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Jüdische Studien

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Jüdische Studien und Judaistik sind die offiziellen Bezeichnungen einer wissenschaftlichen Disziplin, die an mehreren deutschsprachigen Universitäten studiert werden kann und nach ihrem Selbstverständnis an die Tradition der Wissenschaft des Judentums anknüpft, die sich im 19. Jahrhundert als eigenständige akademische Disziplin entwickelte.

Begrifflichkeit

Die jüngere Bezeichnung Jüdische Studien lehnt sich an die nach der Schoa (Holocaust) zunächst im angloamerikanischen Raum und Israel fortgesetzte Disziplin der oben genannten Wissenschaft des Judentums an (Jewish Studies); als Begründer gilt in den USA Salo W. Baron (1895–1989), Historiker an der Columbia University, ehemals Hochschullehrer in Wien. Hingegen ist Judaistik die traditionelle Fachbezeichnung, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum durchsetzte, in Anlehnung an ähnlich gebildete Namen anderer Disziplinen wie Orientalistik, Romanistik, Germanistik, Hebraistik. Die ersten Gründungen deutschsprachiger judaistischer Institute an Philosophischen Fakultäten erfolgten seit den 1960er Jahren in Wien (Kurt Schubert), Berlin-West (Jacob Taubes), Köln (Johann Maier) und Frankfurt am Main (Arnold Goldberg). An der Humboldt-Universität in Berlin-Ost gab es das Fach Israelstudien.

Forschungsgegenstand des Faches

Das Fach Jüdische Studien/Judaistik hat die Erforschung und Vermittlung der über 3000-jährigen Geschichte, Literatur-, Religions- und Kulturgeschichte des Judentums zum Ziel. Jüdische Religions-, Geistes- und Kulturgeschichte werden hierbei nicht als passives Objekt äußerer Einflüsse, sondern als aktiv handelnder Teil der allgemeinen Kultur aufgefasst. Unabdingbar für die Auseinandersetzung mit der jüdischen Religions- und Kulturgeschichte ist die Kenntnis der Quellensprachen des Judentums, insbesondere des Hebräischen, aber je nach Spezialisierung auch des Aramäischen, Judäo-Arabischen, Jiddischen, Judenspanischen, Judäo-Persisch, Judäo-Griechisch und weiterer Sprachen. Das Studium der hebräischen Sprache möglichst in all ihren literarischen Entwicklungsstufen (biblisch, rabbinisch, mittelalterlich, modern) wird als Grundvoraussetzung für die kritische Quellenlektüre angesehen. Dieses Prinzip gilt nicht erst für die Postgraduate-Phase, sondern bereits in den Bachelorstudiengängen, in denen an angelsächsischen Hochschulen meist noch mit Übersetzungen, also mit Texten aus zweiter Hand, gearbeitet wird. Mit dieser spezifisch judaistischen Expertise hebt sich Jüdische Studien/Judaistik von anderen Fächern der Philosophischen Fakultäten ab, die sich punktuell mit Judentum beschäftigen (Geschichte, Philosophie etc.).

Jüdische Studien/Judaistik sieht sich zwar in der Tradition der Wissenschaft des Judentums, was den philologischen und kulturhistorischen Anspruch angeht, doch während diese eine Disziplin von Juden für Juden war, die unter anderem der Neudefinition der jüdischen Identität im modernen Staat dienen sollte, wird in Jüdische Studien/Judaistik Wert darauf gelegt, das Judentum von einem neutralen Standpunkt aus zu erforschen. Daher ist das Fach normalerweise an einer Philosophischen Fakultät (oder, wo diese in ihrer klassischen Form nicht besteht, in einem der geschichts- und kulturwissenschaftlichen Fachbereiche) beheimatet und nicht an einer Theologischen Fakultät. Das Fach soll weder konfessionell gebunden als rein innerjüdische Angelegenheit definiert noch darauf beschränkt sein, das Judentum allein als Religion zu betrachten. In der Regel sind Lehre und Forschung der judaistischen Lehrstühle in den Bereichen der jüdischen/hebräischen Literatur, der Geschichte, Religions- und Geistesgeschichte angesiedelt.

Johann Maier schrieb 1966 zum Spannungsfeld zwischen Wissenschaft des Judentums und Judaistik: „Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde zwar die Errichtung einer Lehrkanzel für Wissenschaft des Judentums an der Berliner Universität erwogen, doch blieb es beim Plan, da der Ausbruch des Ersten Weltkrieges seine Verwirklichung vereitelte. Im Falle der Verwirklichung wäre […] eine Definition des neuen Faches vonnöten gewesen. Denn Wissenschaft des Judentums war nun einmal Bezeichnung einer von jüdischen Wissenschaftlern geleisteten Arbeit, eine innerjüdische Veranstaltung, und dies selbst noch an der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, die sich nicht die Rabbinerausbildung als Zweckbestimmung gesetzt hatte. Ein Vertreter dieser Richtung wäre […] vielfacher Mißdeutung ausgesetzt gewesen, nicht nur durch die nicht jüdische Umwelt, sondern durch die verschiedenen jüdischen Parteien selbst. Der Lehrkanzelinhaber wäre […] als Repräsentant des Judentums angesehen worden, womit […] sein innerjüdischer Standpunkt besondere Bedeutung gewinnt […] Demgegenüber ist für einen judaistischen Lehrstuhl die persönliche Religions- bzw. Volkszugehörigkeit des Fachvertreters grundsätzlich irrelevant, sofern er nur gewillt ist, seine Disziplin in einer nach wissenschaftlicher Objektivität ausgerichteten Betrachtungsweise zu betreuen. Nun hat ohne jeden Zweifel schon die alte Wissenschaft des Judentums eine unermeßliche Leistung von solch ‚objektiver‘ Art gezeigt, nur blieb die Auswirkung so gut wie ganz auf den innerjüdischen Bereich begrenzt, weil es sich nicht um die Ergebnisse einer traditionellen akademischen Disziplin handelte und weil man im außerjüdischen Bereich die Arbeit jüdischer Gelehrter zumeist von vornherein als pro domo angelegt und damit als ‚nicht objektiv‘ abstempelte.“

An einigen Universitäten sind in jüngerer Vergangenheit auch Studiengänge entstanden, die eine Zusammenführung der Jüdischen Studien mit der Islamwissenschaft sowie teilweise auch den Sozialwissenschaften (und Israel-Studien) vertreten – so beispielsweise in einer Kooperation der Universität Heidelberg mit der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg seit dem Wintersemester 2019/20. Hintergrund solcher Studiengänge ist einerseits das Bestreben, die existierende Trennung der Beschäftigung mit dem Judentum und Israel einerseits und den übrigen Kulturen des Nahen Ostens andererseits zu überwinden, worüber hinaus Derek Jonathan Penslar, Professor für Jewish History an der Universität Toronto auch eine „unglückliche Trennung“ der historisch orientierten Judaistik von den überwiegend sozialwissenschaftlich geprägten Israel Studies beklagt. Im angestrebten Zusammengehen sollen die sprachbasierten Disziplinen, Islamwissenschaft und Judaistik, mit den methodenbasierten Sozialwissenschaften verbunden werden, um die gegenwartsbezogene Forschung zu forcieren.

Schon im Jahr 2005 bestand in Hessen die Absicht, die Judaistik aus Frankfurt abzuziehen und in ein Zentrum für Orientwissenschaften in Marburg zu integrieren; die Initiative wurde mit Unterstützung des Verbands der Judaisten in Deutschland abgewiesen, da die systematische Anbindung an die Orientalistik eine willkürliche Beschränkung des Horizonts der Judaistik bedeutet hätte, die normalerweise den Anspruch hat, auch Geschichte und Kulturen jüdischer Gemeinden außerhalb des Orients, d. h. insbesondere Europas, aber auch Nord- und Südamerikas, des Fernen Ostens u. a. zu erforschen. Nicht zuletzt aus organisatorischen Gründen (Verschmelzung vor allem kleinerer Fächer zu Fächergruppen) und einem allgemeinen Trend zur Einrichtung von Regionalstudien entstehen im In- und Ausland – oft an Stelle der herkömmlichen Jüdischen Studien/Judaistik, Islamwissenschaft, Sinologie, Indologie etc. – an immer mehr Orten Studiengänge, in die judaistische Module und Schwerpunkte in teils variablem Umfang inkorporiert sind, die sich jedoch primär als neue Fächer mit der Bezeichnung Naher und Mittlerer Osten (München), Asien und Mittelmeerraum: Sprachen, Kulturen, Gesellschaften (Halle/Saale) u. ä. präsentieren und Module enthalten, die bisher zum engeren judaistischen Kern nicht gehörten (Christlicher Orient, Iranistik u. ä.) Hiervon werden weitergehende interkulturelle und interdisziplinäre Effekte erwartet.

Universitäten und Lehrstühle

Jüdische Studien/Judaistik kann an deutschen Universitäten als Ein- oder Zwei-Fach-Bachelor-Studiengang (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Köln, Münster, Heidelberg, Halle/Saale u. a.) sowie als Master-Studiengang (Berlin, Frankfurt/Main, Köln, Düsseldorf, Heidelberg u. a.) studiert werden. Lehrstühle mit einer kleineren Ausstattung gibt es in Göttingen, Mainz (judaistische Module im Studiengang Evangelische Theologie) und München (judaistische Module in den Nahoststudien). Lehrstühle mit einer Spezialisierung auf einen Teilbereich bestehen z. B. in Hamburg (jüdische Philosophie) und München (jüdische Geschichte). Alle Studiengänge stehen Bewerbern und Bewerberinnen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit offen. Ausgenommen davon ist die Rabbinerausbildung, die in einer Kooperation zwischen dem Institut für Jüdische Studien der Universität Potsdam und dem Abraham Geiger Kolleg organisiert ist.

Liste der Standorte im deutschsprachigen Raum

Deutschland

(Quelle: )

  • Bamberg
  • Berlin (FU)
  • Düsseldorf. Neben Jüdischen Studien bietet die Heinrich-Heine-Universität als einzige Hochschule im deutschsprachigen Raum jiddistische Studiengänge an.
  • Erfurt. Hier bietet der judaistische Lehrstuhl ein Modul im Studiengang Religionswissenschaften an.
  • Frankfurt am Main
  • Freiburg im Breisgau
  • Göttingen. Der judaistische Lehrstuhl bietet Module in Studiengängen der Theologischen Fakultät an.
  • Hamburg (Institut für Jüdische Philosophie und Religion)
  • Heidelberg
  • Halle-Wittenberg
  • Köln
  • Leipzig
  • Mainz. Die Judaistik bietet Module in mehreren Studiengängen an, vergibt regelmäßig Lehraufträge und beteiligt sich an interdisziplinären Veranstaltungen.
  • München. Hier bietet der Lehrstuhl einen judaistischen Schwerpunkt im Studiengang Naher und Mittlerer Osten an. Daneben gibt es einen Lehrstuhl für jüdische Geschichte, der eigene Studiengänge anbietet.
  • Münster (ab 2018)
  • Potsdam
  • Tübingen
  • Trier. Hier werden im Rahmen der Germanistik Jiddischseminare angeboten.

Österreich

  • Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz
  • Salzburg, Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte (ZJK)
  • Wien

Schweiz

  • Basel
  • Bern
  • Luzern

Literatur

  • Encyclopaedia Judaica
  • Fachinformationsdienst Jüdische Studien
  • Michael Brenner, Stefan Rohrbacher (Hrsg.): Wissenschaft vom Judentum. Annäherungen nach dem Holocaust. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-20807-3.
  • Andreas Lehnardt (Hrsg.): Judaistik im Wandel. Ein halbes Jahrhundert Forschung und Lehre über das Judentum in Deutschland. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, ISBN 978-3-11-052347-8.
  • Günter Stemberger: Einführung in die Judaistik. C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-49333-5.
  • Journal of Ancient Judaism. Zeitschrift. Vandenhoeck & Ruprecht, ISSN 1869-3296.

Weblinks

  • Linkkatalog zum Thema Jüdische Studien bei curlie.org (ehemals DMOZ)
  • Verband der Judaisten in Deutschland e. V.
  • Vereinigung für Jüdische Studien
  • Literaturempfehlungen und Onlineressourcen zu den Fachbereichen Jüdische Studien und Judaistik

Einzelnachweise

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 29. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2
  2. http://judaistik.phil-fak.uni-koeln.de
  3. Nahostmaster. Abgerufen am 4. Juni 2020. 
  4. Derek Jonathan Penslar: Israel in History – The Jewish State in Comparative Perspective. Routledge (Taylor & Francis Group), London and New York 2007, ISBN 978-0-415-40036-7, S. 66. 
  5. Michael Nuding: Islamwissenschaft und Israel-Studien an deutschen Universitäten - Gehören Judaistik und Islamwissenschaft zusammen? In: Zenith Magazin. 28. Mai 2020, abgerufen am 4. Juni 2020. 
  6. https://bildungsklick.de/hochschule-und-forschung/detail/land-richtet-forschungsstelle-juedische-studien-in-frankfurt-ein, aufgerufen am 10. August 2020.
  7. https://www.geschkult.fu-berlin.de/e/judaistik/Linkliste/Studium-in-Deutschland/index.html
  8. Professur für Judaistik. auf uni-bamberg.de.
  9. Institut für Judaistik. fu-berlin.de, 4. April 2006, abgerufen am 1. September 2016. 
  10. Institut für Jüdische Studien, Abteilung für Jiddistik. auf phil-fak.uni-duesseldorf.de
  11. Professur Judaistik. uni-erfurt.de, abgerufen am 1. September 2016. 
  12. Goethe-Universität – Seminar für Judaistik. uni-frankfurt.de, abgerufen am 1. September 2016. 
  13. Judaistik. auf uni-freiburg.de
  14. https://www.uni-goettingen.de/de/55246.html
  15. Webmaster: Institut für Jüdische Philosophie und Religion. Abgerufen am 20. März 2018. 
  16. Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. Abgerufen am 22. August 2017. 
  17. Seminar für Judaistik/Jüdische Studien. auf uni-halle.de.
  18. Martin-Buber-Institut für Judaistik. auf uni-koeln.de.
  19. Judentum in Tradition und Gegenwart B. A. Universität Leipzig, abgerufen am 9. August 2023. 
  20. Professur für Judaistik. (Memento vom 5. Dezember 2013 im Internet Archive) auf uni-mainz.de.
  21. Studiengang Judaistik. auf uni-muenchen.de, abgerufen am 1. September 2016.
  22. Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft auf uni-potsdam.de, abgerufen am 12. April 2021.
  23. Seminar für Religionswissenschaft und Judaistik/Institutum Judaicum. uni-tuebingen.de, abgerufen am 1. September 2016. 
  24. Universität Trier: Germanistik – Jiddistik. uni-trier.de, abgerufen am 1. September 2016. 
  25. Institut für Judaistik auf univie.ac.at
  26. Zentrum für Jüdische Studien. jewishstudies.unibas.ch, abgerufen am 12. April 2021. 
  27. Institut für Judaistik. Abgerufen am 1. September 2016. 
  28. Universität Luzern: Judaistik – Universität Luzern. unilu.ch, abgerufen am 1. September 2016. 
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4162796-9 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS) | LCCN: sh85070866

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 16 Jul 2025 / 06:09

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Judische Studien und Judaistik sind die offiziellen Bezeichnungen einer wissenschaftlichen Disziplin die an mehreren deutschsprachigen Universitaten studiert werden kann und nach ihrem Selbstverstandnis an die Tradition der Wissenschaft des Judentums anknupft die sich im 19 Jahrhundert als eigenstandige akademische Disziplin entwickelte BegrifflichkeitDie jungere Bezeichnung Judische Studien lehnt sich an die nach der Schoa Holocaust zunachst im angloamerikanischen Raum und Israel fortgesetzte Disziplin der oben genannten Wissenschaft des Judentums an Jewish Studies als Begrunder gilt in den USA Salo W Baron 1895 1989 Historiker an der Columbia University ehemals Hochschullehrer in Wien Hingegen ist Judaistik die traditionelle Fachbezeichnung die sich nach dem Zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum durchsetzte in Anlehnung an ahnlich gebildete Namen anderer Disziplinen wie Orientalistik Romanistik Germanistik Hebraistik Die ersten Grundungen deutschsprachiger judaistischer Institute an Philosophischen Fakultaten erfolgten seit den 1960er Jahren in Wien Kurt Schubert Berlin West Jacob Taubes Koln Johann Maier und Frankfurt am Main Arnold Goldberg An der Humboldt Universitat in Berlin Ost gab es das Fach Israelstudien Forschungsgegenstand des FachesDas Fach Judische Studien Judaistik hat die Erforschung und Vermittlung der uber 3000 jahrigen Geschichte Literatur Religions und Kulturgeschichte des Judentums zum Ziel Judische Religions Geistes und Kulturgeschichte werden hierbei nicht als passives Objekt ausserer Einflusse sondern als aktiv handelnder Teil der allgemeinen Kultur aufgefasst Unabdingbar fur die Auseinandersetzung mit der judischen Religions und Kulturgeschichte ist die Kenntnis der Quellensprachen des Judentums insbesondere des Hebraischen aber je nach Spezialisierung auch des Aramaischen Judao Arabischen Jiddischen Judenspanischen Judao Persisch Judao Griechisch und weiterer Sprachen Das Studium der hebraischen Sprache moglichst in all ihren literarischen Entwicklungsstufen biblisch rabbinisch mittelalterlich modern wird als Grundvoraussetzung fur die kritische Quellenlekture angesehen Dieses Prinzip gilt nicht erst fur die Postgraduate Phase sondern bereits in den Bachelorstudiengangen in denen an angelsachsischen Hochschulen meist noch mit Ubersetzungen also mit Texten aus zweiter Hand gearbeitet wird Mit dieser spezifisch judaistischen Expertise hebt sich Judische Studien Judaistik von anderen Fachern der Philosophischen Fakultaten ab die sich punktuell mit Judentum beschaftigen Geschichte Philosophie etc Judische Studien Judaistik sieht sich zwar in der Tradition der Wissenschaft des Judentums was den philologischen und kulturhistorischen Anspruch angeht doch wahrend diese eine Disziplin von Juden fur Juden war die unter anderem der Neudefinition der judischen Identitat im modernen Staat dienen sollte wird in Judische Studien Judaistik Wert darauf gelegt das Judentum von einem neutralen Standpunkt aus zu erforschen Daher ist das Fach normalerweise an einer Philosophischen Fakultat oder wo diese in ihrer klassischen Form nicht besteht in einem der geschichts und kulturwissenschaftlichen Fachbereiche beheimatet und nicht an einer Theologischen Fakultat Das Fach soll weder konfessionell gebunden als rein innerjudische Angelegenheit definiert noch darauf beschrankt sein das Judentum allein als Religion zu betrachten In der Regel sind Lehre und Forschung der judaistischen Lehrstuhle in den Bereichen der judischen hebraischen Literatur der Geschichte Religions und Geistesgeschichte angesiedelt Johann Maier schrieb 1966 zum Spannungsfeld zwischen Wissenschaft des Judentums und Judaistik Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde zwar die Errichtung einer Lehrkanzel fur Wissenschaft des Judentums an der Berliner Universitat erwogen doch blieb es beim Plan da der Ausbruch des Ersten Weltkrieges seine Verwirklichung vereitelte Im Falle der Verwirklichung ware eine Definition des neuen Faches vonnoten gewesen Denn Wissenschaft des Judentums war nun einmal Bezeichnung einer von judischen Wissenschaftlern geleisteten Arbeit eine innerjudische Veranstaltung und dies selbst noch an der Berliner Hochschule fur die Wissenschaft des Judentums die sich nicht die Rabbinerausbildung als Zweckbestimmung gesetzt hatte Ein Vertreter dieser Richtung ware vielfacher Missdeutung ausgesetzt gewesen nicht nur durch die nicht judische Umwelt sondern durch die verschiedenen judischen Parteien selbst Der Lehrkanzelinhaber ware als Reprasentant des Judentums angesehen worden womit sein innerjudischer Standpunkt besondere Bedeutung gewinnt Demgegenuber ist fur einen judaistischen Lehrstuhl die personliche Religions bzw Volkszugehorigkeit des Fachvertreters grundsatzlich irrelevant sofern er nur gewillt ist seine Disziplin in einer nach wissenschaftlicher Objektivitat ausgerichteten Betrachtungsweise zu betreuen Nun hat ohne jeden Zweifel schon die alte Wissenschaft des Judentums eine unermessliche Leistung von solch objektiver Art gezeigt nur blieb die Auswirkung so gut wie ganz auf den innerjudischen Bereich begrenzt weil es sich nicht um die Ergebnisse einer traditionellen akademischen Disziplin handelte und weil man im ausserjudischen Bereich die Arbeit judischer Gelehrter zumeist von vornherein als pro domo angelegt und damit als nicht objektiv abstempelte An einigen Universitaten sind in jungerer Vergangenheit auch Studiengange entstanden die eine Zusammenfuhrung der Judischen Studien mit der Islamwissenschaft sowie teilweise auch den Sozialwissenschaften und Israel Studien vertreten so beispielsweise in einer Kooperation der Universitat Heidelberg mit der Hochschule fur Judische Studien Heidelberg seit dem Wintersemester 2019 20 Hintergrund solcher Studiengange ist einerseits das Bestreben die existierende Trennung der Beschaftigung mit dem Judentum und Israel einerseits und den ubrigen Kulturen des Nahen Ostens andererseits zu uberwinden woruber hinaus Derek Jonathan Penslar Professor fur Jewish History an der Universitat Toronto auch eine ungluckliche Trennung der historisch orientierten Judaistik von den uberwiegend sozialwissenschaftlich gepragten Israel Studies beklagt Im angestrebten Zusammengehen sollen die sprachbasierten Disziplinen Islamwissenschaft und Judaistik mit den methodenbasierten Sozialwissenschaften verbunden werden um die gegenwartsbezogene Forschung zu forcieren Schon im Jahr 2005 bestand in Hessen die Absicht die Judaistik aus Frankfurt abzuziehen und in ein Zentrum fur Orientwissenschaften in Marburg zu integrieren die Initiative wurde mit Unterstutzung des Verbands der Judaisten in Deutschland abgewiesen da die systematische Anbindung an die Orientalistik eine willkurliche Beschrankung des Horizonts der Judaistik bedeutet hatte die normalerweise den Anspruch hat auch Geschichte und Kulturen judischer Gemeinden ausserhalb des Orients d h insbesondere Europas aber auch Nord und Sudamerikas des Fernen Ostens u a zu erforschen Nicht zuletzt aus organisatorischen Grunden Verschmelzung vor allem kleinerer Facher zu Fachergruppen und einem allgemeinen Trend zur Einrichtung von Regionalstudien entstehen im In und Ausland oft an Stelle der herkommlichen Judischen Studien Judaistik Islamwissenschaft Sinologie Indologie etc an immer mehr Orten Studiengange in die judaistische Module und Schwerpunkte in teils variablem Umfang inkorporiert sind die sich jedoch primar als neue Facher mit der Bezeichnung Naher und Mittlerer Osten Munchen Asien und Mittelmeerraum Sprachen Kulturen Gesellschaften Halle Saale u a prasentieren und Module enthalten die bisher zum engeren judaistischen Kern nicht gehorten Christlicher Orient Iranistik u a Hiervon werden weitergehende interkulturelle und interdisziplinare Effekte erwartet Universitaten und LehrstuhleJudische Studien Judaistik kann an deutschen Universitaten als Ein oder Zwei Fach Bachelor Studiengang Berlin Dusseldorf Frankfurt Main Koln Munster Heidelberg Halle Saale u a sowie als Master Studiengang Berlin Frankfurt Main Koln Dusseldorf Heidelberg u a studiert werden Lehrstuhle mit einer kleineren Ausstattung gibt es in Gottingen Mainz judaistische Module im Studiengang Evangelische Theologie und Munchen judaistische Module in den Nahoststudien Lehrstuhle mit einer Spezialisierung auf einen Teilbereich bestehen z B in Hamburg judische Philosophie und Munchen judische Geschichte Alle Studiengange stehen Bewerbern und Bewerberinnen unabhangig von ihrer Religionszugehorigkeit offen Ausgenommen davon ist die Rabbinerausbildung die in einer Kooperation zwischen dem Institut fur Judische Studien der Universitat Potsdam und dem Abraham Geiger Kolleg organisiert ist Liste der Standorte im deutschsprachigen Raum Deutschland Quelle Bamberg Berlin FU Dusseldorf Neben Judischen Studien bietet die Heinrich Heine Universitat als einzige Hochschule im deutschsprachigen Raum jiddistische Studiengange an Erfurt Hier bietet der judaistische Lehrstuhl ein Modul im Studiengang Religionswissenschaften an Frankfurt am Main Freiburg im Breisgau Gottingen Der judaistische Lehrstuhl bietet Module in Studiengangen der Theologischen Fakultat an Hamburg Institut fur Judische Philosophie und Religion Heidelberg Halle Wittenberg Koln Leipzig Mainz Die Judaistik bietet Module in mehreren Studiengangen an vergibt regelmassig Lehrauftrage und beteiligt sich an interdisziplinaren Veranstaltungen Munchen Hier bietet der Lehrstuhl einen judaistischen Schwerpunkt im Studiengang Naher und Mittlerer Osten an Daneben gibt es einen Lehrstuhl fur judische Geschichte der eigene Studiengange anbietet Munster ab 2018 Potsdam Tubingen Trier Hier werden im Rahmen der Germanistik Jiddischseminare angeboten Osterreich Centrum fur Judische Studien der Universitat Graz Salzburg Zentrum fur Judische Kulturgeschichte ZJK WienSchweiz Basel Bern LuzernLiteraturEncyclopaedia Judaica Fachinformationsdienst Judische Studien Michael Brenner Stefan Rohrbacher Hrsg Wissenschaft vom Judentum Annaherungen nach dem Holocaust Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2000 ISBN 3 525 20807 3 Andreas Lehnardt Hrsg Judaistik im Wandel Ein halbes Jahrhundert Forschung und Lehre uber das Judentum in Deutschland De Gruyter Berlin Boston 2017 ISBN 978 3 11 052347 8 Gunter Stemberger Einfuhrung in die Judaistik C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 49333 5 Journal of Ancient Judaism Zeitschrift Vandenhoeck amp Ruprecht ISSN 1869 3296 WeblinksLinkkatalog zum Thema Judische Studien bei curlie org ehemals DMOZ Verband der Judaisten in Deutschland e V Vereinigung fur Judische Studien Literaturempfehlungen und Onlineressourcen zu den Fachbereichen Judische Studien und JudaistikEinzelnachweiseArchivierte Kopie Memento des Originals vom 29 September 2020 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 http judaistik phil fak uni koeln de Nahostmaster Abgerufen am 4 Juni 2020 Derek Jonathan Penslar Israel in History The Jewish State in Comparative Perspective Routledge Taylor amp Francis Group London and New York 2007 ISBN 978 0 415 40036 7 S 66 Michael Nuding Islamwissenschaft und Israel Studien an deutschen Universitaten Gehoren Judaistik und Islamwissenschaft zusammen In Zenith Magazin 28 Mai 2020 abgerufen am 4 Juni 2020 https bildungsklick de hochschule und forschung detail land richtet forschungsstelle juedische studien in frankfurt ein aufgerufen am 10 August 2020 https www geschkult fu berlin de e judaistik Linkliste Studium in Deutschland index html Professur fur Judaistik auf uni bamberg de Institut fur Judaistik fu berlin de 4 April 2006 abgerufen am 1 September 2016 Institut fur Judische Studien Abteilung fur Jiddistik auf phil fak uni duesseldorf de Professur Judaistik uni erfurt de abgerufen am 1 September 2016 Goethe Universitat Seminar fur Judaistik uni frankfurt de abgerufen am 1 September 2016 Judaistik auf uni freiburg de https www uni goettingen de de 55246 html Webmaster Institut fur Judische Philosophie und Religion Abgerufen am 20 Marz 2018 Hochschule fur Judische Studien Heidelberg Abgerufen am 22 August 2017 Seminar fur Judaistik Judische Studien auf uni halle de Martin Buber Institut fur Judaistik auf uni koeln de Judentum in Tradition und Gegenwart B A Universitat Leipzig abgerufen am 9 August 2023 Professur fur Judaistik Memento vom 5 Dezember 2013 im Internet Archive auf uni mainz de Studiengang Judaistik auf uni muenchen de abgerufen am 1 September 2016 Institut fur Judische Studien und Religionswissenschaft auf uni potsdam de abgerufen am 12 April 2021 Seminar fur Religionswissenschaft und Judaistik Institutum Judaicum uni tuebingen de abgerufen am 1 September 2016 Universitat Trier Germanistik Jiddistik uni trier de abgerufen am 1 September 2016 Institut fur Judaistik auf univie ac at Zentrum fur Judische Studien jewishstudies unibas ch abgerufen am 12 April 2021 Institut fur Judaistik Abgerufen am 1 September 2016 Universitat Luzern Judaistik Universitat Luzern unilu ch abgerufen am 1 September 2016 Normdaten Sachbegriff GND 4162796 9 GND Explorer lobid OGND AKS LCCN sh85070866

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