praktisch ein Trabant Grossbritanniens dennoch hoben sich das Ansehen und die Bedeutung des Landes im Reich infolge dieser Verbindung betrachtlich In innerdeutschen Angelegenheiten war es hinter Habsburg und Brandenburg Preussen die dritte Grosse Georgs I Regierung war fur die kurbraunschweigisch luneburgischen Lande wie sie seit 1705 offiziell genannt wurden in jeder Beziehung bedeutend Von der Kampagne am Rhein Ende 1709 zuruckgekehrt wandte der Kurfurst den auch an seinen Grenzen gefuhrten Kampfen des Nordischen Kriegs seine ganze Aufmerksamkeit zu Der mit Danemark 1712 geplante Defensiv und Offensivbund gegen Karl XII von Schweden kam freilich nicht zustande Dennoch stand das militarisch gut gerustete Kur Braunschweig Luneburg bereit im geeigneten Augenblick einzugreifen um die im Westfalischen Frieden 1648 vergeblich erstrebten reichen Herzogtumer Bremen und Verden zur Abrundung des territorialen Besitzes zu erobern Inzwischen begnugte sich der Kurfurst damit die Protestanten in den Hochstiften Munster Paderborn und Hildesheim in seinen Schutz zu nehmen wahrend er andererseits den Katholiken in seinen Landen vollige Glaubensfreiheit gewahrte Hildesheim wurde kurzzeitig militarisch besetzt Am 1 Oktober 1714 starb die britische Konigin Anna aus dem Hause Stuart Der Kurfurst siedelte zwar von Hannover nach London um dies fuhrte aber zu keiner direkten Verfassungsanderung im Kurfurstentum Erst allmahlich zeigte es sich dass Statthalter und Geheimer Rat fortan die eigentlichen Regenten waren Der Geheime Rat behielt die eigentliche Regierung des Landes in der Hand unter der Bedingung regelmassiger Berichterstattung an den fernen Landesherrn Die Einkunfte aus den Domanen und die Steuern hatten selbst wahrend der glanzenden Hofhaltung der Fursten der letzten Generation zeitweise Uberschusse ergeben Trotz relativ hoher Ausgaben fur die Beamtenschaft das stehende Heer und die in Hannover weiter bestehende Hofhaltung wanderten dennoch erhebliche Betrage in die Kasse des Kurfursten Konigs und ermoglichten die Begrundung eines bedeutenden Hausschatzes Inzwischen fuhrten die Hartnackigkeit Karls XII von Schweden die drohende Nahe der russischen Truppen in Mecklenburg sowie die Furcht dass der Nordische Krieg ganz Niederdeutschland ergreifen und zuletzt nur dem Zaren helfen wurde eine Annaherung des danischen Konigs Friedrich IV an Kur Braunschweig Luneburg und die ubrigen daran interessierten deutschen Fursten herbei Dies fuhrte Anfang 1712 zum Braunschweiger Kongress zwecks Einigung uber die nordischen Friedenstraktate und ein Jahr spater zu einer Offensiv und Defensivallianz zwischen Danemark und Kur Braunschweig Luneburg mit gegenseitiger Garantie Danemark sicherte das Verbleiben der damals unter danischer Verwaltung stehenden schwedischen Herzogtumer Bremen und Verden bei Kurhannover Auf der anderen Seite sollte die dauernde Verbindung Schleswigs mit Danemark garantiert werden Eine endgultige Sicherung im Besitz der Herzogtumer Bremen nicht die Freie Reichsstadt Bremen und Verden die wegen ihrer reichen Einkunfte jahrlich eine Viertelmillion Reichstaler wertvoll waren gewahrte der Vertrag von Stockholm November 1719 worin Schweden gegen Zahlung von einer Million Reichstaler sein Anrecht auf die Herzogtumer an das Kurfurstentum abtrat Die kaiserliche Belehnung mit denselben in die auch Braunschweig Wolfenbuttel aufgenommen wurde erfolgte allerdings erst 1733 Georg I vereitelte in den 1720er Jahren Plane der Habsburger gegen Frankreich indem Kurhannover mit dem preussischen Konig Friedrich Wilhelm I in Herrenhausen die Hannoversche Allianz zur Erhaltung des bestehenden Rechtszustandes schloss Georg II und Georg III Mit seinem Vater Georg I der u a die Gewehrschlossfabrik Linden mit initiierte teilte sein Sohn Georg II die Vorliebe fur das deutsche Stammland wo er sich gern aufhielt Mit seinem Vetter und Schwager Friedrich Wilhelm I von Preussen stand er aus personlicher Antipathie und gegenseitiger Rivalitat durchweg in einem sehr misslichen Verhaltnis Die Vorliebe des Preussenkonigs fur die Langen Kerls und die unter anderem damit verbundene Rucksichtslosigkeit seiner Werbeoffiziere im Hannoverschen fuhrten 1731 zu einer ernsten Verwicklung Die Heere beider Fursten standen einander an der Landesgrenze bereits kampfbereit gegenuber doch durch Vermittlung der Herzoge von Gotha und Braunschweig wurde noch im letzten Augenblick ein Krieg verhindert 1 6 Taler Georg II 1737 auf die Einweihung der Universitat Gottingen am 17 September 1737 Georg II stiftete 1737 die Universitat Gottingen die durch die Bemuhungen des Ministers von Munchhausen bald die ausgezeichnetsten Gelehrten Deutschlands und eine grosse Zahl Studenten anzog Als Kurfurst des Reichs und Garant der Pragmatischen Sanktion stand Georg II wahrend des osterreichischen Erbfolgekriegs von 1741 bis 1748 auf Seiten Maria Theresias In der Schlacht bei Dettingen 27 Juni 1743 gelang ihm der letzte Sieg den ein britischer Konig an der Spitze seiner Truppen selbst errang Der Siebenjahrige Krieg traf Kurhannover als eines der Hauptkampfgebiete schwer Der Bund Osterreichs mit dem alten Feind Frankreich hatte die politischen Verhaltnisse umgekehrt und Hannover im Gefolge Grossbritanniens zum Bund mit Friedrich II von Preussen gefuhrt In den ersten Jahren waren die preussisch britischen Streitkrafte meist in schlechter Lage Das grosse militarische Geschick des Herzogs Ferdinand von Braunschweig Wolfenbuttel den der preussische Konig bereitwillig seinem Bundnispartner als Oberbefehlshaber des alliierten Heeres uberliess konnte die Verluste der beiden ersten Jahre nicht vollig ausgleichen vor allem die Niederlage des Herzogs von Cumberland bei Hastenbeck 1757 und die sich daran anschliessende Konvention von Kloster Zeven die das ganze Land ein Jahr lang den Franzosen uberliess Georgs II Nachfolger wurde 1760 sein Enkel Georg III 1760 1820 Die Art der Regierung anderte sich unter dem neuen Regenten nicht allerdings konnten Statthalter und Geheimer Rat selbstandiger agieren weil der Konig Kurfurst standig in England blieb dem Land seiner Geburt wo er freilich ein stehendes Kabinett fur die Kurlande einrichtete Bis zur franzosischen Revolution herrschte im Kurfurstentum und ganz Deutschland Frieden An der innerdeutschen Politik begann Kurhannover sich erst seit dem Bayerischen Erbfolgekrieg engagierter zu beteiligen und zwar diesmal in Ubereinstimmung mit der preussischen Politik und gegen die josephinischen Expansionsbestrebungen Die Habsburgermonarchie wollte Bayern annektieren was einen Umsturz des inneren politischen Machtverhaltnisses bedeutet und katholische wie protestantische grosse wie kleine Fursten gleichermassen gefahrdet hatte Georg III trat wie die 13 weiteren Fursten dem 1785 von Friedrich II von Preussen initiierten Furstenbund bei dessen Statuten auf Vereinbarung Preussens Kurhannovers und Kursachsens noch zwei nur fur diese drei Vertragspartner verbindliche geheime Separatartikel hinzugefugt wurden Diese sahen fur den Fall eines Krieges gegenseitige Unterstutzung und gemeinsame Massnahmen vor um die Absicht des Kaisers zunichtezumachen der die Mitglieder seines Hauses Habsburg in die Koadjutorschaften samtlicher wichtigen geistlichen Reichsstande zu bringen suchte Koalitionskriege und Ende des Kurfurstentums An den Kampfen gegen die Franzosische Revolution nahm Hannover nicht direkt teil Allerdings wurde dem Konig von Grossbritannien ein 16 000 Mann starkes Korps unter der Fuhrung des Feldmarschalls Freytag uberlassen das mitkampfte bis es beim Ruckzug des britischen Hauptheers in die Heimat zuruckgesandt wurde Der Abschluss des Basler Friedens durch Preussen 1795 und die darin vereinbarte Demarkationslinie bewahrten Hannover vor den Einfallen der Franzosen Das nachste Jahrzehnt war voller Reibungen zwischen Hannover und Preussen und brachte Hannover gerade infolge seiner Verbindung mit Grossbritannien das sich nicht an den Frieden von Luneville 9 Februar 1801 halten wollte sondern den Krieg noch zwolf Monate langer fortsetzte in eine missliche Lage Zwar erhielt Hannover im genannten Frieden das Hochstift Osnabruck doch Napoleon plante schon Hannovers Untergang und zwar so dass auch Preussen das sich Napoleon gegenuber zuruckhielt mit verwickelt werden sollte Napoleon forderte in den Jahren 1796 1801 Friedrich Wilhelm III dreimal auf Kurhannover wegen Verletzung der Bestimmungen des Basler Friedens und zur Deckung gegen Grossbritannien zu besetzen Der preussische Konig hielt es schliesslich fur das beste der Aufforderung zu folgen da Russland ihm zuvorzukommen suchte Angesichts der Krafteverhaltnisse schien eine Verteidigung des Landes nicht ratsam also besetzte der preussische General von Kleist mit 24 000 Mann Hannover Diese Besatzung musste ein Jahr lang bis zum Frieden von Amiens am 27 Marz 1802 von den Besetzten selbst unterhalten werden Der Reichsdeputationshauptschluss vom Februar 1803 bestatigte Kurhannover im Besitz von Osnabruck jedoch konnte es seinen gleichzeitigen Anspruch auf das ebenfalls sakularisierte Hochstift Hildesheim gegen das konkurrierende Preussen nicht durchsetzen Mit der Wiederaufnahme des Kriegs durch Grossbritannien ging Frankreich 1803 auch gegen das Kurfurstentum vor Die Armee unter der Leitung von Feldmarschall Johann Ludwig von Wallmoden Gimborn war geschwacht und demoralisiert Wallmoden schloss am 3 Juni 1803 in Sulingen eine Konvention mit General Edouard Adolphe Mortier ab der von der Weser her gegen Hannover mit einem franzosischen Heer anruckte Kampflos erklarte sich so das rund 16 000 Mann starke hannoversche Heer einem nicht starkeren Feind gegenuber fur besiegt Gimborn unterschrieb die Bedingung jenseits der Elbe im Lauenburgischen fur die Dauer des Kriegs in einer freiwilligen Internierung zu bleiben Napoleon lehnte jedoch die Ratifikation der Konvention ab und so diktierte der franzosische Feldherr Wallmoden in der Konvention von Artlenburg an der Elbe 5 Juli 1803 folgende Bedingungen Das hannoversche Heer wird entwaffnet und aufgelost Munition und Pferde werden dem Sieger ubergeben das ganze Land bleibt unter franzosischer Verwaltung Jean Baptiste Bernadotte der spatere Konig von Schweden und Norwegen war dort vom 14 Mai 1804 mehrere Monate lang franzosischer Gouverneur Als Folge des von Christian von Haugwitz mit Napoleon geschlossenen Vertrags von Paris vom 15 Februar 1806 besetzt Preussen Hannover was eine Kriegserklarung seitens Grossbritanniens zur Folge hatte 1807 bzw 1810 ging Hannover schliesslich im Konigreich Westphalen auf das von Napoleons jungstem Bruder Jerome regiert wurde Der Nordwesten des Kurfurstentums wurde 1811 als Teil der Hanseatischen Departements Bestandteil des franzosischen Kaiserreichs Auf dem Wiener Kongress erklarte sich das neuerstandene Kurfurstentum am 12 Oktober 1814 selbst zum Konigreich Hannover Staat und VerwaltungMit Erlangung der Kurfurstenwurde entwickelte sich auch die staatliche Struktur des Territoriums Dabei wirkten neben neuzeitlichen Verwaltungsstrukturen auch alte standische Organisationsformen fort Auch im Kurfurstentum Braunschweig Luneburg bestand ein starker Dualismus zwischen dem Landesherrn und den Landstanden Der Kurfurst war aber insbesondere als Konig von Grossbritannien zunehmend auf eine zentrale Verwaltung angewiesen ohne dass er die Landstande in den bis zu sieben verschiedenen Landschaften in Frage stellen wollte Grundlage fur die kurfurstliche Regierung war das Regierungsreglement von 1714 das auf dem von Ernst August von Calenberg niedergelegten Reglement von 1680 aufbaute Kurfursten Kurfurst von Braunschweig LuneburgHaus HannoverName Herrschaft BemerkungenErnst August 1692 1698 Sohn von Georg von Braunschweig und Luneburg CalenbergKurfurst von Braunschweig Luneburg Konig von Grossbritannien und Irland Mit dem Act of Settlement von 1701 wurde die Thronfolge auf Protestanten eingeschrankt Sophie von der Pfalz die nachste protestantische Verwandte wurde deshalb Thronfolgerin Sie starb kurz vor Konigin Anne Aus diesem Grund folgte ihr Sohn auf den Thron der das Haus Hannover begrundete Georg I George I 1698 1714 1727 Sohn von Ernst August und Urenkel von Jakob I Georg II George II 1727 1760 Sohn von Georg I Georg III George III 1760 1820 Enkel von Georg II Kurfursten von Braunschweig LuneburgErnst August Georg I Georg II Georg III Landstande Ausgehend von der territorialen Zersplitterung des nominell noch bestehenden Herzogtums Braunschweig Luneburg und anliegender Furstentumer konnte das Kurfurstentum nach und nach eine Vielzahl von Landschaften mit jeweiligen Landstanden vereinigen Wahrend der grossten territorialen Ausdehnung des Kurfurstentums waren es sieben Landschaften Durch die Regierungsferne des zunehmend in London regierenden Kurfursten konnten die Landstande ein relatives Eigenleben entwickeln Die Verflechtung des hoheren Adels mit dem Hofe und hohen Verwaltungs und Militarstellen minderte aber Konflikte Verwaltung 1714 gliederte ein Reglement die Landesregierung in funf Zentralbehorden Geheimes Ratskollegium Kammer Justizkanzlei Konsistorium und Kriegskanzlei Die Deutsche Kanzlei in London bildete das Verbindungsburo zwischen Chur Braunschweig Luneburg und der britischen Regierung Die Kurfurstenwurde bewirkte dass das Territorium nicht mehr der Reichsgerichtsbarkeit unterstand Als oberster Gerichtshof wurde deshalb 1711 das Oberappellationsgericht in Celle eingerichtet MilitarDie Ursprunge der kurhannoverschen Armee werden allgemein auf das Jahr 1617 fur die Furstentumer Grubenhagen und Calenberg festgelegt Aber erst wahrend des Dreissigjahrigen Krieges entwickelte sich ein stehendes Heer 1705 wurden die kurfurstlichen Truppen mit Regimentern des Furstentums Luneburg Celle erweitert Vor allem als Teil der Reichsarmee auf kaiserlicher Seite kampften kurfurstlich hannoversche Truppen in unterschiedlichen Kriegen so im Grossen Turkenkrieg 1685 1699 und im Spanischen Polnischen und Osterreichischen Erbfolgekrieg Bedingt durch die engen Beziehungen zur britischen Armee des Konigs und Kurfursten kampften hannoversche Truppen haufig an der Seite britischer Truppen Im Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 bestand eine Allianz neben hannoverschen und britischen Truppen aus Braunschweig Wolfenbutteler Hessen Kasseler und preussischen Truppen Im Vorfeld des Amerikanischen Unabhangigkeitskrieges ersetzten 1775 kurhannoversche Truppen die nach Ubersee abgeruckten britischen Truppen auf Menorca und in Gibraltar Die hannoverschen Truppen in Gibraltar verteidigten die Stellungen erfolgreich gegen spanische Angriffe Hannoversche Truppen nahmen auch am britischen Krieg gegen Frankreich in Ostindien teil 1782 1792 Ebenfalls unter britischem Sold nahmen kurfurstliche Truppen im Ersten Koalitionskrieg 1792 1797 gegen das revolutionare Frankreich teil 1793 1795 Die Armee des Kurfurstentums wurde 1803 aufgelost aber ein grosser Teil der Offiziere und Soldaten ging nach Grossbritannien und wurde dort als King s German Legion wieder aufgestellt Sie war die einzige deutsche Truppe die sich kontinuierlich im Kampf gegen die franzosische Armee befand und nahm an den Gefechten auf der iberischen Halbinsel in Norddeutschland Gohrde und Kopenhagen teil In der Schlacht bei Waterloo 1815 verteidigten sie den wichtigen Vorposten La Haye Sainte Offiziere des Hannoverschen Ingenieurkorps erstellten zwischen 1764 und 1784 die Kurhannoversche Landesaufnahme die erste umfangreiche kartografische Landesaufnahme des Kurfurstentums Grenadier a cheval Garde B um 1760 Dragoner regiment Veltheim D I um 1761 Dragoner regiment Ramdohr um 1790 Linien infanterie der King s German LegionSiehe auchListe der kur braunschweig luneburgischen Regimenter Niedersachsischer Reichskreis Herzogtum Braunschweig Luneburg King s German LegionLiteraturHeide Barmeyer Hrsg Hannover und die englische Thronfolge Hannoversche Schriften zur Regional und Lokalgeschichte Band 19 Bielefeld 2005 Richard Drogereit Quellen zur Geschichte Kurhannovers im Zeitalter der Personalunion mit England 1714 1803 Quellenhefte zur Niedersachsischen Geschichte Hildesheim 1949 Wilhelm Havemann Geschichte der Lande Braunschweig und Luneburg Band 3 Gottingen 1857 William von Hassell Das Kurfurstentum Hannover vom Frieden bis zur preussischen Occupation im Jahre 1806 Nach archivalischen und historischen Quellen Meyer Hannover 1894 Joachim Niemeyer Georg Ortenburg Hrsg Die Chur braunschweig luneburgische Armee im Siebenjahrigen Kriege In Das Gmundener Prachtwerk Beckum 1976 Torsten Riotte Hannover in der britischen Politik 1792 1815 Dynastische Verbindung als Element aussenpolitischer Entscheidungsprozesse Historia profana et ecclesiastica Band 13 LIT Verlag Munster 2005 ISBN 3 8258 7551 2 Torsten Riotte B Simms Hrsg The Hanoverian Dimension in British History Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 84222 8 Christoph Barthold Scharf Der politische Staat des Churfurstenthum Braunschweig Luneburg samt dazu gehorigen Herzogthumern und Grafschaften in welchem dessen Stadte Flecken Dorfer adeliche Guther und einzelne Hofe nach ihren Gerichts Obrigkeiten und Einpfarrungen aus privat Nachrichten zusammengetragen und in Alphabetischer Ordnung entworfen Lauenburg 1777 Digitalisat Georg Schnath Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674 1714 Veroffentlichungen der Historischen Kommission zu Hannover Band XVIII Hildesheim 1938 Felix Schutz von Brandis Ubersicht der Geschichte der Hannoverschen Armee von 1617 bis 1866 Von einem hannoverschen Jager Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens Band 14 Bearbeitet von J ohann Karl Hermann Freiherr von Reitzenstein Hannover und Leipzig 1903 Reprint LTR Verlag Buchholz Sprotze 1998 Wilhelm von Wersebe Geschichte der hannoverschen Armee Hannover 1928 Digitalisat Hannoverische Chur Wurde In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 12 Leipzig 1735 Sp 482 f WeblinksCommons Kurfurstentum Braunschweig Luneburg Sammlung von Bildern Private Homepage der Welfen King s German Legion Reenactment GruppeEinzelnachweiseSo auf den Fahnen der kur braunschweig luneburgischen Armee und dem braunschweigischen Landeswappen Nec aspera terrent auf zeno org bzw aus Brockhaus Kleines Konversations Lexikon Band 2 Funfte Auflage Leipzig 1911 S 251 Vgl Havemann Geschichte der Lande Braunschweig und Luneburg Band 3 Gottingen 1857 S 322 ff Google Books Albrecht Klose Klaus Peter Ruess Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg Texte Ubersetzungen Biographien Historische Anmerkungen In Stadtarchiv Regensburg Hrsg Regensburger Studien Band 22 Stadtarchiv Regensburg Regensburg 2015 ISBN 978 3 943222 13 5 S 58 60 Johann David Kohler Historischer Munz Belustigung Band 16 41 42 Stuck S 326 Vgl Drogereit 1949 Barmeyer 2005 Der danisch schwedische Kampf hatte einen Teil Niederdeutschlands betroffen Die Herzogtumer Bremen Verden und Vorpommern waren noch in schwedischem Besitz Der erste Statthalter war der General der Kavallerie von Bulow Carl Ludolf Friedrich Lachmann Geschichte der Stadt Braunschweig seit ihrer Entstehung bis zum Ende des Jahres 1815 Ludwig Lucius Braunschweig 1816 S 247 Karl Otmar von Aretin Vom deutschen Reich zum Deutschen Bund Seite 103 ISBN 978 3 525 33583 3 abgefragt am 14 Februar 2009 Vgl zum Reglement 1714 Drogereit 1949 S 5 15 zum Reglement von 1680 Schnath 1938 S 686 694 Vgl Drogereit 1949 S 5 Schutz von Brandis Ubersicht der Geschichte der Hannoverschen Armee von 1617 bis 1866 Vgl Wersebe 1928 S 208 ff Niemeyer Ortenburg 1976 47 Peter Hofschroer The Hanoverian Army of the Napoleonic Wars Osprey 1989 S 11 online Kurfurstenkollegium des Heiligen Romischen Reiches Goldene Bulle Karls IV Mainz Trier Koln Rheinpfalz Sachsen Brandenburg Bohmen Kurwurde im 17 Jahrhundert Bayern 1623 Hannover 1692 Reichsdeputationshauptschluss 1803 Hessen Baden Regensburg Salzburg Wurttemberg Normdaten Geografikum GND 1342457072 GND Explorer lobid OGND AKS VIAF 242560277